E_1936_Zeitung_Nr.027
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N°27 — Automobfl-Bevuö<br />
Diese trug sich zu während meines letzten<br />
Wiederholurigskurses droben im Appenzellerland.<br />
In Trogen hatten wir Kantonnement<br />
bezogen. Wunderbare Herbsttage voll leuchtenden<br />
Sonnenscheins waren uns beschieden<br />
und dieses strahlende Herbstwetter fand<br />
gleichsam seinen Wiederschein in den Herzen<br />
von Offizieren und Mannschaft. — Um<br />
es kurz zu sagen, wir sind damals eine kreuzfidele<br />
Bande gewesen und hatten auch keine<br />
Ursache, griesgrämig zu sein. Der Dienst war<br />
nicht streng — das Essen gut, ebenfalls die<br />
Behandlung. Was wunder, wenn wir da nicht<br />
vergnügt hätten sein sollen.<br />
Unser Zugführer—Allah schenke ihm tausend<br />
Jahre — der kannte seine Schafe und<br />
seine Schafe kannten ihn. Nun, freilich während<br />
der Uebungen, da verstand er keinen<br />
Spass — was getan werden musste, natürlich<br />
— aber wenn wir unsere paar Meter<br />
Schlauch abgewickelt hatten, die Gewehrgriffe<br />
zu seiner Zufriedenheit ausfielen, Hess<br />
er uns die verdiente Ruhe von Herzen gönnen.<br />
Glaubten wir, er wäre wirklich ausnahmsweise<br />
schlechter Laune, er wolle uns<br />
ein bisschen zwacken, ertönte unvermittelt,<br />
herrisch, kurz das Kommando: «Zweiter<br />
Zug... Sammlung... Achtung steht...<br />
Schultert Gerrrrr, bei Fuss Gerrrrr...» Abhocke.<br />
— Dass sich solches gewöhnlich am<br />
Rande irgendeines Wäldchens, fern ab vom<br />
«brausenden Lärm und Getriebe des Alltags»<br />
zutrug, verdient speziell erwähnt zu werden.<br />
So verging uns die Zeit wie im Fluge und<br />
die Manövertage rückten nun immer näher<br />
heran. Und eines Nachmittags plante die<br />
«oberste Heeresleitung» einen Regimentstürk.<br />
Es galt den Feind, der irgendwo gegen<br />
St. Antönien hinauf sein Wesen trieb, anzugreifen.<br />
Nun, denen da oben wollte man schon<br />
zeigen, wo Bartel den Most holt, vorausgesetzt,<br />
dass alles klappte. Aber ich will den<br />
Ereignissen nicht vorgreifen.<br />
Anllealioh dlettr Schau finden Sie<br />
bei uns eine sehr grotse Autwahl<br />
Gobelins zum Selb«tttloken<br />
; ; ; und keine Antwort. Der gute Mann<br />
sitzt da und wartet. Dabei denkt er nicht<br />
daran, wie schlecht seine Werbebriefe aussahen<br />
• und daher ohne Wirkung blieben.<br />
Wer eine saubere Vervielfältigung<br />
will, erhält vom METROPOL eine Arbeit,<br />
die ihn freut und Erfolg bringt.<br />
«1}visdhwitet»<br />
Eine Geschichte aus d*m Militärdienst von Fritz Högger<br />
AUSSTELLUNG<br />
handgemattes<br />
PORZELLAN<br />
VOM 24. MÄRZ BIS 4. APRIL<br />
VON O 1 /,-« 1 /! UND l»/|-7 UHR<br />
M U RALTO<br />
WOHNUNGSEINRICHTUNGEN<br />
ZÜRICH 1 - PELIKANSTR. 10<br />
OTTO MERIAN, DIPL. ARCHITEKT<br />
Tausen d Briefe<br />
E. V. B.<br />
Vervielfältigungsbüro „Metropol"<br />
Börsenstrasse 10 - Telephon 52.214<br />
Zürich<br />
Kompagnieweise marschierten wir los, hinauf<br />
auf die Höhen des Appenzellerlandes.<br />
Warm brannte die Herbstsonne und mancher<br />
Schweisstropfen perlte über die gebräunten<br />
Gesichter. Nach zirka zweistündigem Tippel<br />
bezogen wir Gefechtsstellung. «Zweiter Zug.<br />
Sammlung... Wir beziehen hier Reservestellung...<br />
Achtung steht... Bei Fuss<br />
Gerrrrr... Abhocke.»<br />
So quitschvergnügt und fidel wie diesen<br />
Nachmittag sind wir während des ganzen<br />
Dienstes nicht gewesen. — Vom Feind keine<br />
Spur — kein Befehl. Wir harrten der Dinge,<br />
die da kommen sollten. Aber sie kamen nicht.<br />
Volle fünf Stunden Hessen sie auf sich warten.<br />
Nun, uns konnte es egal sein. Wir hielten<br />
es auch so aus. Witze wurden erzählt,<br />
bei denen Tische und Stühle, sofern solche<br />
dagewesen wären, O-Beine bekommen hätten.<br />
Es wurde a.bend, bereits schimmerten die<br />
ersten Sterne durch die Kronen der Bäume<br />
und noch immer kam keine Meldung. Aber<br />
alles Irdische ist vergänglich. Auch eine gemütliche<br />
Reservestellung nimmt irgendwie<br />
mal ein Ende. Ein Pfiff... zweiter Zug auf...<br />
Hptm. Signer würdigte seine Getreuen seiner<br />
