E_1949_Zeitung_Nr.006
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AUTOMOBIt REVUE<br />
MITTWOCH, 9. FEBRUAR <strong>1949</strong> -<br />
Nr.<br />
Und dieser Tatsache kommt entscheidendes<br />
Gewicht zu, weil sie die , Erfahrung bestätigt,<br />
dass es nicht der Wettbewerb des<br />
Automobils, sondern der Konjunkturverlauf<br />
ist, der die Ertragslage der Bahnen bestimmt.<br />
Seinen Schwankungen folgt der motorisierte<br />
Strassenverke&r genau so wie die<br />
Schiene, was auch eine so unverdächtige Behörde<br />
wie das Eidg. Statistische Amt mit der<br />
Feststellung zum Ausdruck bringt, es lassen sich<br />
Zusammenhänge zwischen Wirtschaftslage und<br />
Motorfahrzeugbestand erkennen.<br />
Ausserdem sind es nicht die Automobile, sondern<br />
die Motorräder, die seit dem Kriege weitaus<br />
den stärksten Zuwachs verzeichnen. Mit<br />
einem Total von nahezu 50 000 Stück Ende September<br />
1948 hat sich deren Zahl binnen drei<br />
Jahren um volle 88 % vermehrt und repräsentiert<br />
heute nahezu 26 % des gesamten Motorfahrzeugbestandes<br />
der Schweiz, dieweilen bei<br />
den Motorwagen die Erhöhung innerhalb derselben<br />
Zeitspanne 36 % betrug. Hat man aber<br />
je etwas gehört, dass die Bahnen das Motorrad<br />
überhaupt als Konkurrenz empfänden? Kicht<br />
dass wir wüssten!<br />
< Opfer > des Bundes für den Strassenverkehr<br />
— bei Licht betrachtet.<br />
< Wohl sind die Einnahmen noch um 15 Millionen<br />
Fr. gestiegen. Die Ausgaben haben aber<br />
um 43 Mill. Fr. zugenommen. Der Wetüaul zwischen<br />
Einnahmen und Ausgaben ist also sehr<br />
eindeutig zugunsten der Ausgaben ausgefallen.<br />
Man muss aber damit rechnen, dass das während<br />
einiger Zeit so bleiben kann», bekennt<br />
Herr Bratschi angesichts der unmissverständlichen<br />
Sprache der Zahlen ganz offen, um dann,<br />
das Kapitel Ausgaben in einem anderen Abschnitt<br />
seines Artikels nochmals aufrollend, folgendes<br />
zu äussern: «Die Bauten (bei den SBB.<br />
Red.) sind im Rückstand. An kategorischen Forderungen<br />
von allen Seiten fehlt es nicht. Bund,<br />
Kantone und Gemeinden bringen gewaltige<br />
Opfer für den Strassen- und Luftverkehr. Den<br />
Bahnen aber wird die kalte Schulter gezeigt,<br />
und zwar mit einer Argumentation, die unmöglich<br />
ernstgenommen werden kann.» Zugegebenermassen<br />
ist es also die Tatsache, dass die Betriebsausgaben<br />
rund dreimal stärker zugenommen<br />
haben als die Einnahmen, die den Betriebsüberschuss<br />
jenem des Vorjahres um volle 28<br />
Mill.. Fr. vermindert. Hier liegt somit der springende<br />
Punkt, hier, in dieser zehnprozentigen<br />
Ausgabensteigerung, die ein 'höchst sonderbares<br />
Licht auf den Willen der Bahnen zur Respektierung<br />
der Bemühungen um die Lohn- und<br />
Preisstabilisierüng wirft Eher könnte man versucht<br />
sein, von Sabotierung zu sprechen, wobei<br />
es besonders 'bedenklich erscheint, dass derartige<br />
Tendenzen vor allem bei den öffentlichen Betrieben<br />
zutagetreten. Von 1946—48 sind allein<br />
die Personalausgaben der SBB um nahezu 58<br />
(achtundfünfzig) Prozent emporgeschnellt Und<br />
schon meldet Nationalrat Bratschi für seine Eisenbahner<br />
weitere Begehren an, deren finan-<br />
Automobil und Revision des<br />
Generalzolltarifs<br />
