E_1936_Zeitung_Nr.067
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N° 67 — DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 19<br />
Hinter den Kulissen des Rennbetriebs<br />
Bei den grossen internationalen Strassenrennen<br />
ist die Spitzengeschwindigkeit der<br />
Rennwagen gar nicht so sehr wichtig. Die<br />
Fahrzeuge werden dabei vielmehr ununterbrochen<br />
beschleunigt, abgebremst, um eine<br />
Kurve gesteuert, wieder beschleunigt, wieder<br />
abgebremst usw. Es kommt also darauf an,<br />
die Wagen und insbesondere die Antriebsaggregate<br />
der Strasse noch mehr anzupassen,<br />
als das bis jetzt der Fall war. Eine Verbesserung<br />
der Strassenlage und eine feinere<br />
Regulierbarkeit der Motoren ermöglicht es,<br />
zwei oder drei Kurven auf irgend einem<br />
Rennkurs statt mit Viertelgas mit Halbgas,<br />
oder einen andern Teil der Strecke statt mit<br />
Halbgas mit Vollgas, und vielleicht wieder<br />
eine andere Stelle statt bremsend leicht beschleunigend<br />
durchfahren zu können, dann<br />
sind hier einige Sekunden, dort einige Sekunden<br />
zu gewinnen. Daraus resultiert schliesslich<br />
eine schnellste Runde nach der andern<br />
und diese geben den Vorsprung, der zum<br />
Sieg notwendig ist.<br />
Die Motorleistung der Rennwagen allein<br />
zu steigern, um eine möglichst hohe Spitzenleistung<br />
herauszubekommen, wäre genau so<br />
sinnlos, als wenn Campbell mit seinem Geradeaus-Wagen<br />
an den Start eines Qrand-<br />
Prix-Rennens ginge. Das Allerwichtigste an<br />
einem Rennmotor ist die Regulierbarkeit der<br />
Leistung, d.h. die Reaktion des Motors auf<br />
die Betätigung des Gaspedals. Kommt der<br />
Motor mit einem Ruck oder hat er einen<br />
weichen Uebergang ? Wie liegt die Leistungskurve<br />
im Vergleich zur Motordrehzahl<br />
? Vielzylindrige Motoren haben Nachteile<br />
durch die grosse Innenreibung und den<br />
dafür notwendigen Leistungsaufwand. Sie<br />
besitzen aber wiederum Vorteile durch die<br />
Steigerung des thermischen Wirkungsgrads<br />
und die damit mögliche flache Leistungskurve,<br />
die über einen grossen Drehzahlbereich<br />
annähernd die Spitzenleistung ergibt.<br />
Wohl die höchsten mittleren Drücke aller uns<br />
bekannten Rennmotoren haben Mercedes-Benz und<br />
Austin. Die höchste Spitzenleistung besitzt die<br />
Auto-Union-Maschine, währenddem die ERA- und<br />
die Austin-Maschinen mit der höchsten Drehzahl<br />
aufwarten. Der 0,75-Liter-Austin-Motor leistet etwa<br />
120 PS, die ERA- und Maserati-Maschinen etwa<br />
Moderne Rennmotoren.<br />
170 PS, der zwölfzylindrige Alfa Romeo 400 PS,<br />
der Mercedes-Benz-Motor 430 PS und die Auto-<br />
Union-Maschine etwa 450 PS.<br />
Die Leistung eines Motors bestimmt eich aus<br />
der Zylinderzahl, der Drehzahl und der Verdichtung.<br />
Für Hochleistungsmotoren müssen Ventile<br />
verwendet werden, die von oben V-förmig schräg<br />
in den Verbrennungsraum münden, um eine möglichst<br />
halbkugelige Form dieses Raumes zu erreichen<br />
und gleichzeitig den Raum über dem oberen<br />
Totpunkt des Kolbens so klein als möglich halten<br />
zu können, was bei untengesteuerten Motoren nicht<br />
möglich ist.<br />
Von der Höhe des erreichbaren Kompressionsdrucks<br />
hängt die Höhe des mittleren Drucks ab,<br />
der unmittelbar als Multiplikator in der Formel<br />
für die Motorleistung auftritt. Die halbkugelige<br />
Form des Verbrennungsraums ist aber noch aus<br />
weiteren Gründen massgebend für Hochleistungsmotoren.<br />
Die Zündwege vom Mittelpunkt einer<br />
Kugel aus (wo in diesem Fall die Kerze sitzt) sind<br />
gleich lang. Dadurch ergibt sich eine gleichförmige<br />
intensive Verbrennung, deren Wirkungsgrad<br />
höher ist als bei einer untengesteuerten Maschine<br />
mit langgestrecktem Verbrennungsraum.<br />
Die bei der Verbrennung entstehenden Temperaturen<br />
sind durch die hohe Verdichtung zwangsläufig<br />
derartig hoch, dass die alleinige Kühlung<br />
durch die Verbrennungsraumwände nicht mehr<br />
ausreicht. Für Hochleistungsmotoren werden des-,<br />
halb Brennstoffe verwendet, die sich zwar ausserordcntlich<br />
hoch verdichten lassen, bei deren Verbrennung<br />
jedoch mehr Wasser entsteht, als bei<br />
normalem Benzin. Hochprozentige Alkohol?*;<br />
mische erfüllen diese Ansprüche am besten. Bei<br />
der Alkoholverbrennung entsteht Verbrennungswasser,<br />
dessen notwendige Verdampfungswärme<br />
den verbrannten Gasen entzogen wird, so dass also<br />
eine zusätzliche chemische Innenkühlung eintritt,<br />
