28.02.2018 Aufrufe

E_1939_Zeitung_Nr.042

E_1939_Zeitung_Nr.042

E_1939_Zeitung_Nr.042

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

fi Automobil-Revue — N° 42'<br />

aus den Blick über den See schweifen zu lassen.<br />

Leichter Dunst liegt noch über dem Wasser, auf<br />

dem Lichttupfen wie Perlen aufblitzen. Von den<br />

Ufern grüssen bunte Wimpel, und das hübsche<br />

Mädchen in bunter Tracht, das Ihnen den Wein<br />

gebracht hat, schenkt Ihnen einen liebefl Blick,<br />

weil Sie es gar nicht to eilig haben wie die andern.<br />

Während wir so dasitzen, den Wein und die<br />

Ruhe geniessen, halten wir Rückschau. Jetzt erst<br />

werden Wünsche wachs Sie erinnern steh der<br />

Halle in def Nähe des Einganges Enge, die dem<br />

Buch und der Musik gewidmet iöi Die wundersame<br />

Freske an der Hallenwand hatte Sie beim<br />

Durchwandern dieses Teils der Ausstellung gefesselt:<br />

eine Frau mit erhobener Fackel, Minerva<br />

vielleicht, und zwei nackte Männer, über Bücher<br />

gebeugt; das Ganze in duftigen Ocker- und Kobalttönen,<br />

Eine Stunde an einem stillen Nach«<br />

mittag wollen Sie in dieser Halle verbringen, nehmen<br />

Sie «ich vor. Hier Weilen die beiden Musen,<br />

denen Sie die schönsten Feierstunden abseits der<br />

Hast des Alltags verdanken. Ihren Tempel muss<br />

man mit Sammlung betreten,<br />

Vielleicht aber haben Sie andere Präventionen)<br />

Sie werden von der Abteilung «Elektrizität» faszi*<br />

niert. Die summenden Transformatoren, die gleich<br />

gigantischen Händen gen Himmel ragenden Isolatoren<br />

an eisernen Armen haben es Ihnen angetan.<br />

Sie erinnern sich jetzt des riesigen Tafelbildes<br />

vor der Halle, auf dem Neptun mit symbolischer<br />

Geste das Wasser zu Tale schüttet, während<br />

drei sich bäumende Pferde die dabei nutzbar<br />

werdende Kraft versinnbildlichen. Und die Gegenüberstellung<br />

der strahlenden Sonne mit der elektrischen<br />

Lampe Weist auf den Ursprung def<br />

Kraft unserer weissen Kohle. Tauchen diese Bilder<br />

Jetzt in Ihrer Erinnerung auf, dann lassen Sie<br />

«Das Buch» für später. Nehmen Sie ruhig an, die<br />

ganze LA biete vorerst nur die Ausstellung «Elektrizität»,<br />

und nun sehen Sie sich beim nächsten<br />

Besuchstag nichts anderes an aU diese Halle.<br />

Was bedeutet ein Tag, was bedeuten sechs oder<br />

acht Stunden intensiven Schauens gegenüber der<br />

Mannigfaltigkeit dieser immensen Schau von ausgestellten<br />

Maschinen, Apparaten, Modellen und<br />

Vorführungen! Wenn Ihnen diese Dinge nicht<br />

fremd sind, wenn Sie mit Interesse auf die Details<br />

eingehen, dann haben Sie für diesen Tag für alle!<br />

andere kein Auge mehr.<br />

Wer Sie auch sein mögen, einmal sehen Sie<br />

sich mit Ihrer Frau, oder, wenn Sie ledig sind,<br />

mit Ihrem Mädchen, die Halle «Kleider machen<br />

Leute» an. Als Mann dürfen Sie sich das nicht<br />

allein ansehen. Und war es Ihnen auch bisher ein<br />

Greuel, Damenmode-Schaufenster in weiblicher<br />

