E_1935_Zeitung_Nr.067
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N» 67 - <strong>1935</strong> ÄUTOMOBIE-KEVÜEf 15<br />
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f£2h»ti<br />
Gegen die vierzig Fahrer allerersten Ranges<br />
werden sich nächsten Sonntag auf der<br />
Berner Rundstrecke Rendez-vous geben. Aus<br />
aller Herren Ländern kommen sie herbeigeströmt,<br />
um sich im friedlichen Kampfe zu<br />
messen. Und werden sie, die Helden des 25.<br />
August, die Tausende und Abertausende von<br />
Neugierigen heranzuziehen vermögen? Welche<br />
Leistungen und Erfolge haben sie bis<br />
dahin zu verzeichnen ?<br />
Man spricht immer von Maschinen, von<br />
Alfa Romeo, von Maserati, von Mercedes-<br />
Benz, von Auto-Union usw. Hier soll nun<br />
einmal auch von den einzelnen Fahrern die<br />
Rede sein, sie haben es verdient, denn ohne<br />
sie ist eben der beste und schnellste Rennwagen<br />
doch nur ein lebloser, uninteressanter<br />
Gegenstand.<br />
Tazlo Nuvolarl<br />
ist wohl der berühmteste unter den italienischen<br />
Piloten. Auch er ist aus der Gilde der Motorradrennfahrer<br />
hervorgegangen und gewann sein<br />
erstes Wagenrennen im Jahre 1924' (Circuit Tigullio).<br />
Dann eilte er von Erfolg zu Erfolg. 1928<br />
gewann er in Tripolis, Pozzo und Alessandria,<br />
1930 in Maddalena, in Triest, an der T. T. in<br />
Belfast, in der Targa Florio, in der Goppa Ciano,<br />
in Consuma und riss ferner die klassische' Mille<br />
Miglia an sich.<br />
In der vergangenen Saison startete er für<br />
Maserati und auch für M. G. Unglücklicherweise<br />
ereilte ihn aber in Alessandria ein schwerer<br />
Unfall, an dessen Folgen er noch das ganze<br />
Jahr litt und somit sein grosses Können nicht<br />
mehr voll zur Entfaltung bringen konnte. Wir<br />
erinnern uns noch, wie er an zwei Krücken zu<br />
seiner Maschine humpelte und trotz bandagiertem<br />
Bein Läufe von über 500 km durchhielt; dabei<br />
vermochte er sich trotzdem da und dort ausgezeichnet<br />
zu plazieren. Man bewunderte die zähe<br />
Energie des Mantuaners, aber man wusste auch,<br />
dass für ihn wieder einmal die grosse Zeit kommen<br />
würde. Und sie kam mit dem ersten Rundrennen<br />
dieser Saison, im Grossen Preis von Pau,<br />
•den Nuvolari wieder als Vertreter der Scuderia<br />
Ferrari gewann. Dann folgten die Rennen tin<br />
Bergamo (Erster), Biella (Erster), Penya Rhin<br />
(Dritter), Turin (Erster). Seinen fünfzigsten Sieg<br />
feierte Nuvolari auf dem Nürburgri'ng im Grossen<br />
Preis von Deutschland gegen "eine lüebermacht<br />
von neun einheimischen Maschinen. Wahrlich ein<br />
triumphaler Erfolg, der uns bewies, dass Tazio<br />
immer noch der alte "Haudegen ist, der sich noch<br />
lange nicht runterkriegen lässt.<br />
•<br />
Louis Chiron<br />
ist ein gebürtiger Monegaske; seine Eltern waren<br />
jedoch beide Franzosen. Als der Weltkrieg ausbrach^<br />
war er noch zu jung für den Militärdienst;<br />
doch im Jahre 19i7_miissäte audh er einrücken. Er<br />
führte den Wagen von Marschall Petain und ipäter<br />
denjenigen von Marschall Foch.<br />
Im Jahre 1923 bestritt Chiron auf der Turbie-<br />
Bergstrecke sein erstes Rennen am Steuer eines<br />
Bugatti. Vier Jahre später trat er in die offizielle<br />
Fabrikmannschaft von Bugatti ein und führte nun<br />
dieses MoLäheimer Erzeugnis von Sieg zu Sieg in<br />
ganz Europa herum. 1928 wurde er zum Weltmeister<br />
