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E_1939_Zeitung_Nr.066

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N° 66 — DIENSTAG. 15. August <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE 17<br />

oder tn Portofino, wo sein Freund Trossl eine Villa der Scuderia Ferrari und heute Leiter der Alfa<br />

besitzt.<br />

Corse, ebenso wie Costantini, jahrelanger Rennleiter<br />

bei Bugatti, heute bei Alfa Romeo tätig,<br />

Zu einem beträchtlichen Teil stammen die Rennfahrer<br />

aus der Automobilbranche oder aus dem Ober-Ing. Neubauer — wer kennt ihn nicht? —<br />

Lager der Motorradfahrer, Mechaniker, Einfahrer und Sebastian, ja die Brüder Maserati selbst, einst<br />

usw. Von den Schweizern zum Beispiel haben bekannte Rennfahrer.<br />

Villars in Genf, Stuber in Bern, Kessler in Zürich Wenige nur gibt es, die die Vielseitigkeit besitzen,<br />

schon immer gutgehende Garagen besessen, und sich einem andern Gebiet zuzuwenden. Es gibt wenige<br />

auch, denen es gelingt, sich von ihrer Leiden-<br />

auch Christen ist in der Automobilbrahche tätig.<br />

Was einem Rennfahrer nach seinem Rückzug schaft — denn nur echte Leidenschaft kann sie<br />

jedoch am meisten zusagen würde, das wäre, zu diesem Beruf bringen — endgültig loszusagen.<br />

seine -Kenntnisse als technischer Leiter auswerten Die Erinnerung an die ersten Kämpfe und Erfolge,<br />

zu können. Allerdings ist eine jahrelange Karriere an Kameraden, die nicht mehr da sind, an harte<br />

