E_1935_Zeitung_Nr.067
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cvurde, von Seiten der nächstinteressierten<br />
Kantonsbehörden auf vermehrte und tatkräftige<br />
Unterstützung rechnen können, so besteht<br />
durchaus die Gefahr, dass das Rennen am<br />
Grossglockner dem Klausen den Rang abläuft<br />
und diesem nurmehr die schöne Erinnerung<br />
an grosse Tage bleibt.<br />
Wir wollen hoffen, dass es nicht so weit<br />
komme, aber auf alle Fälle haben die am Automobilsport<br />
interessierten Kreise gut getan,<br />
rechtzeitig für eine besonders wertvolle und<br />
in ihrer Art für unser Land neuartige Bereicherung<br />
des Sportkalenders durch die Ausschreibung<br />
eines Grossen Preises zu sorgen.<br />
Mit dieser Konkurrenz sind wir mit einem<br />
Male in die vorderste Linie der Länder gerückt,<br />
deren Namen seit Jahren an erster<br />
Stelle im internationalen Rennprogramm<br />
prangen und werden bald zu den Nationen<br />
gehören, denen das Vorrecht zukommt, sogenannte<br />
«grandes e"preuves» zu organisieren,<br />
die unbestrittene Höhepunkte im europäischen<br />
Rennsport darstellen. Diesen Wettkämpfen<br />
kommen besondere Privilegien zu,<br />
welche im Sportkodex, der für den Autorennsport<br />
der ganzen Welt massgebend ist, niedergelegt<br />
sind. Ihnen wird eine noch exklusivere<br />
Stellung zukommen, wenn der deutsche<br />
Vorschlag auf Wiedereinführung einer<br />
Europa-Meisterschaft angenommen ist. Für<br />
deren Austragung kämen ausschliesslich die<br />
Grossen Preise der Länder in Frage, welche<br />
als «grandes epreuves» anerkannt sind, was<br />
für die Schweiz noch nicht der Fall ist. Wie<br />
seinerzeit berichtet, wurde anlässlich der<br />
Tagungen der A. I.A. C. R. schon im letzten<br />
Herbst nach der Durchführung des ersten<br />
Grossen Preises in Bern, der in organisatorischer<br />
Hinsicht vollauf befriedigt, ja man darf<br />
ruhig sagen geglänzt hat, der Antrag gestellt,<br />
die schweizerische Hauptveranstaltung sei<br />
ebenfalls unter die bevorzugten Rennen einzureihen.<br />
Es wurden damals mehr formelle<br />
Bedenken geäussert, da man verhindern<br />
wollte, dass auch aus anderen Ländern ähnliche<br />
Anträge eingebracht würden, ohne dass<br />
die Gewähr für eine wirklich erstklassige und<br />
vor allem auch dauernde Durchführung solcher<br />
Rennen gegeben gewesen wäre. Der Antrag<br />
ist deshalb vorübergehend zurückgezogen<br />
worden. Wir dürfen aber annehmen, dass<br />
alle Aussicht auf seine Annahme in diesem<br />
Herbst vorhanden ist, sofern der 2. Grosse<br />
Preis der Schweiz dem ersten in jeder Hinsicht<br />
mindestens ebenbürtig zur Seite steht.<br />
Die Voraussetzungen hiefür sind durchaus<br />
gegeben, ja sie lassen sogar darauf schliessen,<br />
dass die erste Wiederholung sogar noch<br />
zu einer zweiten und verbesserten Auflage<br />
wird. Es dürfte auch für den Fernstehenden<br />
klar sein, dass die • Gleichsetzung des schweizerischen<br />
Rennens mit klassischen Grossen<br />
Preisen, wie diejenigen von Frankreich, Italien,<br />
Deutschland usw., nicht nur die kommenden<br />
Veranstaltungen in Bern noch weiter<br />
zu fördern vermag, sondern auch dem<br />
schweizerischen Autosport überhaupt ein<br />
ganz anderes Ansehen verschaffen wird.<br />
Einen besonderen Gewinn für den Rennsport<br />
im In- und Ausland bedeutet unzweifelhaft<br />
die Einführung des internationalen Kleine<br />
wagen-Rennens. Im Bau und Handel der<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - NO 67<br />
Rennwagen von Zylinderinhalten bis etwa<br />
1,5 1 herrschen glücklicherweise noch wesentlich<br />
erfreulichere Zustände, als dies für die<br />
Rennwagen der Fall ist, welche nach der<br />
internationalen Gewichtsformel gebaut werden<br />
und fast ausschliesslich für die Beschikkung<br />
der Grossen Preise bestimmt sind. Mit<br />
Ausnahme der Firma Maserati gibt nämlich<br />
keine der massgebenden Firmen Rennmaschinen<br />
an private Fahrer ab, sondern beliefert<br />
nur ihre Fabrikmannschaft. Dagegen steht<br />
den Sportsleuten der Markt für kleinere Wagen<br />
offen und werden auch eine Reihe sehr<br />
leistungsfähiger Konstruktionen gebaut, zu<br />