Der Bericht der «AR» in Ihrer Nr. 3/<strong>1949</strong><br />
lässt die Vermutung aufkommen, dass die auf<br />
den eingeführten Wagen montierten ausländischen<br />
Reifen einer Doppelverzollung unterliegen.<br />
Es ist bekannt, dass die importierten Wagen<br />
bereits von der Fabrik mit Reifen versehen werden.<br />
Soweit die Wagen mit ausländischen Pneus<br />
und Schläuchen ausgerüstet sind, erfolgt die<br />
Verzollung auf dem ganzen Gewicht des Fahrzeuges<br />
mit Einschluss der Bereifung zu den für<br />
die jeweilige Fahrzeugkategorie festgesetzten<br />
Ansätzen. Eine Doppelverzollung der Reifen erfolgt<br />
somit nicht<br />
Die Fabriken und Montagewerke in der<br />
Schweiz, wie auch einige ausländische Marken,<br />
verwenden für die Erstbereifung Schweizer Reifen.<br />
Da auf den im Inland hergestellten, dem<br />
ausländischen Konsum zugeführten Waren kein<br />
Zoll zu entrichten ist. kann das Gewicht der in<br />
der Schweiz hergestellten Bereifung vom zollpflichtigen<br />
Gesamtgewicht des Fahrzeuges in<br />
Abzug gebracht werden. Der Zoll wird daher<br />
nur von dem auf den Import entfallenden Teil<br />
des Fahrzeuges erhoben.<br />
Zur Bestimmung des jeweiligen Zollansatzes<br />
ist das Gewicht des Automobils in fahrbereitem<br />
Zustand massgebend (sog. Stückgewicht). Da ein<br />
Fahrzeug ohne Pneus aber nicht als fahrbereit<br />
angesehen werden kann, muss auch das Gewicht<br />
der im Inland erzeugten Waren zur Ermittlung<br />
des Fahrzeug-Stüekgewichtes Berücksichtigung<br />
finden.<br />
Die Erstbereifüng der Wagen mit Schweizer<br />
Reifen oder die Montierung von ausländischen<br />
Reifen durch die Wagenfabrik bilden die Regel.<br />
Nur ausnahmsweise gelangt ein Fahrzeug ohne<br />
Bereifung zur Einfuhr. In diesem Fall besteht<br />
aber die Möglichkeit —• wenn man auf den Zollvorteil<br />
der inländischen Reifen verzichten will<br />
-— unverzollte ausländische Reifen in einem<br />
Freilager auf die eingeführten Wagen zu montieren.<br />
Dadurch werden die Reifen nur einmal,<br />
und zwar als Bestandteil des Fahrzeuges, verzollt.<br />
Es ist auch möglich, dass. ein Käufer eine<br />
spezielle Reifenmarke für seinen Wagen Verlangt.<br />
In diesem Fall liegt es aber an den Wagenfabriken,<br />
solchen Wünschen Rechnung Zu<br />
tragen. Eine Doppel Verzollung ist somit nur<br />
dann möglich, wenn ein neuer Wagen mit bereits<br />
verzollten Reifen ausgerüstet wird.. Hier<br />
handelt es sich aber um Reifen, die für; den Inlandkonsum<br />
verzollt wurden und nicht für die<br />
Erstmontage von importierten Fahrzeugen bestimmt<br />
waren.<br />
Nachdem der Oberzolldirektion von Fachkreise»<br />
Vorschläge und" Anregungen unterbreitet<br />
wurden, werden die' -zuständigen Amtsstellen<br />
Gelegenheit haben, auch zu diesem Problem eingehend<br />
Stellung zu nehmen.<br />
Schief gewickelt<br />
von Seile 11<br />
zielle Konsequenzen, wie er selbst schreibt, natürlich<br />
nicht ganz ausbleiben können.<br />
- Um so weniger steht es ihm an, dem Strassenverkehr<br />
die angeblichen gewaltigen Opfer<br />
vorzuhalten, welche die öffentliche Hand für ihn<br />
bringe. Auch das ist «eine Argumentation, die<br />
unmöglich ernst genommen werden kann».<br />
Worin besteht denn dies gewaltige Opfer des<br />
