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E_1935_Zeitung_Nr.069

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Bern, Dienstag, 27. August <strong>1935</strong> IV. Blatt der „Automobil-Revue " No. 69<br />

töte ^Bundesstaat im<br />

Es gibt Dinge, die man erlebt haben muss,<br />

um sie glauben zu können, Ereignisse, für die<br />

man nur ein ungläubiges Kopfschütteln hat,<br />

solange man nicht selbst Zeuge davon war.<br />

Ein solches Ereignis war für viele das Anwachsen<br />

des Rennfiebers in Bern. Schon<br />

am Samstag hatte es seinen Höhepunkt erreicht.<br />

Förmlich geschüttelt wurde die Stadt<br />

von dem Riesenverkehr, der sich durch ihre<br />

Strassen wälzte. In den Lokalen sassen Vertreter<br />

aus allen Ländern Europas neben<br />

Schweizern aus allen Kantonen und allerorts<br />

wurde nur noch vom Rennen gesprochen. Die<br />

Hotels, Wirtschaften und Pensionen hatten<br />

einen ganz grossen Tag und konnten den Andrang<br />

zeitweise kaum noch bewältigen. Viele<br />

Fremde hatten am Abend Mühe, um noch ein<br />

Zimmer zu finden.<br />

Einzig der Wettergott war in schlechter<br />

Laune. Doch auch das kühle Nass, das er<br />

über 'die festlich erleuchtete Stadt ausschüttete,<br />

konnte die Fieberhitze, die in ihr raste,<br />

.nicht mehr dämpfen. Was haben auch die<br />

Launen des alten Herrn zu bedeuten? — Das<br />

Rennen um den ,grand prix' findet nur einmal<br />

im Jahr statt, da nimmt man auch die Mukken<br />

des Wettergottes in Kauf. Im Stillen<br />

wurde auch noch gehofft, dass er sich durch<br />

die Wünsche tausender Automobilsportfreunde<br />

werde erweichen lassen und am<br />

Sonntag ein freundlicheres Gesicht zeige.<br />

Jetzt sitzt man ja noch trocken und bespricht<br />

beim Wein, Bier oder Kaffee die Resultate<br />

des nationalen Rennens vom Nachmittag oder<br />

stellt auf Grund der beim Training erzielten<br />

Resultate Betrachtungen an über die Aussichten<br />

vom Sonntag, und ist man es müde, so<br />

kann man sich damit vergnügen, unter den<br />

Lauben trockenen Fusses durch die Stadt zu<br />

bummeln, die heute einem riesigen Autopark<br />

gleicht.<br />

Die Verkehrspolizei hat alle Hände voll zu<br />

tun, aber sie bewältigt auch diesen ungewohnten<br />

Verkehr, so dass es nirgends zu Stockungen<br />

oder gar Verkehrsstörungen kommt. Erst<br />

spät in der Nacht kommt die Stadt etwas zur<br />

Ruhe, aus der sie<br />

am Morgen<br />

weit früher, als dies an gewöhnlichen Sonntagen<br />

der Fall ist, wieder aufgeschreckt wird.<br />

^ Autos aus allen Landesteilen rasen auf den<br />

regennassen Strassen. Bleigrau spannt sich<br />

der Himmel über die erwachende Stadt. Hin<br />

und wieder rieselt es herab. Nein, der alte<br />

Wettergott scheint kein Freund des Automobilsportes<br />

zu sein. Manche meinen, er vergiesse<br />

Freudentränen über das bunte Gewimmel<br />

da unten auf der Strasse. Oder sind es<br />

gar Tränen des Zornes, dass sich die Menschen<br />

auch durch ihn nicht abhalten lassen,<br />

hinaus zum Bremgartenwald zu pilgern? —<br />

Wir haben keine Zeite zu fragen und Betrachtungen<br />

anzustellen, wir müssen schauen —<br />

schauen und staunen.<br />

Wie ein Strom, der die Dämme gesprengt<br />

hat, ergiesst sich die Menschenflut, die die<br />