die für moderne Hochleistungs-Rennmotoren nicht<br />
entbehrt werden kann. Nicht zu grosse Zylinderräume<br />
pro Zylindereinheit erhöhen ebenfalls den<br />
thermischen Wirkungsgrad einer Maschine» was<br />
bei Gebrauchsmotoren einer Brennstoffersparnis,<br />
bei Hochleistungsmotoren einer Leistungssteigerung<br />
gleichkommt. ,<br />
Ein Blick unter die Motorhauben moderner<br />
Rennwagen zeigt meist etwa das gleiche Bild, einen<br />
Motor mit schräg V-förmig aufgesetzten Ventilgehäusen,<br />
wobei die Ventile entweder von einer oder<br />
zwei Nockenwellen aus gesteuert werden. Bei V-Motoren<br />
(Zwölf- oder Sechzehnzylinder) liegen manchmal<br />
vier Nockenwellen, also pro Zylinderreihe zwei<br />
oben, was zum Beispiel für den zwölfzylindrigen<br />
Alfa Romeo zutrifft, während der ebenfalls V-förmig<br />
gebaute sechzehnzylindrige Auto-Union-Motor<br />
mit drei Nockenwellen auskommt, wobei die mittlere<br />
die Einlassventile auf der Innenseite der beiden<br />
Zylinderreihen steuert. Eine kurze Zusammenstellung<br />
der bekanntesten* Rennmotoren ermöglicht<br />
einen Ueberblick :<br />
5,86 Liter, Auto-Union, 16 zyl. V-Motor, 3 Nockenwellen.<br />
4.2 Liter, Mercedes-Ben«, 8 xyl- Reihenmotor,<br />
2 Nockenwellen.<br />
4,1 Liter, Alfa Romeo, 12 zyl. V-Motor, 4 Nockenwellen.<br />
3,9 Liter, Alfa Romeo, 8 zyL Reihenmotor, 2 Nokkenwellen.<br />
.<br />
4.3 Liter, Maserati, 8 zyl. V-Motor, 4 Nockenwellen.<br />
3,7 Liter, Maserati, 8 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
3,5 Liter, Maserati, 6 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
Cowi^ev<br />
Das war in Bern beim vorjährigen «Grossen<br />
Preis der'Schweiz».<br />
Die konkurrierenden Mannschaften wohnten<br />
zusammen im gleichen Hotel, und es herrschte<br />
grosse Freundschaft und Kameradschaft —<br />
bis auf ein paar kleine Neckereien natürliche<br />
die gutmütig von einem Lager zum anderen<br />
gewechselt wurden.<br />
Am Sonntag beim Frühstück sitzen an zwei<br />
benachbarten Tischen die Fahrer von Mercedes<br />
und von Auto-Union. Man ist fertig, man<br />
raucht noch eine Zigarette, einer der Mercedesleute<br />
verlangt etwas Obst. Ein Piccolo<br />
bringt eine prachtvolle Schale, will sie mit<br />
elegantem Schwung auf den Tisch stellen —<br />
pardauz — ein Klirren und Brechen — und<br />
die Scherben fallen gerade neben Caracciola<br />
auf den Boden.<br />
Der Piccolo scheint den Tränen nahe. Aber<br />
die Mercedes-Leute jubeln: Scherben bringen<br />
2,5 Liter Maserati (Neukonstruktion), 6 zyl. Reihenmotor,<br />
2 Nockenwellen.<br />
1,5 Liter, ERA, 6 zyl. Reihenmotor, StoJ3stangen-St.<br />
1,5 Liter, Maserati, 6 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
1,5 Liter, Maserati, 4 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
1,5 Liter, Delage, 8 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
0,75 Liter, Austin, 4 uyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
3,3 Liter, Busatti, 8 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
Dipl.-Ing. E. Hundt.<br />
lern fc»*tuine..*<br />
Glück, das wird uns Glück bringen! Dem jungen<br />
Kellner wird versprochen, dass ihm auf<br />
jeden, Fall der Schaden ersetzt wird, dazu,<br />
wenn Mercedes den Sieg davon trägt, noch<br />
ein Fünfzigfrankenschein für den Schrecken.<br />
Und der junge Mann zieht strahlend davon...<br />
Was weiter geschah, ist bekannt: der Piccolo<br />
kam zu seinen 50 Fränklt, dieweil Caracciola<br />
das Rennen in grossem Stil gewann.<br />
Und die Schale bekam er auch bezahlt. Sogar<br />
zweimal...<br />
Denn was vorher geschehen war, ist weniger<br />
bekannt: ein guter Freund der Mercedesleute<br />
hatte den Kellner mit dem Auftrag zu<br />
der glückbringenden Ungeschicklichkeit in<br />
den Saal geschickt und die Schale praenumerando<br />
bezahlt. Und die Aasgabe hat sich ja<br />
auch bezahlt gemacht: die Scherben haben<br />
zwei Leuten Glück gebracht: Caracciola und<br />
dem Piccolo...<br />
Wohl kennen die wenigsten Ihrer Fahrgaste<br />
den Unterschied zwischen einem Diesel- und<br />
einem Benzinmotor, wissen nichts von der Bedeutung<br />
des innenverzahnten Ritzels und<br />
wären wahrscheinlich erstaunt, wenn man sie<br />
nach der Rolle der Hinterachsabfederung oder<br />
der Bremsoberfläche fragte. — Aber sie bekommen<br />
diese Finessen zu spüren — je besser,<br />
je mehr sie Ihren Wagen benutzen. Und<br />
früher oder später werden sie bestätigen, was<br />
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