IM KW 10
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M ENSCHEN <strong>IM</strong> GESPRÄCH<br />
„Es ist ein jährliches Kasperltheater!“<br />
Silzobmann Erwin Althaller im ausführlichen RUNDSCHAU-Interview<br />
Fünf lange Jahre kämpften die Silzbulls um den Einzug in das<br />
Eliteliga-Playoff, heuer wurde die Mühe und der Einsatz belohnt.<br />
Im Halbfinale unterlagen die Oberländer zwar Hohenems in<br />
der Best-of-Five-Serie mit 1:3, dabei musste die Hirn-Truppe im<br />
letzten Heimspiel aber auf etliche erkrankte Stammspieler verzichten.<br />
Im Nachwuchs schoss der HC Oberland/Silzbulls die<br />
Gegner derweil quasi nach Belieben von der Eisfläche, die vorbildliche<br />
Arbeit mit den Youngsters über Jahre hinweg zeigt nun<br />
immer öfter ihre Früchte. Obmann Erwin Althaller zieht ein Saison-Resümee.<br />
Von Albert Unterpirker<br />
RUNDSCHAU: Die Saison ist<br />
zu Ende und viele Monate des aufreibenden<br />
Arbeitens und Einsatzes für<br />
den Verein sind vorüber. Froh darüber,<br />
dass es nun mal vorbei ist?<br />
Erwin Althaller: Ja schon, aber<br />
es ist auch gleichzeitig ganz ungewohnt,<br />
wenn man mal ein paar Wochen<br />
wenig mit dem Verein zu tun<br />
hat. Allerdings ist die Pause maximal<br />
ein Monat lang, dann geht es wieder<br />
richtig los.<br />
RS: Im Laufe der Meisterschaft gab<br />
es ein Auf und Ab, erst in der Schlussphase<br />
schaffte man den Sprung ins<br />
Playoff. Was waren die Gründe dafür?<br />
Althaller: Die Mannschaft ist sehr<br />
jung und unerfahren, da verliert<br />
man Spiele, die man nicht mehr aus<br />
der Hand geben darf. Wenn man<br />
aber bedenkt, dass man das selbsternannte<br />
Imperium aus Wattens mit<br />
ihrer Startruppe klar distanziert hat,<br />
dann ist das schon eine Leistung.<br />
RS: Lag man heuer mit der Einkaufspolitik<br />
richtig?<br />
Althaller: Ja, absolut. Mehr war<br />
finanziell nicht möglich und mehr<br />
hat der Markt auch nicht hergegeben.<br />
Wir hatten heuer das vielleicht<br />
beste Teamklima seit Jahren.<br />
RS: Wen von den Spielern wird<br />
man halten können bzw. wen will<br />
man halten?<br />
Althaller: Die ersten Gespräche<br />
lassen hoffen, dass die gesamte<br />
Mannschaft zusammenbleiben<br />
kann. Einige Spieler haben bereits<br />
verlängert, teilweise für zwei Jahre.<br />
RS: Wie wertvoll war Jan Trojan?<br />
Althaller: Er hat viele Tore und<br />
Punkte gemacht, das war wichtig<br />
und dafür holt man auch einen Ausländer.<br />
RS: Wird Florian Hirn weiterhin<br />
Headcoach bleiben?<br />
Althaller: Wenn es nach mir<br />
geht schon. Er macht seinen Job<br />
sehr gut und hat noch Luft nach<br />
oben, er steht ja erst am Anfang<br />
seiner Trainertätigkeit.<br />
RS: Wo kann man den Hebel bezüglich<br />
Eishockey-Attraktivität in<br />
Silz noch ansetzen, gibt es diesbezüglich<br />
Überlegungen?<br />
Althaller: Darüber denken wir<br />
seit Jahren intensiv nach. Es wird<br />
immer schwerer, die Leute hinter<br />
dem Ofen hervorzulocken. Auch<br />
heuer, wo wir so erfolgreich waren<br />
und auch ein super Umfeld hatten,<br />
waren wir mit den Zuschauerzahlen<br />
nicht zufrieden, das ist nicht<br />
der Anspruch eines Traditionsvereins.<br />
RS: Wo wird man im nächsten<br />
Jahr spielen? In der Eliteliga oder<br />
Landesliga? Wann entscheidet sich<br />
das?<br />
Althaller: Die Planung läuft<br />
wieder in beide Richtungen also<br />
für beide Ligen, ob wir allerdings<br />
nochmals mit einem Farmteam alleine<br />
Landesliga spielen, ist mehr<br />
als ungewiss.<br />
RS: Wie wird die Liga in der nächsten<br />
Saison aussehen, welche Mannschaften<br />
werden dabei sein?<br />
Althaller: Sicher alle, die heuer<br />
dabei waren, Interesse kommt von<br />
zwei Vorarlberger Mannschaften.<br />
Ob noch Südtiroler dazu kommen,<br />
ist fraglich. Es ist halt ein jährliches<br />
Kasperltheater, dass man nie weiß,<br />
