E_1948_Zeitung_Nr.001
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n Blatt<br />
BERN, 7. Januar <strong>1948</strong> AUTOMOBIL<br />
REVUE<br />
II. Blatt<br />
BERN, 7. Januar <strong>1948</strong><br />
Seilenansicht der viertürigen Commodore Ü-Limousine. Besondere äüsserliche Merkmale sind die langgestreckte,<br />
niedrige Silhouette, die gekrümmte Windschutzscheibe sowie die kotflügellose Bauweise.<br />
Neue, niedrige Modelle in chassisloser Bauweise — Karosserien mit breitem<br />
Innenraum — Beschreibung des Typ Commodore 8<br />
Mit ihren neuen Modellen schlagen die Hud-<br />
»oa-Werke, deren Produkte in der Schweiz seit<br />
•mehr als zwei Jahrzehnten eingeführt sind, eine<br />
Richtung ein, die diese bisher eher etwas konservativ<br />
eingestellte Gesellschaft -in den Mittelpunkt<br />
des Interesses stellt. Die Hauptmerkmale der Typenreihe<br />
<strong>1948</strong>, die in der < A.-R. » bereits erwähnt<br />
waren, sind eine besonders niedrige Gesamthöhe<br />
(159 cm leer) im Verhältnis zu den übrigen Dimensionen<br />
sowie der Uebergang von der traditionellen<br />
Konstruktion von separatem Fahrgestell und<br />
Karosserie zur selbsttragenden Bauweise mit einem<br />
neuartigen Gerippe aus Kastenträgern. Starke Senkung<br />
der Schwerpunkthöhe, Aenderung der Gewichtsverteilung,<br />
Neugestaltung der Karosserien<br />
sind neben Detailänderungen weitere Kennzeichen.<br />
Die neuen Hudson-Modelle werden in vier verschiedenen<br />
Karosserietypen (vier- und zweitürige<br />
Limousine, Coupe, Cabriolet), zwei verschiedenen<br />
Ausführungen (« Super » - Normalausführung und<br />
« Commodore »-Luxusausführung) sowie zwei verschiedenen<br />
Motoren (dem bisherigen, in Details<br />
verbesserten Achtzylinder sowie einem neu entworfenen<br />
Sechszylinder) gebaut. Vorläufig konzentriert<br />
sich die Fabrikation auf ein einziges Modell,<br />
der viertürigen Limousine Commodore 8, die bereits<br />
in einer Anzahl Exemplaren in der Schweiz<br />
eingetroffen ist und deshalb nachstehend ausführlich<br />
behandelt sei; die. weiteren Karosseriemodelte<br />
sowie insbesondere der neue Sechszylindermotor<br />
sind vorläufig noch nicht lieferbar, dürften aber im<br />
Laufe des Jahres folgen. Die Umstellung von den<br />
bisherigen Typen auf die neue Serie erfolgte verhältnismässig<br />
reibungslos; sie erforderte aber ausserordentlich<br />
weitgehende Vorbereitungen sowie<br />
den auch für amerikanische Verhältnisse bedeutenden<br />
Kapitalaufwand von 16 Millionen Dollar, der<br />
insbesondere für die Anschaffung von Werkzeug-<br />
Da die gegen oben nach innen geneigten Fensterscheiben<br />
möglichst nahe an die Augen der Insassen gebracht sind, vergrössert<br />
sich der Sichtwinkel.<br />
Hudson <strong>1948</strong><br />
maschinen und weiteren Installationen Verwendung<br />
fand.<br />
In den Proportionen wirkt der neue Hudson,<br />
dies-darf man mit aller Sachlichkeit feststellen, bestechend<br />
schön. Die Abbildungen dieser Beschreibungen<br />
geben darüber einigen Aufschluss; der Wagen<br />
wirkt aber in Wirklichkeit noch, besser, da<br />
besonders die gegenüber der Höhe um 27 cm grössere<br />
Breite, die harmonisch abgerundeten Umrisse<br />
sowie der sich nach oben und gegen das Heck zu<br />
verjüngende Aufbau den Karosserievorbildern der<br />
modernen Richtungen ohne Rücksicht auf die Nationalität<br />
weitgehend annähert. Weitere, sofort ins<br />
Auge fallende Merkmale sind die in einem grossen<br />
Bogen gerundete Windschutzscheibe, die breiten<br />
Chrombänder am unteren Abschluss der Karosserie,<br />
die ausgewogene Gestaltung der übrigen<br />
Karosserieteile, die gegen die Seite verlängerten<br />
