E_1939_Zeitung_Nr.038
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II. Blatt<br />
BERN. 9. Mai <strong>1939</strong> Automobil-Revue<br />
No 38 No 38<br />
II. Blatt<br />
BERN, 9. Mai <strong>1939</strong><br />
Erfolgreiche Feuerprobe in Tripolis<br />
Lang und Caracciola landen auf dem<br />
kleinen Mercedes-Benz einen Doppelsieg<br />
Mit Ausnahme von Emillo Villoresl (Alfa Romeo) alle italienischen Fabrikpiloten von Alfa-Corse<br />
und Maserati wegen Vergaser- und Ventildefekten ausgeschieden. — Von 30 gestarteten Konkurrenten<br />
12 am Ziel. — Der Schweizer Hug (Maserati) auf dem 5. Platz.<br />
Die Ueberraschung, die den Italienern am letzten<br />
Sonntag in Tripolis blühte, die eindeutige und<br />
durch nichts zu beschönigende Niederlage, die sie<br />
einzustecken sich gezwungen sahen, muss ausserordentlich<br />
schmerzlich gewesen sein und wie eine<br />
kalte Dusche gewirkt haben, nachdem man insgeheim<br />
auf einen Sieg der eigenen Farben geschworen<br />
hatte. Da war man also in der Konstruktion<br />
von 1,5-Liter-Renn wagen seit Jahren<br />
bahnbrechend vorangegangen, hatte Triumph auf<br />
Triumph eingeheimst, Sieg an Sieg gereiht und auch<br />
dann in Ehren bestanden, als im englischen E.R.A.<br />
ein ziemlich ebenbürtiger, gleichwertiger Gegner auf<br />
die Kampfbahn trat und damit bei den Automobilsportenthusiasten<br />
aller Länder wieder jenes Interesse<br />
am Wagenrennsport wach wurde, das die<br />
Rennen nach der Grand-Prix-Formel mehr und<br />
mehr vermissen Hessen, weil die Siegermarke meistens<br />
im voraus bekannt ist und nur die Frage<br />
nach dem Mann offen bleibt. Und gerade aus der<br />
Tatsache heraus, dass der Grosse Preis von Tripolis<br />
in den vergangenen Jahren immer wieder mit<br />
einem deutschen Sieg endete, rückte man heuer<br />
von der international gültigen Formel ab und reservierte<br />
die Veranstaltung den 1,5-Liter-Rennwagen,<br />
wo man das Feld vorbehaltlos zu beherrschen<br />
glaubte und... hatte die Rechnung wiederum<br />
ohne den Wirt gemacht, d. h. ohne die Untertürkheimer<br />
Werke, die in aller Stille seit dem letzten<br />
Herbst an einem 1,5-Liter-Modell bauten und<br />
den in Tripolis beabsichtigten Start Anfang April<br />
ohne viel Aufhebens der Oeffentlichkeit zur Kenntnis<br />
brachten. Man verlor darob den Kopf in Italien<br />
nicht und hatte dies auch gar jiich^ nötig, zumal<br />
die Werkwagen von Maserati und Alfa Romeo<br />
über den- Winter derart «verbessert worden waren,<br />
dass bedeutend höhere Geschwindigkeiten erwartet<br />
werden durften. Zudem: die Möglichkeit, dass Mercedes-Benz<br />
mit einem ersten Platz aus dem Millionenrennen<br />
hervorgehen würde, war sehr wenig<br />
wahrscheinlich, einmal weil man in Untertürkheim<br />
über keinerlei praktische Erfahrungen mit Rennwagen<br />
der 1,5-Liter-Kategorie verfügt und weil<br />
anderseits bei einem ersten Start mit mannigfaltigen,<br />
zum Teil unbekannten Faktoren gerechnet werden<br />
muss.<br />
Eins ist vorweg zu sagen: die Erwartungen sind<br />
durch das Rennen selbst und dessen Resultate, sofern<br />
man auf einen italienischen Erfolg hoffte,<br />
glatt zunichte gemacht worden. Zwar hatten sich<br />
die «Tedescchi> im Training als verblüffend schnell<br />
e'rwiesen, aber die Maserati und Alfa standen ihnen<br />