proklamiert und ging 1929 mit einem 1,5-Liter-Delage<br />
nach Amerika, wo er sich am Indianapolis<br />
Grand Prix beteiligte.<br />
Von den Vereinigten Staaten zurückgekehrt,<br />
setzte Chiron seine Erfolgserie fort, zunächst auf<br />
Bugatti und dann auf Alfa Romeo. Chiron ist auf<br />
Bergstrecken so gut zu Hause wie auf Rennbahnen.<br />
Den Schweizern ist er in beater Erinnerung<br />
von den vielen Klausen- und Bernina-Rennen her.<br />
'Stets verbindlich, elegant, ein heimlicher Schwärm<br />
vieler Sportmädels, ist er ein gern gesehener Gast,<br />
und treuer Freund der Schweiz.<br />
Ren6 Dreyius.<br />
machte das erstemal von sich reden, als er 1932<br />
im Grossen Preis von Deutschland auf einer Bugatti-Maschine<br />
Vierter wurde. Ein Jahr später placierte<br />
er sich in Monaco als Dritter, in Dieppe und<br />
Nizza als Zweiter und im Grossen Preis von Belgien<br />
mit nur 33 Sek. Rückstand als Dritter. Auch das<br />
vergangene Jahr brachte Dreyfus schöne Erfolge.<br />
Man braucht nur an den Grossen Preis der Schweiz<br />
zu denken, wo der Franzose auf BugaUi als Dritter<br />
hinter den beiden Auto Union-Maschinen eintraf.<br />
Die heurige Saison hat Dreyfus als Vertreter der<br />
Scuderia Ferrari mit einem zweiten Preis in Pau<br />
verheissungsvoll begonnen, dann folgten der Grosse<br />
Preis von Monaco (Zweiter), das Turbie-Bergrennen<br />
(Klassensieger), Tripolis (Sechster), Avus (Sechster),<br />
Grand Prix der Marne (Erster), Grosser Preis von<br />
Belgien (Vierter) und das Rundrennen von Dieppe<br />
(Erster). Die Berner Rundstrecke liegt Dreyfus<br />
äusserst gut und er wird auch im zweiten Grossen<br />
Preis der Schweiz ein gewichtiges Wort mitzusprechen<br />
haben.<br />
Rudolf Caracciola<br />
gehört zu den erfolgreichsten und berühmtesten<br />
Rennfahrern Europas und hat besonders in dieser<br />
Saison ganz hervorragende Leistungen an den Tag<br />
gelegt. Aber auch schon in früheren Jahren eilte<br />
er von Sieg zu Sieg, sowohl auf Mercedes-Benz wie<br />
auch auf Alfa Romeo.<br />
Caracciola wurde 1901 in Remagen am Rhein<br />
geboren. Schon in seiner Jugend packte ihn die<br />
Leidenschaft für das Motorfahrzeug als Sportgefährt<br />
und er beteiligte sich mit gutem Erfolg an<br />
Motorrad-Rennen, hatte aber nicht eher Ruhe, bis<br />
er 1922 mit einem Rennwagen am Avusrennen teilnehmen<br />
konnte. Seinen ersten Sieg feierte er im<br />
Jahre 1925, als er auf Mercedes-Benz im Avus-<br />
Rennen gewann. Und jetzt war er nicht mehr zu<br />
halten. Es kamen die grossen Erfolge auf dem<br />
Nürburgring, die hervorragende Leistung in der<br />
Mille Miglia 1931, wo es dem Rheinländer mit Sebastian<br />
zusammen gelang, in die Siegesserle der italienischen<br />
Firmen eine Bresche zu schlagen, dann<br />
das Klausenrennen, der deutsche Bergrekord, die<br />
Internationale Tourist-Trophy usw.<br />
Im Jahre 1932, als es keine deutschen Rennwagen<br />
mehr gab, fuhr Caracciola im Einverständnis<br />
des Untertürkheimer Werks für Alfa Romeo. Im<br />
Frühjahr 1933 verunglückte er beim Training zum<br />
€ Grossen Preis von Monaco », war aber beim ersten-<br />
Start der neuen Mercedes-Benz-Maschine auf dem<br />
Nürburgring im folgenden Jahr wieder mit dabei<br />
und siegte dort in glänzender Manier. Es, würde<br />
zu weit führen, alle die letzten grossen Erfolge<br />
dieser neuen Maschin« mit Caracciola am Steuer<br />