Stosstangen, die nach hinten gezogene und in eine<br />
Kurve auslaufende Presskante, die die infolge des<br />
Fehlens von Kotflügeln sehr grossflächige Karosserieseiten<br />
waagrecht teilt, die Türgriffe sowie die<br />
klappbare Mittellehne, die versenkten Türkasten<br />
mit den Handgriffen, die ein Hängenbleiben an<br />
Kurbeln, Griffen etc. verhüten und schliesslich die<br />
Verstellbare Vordersitzbank, die sich beim Vorschieben<br />
gleichzeitig etwas hebt. Der Gepäckraum<br />
im Heck ist geräumig; ein tiefes Ablegebrett<br />
hinter den Rücksitzen sowie ein grosser Kasten in<br />
der rechten Hälfte des Armaturenbrettes dient für<br />
kleinere Pakete.<br />
Das selbsttragende Gerippe.<br />
Für die Reduktion der Gesamthöhe trotz Beibehaltung<br />
eines genügenden Kopfraumes über beiden<br />
Sitzreihen war eine völlig neue Konstruktion<br />
notwendig, da mit einem normalen Chassiarahmen<br />
dieses Ziel nicht erreicht werden kann. Hudson<br />
wählte eine selbsttragende Bauweise, ein besonders<br />
bei europäischen, aber auch schon bei amerikanischen<br />
Konstruktionen verwendetes Prinzip. In diesem<br />
Fall war aber nicht die sonst erreichbare Gewichtsreduktion<br />
das Ziel, da angesichts der Grosse<br />
und Kraftreserve der Motoren ein gewisses Fahrzeuggewicht<br />
ohne weiteres zulässig ist, sondern<br />
vielmehr eine Tieferlegung des Schwerpunktes und<br />
des Fussbodens bei gleichzeitiger bedeutender Erhöhung<br />
der Widerstandsfähigkeit des Wagens gegen<br />
Verwindungen. Das Ergebnis dieser Entwicklung<br />
ist ein gegliedertes Fachwerkgerippe aus Kastenträgern,<br />
Zwei innere, im Querschnitt weniger<br />
grosse Längsholmen führen von weit vor der Vörderradaufhängung<br />
bis zum Wagenheck; 6ie sind<br />
Phantomskizze des selbsttragenden Kastenfachwerkes mit den ausserhalb der Hinterräder geführten Längsträgern.<br />
Technisch interessantes vom Hudson <strong>1948</strong><br />
(Zeichnungen )<br />
Die Vorderradaufhangung mit den unteren Dreiecklenkern,<br />
den Schraubenfedern sowie dem Torsionsstabilisator.<br />
Links: Das Gesicht des<br />
neuen Hudson mit der breiten<br />
Frontverschalunri sowie dem<br />
Motordecke!, der sich- nach<br />
hinten öffnet.<br />
Rechts: Blick auf das abgerundete<br />
Heck mit dem gekrümmten<br />
Fenster.<br />
Alle Räder des Dreiganggetriebes inkl. Rückwärtsgang<br />
sind schragverzahnt.<br />
nicht stark veränderte Verschalung des Kühllufteintrittes.<br />
Etwas überrascht stellt man fest, dass der Hudson<br />
trotz den nicht unbeträchtlichen Dimensionen<br />
nicht den Eindruck eines übermässig grossen Wagens<br />
macht, den sonst moderne Amerikaner leicht<br />
erwecken. Auch der Innenraum ist trotz der enormen<br />
Breite nicht so gross, dass man sich bei teilweiser<br />
Besetzung darin verloren fühlt. Einmal<br />
kommt dies von der Beschränkung der Innenhöhe<br />
auf das richtige Mass; ferner aber trägt dazu die<br />
Verteilung der Sitze bei, da die hintere Sitzbank<br />
möglichst weit nach vorn und weg von Vorderrädern<br />
gerückt ist. Die Sitzbreifen sind derart dimensioniert,<br />
dass der Wagen von" den kantonalen<br />
Experten als Sechsplätzer abgenommen werden<br />
kann.<br />
Obwohl die Fensterfläche, abgesehen von der in<br />
weitem Bogen verlaufenden Windschutzscheibe,<br />
nicht besonders gross ist, gestaltet sich die Sicht<br />
von beiden Bänken sehr gut, da die Fensterscheiben<br />
nach oben gegen innen geneigt und damit den<br />
Augen der Fahrgaste nähergebracht sind; dadurch<br />
Hess sich das Gesichtsfeld stark vergressera, ohne<br />
dass die abgerundeten Karosserieumrisse aufgegeben<br />