wie die Liga aussehen wird.<br />
RS: Wie beurteilen Sie die Strategie<br />
des Verbandes und mancher<br />
Vereine, hauptsächlich auf Spieler-<br />
Zukäufe zu setzen und die Nachwuchsarbeit<br />
außen vor zu lassen?<br />
Erwin Althaller: „Es ist ein jährliches<br />
Kasperltheater!“ RS-Foto: Unterpirker<br />
Althaller: Der Verband hat seit<br />
Jahren und Jahrzehnten keine Strategie.<br />
Obwohl Tirol noch zu den<br />
wenigen Bundesländern zählt, wo<br />
es eine beachtliche Zahl an Vereinen<br />
gibt, ist die Entwicklung erschreckend.<br />
Gerade für mich war<br />
es immer wichtig, den Nachwuchs<br />
zu fördern, was in Silz ja beweisbar<br />
funktioniert hat. Alle Vorschläge<br />
und Konzepte, die ich dem Verband<br />
vorgelegt habe, sind diskussionslos<br />
im Mistkübel verschwunden.<br />
Bleibt zu hoffen, dass das<br />
neue Präsidium endlich die Trendumkehr<br />
einleitet.<br />
RS: Immer mehr Youngster aus der<br />
eigenen Eishockey-Schmiede drängen<br />
in die Kampfmannschaft. Wird es<br />
in Silz in absehbarer Zeit von vier<br />
Linien drei mit Eigenbauspielern geben?<br />
Althaller: Das wäre natürlich<br />
das Ziel, aber es ist immer schwer,<br />
letztlich alle Talente für die Kampfmannschaft<br />
zu halten. Da spielen<br />
Faktoren, wie Beruf oder Freundin<br />
eine große Rolle. Wenn ich aber in<br />
die heutige U17 und U15 schaue,<br />
würde ich Potenzial für zwei Linien<br />
allemal sehen.<br />
RS: Gibt es wieder Neuigkeiten<br />
hinsichtlich der Eisarena – Änderungen,<br />
Verbesserungen?<br />
Althaller: Aktuell nicht. Die Tribünen<br />
haben sich super bewährt,<br />
die Kantine ist total gemütlich geworden.<br />
Ein Neubau von Tribünen<br />
samt neuen Räumlichkeiten ist in<br />
zwei, drei Jahren seitens der Gemeinde<br />
angedacht und da hoffen<br />
wir, dass man den Verein diesmal<br />
von Anfang an einbindet.<br />
RS: Noch ein Wort zum Nachwuchs:<br />
Geht’s noch besser? Und was<br />
sind die Ziele für nächstes Jahr?<br />
Althaller: Besser geht es immer.<br />
Wenn man nicht höhere Ziele hätte,<br />
wäre man kein guter Sportler. Wir<br />
sind im Nachwuchs auf höchstem<br />
Amateurniveau unterwegs, aber irgendwann<br />
sollte es halt einen Schritt<br />
höher gehen. Leider bekommen wir<br />
in Telfs nicht die Unterstützung wie<br />
in Silz und dann ist es ohne Halle<br />
und Infrastruktur halt nicht möglich.<br />
Wir haben nach wie vor gut 40<br />
Prozent des Budgets ausschließlich<br />
für den Nachwuchs gebunden –<br />
und das wird sich zumindest nach<br />
unten nicht ändern, wenn man Erfolg<br />
haben will. 20 Prozent sind allgemeine<br />
Kosten, 30 Prozent kosten<br />
uns die Seniorenmannschaften und<br />
Damen zusammen.<br />
RS: Wie schneidet Österreich heuer<br />
bei der A-WM ab und wer wird<br />
Stanley-Cup-Sieger?<br />
Althaller: Österreich wird sich<br />
sehr schwer oben halten können.<br />
Gerade bei der Nationalmannschaft<br />
sieht man die Auswirkungen der Versäumnisse<br />
in Sachen Nachwuchs,<br />
insbesondere der Untätigkeit des<br />
Verbandes. Seit langem ist die EBEL<br />
eine Kunstblase, in der aufgrund der<br />
Ausländerzahl kaum mehr ein österreichischer<br />
Nachwuchsspieler eine<br />
reelle Chance hat. In der NHL sind<br />
die ersten drei, vier Teams in jeder<br />
Gruppe eng beisammen, da kann jedes<br />
Topteam gewinnen. Ich trau’ mir<br />
da keine Prognose zu.<br />
RS: Wie lange bleiben Sie noch Obmann?<br />
Althaller: Ich bin jetzt schon so<br />
lange federführend beim Verein<br />
und wir haben im Vorstand schon<br />
vor einem Jahr darüber gesprochen,<br />
dass meine Zeit als Obmann dem<br />
Ende zugeht. Ich bin gesundheitlich<br />
nicht topfit und ich werde heuer 50,<br />
da darf ich schon ein bisschen leiser<br />
treten. Wie das genau ausschauen<br />
wird, werden wir bei der JHV Mitte<br />
März wissen.<br />
RS: Danke für das Interview.<br />
RUNDSCHAU Seite 56 7./8. März 2018