E_1949_Zeitung_Nr.015
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Nr. 15 ~ FREITAG, 25. MÄRZ <strong>1949</strong> AUTOMOBIL REVUE 15<br />
KOPFE DER AMERIKANISCHEN GUMMIINDUSTRIE<br />
Wenn Paul Wceks Litchfield heute der Goodyear<br />
Tire & RubbeT Company nicht mehr als Präsident<br />
vorsteht, sondern ihr als Vorsitzender des<br />
Aufsichterates wertvolle Dienste leistet, so liegt<br />
der Grund hiefür ganz einfach in der Devise « Age<br />
for Counsel and Youth for Action > — das Alter<br />
dem Rat, die Jugend der Tat. die den nunmehr<br />
72jährigen freilich nicht hindert, die grosse Gesellschaft<br />
in Akron (Ohio) weiterhin mit Energie und<br />
Umsicht zu lenken, ganz zu schweigen von der gewaltigen<br />
Leistung, die er während des Krieges mit<br />
der Umstellung seiner Fabriken auf die Flugzeugproduktion<br />
zu vollbringen hatte. Im Zeitraum von<br />
drei Jahren stieg die Zahl der bei der Goodyear<br />
Aircraft Corp. beschäftigten Arbeiter von 40 auf<br />
37 0OO, die nicht weniger als 4000 Corsair-Kampfflugzeuge<br />
herausbrachten. Mr. Litchfield war Präsident<br />
dieser gleich einem Wunder aus dem Boden<br />
gestampften Riesenanlagen, und es erscheint<br />
als selbstverständlich, dass er von der amerikanischen<br />
Regierung während der kritischen Kriegsjahre<br />
nicht nur zur Diskussion vom Fragen der<br />
Gummiindustrie, sondern auch der Flugzeugindustrie<br />
immer wieder herangezogen wurde.<br />
Konnte Gummi nicht ausstehen.<br />
Litchfield ist in Boston geboren, der Stadt, die<br />
im Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.)<br />
wohl über die beste technische Hochschule der<br />
Welt verfügt. Dort verbrachte er seine Studienjahre.<br />
Doch just im Augenblick, als er seine Semester<br />
beendet hatte, wurde er von der grossen<br />
Depression der zweiten Clevelandschen Verwaltung<br />
erfasst. Ein Studienkollege, dem ein Posten<br />
in einer Veloreifenfabrik angeboten worden war,<br />
lehnte diesen ab, weil er ihm nur 9 Dollar pro<br />
Woche eingetragen hätte. Der niedere Lohn wäre<br />
für den stellensuchenden Litchfield an sich kein<br />
Hindernis gewesen, den Posten anzutreten. Was ihn<br />
vielmehr abstiess, das war der leidige Gummigeruch,<br />
den er nicht ausstehen konnte. Schliesslich<br />
aber sagte er dennoch zu und lernte die Reifenfabrikation,<br />
und zwar einstweilen die Herstellung<br />
von Fahrradreifen, von Grund auf kennen. Als das<br />
Automobil aufkam, wurde ihm die Bedeutung der<br />
Reifen für das neue Verkehrsmittel sofort klar,<br />
weshalb er sich sofort auf die Fabrikation von<br />
Autoreifen spezialisierte.<br />
Inzwischen hatte in Akron ein junger Mann,<br />
Frank A Seiberling, eine Gesellschaft ins Leben<br />
gerufen, die er zu Ehren von Charles Goodyear,<br />
dem Erfinder des Vulkanisierens, « The Goodyear<br />
Tire and Rubber Company» taufte. Er engagierte<br />
Litchfield als Produktionsleiter. Das war um die<br />
II.<br />
Paul Weeks Litchfield<br />
Vorsitzender der Goodyear Tire & Rubber Company<br />
Jahrhundertwende, und seither ist Litchfield unaufhörlich<br />
mit der Gesellschaft verbunden.<br />
Vom Vollgummi- zum Luftreifen.<br />
Als Lord Northcliffe, der bekannte englische<br />
Verleger, im Jahre 1902 einen Preis für ein zehn<br />
Tage dauerndes Autorennen kreuz und quer durch<br />
die britischen Inseln stiftete, wurden bei dieser<br />
PaTforce-Veranstaltunö auch Goodyear-Reifen einer<br />
Zerreissprobe unterworfen, die für Mr. Litchfield<br />
allerdings mit einer bitteren Enttäuschung endete.<br />
Er gelangte zur Ueberzeugung, dass der Aufbau<br />
der Reifen auf einer falschen Voraussetzung beruhte.<br />
Die Aufgabe der Reifen bestand seiner Ansicht<br />
nach nicht darin, den Unebenheiten der<br />
Strasse Widerstand zu leisten, sondern viel eher<br />
darin, die Stösse aufzufangen. So kam Litchfield<br />
dazu, einen neuartigen Autoreifen herzustellen, der<br />
sich rasch zum Standardreifen für das Automobil<br />
entwickelte.<br />
Aehnliche Ueberlegungen führten ihn dazu, im<br />
Jahre 1915 auch die schweren Lastwagenreifen<br />
durch Pneumatiks zu ersetzen. Die Geschwiadiglkeit<br />
dieser Fahrzeuge erfuhr dadurch eine Erhöhung<br />
von 15 bis 20 km/h auf 50 bis 65 km/h. Für den<br />
Ueberlandfrachttransport war damit ein völlig<br />
neuer Weg eröffnet. So gründete er den bald<br />
sprichwörtlich gewordenen « Wingfoot Express»,<br />
der Güter per Lastwagen von Akron nach Boston<br />
