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E_1936_Zeitung_Nr.040

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ahn übernehmen? Der • Eisenbahhergewerkschaft,<br />

die ja in der Verkehrspolitik eine so<br />

grosse Rolle spielt, wäre dies sicher angenehm.<br />

Es hat keinen Zweck, heute dem abgelehnten<br />

Verkehrsteilungsgesetz nachzuweinen,<br />

trotzdem die Erkenntnis immer weiter durchdringen<br />

dürfte, dass dieses Gesetz eine vernünftige<br />

Lösung des Verkehrsproblems geboten<br />

hätte. Ebensowenig geht es aber an, nun<br />

einfach die unhaltbaren Vorschläge des Verwaltungsrates<br />

der SBB zu schlucken. Zwei<br />

Möglichkeiten bleiben. Entweder nehmen die<br />

am Strassenverkehr interessierten Wirtschaftskreise<br />

zusammen mit den Spitzenverbänden<br />

von Handel, Industrie und Gewerbe<br />

mit aller Energie den Kampf gegen das geplante<br />

Bundesbahngesetz auf, oder es wird<br />

sofort versucht, durch Unterhandlungen eine<br />

neue Verständigung über die Teilung des<br />

Verkehrs ZU finden. Eine Lösung wird sich<br />

wie vor drei Jahren 'finden lassen, wenn beide<br />

Parteien im Interesse des Volksganzen zu gewissen<br />

Opfern bereit sind. Ein Diktat, sei es<br />

in der Form des neuen Bundesbahng«setzes<br />

Immer und immer wieder macht die Fachpresse<br />

darauf aufmerksam, dass sich ausser<br />

einer gewaltigen Schrumpfung des Fremdenverkehrs<br />

im allgemeinen auch eine Verschiebung<br />

insofern eingestellt hat, als sich<br />

heute das Verhältnis der Zahl der im Automobil<br />

einreisenden Gäste zu jenem der mit<br />

andern Verkehrsmitteln in unser Land kommenden<br />

Fremden ganz gewaltig zugunsten<br />

der Automobiltouristik entwickelt hat.<br />

Es ist bekannt, dass sich bis zum letzten<br />

Jahr die Zahl der Autogäste ständig im Anstieg<br />

befand, trotz der Verschärfung der<br />

Krise in allen Ländern. Anderseits bewegt<br />

sich der Personenverkehr auf den Bahnen<br />

immer noch in absteigender Linie. Lange hat<br />

man dieser Entwicklung fast untätig zugeschaut.<br />

Einige wenige Zahlen mögen zeigen, welche Bedeutung<br />

dem Fremdenverkehr für unsere Volkswirtschaft<br />

zukommt. Im Jahre 1929, also im letzten<br />

Jahr vor Ausbruch der Krise, waren rund 4,5 Milliarden<br />

Franken, d.-,h. etwa 10°/o unseres gesamten<br />

Volksvermögens, in der Hotellerie und den mit dem<br />

Fremdenverkehr zusammenhängenden Betrieben investiert.<br />

Im gleichen Jahr belief sich der Umsatz<br />

des schweizerischen Fremdenverkehrs auf 900. Millionen<br />

Franken, was einen Siebentel des schweizerischen<br />

Volkseinkommens ausmacht. Der Nettoertrag<br />

des Fremdenverkehrs deckte mlf beinahe vier<br />

Fünfteln den Passivsaldo der schweizerischen Handelsbilanz.<br />

Im selben Jahre wurden die Gesamtausgaben<br />

der Hotellerie für die Küche auf 183 Millionen<br />

Franken geschätzt, woraus sich deutlich ergibt,<br />

welche Bedeutung dem Fremdenverkehr für die<br />

Landwirtschaft und den Lebensmittelhandel zukommt.<br />

Der Unterhalt für Gebäude und Mobiliar<br />

belief sich damals auf rund 44 Millionen Franken.<br />

Es ist bekannt, wie sich unsere Hoteliers bemühten,<br />

durch Neuinstallationen und Verbesserungen den<br />

Anforderungen der Gäste entgegenzukommen. Die<br />

in der Nachkriegszeit für diese Zwecke aufgewendeten<br />

Summen belaufen sich auf rund 200 Millionen<br />

Franken. Das Baugewerbe, sowie fast alle übrigen<br />

Zweige des Gewerbes haben durch die Hotellerie<br />

grosse Aufträge erhalten.<br />

Aber auch die Versicherungsgesellschaften und<br />

Banken sind in hohem Masse an einem blühenden<br />

Fremdenverkehr interessiert. Der Betrau an Versicherungsprämien,<br />

der jährlich allein auf die Hotellerie<br />

entfällt, wurde im Jahre 1929 auf 4,5 Müliorien<br />

Franken geschätzt. Der Anteil der Banken<br />

an der hypothekarischen Verschuldung der Hotelle-<br />

,rie wurde im gleichen -Jahre auf 800 Millionen<br />

Franken beziffert.<br />

Diese Zahlen vermitteln auch ein Bild, davon,<br />