Bundes zugunsten des Automobils? Darin, dass<br />
er von den Hunderten von Millionen, die er aus<br />
dem motorisierten Strassenverkehr gelöst hat<br />
und weiter löst — im letzten Jahre dürfte allein<br />
der Ertrag der Treibstoff- und Fahrzeugzölle<br />
125—130 MüL Fr. erreicht haben —, den grössten<br />
Teil für sich zurückbehält, weshalb sogar<br />
der Bundesrat selbst im Finanzprogramm eine<br />
allerdings ungenügende Erhöhung der Bundes^<br />
beitrage an die Strassenbaukosten ins Auge<br />
fasst Ein weiteres • Opfer» brachte der Bund<br />
für den Strassenverkehr damit, dass die Subventionen<br />
an den Ausbau der Alpenstrassen im<br />
Ueberbrückungsprogramm 1948/49 auf die<br />
Hälfte zusammengestrichen wurden. Für die<br />
Kantone aber zeitigt die vom Bund praktizierte<br />
Politik des • Nehmen ist seliger denn Geben •<br />
Seit vielen Jahren ist die schmale Strassenstrecke<br />
von Gersau nach Brunnen den Automobilisten<br />
und den Behörden ein Dorn im Auge.<br />
Häufig hat man in der Nähe von Gersau Verkehrsstockungen<br />
erlebt, weil Gesellschaftswagen<br />
beim Kreuzen zwischen der seeseitigen<br />
Parabettmauer und den hohen Felswänden eingeklemmt<br />
wurden. Um dieser Kalamität abzuhelfen,<br />
liess der Regierungsrat des Kantons<br />
Schwyz schon 1938 ein Ausbauprojekt erstellen,<br />
das der Bund ins zweite Alpenstrassenprogramm<br />
aufnahm. Infolge des Krieges und der nachfolgenden<br />
Hochkonjunktur im Baugewerbe konnten<br />
die Organe des Bundes erst im Herbst des<br />
letzten Jahres eine Baubewilligung erteilen, und<br />
zwar nur für die Verbreiterung einiger besonders<br />
engen Kurven. Daraufhin nahmen- im letzten<br />
Oktober die Felssprengarbeiten ihren Anfang,<br />
und seither war die Strasse Gersau—<br />
Brunnen für den Fahrverkehr gesperrt<br />
Zu Beginn dieses Jahres konnte die Behörde<br />
des Kantons Schwyz die Baubewüligung für den<br />
Vollausbau eines Strassenstückes vom Hotel Seehof<br />
bis Strandweg (700 m Länge) in der Nähe<br />
von Gersau erwirken, an dem zur Zeit sechs<br />
Bauunternehmer arbeiten. Die 10—20 m hohen<br />
Felsen werden um 3—5 m weggesprerigt und;<br />
durch Stützmauern, Hanggewölbe und Eisenbetonkonstruktionen<br />
wird dem schmalen Streifen<br />
zwischen See und Berg das verbreiterte<br />
Trasse der Strasse abgerungen. Geländer, Randsteine<br />
und eine Bepflanzung sollen das Strassenbauwerk<br />
vervollständigen, auf dessen Anpassung<br />
an die Landschaft die Baubehörden ihr<br />
ganz besonderes Augenmerk richten, wie dies<br />
bereits beim Ausbau der Strassenstreche Vltznau<br />
—Gersau der Fall war.<br />
Man rechnet damit, die Sprengarbeiten bis<br />
Ostern soweit zu fördern, dass die Strasse dannzumal<br />
dem Fahrverkehr wieder geöffnet werden<br />
kann. Im Frühjahr wird der Einbau der Beläge<br />
folgen, was ohne Sperrung der Strasse möglich<br />
sein sollte. Gegenüber den üblichen Strassenbaunormalien<br />
ist im Hinblick auf den starken<br />
Veloverkehr eine Verbreiterung der Fahrbahn<br />
um 40 cm auf Kosten des Trottoirs vorgesehen.<br />
Damit ergibt sich für jene eine Breite<br />
von mindestens 6,40 m und für das Trottoir eine<br />
solche von 1,40 m. In diesem sehr schwierigen<br />
Baugelände werden die Baukosten für das 700 m<br />