Extrazüge angeschleppt haben, aus allen Türen<br />

und Toren des Bahnhofs in die Gassen.<br />

Prüfende Augen mustern den Himmel, fröhliche<br />

Scherzworte zerstreuen die letzten Bedenken.<br />

Strassenbahnen und Omnibusse, die<br />

einen Sonderverkehr zur Rennnstrecke eingerichtet<br />

haben, werden gestürmt. Kaum haben<br />

sie angehalten, da sind sie schon überfüllt<br />

und fahren mit ihrer vom Rennnfieber gepackten<br />

Menschenfracht davon, durch Strassen,<br />

die wimmeln von Fussgängern, die alle<br />

nur ein Ziel, eine Richtung haben.<br />

Frühzeitig füllen sich auch die grossen<br />

Parkplätze rings um die Rennstrecke. Da<br />

kann man alle Modelle und alle Wagenfirmen<br />

kennen lernen. Zu Tausenden und Abertausenden<br />

parken sie hier und dazwischen hunderte<br />

Omnibusse, die Gäste aus Deutschland,<br />

Oesterreich, Frankreich, ja selbst aus England,<br />

Italien und Holland herangeführt haben.<br />

Hier erst empfindet man so richtig, dass man<br />

einem sportlichen Ereignis- von internationaler<br />

Bedeutung beiwohnen wird, und eilt nun<br />

selbst, um seinen Platz zu erreichen. Doch<br />

aus der Eile wird nur zu rasch ein langsames<br />

Gehen und Vorwärtskämpfen. Menschenmauern,<br />

die sich Schritt für Schritt dahinschieben,<br />

näher und näher zur Tribüne zwingen,<br />

zur Geduld. Endlich ist auch dieses<br />

Stück Weg — vorbei an den Wagentribünen<br />

der Bundesbahn — zurückgelegt, alle die<br />

kleinen Seen durchwatet, die der Regen gebildet<br />

hat, und aufatmend lässt man sich auf<br />

seinem Sitze nieder. Es ist nicht zu früh,<br />

denn bald wird<br />

der Start<br />

beginnen,<br />

Die Tribüne ist bis auf den letzten Platz besetzt.<br />

Das ist ein Wogen und Brausen, dass<br />

einem bald der Kopf summt. Alles ist in<br />

freudiger Erregung und Bewegung. Namen<br />

werden genannt, Bekannte begrüsst, zum<br />

letztenmal die Rennprogramme revidiert.<br />

Verkäufer von Extrablättern, Programmen,<br />

Zigarren und Zigaretten drängen sich durch<br />

die Reihen und bieten ihre Waren feil. Auf<br />

dem Dache des Gebäudes gegenüber dem<br />

Zeitmesserhaus sitzen die Menschen in dichten<br />

Trauben, andere haben die Ziegel abgehoben<br />

und strecken durch die Dachlatten den<br />

Kopf ins Freie. Selbst der Himmel hat sich<br />

etwas aufgehellt. Die Piste ist wieder trocken.<br />

Vor den Boxen herrscht reger Betrieb. Die<br />

Renner werden zum letztenmal überprüft und<br />

hinaus auf den Startplatz geschoben. Schon<br />

rollt der Wagen der Rennleitung mit der<br />

Fahne über die Bahn und dann mischt in das<br />

Stimmengewirr, in die Ankündigungen des<br />

„Freude<br />

war in<br />

Trojas Hallen".<br />

Begeistert begrüssen<br />

die Mechaniker<br />

von<br />

Mercedes-Benz<br />

den Sieger.<br />

Ihre Freude<br />

kann man nur<br />

verstehen,<br />

wenn man weis<br />

wie viel Aufopferung<br />

und<br />

Arbeit die Vorbereitungen<br />

zu<br />

einem solchen<br />

Rennen von den<br />

wackern Handwerkern<br />

erfordert,<br />

die oft die<br />

letzten 24 Stunden-<br />

vor dem<br />

Start nicht<br />

mehr zur<br />

Buhe kommen.<br />

Lautsprechers das Aufbrüllen der Motoren.<br />

Für Minuten liegt nur noch eine blaue Benzinwolke,<br />