werden mu6Sten. Von der Innengestaltung sei<br />
ferner die Polsterung mit einer Schwammgummischicht<br />
erwähnt, ferner die 40 cm (!) breite abdurch<br />
sieben Quertraversen verbunden. Von den<br />
Vorderrädern an 6ind die Traversen nach aussen<br />
verlängert und münden in einen weiteren hohen<br />
Längsholm, der aussen an den Hinterrädern vorbei<br />
rund um das Heck führt und somit die Gesamtkonstruktion<br />
sehr verstärkt. Die Türpfeiler, das schräg<br />
nach vorn abgestützte Torpedo sowie die um die<br />
Windschutzscheibe führenden oberen Fensterrahmen<br />
sind zusammen mit den Trägern der Heckverschalung<br />
auf diesem Fundament zusammen*<br />
geschweisst und bilden ein ausserordentlich steifes<br />
Gesamtgebilde. Beim Einsteigen bietet sich das<br />
von der selbsttragenden Bauweise bekannte Bild;<br />
der Fussboden liegt auf der Höhe der Unterkante<br />
der Längsträger, so dass man, wie sich die Amerikaner<br />
ausdrücken, in den Wagen « hinuntersteigt ».<br />
Infolge der tiefen Lage des Bodens ist er durch<br />
einen Kardanwellentunnel unterteilt, der aber infolge<br />
der Innenbreite kaum stört.<br />
Die mit diesem Gerippe verbundenen Radaufhängungen<br />
entsprechen den bisherigen Konstruktionen<br />
von Hudson. Vorn trifft man die Trapezführung<br />
durch dreieckförmige Doppelquerlenker<br />
und Schraubenfedern, wobei die Querstabilität vorn<br />
und hinten durch je einen Torsionsstab verstärkt<br />
wurde. Die Hinterradaufhängung umfasst eine<br />
starre Achse sowie Halbelliptikfedern; vorn und<br />
hinten sind je zwei Teleskopstossdämpfer vorhan-<br />
HUDSON COMMODORE 8 <strong>1948</strong>.<br />
Technische Daten und Merkmale<br />
MOTOR: 21,26 Steuer-PS, Achtzylinder in<br />
Linie, 76,2X114,3 mm, Hubvolumen 4165 cem,<br />
Verdichtung 6,5:1, seitengesteuerte Ventile,<br />
Bremsleistung (ohne Ventilator und Dynamo, reduziert)<br />
130 PS (128 HP) hei 4200 Touren/min,<br />
spez. Leistung 31,2 PS/Liter, Doppel-Fallstromvergaser,<br />
Carter, mech. AC - Benzinpumpe,<br />
SpezialSchmierung, Oelinhalt 8,5 Liter, Batteriezündung<br />
6 V, 120 Ah, 14-mm-Ke.rzen Champion<br />
J-9 oder Hudson, Zündfolge 1-6-2-5-8-3-7-4,<br />
spannungsregelnde Dynamo, Wasserkühlung<br />
mit Pumpe, Kühlerin halt 12,5 Liter.<br />
KRAFTÜBERTRAGUNG: Einplattenkupplung<br />
mit- Korkbelag im Oelbad, Dreiganggetriebe mit<br />
allen Gängen geräuscharm, 2. und 3. Gang synchronisiert,<br />
gegen Mehrpreis Schnellgang sowie<br />
« Drivemaster >-Selbsthilfe und Kupplungsautomat,<br />
Uebersetzungsve-rhältnisse 3. Gang 4,56:1,<br />
ZGang 8,25:1, l.Gang 13,15:1, 3. Schnellgang<br />
3,28:1, 2. Schnellgang 5,95:1, 3 geschmierte<br />
Nadellager-Kardangelenke, hypoidverzahnter<br />
Hinterachsantrieb, halbschwebende<br />
Achse.<br />
AUFBAU: Selbsttragendes Fachwerk-Karosseriegerippe<br />
mit gescnweiissten Kastenträgern,<br />
Vorderradaufhängung unabhängig mit Trapez-<br />
Dreieckquerlenkern, Schraubenfedern und Torsionsstabilisator,<br />
starre Hinterachse mit Halbelliptikfedern,<br />
4 hydraulische Teleskop-Stossdämpfer,<br />
Fussbremse hydraulisch mit mechanischer<br />
Sicherheitsbremse, Handbremse mechanisch<br />
auf Hinterräder, Lenkung mit Schnecke<br />
und Roller sowie geteilter Spurstange, Benzintankinhalt<br />
75 Liter, Pneugrösse 7.10—15 (gegen<br />
Aufpreis 7.60—15).<br />
ABMESSUNGEN UND GEWICHTE: Radstand<br />
315 cm, Spurweite vorn 148 cm, hinten 141<br />
cm, kleinster Wendekreisdurchmesser 13 m,<br />
Länge 527 cm, Höhe 159 cm, Breite 196 cm, Gewicht<br />
der viertürigen,«sechsplätzigen Limousine:<br />
trocken 1640 kg, mit gefülltem Tank strassenfertig<br />
ca. 1720 kg, mit 2 Personen ca. 1870 kg.<br />