lange Strassensttick auf Ober eine halbe Million<br />
Franken zu stehen kommen. -.<br />
die Folge, dass sie, wie man es ja am laufenden<br />
Band erlebt, sich gezwungen sehen, zu Autosteuererhöhungen<br />
greifen. Womit der Automobilist<br />
auch noch dafür bestraft wird, dass, entgegen<br />
mancherlei bundesrätlichen Versprechen,, von<br />
seinen Benzin- und Autozöllen nur eine völlig<br />
unzureichende Quote an die Kantone und auf die<br />
Strassen zurückfliesst<br />
Auf die blümige Redewendung Herrn<br />
Bratschis, < man zeige den Bahnen die kalte<br />
Schulter », 'darf man immerhin mit der -schüchternen<br />
Frage erwidern, ob. äe^in das Opfer von<br />
1300 Millionen,.welches das Schweizervolk vor<br />
vier Jahren mit der Annahme, der SBB-Sanierung<br />
seinen Bundesbahnen brachte, Oberhaupt<br />
nichts zähle. Um -diesen Betraf nämlich wurden<br />
sie damals entlastet, wobei die Befürworter<br />
der Vorlage mit dem Argument fochten, es sei<br />
darin alles eingeschlossen. Kurz danach aber<br />
trat die Generaldirektion der SBB mit neuen<br />
Sanierungsvorschlägen auf den Plan, und heute<br />
verlangt sie von den Steuerzahlern weitere Zuschüsse<br />
von 40 Millionen jährlich, was zu 3*4 %<br />
kapitalisiert nochmals 1,2, Milliarden ergibt<br />
«Das ist die zweite Sanierung, die man nicht<br />
währhaben wollte und deren • Summe bereits viel<br />
höher ist als sie die Gegner damals einzurechnen<br />
wagten », schreibt hiezu die « Appenzeller<br />
<strong>Zeitung</strong> • in einem « Der ewige Volksbetrug » betitelten<br />
Artikel, dessen Lektüre- Herrn Bratschi<br />
angelegentlich empfohlen sei/ weil er gewisse<br />
Dinge sehr gerne und. sehr leicht vergisst<br />
Vom Ausbau der Strasse Gersau—Brunnen<br />
Dar Felssturz in Vltznau am 24. Januar IM», von »fer c Nate ><br />
in RMttuna Vitenotf<br />
Felssturz bei Vitznau.<br />
Am 24, Januar nacht» nat ein grosser Felssturz<br />
die Staatsstrasse beim Strandbad Vitznau<br />
überschüttet und teilweise zerstört Ca. 12 000 m*<br />
Fels brachen herab und überdeckten die Strasse<br />
auf eine Länge von 120 ra mit Schutt Die Sicheruhgs-<br />
und Räumungsarbeiten werden mehrere<br />
Wochen. Arbeit erfordern. Durch diesen Felssturz<br />
ist Gersau in eine schlimme Lage geraten. Von<br />
Gersau nach Vitznau ist die Strasse gesperrt,<br />
und in der Richtung gegen Brunnen sind seit<br />
dem Oktober letzten Jahres Sprengarbeiten zur<br />
Strassenverbreiterung im Gange, die einen<br />
Fahrverkehr nicht zulassen. Das bedeutet, dass<br />
Gersau tagsüber vom Strassenverkehr abgeschlossen<br />
und nur mit dem Schiff erreichbar ist<br />
Kurz nach dem Felssturz hat das Strasseninspektorat<br />
des Kantons - Schwyz an der Baustelle<br />
zwischen Gersau .und Brunnen den Zubringerdienst<br />
wie folgt organisiert:<br />
Von abends 17.30 Uhr bis morgens 07.30 Uhr<br />
wird die Baustelle soweit möglich für den Zubringerdienst<br />
dem Einbahnverkehr geöffnet<br />
und zwar von 17.90 bis 18.00 Uhr sowie<br />
von den ungeraden Stunden an in der<br />
Richtung Ger sau — Brunnen und von<br />
den geraden Stunden an in der Richtung<br />
Brunnen — Gersau. Ausserdem ist die<br />
Baustelle jeweils von) Samstag, 12.00 Uhr bis<br />
Montag, 07.30 Uhr für den Fahrverkehr geöffnet<br />
Radwege, Strassenbau, Autosteuern<br />