die die rasenden Geschossen gleich<br />

dahinstürmenden Wagen zurückliessen, über<br />

der Piste. Aber schon nahen sie wieder heran.<br />

Zur Siedehitze ist die Spannung gestiegen.<br />

Zurufe flattern auf und ertrinken — ehe<br />

sie der Nebe"nmann noch recht verstanden hat<br />

— wieder hoffnungslos im Triumphgesang<br />

der vorbeipfeilenden Maschinen.<br />

Zeiten werden gestoppt, Notizen gemacht.<br />

Hier und dort signalisiert die Belegschaft des<br />

einen oder andern Rennstalles ihrem Fahrer<br />

seinen Stand im Rennen. Das Auge vermag<br />

kaum noch den vorbeitobendeen Rennern zu<br />

folgen. Und dann Sieg — Sieg! Die Spannung<br />

löst sich in Jubelrufen und Händeklatschen.<br />

Dem Sieger selbst werden fast die<br />

Arme ausgerenkt von den begeisterten Mechanikern<br />

und lachend macht er sich nach<br />

dem Verklingen der Nationalhymne auf zur<br />

Fahrt — Ehrenrunde.<br />

Weit interessanter aber noch als der Betrieb<br />

auf den Tribünen das bunte Treiben<br />

rings um die Rennstrecke.<br />

Nach dem Essen, das im Tribünenrestaurant<br />

unter den Klängen einer flott spielenden<br />

Kapelle eingenommen wird, mache ich mich<br />

auf den Weg. Der Bremgartenwald hat sich<br />

in ein riesiges Heerlager verwandelt. Ueberall<br />

sind Stände aufgeschlagen, die alle möglichen<br />

und unmöglichen Dinge an die Besucher<br />

verkaufen, die in buntem Durcheinander<br />

auf mitgebrachten Stühlen, Leitern, Teppichen<br />

und Mänteln sitzen und liegen. Viele<br />

haben ganze Reisekoffer voll Esswaren angeschleppt,<br />

die jetzt verzehrt werden. Andere<br />

sind Schott bei Tagesgrauen aufgebrochen um<br />

sich ja nichts entgehen zu lassen und benützen<br />

jetzt die Zeit des Unterbruchs um den<br />

versäumten Schlaf nachzuholen. Alles ist in<br />

glänzender Laune und fiebert bereits wieder<br />

dem Höhepunkt des Tages, dem Rennen der<br />

grossen Wagen entgegen. Einige ganz Schlaue<br />

haben einen grossen Marktschirm mitgebracht,<br />

unter dem sie geschützt gegen alle<br />

Launen des Wetters — sitzen, essen, trinken,<br />

scherzen und lachen. Andere tanzen auf dem<br />

holperigen Waldboden zu den Klängen eines<br />

uralten Grammophons einen flotten Walzer.<br />

Wieder andere begeben sich auf die Wanderung,<br />

um sich noch einen bessern Platz zu<br />

erobern. Tausend Augen musste man haben<br />

wollte man alles sehen und tausend Ohren<br />

würden nicht genügen um alles zu hören und<br />

dann wären Worte doch zu arm und farblos,<br />

um alles zu schildern und so/wiederzugeben,<br />

wie es das Auge erfasste.<br />

Auf den Tribünen haben sich prominente<br />

Gäste in grosser Zahl eingefunden. Unter den<br />

Mitgliedern des Ehrenkomitees erblickt man<br />

Herrn Bundesrat Baumann, Herr Regierungsrat<br />

Bösiger, Herr Stadtpräsident Lindt, Herr<br />

Oberstkorpskommandant Roost, Herr Oberstdivisionär<br />

Labhardt; unter den ausländischen<br />

Mitgliedern als Vertreter Deutschlands Obergruppenführer<br />

Hühnlein, für Grossbritanien<br />

Colonel Lindsay. Lloyd. Italien ist vertreten<br />

durch gran. uff. Mercanti, Ungarn durch<br />

Herrn Delmar und die Schweiz durch Herrn<br />

Dr. Mende. Auch die Königinmutter von<br />

Siam mit Tochter und Gefolge war erschienen,<br />