Begleitung zu besichtigen, weil dies meist mit einer<br />

Attacke auf Ihr Portemonnaie verknüpft war, so<br />

sind Sie ja hier dieser Gefahr enthoben, denn<br />

kaufen lässt sich in der Ausstellung nichts, Galten<br />

Sie aber bisher als ein Ignorant in modischen<br />

Dingen, so rate ich Ihneni seien Sie wenigstens<br />

hier für eine Stunde ein geduldiger Zuhörer. Sie<br />

werden staunen, was für nette und geistvolle<br />

Kommentare Ihre weibliche Begleitung zu diesen<br />

zauberhaft schönen Modeschöpfungen zu sagen<br />

weiss. Und gerade in solchen Fällen ist Zuhören<br />

weitaus angenehmer als selber reden; man kann<br />

sich dabei innerlich so angenehm gehen lassen und<br />

gilt zum Schluss als der beste Gesellschafter. Probieren<br />

Sie's nur einmal.<br />

Umgekehrt möchte Ich Ihnen, liebe Gattin, anraten,<br />

nicht unbedingt in Ihren Mann zu dringen,<br />

dass er Sie zu dieser modischen Schau begleite.<br />

Gewiss, Sie kßnnten ihm die vorstehenden Zeilen<br />

unter die Nase halten, und dann ginge er viel*<br />

leicht doch mit. Aber das wäre flicht ganz fair,<br />

und im Übrigen bitte ich Sie, zu bedenken, dass<br />

die besten Ehemänner Ignoranten der Mode sind,<br />

und dass vielen, an einem Schoppen im Bierhaus<br />

drüben mehr gelegen Jst als an einem pastellfarbigen<br />

Abendkleid und mag es auch noch so ver»<br />

lockend präsentiert werden. Schliesslieh hat diese<br />

Sachlage für die Harmonie des Famillenglückes<br />

auch sein Gutes.<br />

Und was wollen wir, mit dem Rest des Tages<br />

anfangen, Sie und ich, die wir immer noch hinter<br />

dem Glas Wein im Dörfliwirtshausgarten sitzen?<br />

Lassen wir uns von der Menge langsam treiben!<br />

hierhin oder dorthin, da* Ist ja gleichgültig, denn<br />

überall erwartet uns etwas Sehenswertes, für dessen<br />

Kernteilung und kunstgerechte! Zurichauilellen<br />

die befähigtsten Köpfe Wochen und Monate<br />

intensiver Arbeit verwendet haben. Für heute ist<br />

uns ja nur darum zu tun, denjenigen Ueb«rbllck : zu nehmen kann.<br />

Die Malfeste stammen schon aus uralten Zeiten.<br />

Im Altertum wurde der Beginn des Malmonats<br />

mit grossen Festlichkelten begangen, die das Erwachen<br />

der Natur zum Vorwand hatten.<br />

Der griechische Gott Apollo, der den Mal<br />

symbolisierte, wurde in den, an diesem Tage veranstalteten<br />

Festzögen von einem Im mittleren Alter<br />

stehenden Manne dargestellt, mit einer weiten<br />

Tunika bekleidet und auf dem Kopfe trug er einen<br />

Korb voll Blumen,<br />

In Rom wurde der erste Mal der Göttin Flora<br />

geweiht.<br />

Späterhin, Im Mittelalter, pflegten die französischen<br />

Bauern einen Baum mit grünen Zweigen<br />

vor dem Wohnsitze Ihres Lehnherrn zu pflanzen,<br />

der «un mai> genannt wurde. In Paris brachte die<br />

Goldschmiedezunft an diesem Tage der- Notre-<br />

Dame-Kirche ein kostbares Geschenk dar.<br />

Noch heutzutage gibt es Gegenden, wo mancli<br />

schöner Brauch sich noch erhalten hat. So wird<br />