vor der Delegiertenversanimlung der Strassenverkehrsliga des Kantons Bern<br />
Dass es der vor vier Jahren zu neuem Leben<br />
erweckten Strassenverkehrsliga des Kantons<br />
Bern an Aufgaben nicht mangelt bewies der<br />
Verlauf der am letzten Samstag unter dem Vorsitz<br />
von Grossrat F. Bärtschi in Bern abgehaltenen,<br />
erfreulich gut beschickten Delegiertenversammlung,<br />
die sich mit einem ganzen<br />
Bukett aktueller und bedeutsamer Probleme<br />
des bernischen Strassenverkehrs tu befassen<br />
hatte. Schon der Jahresbericht, dessen wesentlichste<br />
Kapitel der Sekretär, Herr Haemiker, in<br />
gedrängter Form Revue passieren liess, umriss<br />
eine Reihe wichtiger Fragen, wozu die Liga Stellung<br />
nehmen und den Standpunkt des Strassenverkehrs<br />
verteidigen muss.<br />
Eines der Hauptthemata der Versammlung<br />
bildete die geplante<br />
Neuauflage des Gesetzes fiber die Erstellung<br />
von Radwegen.<br />
Angesichts der inzwischen eingetretenen Steuererhöhung<br />
vermögen sich jedoch die Automobilisten<br />
dafür, wie der Vorsitzende darlegte, um<br />
so weniger zu begeistern, als ihnen die Vorlage<br />
einen Beitrag von Fr. 8.— pro Wagen zumutet,<br />
währenddem die Radfahrer Fr. 2.— zu entrichten<br />
hätten. Klare Ablehnung dieser neuen Belastung<br />
klang denn auch aus Voten aller Vertreter<br />
der Automobilverbände. So sympathisch sie<br />
dem Bau von Radwegen gegenüberstehen, einmal<br />
ist es genug mit der Anzapfung des Motorfahrzeugs<br />
durch den Fiskus. Wenn die Liga der<br />
Steuererhöhung'zugestimmt hat, dann sollten die<br />
daraus gewonnenen Mittel auch für die Erstel-<br />
hing von Radwegen ^ausreichen. Der Tendenz des<br />
Staates, immer mit de/ grossen Kelle zu schöpfen<br />
. und seiner Ausgabenfreudigkeit die Zügel<br />
schiessen: zu lassen, gilt es hier entschieden entgegenzutretein.<br />
Wie, hat der Kanton letztes Jahr<br />
nicht den Rekordertrag von 2,3 Mill. Fr. aus seinem<br />
Benzinzollanteil gelöst? Eine' Sondersteuer<br />
für den Radwegbau ist also gar nicht nötig. Dagegen<br />
wäre es an der Zeit, dass die Behörden<br />
einmal mit der Wahrheit über die Einnahmen<br />
aus der Banderoletaxe für die Velos herausrückten,<br />
die in Tat und Wahrheit um ein Beträchtliches<br />
höher liegen als sie angeben, nämlich<br />
um 500 000 Fr. herum. Wird dieser Ueberschuss<br />
der Erstellung von Radwegen zugeführt,<br />
so können sieh die Automobilverbände mit der<br />
Abzweigung eines gleich hohen Betrages aus<br />
den Erträgnissen ihrer Verkehrssteuern einverstanden<br />
erklären.<br />
Diesen Gedanken griff in einem aufschlussreichen<br />
Diskussionsbeitrag der Leiter der Beratungsstelle<br />
für Unfallverhütung, Herr Joho<br />
auf, worin er die unbestrittene Notwendigkeit<br />
von Radwegen hervorhob. Bei unvoreingenommener<br />
Würdigung der Verkehrsunfallziffern und<br />
namentlich bei deren Vergleich mit der Bestandesentwicklung<br />
bei Motorfahrzeugen und Fahrrädern<br />
stellt es sich aber heraus, dass die Entwicklung<br />
nicht so schlimm ist, wie man sie immer<br />
wieder darzustellen beliebt<br />
Gemessen an der Zahl der Fahrzeuge ergibt sieh<br />
sogar ein Rückgang der Unfallziffern.<br />
Durchaus zutreffend bemerkte der Redner, dass<br />
