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<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />
„Ich bin die<br />
Superausnahme!“<br />
Über die Mühen des Geldverdienens, seine Jahre in<br />
den USA, warum er nichts zu Donald Trump zeichnen mag und über das<br />
Glück – ein Besuch bei dem Cartoonisten und Maler Til Mette.<br />
TEXT: FRANK KEIL<br />
FOTOS: DMITRIJ LELTSCHUK<br />
Til Mette wirft erst<br />
mal die Kaffeemaschine<br />
an. Holt<br />
Wasser, füllt Kaffeepulver<br />
ein, hält nach Tassen<br />
Ausschau. Drückt auf den<br />
Schalter, das Ding brummt,<br />
seufzt und röchelt, und schließlich<br />
läuft ein dünner, dunkler<br />
Strahl in die Tassen. „Milch<br />
habe ich leider keine, die wird<br />
mir hier immer so schnell<br />
schlecht“, sagt er.<br />
Denn er ist nicht jeden<br />
Tag in seinem Atelier im<br />
Kunsthaus Achterhaus in<br />
Hamburg-Bahrenfeld: einem<br />
schönen, lichthellen Raum,<br />
ein breites Sofa an der Rückseite, an<br />
den Wänden jede Menge fertiger oder<br />
noch nicht fertiger Malerei, mittendrin<br />
eine Staffelei. „Das ist hier nur so ein<br />
Drecksraum, meine Werkstatt, meine<br />
Pinselstube“, sagt er und dreht sich einmal<br />
um seine eigene Achse. Zu Hause<br />
dagegen steht sein Computer, sein<br />
Drucker, sein Scanner, mit denen er<br />
seine Cartoons fertigt und die er dann<br />
an seine Auftraggeber ganz nüchtern<br />
per E-Mail verschickt. „Das eine ist<br />
Private Fotos, Werkzeugkrempel<br />
und erste Skizzen:<br />
Der Künstler mag es wimmelig.<br />
saubere Arbeit, das andere ist dreckige<br />
Arbeit, ich halte das getrennt“, erklärt<br />
er. Und lacht: „Mit den Cartoons verdiene<br />
ich das Geld, mit der Malerei<br />
gebe ich es aus.“ Setzt sich. Trinkt den<br />
schwarzen Kaffee.<br />
Es dürfte finanziell schon etwas bei<br />
ihm hängenbleiben, denn Til Mette ist<br />
einer der bekanntesten Cartoonisten<br />
Deutschlands; seit vielen Jahren hat er<br />
eine feste Seite im Magazin Stern.<br />
Seine bekanntesten Zeichnungen gibt<br />
49<br />
es als Postkarten, die sehr erfolgreich<br />
laufen, und hin und wieder folgt eine<br />
Ausstellung.<br />
Gerne ist er bei seinen Cartoons<br />
hintersinning, schlagfertig, auch böse.<br />
Etwa: Ein Mann sitzt auf einer Party<br />
auf einem Sofa, das Haar stramm nach<br />
links gescheitelt, unter der Nase ein Hitlerbärtchen,<br />
am Arm eine Binde mit<br />
Hakenkreuz: „Nicht was Sie denken“,<br />
sagt er in der Sprechblase zu den irritierten<br />
Gästen, „aber ich wohne in