in Nordfrankreich eine Holzpuppe, die den -Win'<br />

ter darstellen soll, auf einem Scheiterhaufen verbrannt<br />

öder in den Fluss geworfen.<br />

In Lothringen herrscht die Sitte, dass die jungen<br />

Burschen ihr Möglichstes tun, um an diesem<br />

Tage auf Ihrem Wege einem jungen Mädchen zu<br />

begegnen. Das junge Mädchen dber tut seiner*<br />

selts sein Möglichstes, um diesen Burschen auszuweichen.<br />

Gelingt es ihm doch nicht, und es lässt<br />

sich einfangen, so greift der eine es am Kopfe,<br />

der andere an den Beinen und ein dritter muss<br />

gewinnen, der uns spater die Besichtigung der<br />

Einzelheiten erleichtert. Für diese späteren Besuche<br />

jetzt schon ein kleiner Tip: Es ist besser,<br />

eine einzige Abteilung gründlich kennenzulernen,<br />

als alles im Fluge erhaschen zu wollen. Ich müsste<br />

Sie sonst als den gleichen Menschen taxieren wie<br />

jenen Engländer in Italien, der des Abends mit<br />

den frohlockenden Worten in die Hotelhalle trat:<br />

«Ein Rekordf ich habe heute zwanzig Kirchen besucht.»<br />

Ob er sie auch wirklich gesehen hat, der<br />

arme Kerl?<br />

Wenn sich die Dämmerung langsam über den<br />

See legt und der Widerschein unzähliger Lichter<br />

vom jenseitigen Ufer in farbigen Reflexen auf den<br />

Wellen schimmert, setzen wir uns auf eine der<br />

grossen Terrassen am Wasser. Der Lärm ist verstummt,<br />

irgendwoher klingt der hohe Ton einer<br />

Geige, und ein Lufthauch trägt uns den Duft von<br />

Feldblumen zu. Viel haben wir heute gesehen,<br />

mein Lieber, Und wir sind froh im Bewusstsein,<br />

noch so viel Grosses und Sehenswertes für späzu<br />

haben, das man nicht im ter aufgespart<br />

Sturme<br />

JHaifeittto<br />

aus alten Zeiten<br />

f m/1 tbntr<br />

dreimal unter seinem Körper durchkriechen. Nachher<br />

hat jeder von Ihnen ein Anrecht auf einen<br />

Kuss, den sie mit viel Scherz und Spass sich<br />

eiligst holen!...<br />

Das wunderbare Erwachen der Natur erweckt<br />

auch im Menschenherzen Liebe und Güte und<br />

volle Freude am Leben I...<br />

Eine grosse Rolle spielte der Kampf des Sommers<br />

mit dem Winter In der Phantasie aller Völker<br />

und, war die Grundlage für viele Mythen. Die<br />

Geister der Natur erheben sich zum Ringen miteinander;<br />

das wird durch • vermummte Burschen<br />

dargestellt, die in Laub und Blumen und in Stroh<br />

und Moos gekleidet sind; der Winter wird ausgetrieben,<br />

und der Sommer tritt als siegende<br />

Macht auf,<br />

Diese Frühlingsfeiern, die sich bei allen Völkern<br />

fanden, sind eng verknöpft mit dem festlichen Begehen<br />

des ersten Mal. Im Mittelalter wurde der<br />

Einzug des Sommers durch die Malenfahrt dargestellt,<br />

bei der der mit blühendem Schmuck geputzte<br />

fMaigraf» den siegenden Frühling, seine<br />

Braut Im weissen Gewand die Göttin der Fruchtbarkelt<br />

verkörperten. Auch Schweden wird um die<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts von einer solchen<br />