beförderte.<br />
Im Jahre 1919, als die Gesellschaft schon 30000<br />
Arbeiter beschäftigte, setzte Litchfield eine für die<br />
damalige Zeit äusserst radikale Idee in die Tat um.<br />
Er schuf eine Angestelltenorganisation, die mit dem<br />
amerikanischen Kongress viel Gemeinsames aufwies:<br />
einen Senat von 20 und ein Abgeordnetenhaus<br />
von 40 Angestellten, die von der Gesamtheit<br />
der Arbeiter und Angestellten in freier Wahl gewählt<br />
wurden. Diese «Industrial Assembly», die<br />
praktisch über alle Angestelltenfragen, einschliesslich<br />
Löhne und Arbeitsbedingungen, entschied, wo-<br />
bei dem Fabrikdirektor freilich ein Vetorecht zustand,<br />
stellte in Amerika einen der ersten Versuche<br />
dar, den Angestellten ein Mitbestimmungsrecht<br />
einzuräumen. Schon zu diesem Zeitpunkt trat<br />
Litchfields soziale Einstellung, die ihm zahlreiche<br />
Freunde verschaffte, klar zutage.<br />
Auch bei Goodyear lösten sich im Laufe<br />
der Jahre gute und schlechte Zeiten gegenseitig<br />
ab, doch dehnte sich der Konzern immer weiter<br />
aus. Die Gesellschaft entwickelte sich schliesslich<br />
zum bedeutendsten Gummi verarbeitenden Unternehmen<br />
der Welt. Gegen Ende der zwanziger<br />
Jahre begann man bei Goodyear auf Anregung von<br />
Litchfield mit Flugzengreifea zu experimentieren,<br />
ein Produktionszweig, der in der Folge ausseror<br />
deutlich grosse Bedeutung erringen sollte.<br />
Lenkbare Luftschiffe.<br />
Seit langem ist Litchfield auch als Anhänger der<br />
«Leichter-als-Luft »-Bewegung in der Aviatik bekannt.<br />
Der Bau der Luftschiffe «Akron > und<br />
€ Macon » bildete einen der Höhepunkte seines Lebens.<br />
Auch die berühmten Goodyear-« Blimps »,<br />
die im ersten wie im zweiten Weltkrieg unschätzbare<br />
Dienste leisteten, sind noch in bester Erinnerung.<br />
Heute ist die Goodyear Tire & Rubber Cy. mit<br />
ihren 70.000 Angestellten und Arbeitern auch für<br />
amerikanische Verhältnisse ein Riesenbetrieb. Männer<br />
wie titchfield waren es, welche im zweiten<br />
Weltkrieg die Grundlagen für den bedeutungs-\<br />
vollen « Baruch-Report» schufen, den Bericht über<br />
die Möglichkeiten einer ausreichenden Gummiproduktion<br />
zu einem Zeitpunkt, da Naturgummi infolge<br />
der anfänglichen japanischen Erfolge für die<br />
Amerikaner unerreichbar war. Wer sich an die Panik<br />
erinnert, die sich der Gummiindustrie damals<br />
bemächtigte, der kann sich nur mit Bewunderung,<br />
ja Begeisterung ins Gedächtnis zurückrufen, wie sozusagen<br />
über Nacht Ordnung in das Chaos gebracht<br />
und die Gummiversorgung der USA durch Massenproduktion<br />
synthetischen Gummis für Armee und<br />
Marine sichergestellt wurde. Die Gummiindustrie<br />
hat in hohem Masse mit dazu beigetragen, dass<br />
die Alliierten den zweiten Weltkrieg siegreich beendeten.<br />
Mr. Litchfield war einer der bedeutendsten<br />
Strategen auf diesem Gebiet.<br />
Neue Sicherheitsgesetzgebung<br />
in New York<br />
Die gesetzgebende Versammlung des Staates<br />
New York berät gegenwärtig eine Reihe von Sicherheitsmassnahmen,<br />
die auf gesetzlichem<br />
Wege durchgeführt werden sollen und unter denen<br />
folgende hervorzuheben sind: 1. Zwangsweise<br />
Kontrolle aller immatrikulierten Automobile<br />
alle sechs Monate in vom Staat lizenzierten<br />
Garagen; die Gebühr für den Fahrzeughalter<br />
soll 75 Cents pro Kontrolle nicht überschreiten.<br />
Nur Fahrzeuge, die mechanisch in einwandfreiem<br />
Zustand sind und hierüber eine Inspektionsbescheinigung<br />
erhalten haben, dürfen weiterhin<br />
benützt werden. (Anmerkung: Die Einzelheiten<br />
dieses Plans stimmen fast vollständig mit<br />
denen des sogenannten «Connecticut-Plans»<br />
überein, über den die c AR» in dem Artikel<br />
c Der sicherste Staat der USA » berichtet hat.)<br />
2. Verbot des Fernsehempfangs in Autos. 3. Bau<br />
von Fussgängerstreifen längs Autostrassen auf<br />
dem Lande. 4. Die sogenannte « Desmond Bill >,<br />
die u. a. periodische Wiederholung der Fahrerprüfung<br />
vorsieht und besonders jene Fahrer erfassen<br />
will, die aus physischen oder psychischen<br />
Gründen vom Betrieb eines Automobils ausgeschlossen<br />
sein sollten, ferner eine «Nachtprüfung<br />
», die zusammen mit der üblichen Prüfung<br />
die Voraussetzung für die Erteilung des<br />
Führerausweises bilden soll. E. B.<br />
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