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Hinz&Kunzt 301 März 2018

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WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />

„Ich bin die<br />

Superausnahme!“<br />

Über die Mühen des Geldverdienens, seine Jahre in<br />

den USA, warum er nichts zu Donald Trump zeichnen mag und über das<br />

Glück – ein Besuch bei dem Cartoonisten und Maler Til Mette.<br />

TEXT: FRANK KEIL<br />

FOTOS: DMITRIJ LELTSCHUK<br />

Til Mette wirft erst<br />

mal die Kaffeemaschine<br />

an. Holt<br />

Wasser, füllt Kaffeepulver<br />

ein, hält nach Tassen<br />

Ausschau. Drückt auf den<br />

Schalter, das Ding brummt,<br />

seufzt und röchelt, und schließlich<br />

läuft ein dünner, dunkler<br />

Strahl in die Tassen. „Milch<br />

habe ich leider keine, die wird<br />

mir hier immer so schnell<br />

schlecht“, sagt er.<br />

Denn er ist nicht jeden<br />

Tag in seinem Atelier im<br />

Kunsthaus Achterhaus in<br />

Hamburg-Bahrenfeld: einem<br />

schönen, lichthellen Raum,<br />

ein breites Sofa an der Rückseite, an<br />

den Wänden jede Menge fertiger oder<br />

noch nicht fertiger Malerei, mittendrin<br />

eine Staffelei. „Das ist hier nur so ein<br />

Drecksraum, meine Werkstatt, meine<br />

Pinselstube“, sagt er und dreht sich einmal<br />

um seine eigene Achse. Zu Hause<br />

dagegen steht sein Computer, sein<br />

Drucker, sein Scanner, mit denen er<br />

seine Cartoons fertigt und die er dann<br />

an seine Auftraggeber ganz nüchtern<br />

per E-Mail verschickt. „Das eine ist<br />

Private Fotos, Werkzeugkrempel<br />

und erste Skizzen:<br />

Der Künstler mag es wimmelig.<br />

saubere Arbeit, das andere ist dreckige<br />

Arbeit, ich halte das getrennt“, erklärt<br />

er. Und lacht: „Mit den Cartoons verdiene<br />

ich das Geld, mit der Malerei<br />

gebe ich es aus.“ Setzt sich. Trinkt den<br />

schwarzen Kaffee.<br />

Es dürfte finanziell schon etwas bei<br />

ihm hängenbleiben, denn Til Mette ist<br />

einer der bekanntesten Cartoonisten<br />

Deutschlands; seit vielen Jahren hat er<br />

eine feste Seite im Magazin Stern.<br />

Seine bekanntesten Zeichnungen gibt<br />

49<br />

es als Postkarten, die sehr erfolgreich<br />

laufen, und hin und wieder folgt eine<br />

Ausstellung.<br />

Gerne ist er bei seinen Cartoons<br />

hintersinning, schlagfertig, auch böse.<br />

Etwa: Ein Mann sitzt auf einer Party<br />

auf einem Sofa, das Haar stramm nach<br />

links gescheitelt, unter der Nase ein Hitlerbärtchen,<br />

am Arm eine Binde mit<br />

Hakenkreuz: „Nicht was Sie denken“,<br />

sagt er in der Sprechblase zu den irritierten<br />

Gästen, „aber ich wohne in

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