denen als jüngste nun das englische Produkt<br />
der ERA gekommen ist. Aus diesem Grunde<br />
ist auch die Zahl der Piloten und Besitzer von<br />
Maschinen kleineren Inhaltes weitaus grösser.<br />
Während nun den Fahrern in der grossen<br />
Klasse vielfach geeignete Gefährte fehlen,<br />
mangelt es den anderen an Startmöglichkeiten,<br />
da wirklich international aufgezogene<br />
Rennen dieser Art mit entsprechenden Preisen<br />
für die Bestplazierten sehr selten sind.<br />
Die Ausschreibung des Kleinwagenrennens<br />
für Maschinen bis 1500 ccm entsprach daher<br />
einem wirklichen Bedürfnis. Schon letztes<br />
Jahr gingen rund 50 Anmeldungen von wirklich<br />
gut ausgewiesenen Fahrern mit erstklassigem<br />
Wagenmaterial ein, während aber nur<br />
etwa die Hälfte der Interessenten berücksichtigt<br />
werden konnte. Dieses Jahr ergab sich<br />
das nämliche Bild, ja der Wunsch an einem<br />
gutorganisierten Rennen mit internationaler<br />
Bedeutung teilzunehmen, ging sogar soweit,<br />
dass manche Fahrer sich bereit erklärten auf<br />
den sonst für sie so notwendigen Startzuschuss<br />
zu verzichten, wenn sie nur die Starterlaubnis<br />
erhalten würden. Aber auch dieses<br />
Mal war es zum Leidwesen der Organisatoren<br />
keineswegs möglich, allen Wünschen Rechnung<br />
zu tragen. Es ist aber die Absicht der<br />
Rennleitung, den «Preis von Bern», unter<br />
welchem Namen das Rennen jetzt ausgefahren<br />
wird, in den kommenden Jahren grösser<br />
aufzuziehen, indem beispielsweise in Vorund<br />
Endläufen gestartet wird, um mehr als<br />
zwanzig Piloten eine Chance zu bieten.<br />
Der schweizerische Autosport ist an diesem<br />
Rennen um so mehr interessiert, als hier<br />
doch schon für mehrere unserer eigenen Fahrer<br />
die Möglichkeit besteht, mitzumachen,<br />
während wir bekanntlich einen einzigen Herrenfahrer<br />
aufweisen, der unsere Farben an<br />
den Rennen in der grossen Klasse vertreten<br />
kann. Unser Nachwuchs muss aber unbedingt<br />
sich auch in der Disziplin der Rundrennen<br />
erproben und trainieren können, da diese<br />
Rennart immer mehr für den Austrag internationaler<br />
Wettkämpfe gewählt wird, während<br />
die Bergrennen an Zahl rapid zurückgingen<br />
und sich auf einige ganz klassische<br />
Anlässe beschränken. Wir haben allen Grund<br />
uns zu freuen, wenn die Schweiz tüchtige<br />
Bergspezialisten aufweist und an ausländische<br />
Treffen entsenden kann, doch darf die<br />
Ausbildung des Nachwuchses auf keinen Fall<br />
einseitig ausfallen, wenn wir gegenüber dem<br />
Auslande nicht allzusehr zurückstehen sollen.<br />
Da eröffnet nun das heuer erstmals ausgetragene<br />
nationale Rundrennen unserer jüngeren<br />
Fahrergeneration interessante Aussichten.<br />
Hier können sie ohne die Ueberlegenheit routinierter<br />
Praktiker fürchten zu müssen oder<br />
durch diese zum vorneherein ganz beträchtlich<br />
handicapiert zu sein, ihre Erfahrung sammeln<br />
und sich für weitere Rennen dieser Art<br />
vorbereiten. Die tüchtigsten unter ihnen werden<br />
schon nächstes Jahr vielleicht Gelegenheit<br />
haben, am Preis von Bern mitzumachen<br />
und dann auch gelegentlich im Auslande anzutreten.<br />
Sie bringen dann schon von zu<br />
Hause das notwendige Rüstzeug mit und müssen<br />
nicht auf gut Glück und ohne jegliche<br />
Erfahrung anderswo ihr Lehrgeld bezahlen.<br />
Die Tatsache, dass sich 30 Sportsleute angemeldet<br />
haben, von denen mit ein bis zwei<br />
Ausnahmen noch keiner ein Rundrennen absolvieren<br />
konnte, zeigt, wie gross das Interesse<br />
dafür ist und wie gut die Rennleitung<br />
daran tat, den jüngeren Piloten ein neues Feld<br />
der Betätigung zu eröffnen. Der «Preis vom<br />
Bremgarten», wie sich das nationale Rennen<br />
stolz betitelt, wird unserem einheimischen<br />
Autosport gewiss einen weiteren, sehr willkommenen<br />
An- und Auftrieb geben.<br />
So dient also jedes der drei kommenden<br />
Rennen seinem besonderen Zwecke, womit<br />
die Veranstaltungen vom 24./25. August eine<br />
Vielseitigkeit erreicht haben, wie sie nur wenige<br />
rennsportliche Anlässe auf dem Kontinent<br />
aufzuweisen vermögen!<br />
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