es nicht damit getan ist, die Unfallgefahr in<br />
...man muss sie hören alle beide!<br />
unsere Umfrage<br />
c Haben Sie den neuesten Unsinn an der<br />
Bahnhofstrasse (in Zürich. Red.) auch schon<br />
gesehen? » wurde ich letzthin von einem Automobilisten<br />
gefragt Er meinte damit die versuchsweise<br />
Verlegung der Tramhaltestelle am<br />
Bahnhof (Tram 10, 13, 12, 7, 22) etwa 30 m<br />
Richtung Paradeplatz. Durch diese Neuordnung<br />
wird es möglich, gleichzeitig zwei Tramzüge zu<br />
je drei Wagen in die Bahnhofstrasse einfahren<br />
zu lassen, wodurch die während der Stosszeiten<br />
übliche Stockung auf dem Bahnhofplatz etwas<br />
abgeschwächt wird. Die Verlegung der Haltestelle<br />
riegelt allerdings die Einfahrt in die<br />
Schützengasse nach der Gessnerallee hin ab,<br />
wenn ein Tramzug auch mit nur einem Anhänger<br />
dort steht Und dies wiederum führt, wie<br />
ich mich selbst überzeugen konnte, zu einer<br />
Stockung auf der Bahnhofstrasse, weil die nach<br />
links in die Schützengasse abbiegenden Fahrzeuge,<br />
die korrekt gegen die Strassenmitte hin<br />
einspuren, auf den Schienen stehen bleiben<br />
müssen, wenn die Einfahrt durch das Tram versperrt<br />
wird. So ist denn die Neuregelung auch<br />
für die Strassenbahn ein zweischneidiges<br />
Sehwert Bevor ich mir über diese eigenartige<br />
Verkehrsanordnung ein Urteil erlaubte, habe ich<br />
mich von der Tramverwaltung über die bisher<br />
gemachten Erfahrungen informieren lassen. Es<br />
wurde mir mitgeteilt dass es noch zu früh sei,<br />
eine endgültige Meinung zu Sussem, doch sei<br />
man mit den bisherigen Ergebnissen durchaus<br />
zufrieden, weil sie eine wesentliche Entlastung<br />
auf dem Bahnhofplatz herbeigeführt hätten.<br />
Anderer Auffassung war ein Polizist, der<br />
sehr oft am Bahnhofplatz Verfcehrsdienst leistet<br />
Nach seiner Ansicht ist die Erleichterung auf<br />
dem Bahnhofplatz nicht derart, dass man die<br />
Verkehrsstörung atsf der Bahnbofstrasse deswegen<br />
in Kauf nehmen könnte.<br />
• • •<br />
Es wird ia noch einige Zeit vergehen, bis sich<br />
der Bahnhofplatz in seiner neuen Gestaltung<br />
dem Zürcher Publikum darbieten wird, und die<br />
Verkehrsverhältnisse, wie sie in den Stosszeiten<br />
immer wieder gerade in der Gegend des Bahnhofs<br />
eintreten, werden noch oft Anläse zur Aergernis<br />
geben. An sich wäre es deshalb nur zu<br />
begrüssen, wenn versucht wird, durch einfache<br />
Vorkehrungen die Verhältnisse etwas zu bessern.<br />
Ob jedoch die Verlegung der Strassenbahn-<br />
Haltestelle ausgerechnet an eine Strasseneinmündung<br />
einen glücklichen Versuch darstellt,<br />
scheint mir sehr fraglich. R. S.<br />
x-facher Vtergrösserung darzustellen. Selbstredend<br />
aber gilt es den Verkehr zu organisieren,<br />
und dazu gehört auch die Verkehxstrennung<br />
durch das Mittel der Radwege. Ihren Abschluss<br />
fand die klärende und frachtbare Aussprache<br />
über diese Frage mit der einstimmigen Annahme<br />
folgender<br />
Resolution:<br />
Die StnummerfcefircHga des Kantons Bern, die die Auromobilistan,<br />
Motorradfahrer und Radfahrer auf kantonalem<br />
Boden zusammenfaßt, hat anlSssiich Ihrer DeJeaiertenversammlung<br />
neuerdings zur Frage des Baues von Radfahrwegen<br />
Stellung genommen und deren dringende<br />