sowie fast das gesamte diplomatische<br />

Korps und die zur Zeit in Bern weilende<br />

italienisch-abessinische Schiedskommission.<br />

Bald wurden die.<br />

grossen Wagen<br />

auf die Piste geschoben, die Motoren brüllten<br />

wieder auf. Die Spannung des Tages erreichte<br />

jetzt ihren Höhepunkt als die tollen<br />

Renner — vom Himmel gefallenen Sternen<br />

gleich — Runde um Runde über die Rundstrecke<br />

stoben. Der Himmel bewölkte sich<br />

aufs neue und bald regnete es ziemlich stark.<br />

Durch den Regen zum Reifenwechsel gezwungen,<br />

fuhr ein Renner um den andern<br />

bei den Boxen vor und die Mechaniker traten<br />

in Aktion. « Geschwindigkeit ist keine<br />

Hexerei!» Dieses Sprichwort bewahrheitete<br />

sich auch hier wieder. Als die Reifen nach<br />

unglaublich kurzer Zeit gewechselt waren<br />

und die Wagen wieder ins Rennen schössen,<br />

brach das Publikum in wildes Händeklatschen<br />

aus.<br />

Runde um Runde wurde absolviert; immer<br />

höher kroch die Säule auf der Rundentafel<br />

gegenüber der grossen Tribüne, immer<br />

höhere Wogen schlug die Begeisterung der<br />

Zuschauer. Viele, die am Anfang 'des Rennens<br />

noch eifrig die Zeiten gestoppt und sich<br />

Notizen gemacht hatten, vergassen jetzt<br />

Stoppuhr und Bleistift, und vermochten in<br />

der Erregung, die sie befallen hatte, kaum<br />

noch stille sitzen. Stunden flogen hin, der<br />

Benzindampf hing in blauen Wolken über<br />

der Strecke. Immer wieder stoppte der<br />

Rennleiter der Mercedes-Benz die Zeiten<br />

seiner Fahrer und unterrichtete sie durch<br />

allerlei Zeichen über ihren Stand im Rennen.<br />

Und dann erreichte die Säule die siebenzigste<br />

Runde, Caracciola war der Sieger. Ohne<br />

anzuhalten, ohne den Siegerkranz, absolvierte<br />

er noch die Ehrenrunde. Stürmisch<br />

umarmte ihn der Leiter seines Rennstalles<br />

als er kurz, darauf vor der Boxe hielt, noch<br />

ehe er Zeit hatte, aus dem Wagen zu klettern.<br />

Alles bei den Boxen drängte herbei,<br />

um ihm die Hände zu schütteln. Das Publikum<br />

erhob sich händeklatschend in spontaner<br />

Begeisterung von den Plätzen. Als die<br />

Klänge des Deutschlandliedes verklungen<br />

waren, durchbrachen die Zuschauer die Absnerrungeh"<br />

und ei'ten hin zu- den Boxen.<br />

Jeder wollte noch die Helden des Tages bewundern,<br />

jeder die schlanken niedern Renner<br />

aus der Nätie betrachten.<br />

Nach dem Rennen<br />

setzte wieder — wie am Morgen — eine<br />

wahre Völkerwanderung — jetzt in umgekehrter<br />

Richtung nach der Stadt hin — ein.<br />

Noch stand alles unter dem Eindruck des<br />

Erlebnisses und bis in die späten Abendstunden<br />

wurde nur davon gesprochen. An<br />

allen Ecken standen hunderte Personen, die<br />

noch einen Blick von den von der Rundstrecke<br />

in die Stadt fahrenden, Rennfahrern erhaschen<br />

wollten. Erst heute, am Montag, ist<br />

das Fieber, das einige Zeit die Stadt durchtobte,<br />

verrauscht und der Alltag wieder in<br />

seine Rechte eingetreten. In Schlaf versinkt<br />

die Rennstrecke im Bremgartenwald, bis sie<br />

nach Jahresfrist erneutes Motorengeknatter<br />

aufhorchen lässt.<br />

La<br />

2>e*<br />

Lu, der Orang-Utan, sass in der Ecke seines<br />

Käfigs. Er war faul, reckte sich dann<br />