persönlichen Aufmerksamkeit. «Füsilier Högger...<br />
Füsilier Mauchle... Gefechtsordonnanz<br />
... Befehl an den Offizier sowie an die<br />
zwei Unteroffiziersposten, die Meldung überbringen:<br />
Sofern sie vom Feinde nichts bemerkt<br />
hätten, sollten sie nach Verlauf einer<br />
weitem halben Stunde nach Erhalt der Meldung<br />
sich zur Kompagnie versammeln. Andernfalls<br />
unbedingt weitere Befehle abwarten.<br />
—» ,<br />
Wir stapften los. Wussten, dass Wir zirka<br />
drei Viertelstunden die Geröllhalden hinan<br />
zu marschieren hatten. Was focht es uns an,<br />
ob es auch finster war wie in einem Kuhmagen.<br />
Wir nahmen die Geschichte noch<br />
ganz im Banne des soeben verlebten fröhlichen<br />
Nachmittags von der gemütlichen Seite.<br />
Und zwar derart gemütlich, dass ich plötzlich,<br />
wie vom Donner gerührt, stehen blieb,<br />
meinen Kameraden am Aermel fasste und<br />
folgende inhaltsschwere Worte an ihn richtete:<br />
«Du, was hat eigetlich der Häupthg<br />
gmeint?» — «Jo, das weiss i nöd — er häts<br />
jo dir gseit.» — «Säb scho, aber du bisch 30<br />
au derby gsy. —> Da sassen wir schön in<br />
der Tinte. Also, der Befehl, von dem das Gelingen<br />
des Manövers abhing, war verschwitzt,<br />
total vergessen.<br />
Wir verwandelten uns in Schosshundchen<br />
— in zahme Kaninchen, so kleinlaut wurden<br />
Wir. _ Was tun? Umkehren und fragen wie<br />
ein Schuljunge, der im Konsumladen was holen<br />
muss — nein, das ging nicht, es ging sogar<br />
sehr nicht. — Immerhin musste etwas<br />
geschehen — auf Jeden Fall. — Ich liess meiner<br />
Phantasie freien Lauf. — «Du» — wendete<br />
ich mich an Mauchle, «weisch was, mir<br />
säged eifach, sie sölled abecho. Es isch jo<br />
doch nüt los und die sind froh, wenns heichönned.»<br />
— Ganz wohl war mir aber bei<br />
der Geschichte doch nicht, aber was blieb da<br />
anders übrig, als Irgendeinen Blödsinn sagen?<br />
Wir erreichten den Offiziersposten, meldeten<br />
uns beim Oberleutnant. Jetzt Frechheit,<br />
steh mir bei. — «Herr Oberleutnant, Füsilier<br />
Högeer mit einem Mann. Befehl von Herrn<br />
Hauptmann. Sofort zur Kompagnie zurück.»<br />
_ «Ja _ stimmt das?» Ich wiederholte die<br />
Meldung aus dem Reich der Phantasie herstammend<br />
im Brustton der Ueberzeugung.<br />
«Gut, dann gehen wir halt» Das gleiche erhebende<br />
Schauspiel wiederholt sich bei<br />
Wachtmeister Tobler und Korporal Zürcher.<br />
Allgemeiner Abbruch der Zelte. — Hinunter<br />
den nicht ganz ungefährlichen Weg über<br />
Stock und Stein in rabenschwarzer Nacht.<br />
Die Führer meldeten sich beim Kompagniechef<br />
zurück. Der aber zeigte absolut keine<br />
Wiedersehensfreude. «Was, Sie chömed<br />
zrück.» — «Jawohl, Befehl von Ihnen, Herr<br />
Hauptmann! Füs. Högger...» Mir schwante<br />
Unheil. «Wie hat da Befehl gluutet?» «Befehl<br />
Herr Hauptmann, sie sölled abecho...»<br />
«Hani das gseit? Säged das no emol.»<br />
«Herr Oberleutnant, Wachtmeister Tobler,<br />
Korporal Zürcher, Sie beziehen augenblicklich<br />
wieder Ihre Posten und warten weitere<br />
Meldung ab.» —<br />
Also wieder hinauf — mir nichts, dir nichts,<br />
den beschwerlichen Weg mit Sack und Pack<br />
und das für die Katz, weil — o Niedertracht<br />
eines pflichtvergessenen Fusels — o tiefgründiger<br />
Abgrund menschlicher Bosheit. —<br />
Aber es kam noch besser! Die Leute,welche<br />
auf meine total unwahre Meldung drei<br />
Viertelstunden weit vergebens wieder den<br />
Weg unter die Füsse nehmen mussten, mochten<br />
nach unserer Berechnung kaum wieder<br />
ihre Posten, sich eben vom anstrengendes<br />
Marsch erholt haben, erklang «fas Signal:<br />
Gefechtsabbruch. — Was blieb ihnen da anders<br />
übrig, als eben wieder hinunter. — Nur<br />
gut, dass wir unter den strengen Gesetzen<br />
der militärischen Disziplin standen, ich<br />
glaube, die Kamefaden hätten aus mir ein<br />
anatomisches Wunder gemacht, so fuchsteufelswild<br />
waren sie. Und der Oberleutnant:<br />
«Wüssed Sie, was Sie sind, Füs. Högger? —•<br />
Nei, Sie wüssed's nöd. — So Intelligent chön*<br />
ned Sie nie sy, um das z'erchänne. Es £