hier aufzählen zu wollen. Man denke nur an die<br />
letztjährigen Grossen Preise von Italien und Spanien<br />
und dann an die Rekordfahrt in Ungarn.<br />
Wenn man die reichhaltige Erfolgsliste noch<br />
durch seine Siege in dieser Saison (Grosser Preis<br />
von Tripolis, Eifelrennen, G. P. von Frankreich,<br />
G. P. von Belgien) ergänzt, dann weiss man, dass<br />
man es hier mit einem ganz grossen Könner zu<br />
tun hat, von dem auch im Grossen Preis der<br />
Schweiz allerhand zu erwarten ist.<br />
Lulei Fagioli<br />
zählt heute 37 Jahre und hat, wie noch viele, andere<br />
Fahrer, früher Motorradrennen bestritten. Doch ging<br />
er sehen vor zehn Jahren zum Rennwagen über und<br />
landete auf Salmson, Maserati und Alfa Romeo<br />
zahlreiche Siege, die ihn im Verlaufe der Zeit zu<br />
einem der besten italienischen Piloten stempelten.<br />
Im Jahre 1934 verpflichtete ihn die Daimler-<br />
Benz A.-G. für den neuen Mercedez-Benz-Rennwagen,<br />
in dem Fagioli das richtige Gefährt fand,<br />
um seine eminenten Fähigkeiten zu entfalten. Bereits<br />
am 15. Juli konnte er. seinen ersten Erfolg<br />
auf dem deutschen Wagen verbuchen; er wurde<br />
Zweiter im Grossen Preis von Deutschland und einen<br />
Monat später erfolgte der überragende Sieg in der<br />
Coppa Acerbo, wo er nach erbittertem Kampfe über<br />
500 km fast fünf Minuten vor dem Zweiten, Nuvolari,<br />
am Ziele eintraf. Mit Caracciola zusammen<br />
gewann der Italiener am 9. September den Grossen<br />
Preis von Italien. Auch den Grossen Preis von<br />
Spanien entschied Fagioli vor seinem Teamkollegen<br />
Caracciola für sich und wurde im letzten Rennen<br />
des Jahres, auf dem Masaryk-Ring, Zweiter.<br />
Ganz glänzend hat er die heurige Saison begonnen,<br />
indem er den Grossen Preis von Monaco in<br />
neuer Rekordzeit gewann und dann auch auf der<br />
Avus und im Grossen Preis von Penya Rhin siegreich<br />
hervorging.<br />
Fagioli ist, trotzdem er tollkühn zu fahren versteht,<br />
ein sehr berechnender Pilot, der heute zur<br />
internationalen Sonderklasse zählt.<br />
„ Manfred von Brauchltsch<br />
ist ein gebürtiger Hamburger. Mit 27 Jahren erlebte<br />
er seinen ersten grossen Erfolg, als er im<br />
Avus-Rennen 1932 mit seinem schweren Mercedes SS<br />
gegen die Alfa .Romeo Monopostos siegte. 1934 gewann<br />
er das Nürburgrennen, verunglückte aber<br />
dann im darauffolgenden Juli im Training zum<br />
Grossen Preis von Deutschland. Er erholte sich<br />
erstaunlich rasch und konnte schon 1 Monat später<br />
beim Grossen Preis der Schweiz an den Start gehen.<br />
Es stellten sich aber doch noch Folgen seines Unfalls<br />
heraus, die ihn zwangen, von der Teilnahme<br />
an weitern Rennen des Jahres 1934 abzusehen.<br />
In dieser Saison startete er erstmals wieder im<br />
Grossen Preis von Monaco, wo er gleich zu Beginn<br />
des Laufes ausschied. Aber er hatte während des<br />
Trainings - gezeigt, dass er sich in ausgezeichneter<br />
Form befindet und man im Verlaufe dieser Saison<br />
noch mit ihm zu rechnen hatte. So belegte er dann<br />
auch im Avus-Rennen den fünften, im Grossen<br />
Preis von Frankreich den zweiten, im G. P. von<br />
Belgien zusammen mit Fagioli den zweiten und<br />
endlich im G. P. von Deutschland den fünften Platz,'<br />
nachdem er bis wenige Kilometer vor dem Zielband<br />
mit grossem Vorsprung geführt hatte und nur<br />