•was für bedeutende Beträge an Steuern und Gebühren<br />

der Staat aus der Hotellerie heraushplt. Der<br />

Anteil des Fiskus an den direkten Ausgaben der<br />

Hotelgeschäfte betrug 1929 rund 10 Millionen für<br />

Steuern und 2 Millionen für Gebühren.<br />

Doch genug, der. Statistik. Fest, steht, dass seit<br />

1929 alle diese Zahlen in ständigem Rückgang begriffen<br />

sind. Es sei nur darauf hingewiesen, dass<br />

heute der Nettoertrag aus dem ausländischen Reise- I<br />

oder eines dringlichen Bundesbeschlusses,<br />

darf niemals auf Annahme rechnen. Der Bundesrat<br />

wird sich zu überlegen haben, ob er<br />

auf dem Wege des dringlichen Bundesbeschlusses<br />

die vom Verwaltungsrat angestrebte<br />

Einschränkung des Strassenverkehrs versuchen<br />

will, wodurch das Bundesbahngesetz<br />

aufs schwerste gefährdet wird, oder ob er<br />

nicht doch noch einmal den Weg der Verständigung<br />

beschreiten soll. Das Automobil ist<br />

heute keine quantit6 negligeable mehr, denn<br />

am Strassenverkehr sind direkt 120,000 Stimmbürger<br />

interessiert. Die Wahl zwischen Verständigung<br />

und einseitigem Machtgebot sollte<br />

also der obersten Landesbehörde nicht schwer<br />

fallen können. Schon jetzt muss man sich im<br />

Bundeshause darüber klar sein, dass die Vorlage<br />

des neuen Burtdesbahngesetzes an das<br />

Parlament ohne die gleichzeitige Vorlage<br />

eines gemeinsamen mit den Strassenverkehrsverbänden<br />

und den Spitzenverbänden der<br />

Wirtschaft ausgearbeiteten Verkehrsteilungsgesetzes<br />

die sofortige Ergreifung des Referendums<br />

zur Folge hätte.<br />

Probleme des Fremde »Verkehrs<br />

Freizügigkeit oder Repressalien?<br />

chen sehen, und jetzt zog ich sie ausser Hörweite<br />

des Rudergastes, indem ich ihr ein<br />

Zeichen machte, zu schweigen. Ihr Antlitz<br />

'war blass und entschlossen, ihre grossen<br />

Augen, die die Entschlossenheit noch grösser<br />

machte, sahen fest in die meinen. Mir war<br />

nicht sehr wohl zumute, denn sie kam, um<br />

meine Seele zu erforschen, und ich besass,<br />

seit ich auf die ,Ghösf gekommen war, nichts<br />

mehr, auf das ich besonders stolz hätte sein<br />

können. Wir gingen zum' Rande der Achterhütte,<br />

wo sie sich umwandte und mir ins<br />

Gesicht blickte. Ich sah mich um, um mich<br />

zu vergewissern, dass niemand in Hörweite<br />

war.<br />

«Was gibt es ?» fragte ich sanft, aber der<br />

entschlossene Ausdruck wich nicht von<br />

ihrem Gesicht.<br />

«Ich kann begreifen, dass das, was heute<br />

morgen geschah, in der Hauptsache ein Unglücksfall<br />

war, aber ich habe mit Herrn<br />

Haskins gesprochen, und er erzählt mir,, dass<br />

ärt dem Tage, als wir/gerettet wurden, wäh-<br />

: rehd ich in der-Kajüte waf, zwei Menschen<br />

verkehr nicht einmal mehr einen Drittel des Passivsoldes<br />

unserer Handelsbilanz deckt. Wir wissen,<br />

auf welche enormen Schwierigkeiten unsere Behörden<br />

etossen, wenn es sich darum handelt, die Nachbarstaaten<br />

zu einem Entgegenkommen auf dem Gebiete<br />

des Fremdenverkehrs zu veranlassen. Die Tendenz<br />

zur Autarkie hat auch dazu geführt, dass dem<br />

Fremdenverkehr auf allen Seiten Schranken errichtet<br />

werden. Ist es nicht paradox, wenn einerseits—<br />

wie aus vielen Beispielen bekannt ist — die Fremdenverkehrspropaganda<br />

aller Staaten das Mehr?<br />

fache der Vorkriegszeit ausmacht, während man<br />

sich anderseits gegenseitig in Einschränkungen und<br />

Erschwerungen der Ausreise überbietet?<br />

Zurück zur Freizügigkeit!<br />

Anstatt wieder zu den einfachen, früher<br />

gehandhabten Mitteln zur Förderung des<br />

Fremdenverkehrs zurückzukehren — Aufhebung<br />

der Passformalitäten, freier Geldverkehr<br />

usw." — steht man heute vor der Tatsache,<br />

dass gewisse Staaten ihren Angehörigen<br />

die Ausreise ins Ausland entweder ganz<br />

verbieten oder doch so erschweren, dass von<br />

einer Freizügigkeit keine Rede mehr -sein<br />

kann. So wurden z. B. letztes Jahr an

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