und wann, fing hin und wieder einen Floh,<br />

aber alles mit einem so gleichgültigen Gesicht,<br />

als ob nichts auf der ganzen Welt Interesse<br />

für ihn hätte. Nur dann und wann<br />

warf er einen scharfen Blick hinaus auf die<br />

Promenade, wo die plappernden Menschen<br />

vorbeigingen. Doch auch das übte keine<br />

Wirkung mehr auf ihn aus, und rasch verfiel<br />

er wieder in sein Dösen.<br />

Als der Wärter kam, um ihm sein Futter<br />

zu bringen, rührte sich Lu nicht vom Platze,<br />

schickte nur schräg aus den Augenwinkeln<br />

einen Blick zu dem Manne hin und Hess dann<br />

mit einer Gebärde — als habe er alle Sorgen<br />

der Welt zu tragen — den Kopf hängen.<br />

Lu war ein vollendeter Schauspieler. Er<br />

wusste genau, dass er auf diese Weise am<br />

raschesten die Teilnahme des Wärters<br />

wecken konnte. Aber heute nützten ihm alle<br />

seine Künste nichts. Lu war erstaunt. Immer<br />

tiefer Hess er den Kopf hängen, aber der<br />

Wärter schaute gar nicht zu ihm hin.<br />

Da stimmte etwas nicht. Lu war nur ein<br />

Affe, aber so viel wusste er doch, dass die<br />

Menschen nur schwer aus ihrem Trott zu<br />

bringen sind, und wenn es doch einmal geschah,<br />

so musste schon etwas Ungewöhnliches<br />

vorgefallen sein.<br />

Richtig, die Bewegungen des Wärters waren<br />

hastiger und fahriger als gewöhnlich. Lu<br />

trat zu dem Manne hin. Da sah er nun etwas<br />

Seltsames; der Wärter weinte. Der Wärter<br />

war der einzige Mensch, vor dem Lu Respekt<br />

hatte, und jetzt weinte er. Grosse Tränen<br />

standen in seinen Augen, so wie es der<br />

Affe bis jetzt nur bei den Kindern gesehen<br />

hatte, die dann und wann vor dem Käfig<br />

standen.<br />

Reden konnte Lu -nicht. Dafür war er in<br />

der Mimik ein Künstler. Er war auch schlau,<br />

hatte vieles gesehen und manches behalten.<br />

So hatte er den weinenden Kindern abgeschaut,<br />

wie sie sich die Augen wischten, hob<br />

nun seine langen Arme empor und rieb sich<br />

mit den grossen Händen die Augen aus.<br />

Der Wärter verstand ihn gleich.<br />

« Ja, Lu » — sagte er mit einem Seufzer<br />

— «letzt habe ich nur noch die Anna und<br />

dich ! »<br />

« Was hat er nur ? » dachte Lu; denn die<br />

Rede des Mannes verstand er nicht, begriff<br />

aber doch so viel davon, dass dem Wärter<br />

ein Leid widerfahren sein musste, und ein<br />

dumpfer Groll wuchs in ihm empor, von dem<br />

er nicht wusste, an wem er ihn auslassen<br />

sollte. So begnügte er sich damit, sich die<br />

Augen zu reiben und zu knurren, bis der<br />

Wärter wieder ging.<br />

Und nun geschah etwas, das Lu ausser<br />

Rand und Band brachte. Der Wärter ging,<br />

ohne die Tür abzuschliessen.<br />

Lu sah es. Was hatte das zu bedeuten ?<br />

Mit langen Schritten ging er im Käfig auf<br />

und ab, immer auf und ab. Dann trat er an<br />

das Gitter, schaute hinaus. Die Promenade<br />

war leer, es war Mittagszeit und kein<br />

Mensch mehr zu sehen.<br />

Lu ging zur Tür, griff zwischen dem Gitter<br />

durch, packte den Türgriff und stand<br />

gleich.darauf im Freien. Ein greller Freudenschrei<br />

brach aus seiner Brust, und in langen<br />

Sprüngen hetzte er davon.<br />

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