Notwendigkeit, namentlich un Hinblick auf den stark angewachsenen<br />
Strassenverkehr, abermals bestätigt. Zur Finanzierung<br />
des Baues von Radfahrwegen kommen nach einheitiger<br />
Ansicht 4*r Liga in erster Linie die sehr erheblichen<br />
Ueberschüsse aas der obligatorischen Haftpflichtversicherung<br />
der Radfahrer in Frage. Ausserdem erklären sich die Vertreter<br />
der Automobilverbände damit einverstanden, dass ein gleicher<br />
Betrag ihrer Verkehrssteuern für diesen Zweck ausgeschieden<br />
werden sollte. Die Liga empfiehlt den zuständigen<br />
: Kantonsbehörden dringend, auf dieser Basis — in Verbindung<br />
mit dem Ausbau des Hauptstrassennetzes die ErsteSfcmg von<br />
Radfahrwegen unverzüglich in Angriff zu nehmen.<br />
Dass es mit der bisher geübten behördlichen<br />
Praxis bei «ter Aufstellung des Strassenbauprogramrns<br />
nicht mehr so weitergehen kann und<br />
dass die Liga dabei ein Mitspracherecht fordert<br />
ähnlich wie es in anderen Kantonen bereits besteht<br />
liess die Debatte über die Vorschläge, zuhanden<br />
des Strassenbauprogramms 1950 mit<br />
aller Deutlichkeit erkennen. Bisher nämlich sah<br />
sich die Liga in dieser Hinsicht regelmässig vor<br />
ein fait accompli gestellt: die Behörden legten<br />
ihr das fertig gedruckte Programm vor, woran<br />
es kein Jota mehr zu ändern gab. Die Strassenbenützer<br />
dürfen aber, vor allem mit Rücksicht<br />
auf ihre finanziellen Leistungen verlangen, dabei<br />
mitangehört zu werden und sich rechtzeitig<br />
zum Wort melden zu können (denn allerdings<br />
ist es, wie der Jahresbericht zu Recht konstatiert,<br />
ein Skandal, dass heute jährlich annähernd<br />
4 Millionen in die Nebenstrassen gesteckt werden,<br />
währenddem die Hauptstrassen vollkommen<br />
leer ausgehen). Einmütig ermächtigte denn auch<br />
die Versammlung den Ausschuss, nachdem die<br />
Diskussion Zustimmung zu dieser Auffassung<br />
ergeben hatte, bei der Regierung das Begehren<br />
zu steUen ( .dass die<br />
Lira bei der AmtStellung des Strassenprogramms<br />
rechtzeitig zur Vernehmlassnnc beigezoge*<br />
werde.<br />
Dabei- fordert sie weiter einen systematischen<br />
Strassenbau Hand in Hand mit der Anlage von<br />
Radwegen.<br />
Nicht geringeres Interesse wandte sie natürlich<br />
dem Geschäft «Bernische Verkehrssteuern<br />
ab 1. Januar 1950 • zu. Auf Ende dieses Jahres<br />
läuft das Abkommen mit der Regierung über die<br />
für 1948/49 dekretierte Autosteuererhöhung ab.<br />
Um eine Wiederholung der Zeitnot zu verhüten,<br />
m die sich die Liga im Herbst 1947 hineinmanövriert<br />
sah, -irffl sie diesmal Vorsorge treffen,<br />
um die Besprechungen mit den Behörden<br />
beizeiten aufnehmen zu können.' Ueberdies gilt es<br />
auch, die Fühlung mit dem Komitee herzustellen,<br />
das die Initiative gegen übersetzte Verkehrssteuern<br />
lanciert hat, um die beJdseitigen Bestrebungen<br />
z.u koordinieren. In diesem Sinne erhielt<br />
denn auch der Ausschuss die von Bim gewünschte<br />
Kompetenz, wobei ihm die Versammlung<br />
als Richtlinie für seine Verhandlungen die<br />
Weisung mit auf den Weg gab, dass- nicht nur<br />
jegliche weitere Steuererhöhung undiskutierbar<br />
sei, sondern dass im Gegenteil gewisse Korrekturen<br />
nach unten vorgenommen werden müssen.