FAHRLEISTUNGSDATEN: Leistungsgewicht<br />
trocken 12,7 kg/PS, aufgefüllt und mit2 Personen<br />
14.5 kg/PS, Fahrgeschwindigkeit bei. 1000 T/min:<br />
I.Gang 10,4 km/h, 2. Gang 15,9 km/h, 3. Gang<br />
28.6 km/h, 3. Schnellgang 41,7 km/h. Motordrehzahl<br />
bei 100 km/h: 3. Gang 3500, 3.Schneilgang<br />
2460, Kolbengeschwindigkeit bei der Nenn-<br />
Höchstdrebzahl (4200 T/min) 16 m/sec, spez.<br />
Hubvolumen leer 2,53 Liter/Tonne.<br />
PREIS: Viertürige Limousine Commodore 8<br />
Fr. 17500.— + Wust. Gegen Mehrpreis:<br />
Verstärkte Reifen, Aluminium - Zylinderkopf,<br />
Schnellgang, Drivemaster, Radio, Heizung.<br />
den. Die Lenkung arbeitet mit Rolle und Schnecke<br />
und wirkt über einen am vorderen Querjoch fixierten<br />
Drehpunkt und einen kurzen Lenkhebel auf<br />
eine geteilte Spurstange. Auch "die Bremse weist<br />
fernerhin die von Hudson eingeführte Kombination<br />
einer hydraulischen Vierradbremse auf; die Handbremse<br />
arbeitet ebenfalls mechanisch. Die Räder<br />
besitzen, der neuen amerikanischen Tendenz entsprechend,<br />
die kleinen Felgen mit nur 15 Zoll<br />
Durchmesser; sie sind mit Superballonreifen<br />
7.10—15 oder 7.60—15 ausgerüstet. Der Treibstofftank<br />
besitzt das neuerdings öfters anzutreffende<br />
grössere Volumen von 75 Liter, das den Aktionsradius<br />
erhöht.<br />
Am Achtzylindermotor, der von Hudson seit<br />
vielen Jahren in ständig verfeinerter Konstruktion<br />
hergestellt ist, wurden nur Details geändert. So<br />
wurde die Oelwanne im vorderen Teil sehr flach<br />
gebaut, da der Motorblock nun sehr weit vorn<br />
montiert ist; die gesamte Gewichtsverteilung weist<br />
übrigens eine Verschiebung nach vorn auf. Mit<br />
einer Literleistung von über 30 PS/Liter und einer<br />
Arbeits-Höchstdrehzahl von 4200 Touren/min gehört<br />
diese Maschine zu den leistungsfähigsten der<br />
entsprechenden amerikanischen Klasse; die Hudson-Motoren<br />
zeichnen sich übrigens seit langem<br />
durch hohe spezifische Leistung aus. Die Verdichtung<br />
ist mit 6,5 zu 1 durchaus normal. Einige erwähnenswerte<br />
Details der Motorkonstruktion, auf<br />
die hier leider nicht ausführlich eingegangen werden<br />
kann, sind die Verwendung eines hochlegierten<br />
Stahlgusses für den Zylinderblock, der nacli<br />
Mitteilung des Werkes Ventilsitze überflüssig<br />
macht, ferner in Ruhe und in Rotation ausgewuchtete<br />
Kurbelwelle, die überdimensionierte, mit<br />
einem Spannungsregler versehene Lichtmaschine<br />
sowie die Verwendung eines Doppelfallstromvergasers,<br />
der mit einer entsprechend weiten Ansaugleitung<br />
für die hohe Leistung im oberen Drehzahlbereich<br />
mitverantwortlich ist.<br />
Bei der Kraftübertragung ist vor allem die<br />
Kupplung zu erwähnen, die heute unseres Wissens<br />
als einzige mit einem Oelbad sowie mit Korkbelag<br />
arbeitet. Sie hat sich in dieser Form bewährt. Das<br />
Dreiganggetriebe ist in allen Gängen schrägverzahnt<br />
und geräuscharm; die beiden oberen Vorwärtsgänge<br />
sind synchronisiert. Gegen Mehrpreis<br />
wird später 'ein Schnellgang erhältlich sein, der zusammen<br />
mit der für das schweizerische Gelände<br />
gewählten Hinterachse von 4,56 : 1 (gegenüber der<br />
amerikanischen Standardübersetzungen von 4,1<br />
oder 4,3 : 1) günstige Beschleunigungs- und Höchstgeschwindigkeifswerte<br />
ergeben dürfte. Als, Schalterleichterung<br />
kann der * Drive-Master», eine<br />
Schalthilfe mit automatischer Kupplungsbetätigung,<br />
weiterhin geliefert werden.<br />
Eine kurze Probefahrt.<br />
Anlässlich einer Versuchsfahrt mit einem nicht<br />
eingefahrenen Wagen konnten verschiedene Ein»