Vorbedingung, wenn die erwarteten Erfolge eintreffen<br />

sollen. So waren Enzo Ferrari. Gründer einen nicht mehr so leicht<br />

Tage und an schöne Stunden, ist ein Band, das<br />

loslässt.<br />

il'-xx.;'« ;*>4 \5^a»<br />

Daran haben Sie wohl noch selten gedacht...<br />

Das Leben der Fahrer<br />

hängt an ihnen.. .<br />

Da stehen nun die Verantwortlichen eines Kennwagenversuches<br />

allsonntäglich um ihre Schutzbefohlenen<br />

herum und ordnen kurz vor dem Start<br />

mit einer beinahe märchenhaften und unverständlichen<br />

Ruhe die letzten Kleinigkeiten. Sie reichen<br />

ihren Fahrern Brille oder Schirm, sie sehen nach<br />

den Reifen, nach der Klarheit der Scheibe, sie<br />

vergessen bleibt. Es hat lange Zeit gedauert, ehe<br />

Ludwig wieder in alter Frische zu seinem Rennwageninteressen<br />

zurückfand ...<br />

Der bekannte «Fritzl» von Stuck wechselte mit<br />

ihm vom Austro Daimler zu Mercedes und zur<br />

Auto-Union. Er hat schon viele materiell bessere<br />

Posten abgeschlagen, er bleibt seinem Stuck treu,<br />

Das ist er, der Mercedesfahrer<br />

Hermann Lang, im<br />

Kreise seiner Kegelbrüder.<br />

Denn Kegeln ist nun mal<br />

seine Passion.<br />

In der Boxe: Ruhe vor dem Sturm.<br />

prüfen die Festigkeit des Steuerrades oder halten<br />

mit unsicherem Blinzeln Ausschau nach dem Wetter.<br />

Aber sie tragen eine Ruhe zur Schau, die Angst,<br />

Sorge, Nachtarbeit und Hoffnung verbergen.<br />

Wir wissen ja, wie es in einem solchen Rennwagenversuch<br />

zugeht und was da alles für Kräfte<br />

zur Hand sein müssen. Handarbeit - Handarbeit -<br />

Handarbeit. Mühseligstes Prüfen, Basteln, Ineinanderfügen<br />

und Abmessen. Auch unterwegs, in den<br />

Stunden nach dem Training, vor den Rennen ist<br />

niemals Ruhe. Immer gibt es noch etwas zu ändern,<br />

nachzusehen, zu überwachen.<br />

Und die verantwortlichen Meister dieser Versuche<br />

wie Kraus von Mercedes Benz und Sebastian<br />

von der Auto-Union, sie wissen allein, was nicht<br />

nur ihre Fahrer, sondern besonders auch ihre Mechaniker<br />

zu einem guten Gelingen- alles zu leisten<br />

haben!<br />

Viele sagen so leicht daher: «Ich will später<br />

Rennmechaniker werden!» Aber was alles dazu<br />

gehört, so weit zu kommen, das ahnen die Laien<br />

und die Betreffenden selbst oft nicht. So sind es -<br />

man kann wohl sagen in Europa nur wenige Auserwählte,<br />

welche die Betreuung eines Rennwagens<br />

anvertraut bekommen. Werfen wir einmal einen<br />

Blick hinter die Kulissen und besuchen wir die<br />

Jungen in einer kleinen Ruhepause - kurz vor dem<br />

Sturm.<br />

Da ist Ludwig Sebastian, der Bruder des Verantwortlichen<br />

des Rennwagenversuches in Zwickau.<br />

Ludwig war von Anfang an, das heisst von 1933 an<br />

dabei - genau wie Fritz Mathey, der getreue Eckehart<br />

Stucks, der diesen 12 Jahre begleitet und nie<br />

wieder verlassen will und wird.<br />

Ludwig Sebastian hat die Wagen von Nuvolari<br />

und Müller fertigzustellen und trägt die Verantwortung<br />

dafür. Mit ihm zusammen arbeiten weitere<br />

drei Mann pro Wagen. Ludwig hat schon viel erlebt.<br />

Von 1935 bis 1937 war er bei Bernd Rosemeyer,<br />

dessen Genialität und muntere Jungenhaftigkeit unsolange<br />

der mit Motoren zu tun hat und die beiden<br />

zusammen haben nicht weniger als 120 Tagesbestzeiten,<br />

13 Weltrekorde, 23 Klassenweltrekorde,<br />

2 Europameisterschaften und 6 weitere Meisterschaften<br />

ereicht. Vertrauen gegen Vertrauen ...<br />

Aber auch Max Reiher und Ludwig Naef, die<br />

abwechselnd bei Hasse oder Meier und Bigalke<br />

arbeiten, sind von Anfang an dabei und machen allsonntäglich<br />

ihre Freuden und ihre Aengste durch.<br />

Es ist interessant die Antworten dieser vier Burschen<br />

zu hören, wenn man sie fragt:<br />

«Welches war Euer aufregendstes<br />

Rennen ? »<br />

Ludwig Sebastian:<br />

Im letzten Jahr erlebte Ich mein aufregendstes<br />

Rennen in Monza, wo wir so brennend gerne diesen<br />

Grand Prix gewinnen wollten und Glück brauchten.<br />

Gegen Schluss lagen drei Auto-Union hintereinander<br />

und ich begann bereits an einem Brot zu knabbern,<br />

wobei sagte ich mir: «Was kann noch viel geschehen?<br />

Vorn Nuvolari, dahinter Stuck und dann wieder<br />

Müller!»<br />

Kaum hatte ich das gedacht, da gab Stuck ein<br />

Zeichen - wir hörten hin. Und wir haben gute Ohren!<br />

Wir sahen uns an und wussten Bescheid. Richtig,<br />

in der nächsten Runde musste Stuck halten und aussteigen.<br />

Nun, es war traurig, besonders für ihn,<br />

aber es waren ja noch zwei unserer Pferde im Rennen.<br />

Nun lag Müller hinter Nuvolari und Runden<br />

zurück erst die anderen. Kurz vor Schluss, ich denke,<br />

wir sehen nicht recht, kommt Müller nicht mehr<br />

zurück. Auch er musste aufgeben. Und nun kann<br />

man sich vorstellen, dass das ein aufregendes Rennen<br />

für uns wurde - nicht zu knapp! Würde Nuvolari<br />

auch noch aus irgend einem unerklärlichen Grund<br />

plötzlich nicht zu Ende fahren können? Aber er hielt<br />

durch und gewann und unsere Arbeit war belohnt<br />

und das Glück wieder da, ohne das es nun eben ein-<br />

der erfolgreichste Rennfahrer des Jahres und deutscher Bergmeister<br />

für Rennwagen, erzählt über sich und seine Erfolge<br />

Hanno!<br />

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