punkto Tempo so gut wie nichts nach. Zum ersten<br />
Male seit vielen Jahren wieder schien man an<br />
einem internationalen Rennen ein wirklich homogenes,<br />
ausgeglichenes Feld (wobei wir nur von den<br />
Fabrikwagen sprechen) vor sich zu haben. Ob aber<br />
alle dieser dauernd auf hohen Touren laufenden,<br />
Motoren das ihnen auf dieser wahnsinnig schnellen<br />
Strecke zugemutet und im Training sozusagen<br />
freiwillig und gern demonstrierte Tempo während<br />
30 Runden, also nahezu 400 Kilometer ohne Zwischenfall<br />
aushalten würden, das war, für den Augenblick<br />
wenigstens, auf einem andern Blatt geschrieben.<br />
Und dieses Blatt wendete Sich am Sonntagnachmittag<br />
schon bald nach Rennbeginn auf<br />
eine Art und Weise zugunsten der neuen deutschen<br />
Konstruktion, die wohl alle in Untertürkheim gehegten<br />
Erwartungen weit in den Schatten stellte.<br />
Wenn etwas für einen Erfolg der Dreizackmarke<br />
sprecht;, dann sei es die jahrzehntelange Rennerfahrung<br />
der Firma, schrieben wir in unserer Vor-,<br />
schau am Freitag, -Der- -Rennverlauf, der -übrigeaes<br />
jenem vom Formel-Grand-Prix des Jahres 1938 (wo<br />
die 3-Liter-Boliden von Mercedes-Benz erstmals an<br />
den Start gingen und einen dreifachen Sieg landeten)<br />
in vielen Teilen glich, hat die Richtigkeit dieser<br />
Version einwandfrei bestätigt. Wer in etwas über<br />
6 Monaten einen Rennwagen sozusagen aus dem<br />
Boden «stampft>, mit ihm zur Feuerprobe antritt,<br />
nicht nur einen guten Platz, sondern einen Sieg,<br />
und zwar gleich einen Doppelsieg nach Hause<br />
fährt und damit die Konkurrenz buchstäblich überrumpelt<br />
und überrennt und ihren jahrelangen Vorsprung<br />
technischer Art aufholt, der muss schon<br />
über eine ganz gehörige Dosis Rennerfahrung verfügen.<br />
Taktisch fuhren Lang und Caracciola ein überaus<br />
kluges Rennen. Vom Start weg diktierten sie<br />
ein mörderisches Tempo und machten die zahlenmässig<br />
überlegene gegnerische Streitmacht systematisch<br />
mürbe. Diese Taktik verfehlte ihre Wirkungen<br />
nicht. Der draufgängerische, wie wild sich gebärdende<br />
Haudegen Luigi Villoresi hatte • seinen<br />
Stromlinien-Maserati schon in der 4. Runde, nach<br />
50 Kilometer Fahrt, zu Tode geritten. Trossi und<br />
Cortese auf dem neuen, aber nicht aerodynamisch<br />
verschalten Maserati schlugen sich mit Ventilschäden<br />
und anderen Defekten herum, und Rocco schied<br />
zu guter Letzt mit leerem Tank auf offener Strecke<br />
aus. Soviel, was die Bologneser Werkmannschaft<br />
anbetrifft. Bei Alfa Romeo war es Farina, der sich<br />
in den ersten 10 Runden ständigen Attacken Caracciolaj<br />
ausgesetzt sah und schliesslich den zweiten<br />
Platz an diesen abtreten musste, Severi's Alfetta<br />
geriet in Brand, wobei sich der Fahrer rechtzeitig<br />
in Sicherheit bringen könnte, Aldrighetti, Biondetti<br />
und Pintacuda verschwanden einer nach dem andern<br />
ebenfalls aus dem Blickfeld, weil ihre Motoren<br />
unter dem Einfluss der Hitze einfach nicht mehr<br />
mit wollten, und so verblieb einzig Emilio Villorese,<br />
der sich hinter Caracciola an dritter Stelle, aber<br />
mit einer Runde Rückstand klassierte.<br />
Nachdem so das Gros schon früh stark dezimiert<br />
war, und die Ausfälle in den offiziellen italienischen<br />
Equipen geradezu verheerende Formen<br />