wegen Reifenschaden so stark zurückfiel. ^„»^<br />
Hans Stuck<br />
ist bekannt als Bergmeister. All© Bergstrecken<br />
Europas hat er schon in Rennen befahren und sie<br />
in Rekordzeit hinter sich gebracht. Rundrennen<br />
bestritt er erst später und hatte anfänglich nicht<br />
viel Glück damit. Doch, als er am Steuer des ersten<br />
Auto-Union-Wagens sass, wurde es anders», Dies<br />
schien die richtige Maschine für Stuck zu sein,<br />
denn schon beim ersten offiziellen Start fielen die<br />
Weltrekorde über 100 Meilen, 200 km und über eine<br />
Stunde. Diese Leistung bewies aber auch, dass in<br />
dieser originellen deutschen Neukonstruktion von<br />
Dr. Porsche allerhand drin steckte und von ihr<br />
noch viel zu erwarten war. So kam es auch. Nach<br />
einer Zeit der Misserfolge und Enttäuschungen gewann<br />
Stuck sieben internationale Rennen, worunter<br />
auch den letztjährigen Grossen Preis der Schweiz.<br />
Auch in dieser Saison begann Stuck mit einer<br />
aufsehenerregenden Rekordfahrt, indem er auf der<br />
Autostrada bei Florenz den internationalen Klassenrekord<br />
über eine Meile schlug und dabei eine Spitzengeschwindigkeit<br />
von 320,267 km/St, erreichte.<br />
Dann folgten die Starts an verschiedenen grossen<br />
Rennen, aber das Glück war dem Auto-Union-<br />
Fahrer nicht hold und Hess ihn dauernd im Stich.<br />
So kam er wegen einiger widriger Zufälligkeiten<br />
um den Sieg im diesjährigen Grossen Preis von<br />
Deutschland, den er dann doch noch als zweiter zu<br />
beenden vermochte. Aber Stuck gibt deswegen seinen<br />
Humor nicht auf, und es wäre gar nicht erstaunlich,<br />
wenn ausgerechnet der Grosse Preis der<br />
Schweiz sein erster Sieg (abgesehen vom Kesselberg-Rennen)<br />
dieses Jahres würde.<br />
Achille Varzi.<br />
Das Jahr <strong>1935</strong> war bisher für Achille Varzi nicht<br />
gerade ein sehr glückliches. Er hat den Grossen<br />
Preis von Tunis und die Coppa Acerbo gewonnen.<br />
AbeT man braucht nicht weit zurückzugreifen, um<br />
zu erkennen, dass Varzi zu den grössten Kämpen<br />
der Gegenwart gehört. Von 1929 bis 1934 hat er auf<br />
italienischen und französischen Rennwagen mehr<br />
als zwanzig erste Preise in den grössten internationalen<br />
Rennen geholt und war auch u. a. einmal<br />
Avus-Sieger (1933), Erster in der Mille Miglia<br />
(1934) und dreimal Inhaber der Italienischen Meisterschaft<br />
(1929, 1930 und 1934).<br />
<strong>1935</strong> trat er in den Rennstall der Auto-Union, ein<br />
und nahm in Tunis einen vielversprechenden Anfang.<br />
Im darauffolgenden Grossen Preis von Tripolis<br />
glaubte man bereits an einen weitern grossen<br />
Erfolg des Italieners. Doch eine Reifenpanne warf<br />
ihn in der letzten Runde zurück und brachte ihn<br />
um einen sicher scheinenden Sieg.<br />
Varzi ist ein ausserordentlich schneller Fahrer,<br />
der gewohnt ist, aus seinem Wagen, wenn es darauf<br />
ankommt, das Letzte herauszuholen, und der fast<br />
jeden seiner bisherigen Siege mit neuer Rundenbestzeit<br />
und neuem Streckenrekord verbunden hat.<br />
Bernd Rosemeyer<br />
gehört zu den talentiertesten Nachwuchsfah'rern<br />
Deutschlands. Noch im vergangenen Jahr war er<br />
als Motorradrennfahrer tätig und ist erst heuer in<br />
den Rennstall der Auto-Union eingetreten. Im<br />
Avus-Rennen, im Eifelrennen und im Grossen Pleis<br />
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