Malfeier berichtet. Am ersten Mal rückten zwei<br />

Reiterscharen, die eine von dem pelzumhüllten<br />

Winter angeführt, die andere von dem mit jungem<br />

Grün gezierten «Blumengrafen», von verschiedenen<br />

Seiten gegeneinander aus und führten<br />

einen Speerenkampf aus, bei dem der Sommer<br />

den Winter überwand und durch Urteil des umstehenden<br />

Volkes zum Sieger erklärt wurde.<br />

Am ersten Maienmorgen erfüllte im Mittelalter<br />

allüberall der Klang von Flöten und Schalmeien<br />

die Lüfte, denn die Ritter zogen aus mit ihren<br />

Spielleuten, den «Mai» zu holen; die jungen Burschen<br />

pflanzten den «Maibaum» vor der Tür ihres<br />

Liebchens auf; die Bauern führten auf dem «Maiwagen»<br />

junges Grün herbei zur Ausschmückung<br />

der Klöster, Kirchen und Türme, für ihren Gebieter<br />

und seine Frau, in England findet man die<br />

Feier des ersten Maitages schon zur Zeit des<br />

Königs Artus. «Robin Hood», die wohlbekannte<br />

englische Waldesgestalt stellt den «Maigrafen» in<br />

Frühlingsspielen dar und erscheint auch in Chaucers<br />

und Spencers Gedichten und in Shakespeares<br />

Lustspielen. König Heinrich VIII. hielt<br />

noch feierlich den «Maienritt», begleitet von der<br />

Königin und einem zahlreichen Gefolge, und als<br />

er durch den grünen Wald zog, kamen ihm 200<br />

Jünglinge entgegen, die von «Robin Hood» angeführt<br />

wurden. Noch jetzt wird in England an vielen<br />

Gegenden eine «Maikönigin» gekrönt und<br />

ihr zu Ehren eine Pyramide von jungem Grün und<br />

Blumen errichtet.<br />

Im schottischen Hochland wird der erste Mai<br />

von den Hirten mit lustigem Blasen aus ihren Dudelsäcken<br />

begrüsst; Freudenfeuer werden angezündet<br />

und mit uralten Beschwörungsformeln wendet<br />

sich der Landmann an die guten Geister der<br />

Felder, Saat und Vieh zu schützen.<br />

Die griechischen «Maifeste» sind besonders interessant,<br />

in denen sich viele antike Anklänge mit<br />

den christlichen Bräuchen vermischt haben. Hier,<br />

Wie anderswo, ist der- erste Mai ein allgemeiner<br />

Ausflugstag; man zieht hinaus Ins Feld und «fängt<br />

den Mal ein», indem man sich mit Blumen schmückt<br />

und Kränze windet, die dann über der Haustür<br />

oder sonstwo Im Hause aufgehängt werden. Dte<br />

roten Blumen im «Maikranz» bedeuten Freude, die<br />

Disteln Reichtum, und fügt man noch Nesseln und<br />

Knoblauch, bei, so hat man sich gegen den bösen<br />

Feind und den bösen Blick geschützt. In einigen<br />

Gegenden finden die Ausflüge schon am Vorabend<br />

des Maitages statt, und wenn dieser anbricht,<br />

so prangen die Häuser In bunten Blumen<br />

und Laubschmuck, den Sinnbildern der fruchtbaren<br />

Naturkräffe. Das gleiche bedeutet es, wenn<br />

an diesem Tage die Frauen der Insel Syra ^nach<br />

dem Strande eilen, um dort in Gegenwart der<br />

derb spassenden Männer ein Fusswaschen im<br />

Meerwasser vorzunehmen. In Bulgarien huldigen<br />

die kinderlosen Frauen demselben Brauch und baden<br />

sich Im «Maientau», indem sie sich in dem<br />

morgendlichen feuchten Gras wälzen. Dass ein<br />

Taubad In der Frühe des ersten Maimorgens bespndere<br />

Schönheit und Gesundheit J^InQ^sfet auch<br />

ein allgemein verbreiteter Glaube; Docfi. wälzen<br />

sich auch die Frauen im Grase oder in den Saatfeldern,<br />

um fruchtbar zu bleiben, und das sind<br />

Anklänge an die alten Opfer, die der Aphrodite<br />

dargebracht wurden.<br />

Die Maifeier In Griechenland und auf dem<br />

Balkan dauert vielfach zwei Tage, an denen nicht<br />

Bearbeitet werden darf. Orakel haben an diesem<br />

Fest besondere Kraft. Wahrsagerinnen und alte<br />

Frauen mit roten Blumen im Haar durchziehen die<br />

Strossen, wobei sie aus einem Honigtopf Kreuze<br />

an die Haustüren malen. Auch den Frauen werden,<br />

damit sie «milde und süss wie Honig» seien,<br />

mit dem Finger Kreuze von Honig auf die Stirn<br />

gemalt.<br />

Der Austrieb der Herden am ersten Mai, der<br />

unter besonderer Feierlichkeit und reichem Schmuck<br />

der Tiere erfolgt, hängt ebenfalls mit. dem Glauben<br />

an die fruchtbare und segnende Macht dieses,<br />

Tages zusammen.<br />

(Uebertragen von R. B.)<br />

KEINE AUSLANDREISE OHNE<br />

REISESCHECKS<br />

HOTEL-ARRANGEMENTS ETC.<br />

AMERICAN EXPRESS CO. m.<br />

Sihlporteplatz 3 ZÜRICH Tel.3 5720<br />

ßlERUHANS'<br />

ERLEBNISSE<br />

AAST De/A-wekTMeisreR-<br />

.1.<br />

rlans ftlerlT umgekehrt es macht:<br />

Fischt Bitr und kauft d«n Räch turn<br />

'Nochl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!