angenommen hatten, durfte sich's Rennleiter Neubauer<br />
von Mercedes-Benz leisten, seinen Leuten eine<br />
langsamere Gangart vorzuschreiben. Der Kampf im<br />
wahrsten Sinne des Wortes ging schneller, als man<br />
dies auf Grund der Trainingsergebnisse glaubte annehmen<br />
zu können, zu Ende, und völlig ungefährdet<br />
wurde Hermann Lang nach einem schlussendlich<br />
monoton verlaufenen Rennen zum drittenmal Sieger<br />
im Grossen Preis von Tripolis. Ganz hervorragend<br />
hat der Schweizer Armand Hug auf Maserati abgeschnitten,<br />
der sich mit 3 Runden Abstand auf den<br />
Sieger im 5. Rang placierte und damit seine vorzüglichen<br />
Fahrerqualitäten, vor allem taktischer Art,<br />
einmal mehr unter Beweis stellte.<br />
Der mit riesiger Spannung erwartete Kampf gehört<br />
der Geschichte an. Er ist von der überlegenen,<br />
offenbar trotz dem erstmaligen Einsatz schon heute<br />
technisch reiferen Konstruktion gewonnen worden.<br />
Gewiss, es wäre verfrüht, aus den Resultaten des<br />
Grossen Preises von Tripolis schon heute endgültige<br />
Schlüsse ziehen zu wollen. Wenn aber auch die<br />
weiteren, .Treffen der 1,5-Liter-Wagen im Sinne des<br />
jy^iUönenrennens verlaufen sollten, und auch der<br />
jaeue.ERA, zur.Aenderung der,Situation nichts bei^.<br />
trägt, dann darf man —vielmehr muss man —<br />
Hermann Lang gestaltete die Feuertaufe des 1,5-<br />
Liter-Mercedes-Benz-Rennwagens im Grossen Preis<br />
von Tripolis zu einem überraschenden Erfolg, indem<br />
er ihm zusammen mit Rudolf Caracciola zu<br />
einem Doppelsieg über die italienische Konkurrenz<br />
verhalf. Unser Bild: Lang fährt unter Palmen<br />
seinem dritten Sieg im Millionenrennen entgegen.<br />
leider schon heute die Prophezeiung wagen, dass<br />
man von einer allfälligen 1,5-Liter-Grand-Prix-Formel<br />
keine interessanteren Kämpfe zu erwarten hat<br />
als bei den nach den heute gültigen Bestimmungen<br />
ausgetragenen Rennen, dass vielmehr die Einseitigkeit<br />
der Erfolge für die Dauer einer neuen Formel<br />
auf der 1,5-Liter-Basis im voraus gewährleistet wäro.<br />
Hoffen war aber, dass dem nicht so seil<br />
Die Trainingstage.<br />
Als am vergangenen<br />
OEL-SCHMUTZ<br />
Donnerstag<br />
die für den Grossen Preis von Tripolis gemeldeten<br />
Konkurrenten mit ihren 1,5-Liter-Renn wagen zur<br />
ersten Trainingssitzuijg auf dem Mellaha-Circuit<br />
antraten, da haUe sich glücklicherweise der seit<br />
mehreren Tagen andauernde Sturmwind gelegt" und<br />
auch die Bruthitze^machte einer wesentlich kuhleren,<br />
angenehmeren Temperatur Platz. Die atmobedroht<br />
Ihren Motor<br />
Wirksame Abwehr durch Mobiloil<br />
Der geschworene Feind des Motors ist der<br />
Oelschmutz. Schlamm, Kohle, oder wie<br />
all diese Rückstände genannt werden, sind immer<br />
auf die gleiche Ursache zurückzuführen:<br />
Zersetzung des Oeles bei hohen Temperaturen<br />
und hohem Druck. Mit Mobiloil nichts von<br />
Ihr Garagist wird es Ihnen sagen: Mit<br />
Mobiloil holen Sie das Letzte aus Ihrem Motor<br />
heraus, bei geringerem Verbrauch. Füllen<br />
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jeder Tropfen ist reiner Schmierstoff.<br />
Mobiloil hält den Motor sauber und gewährleistet<br />
reichhaltige und ausgiebige Schmierung.<br />
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