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Hinz&Kunzt 301 März 2018

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WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

„Jedenfalls weiß ich, was das bedeutet,<br />

wenn man einen Job hat, bei dem man<br />

machen kann, was man machen möchte,<br />

und wenn man gesund ist.“<br />

1992, er ist 36 Jahre alt und hierzulande<br />

gut im Geschäft, da geht er mit<br />

seiner Frau und den beiden Kindern in<br />

die USA, nach New York. Seine Frau<br />

hat dort ein Angebot als Lektorin für einen<br />

Wissenschaftsverlag. Geplant sind<br />

zwei Jahre, es werden 15 Jahre. Und<br />

Mette beliefert von New York aus seine<br />

deutschen Kunden.<br />

Es ist eine Zeit, in der in den USA<br />

Optimismus herrscht, und er ist beeindruckt:<br />

„In Deutschland konnte man<br />

damals kein Fax kaufen, man musste es<br />

von der damaligen Bundespost mieten.<br />

Dann kam ein Posttechniker und stöpselte<br />

den extra Poststecker in die extra<br />

Poststeckdose, anders ging das nicht.“<br />

Und nun geht er einfach in ein Geschäft,<br />

kauft sich für 500 Dollar ein Fax,<br />

steckt dessen Stecker in eine Buchse –<br />

und es funktioniert. „Es war, wie der<br />

kleine Junge sich Amerika vorstellt: Alles<br />

ist möglich!“<br />

Anderes ist fremd, schwierig oder<br />

auch eigenartig: etwa die Nazisprüche,<br />

die er sich als Deutscher anhören muss.<br />

„Ich hatte damals ein Motorrad, und<br />

wenn ich auf den Hof meiner Werkstatt<br />

fuhr, rief mir mein Schrauber zu:<br />

‚Hey, my favorite Nazi ist coming!‘.<br />

Natürlich war ich für den kein Nazi, das<br />

war einfach ein Witz, den man eben<br />

über einen Deutschen macht.“<br />

Hilfreich dagegen der Blick aus der<br />

Fremde auf das eigene Land: „Ich<br />

komme aus einem SPD-Haushalt, fand<br />

etwa Helmut Kohl immer fürchterlich,<br />

und nun habe ich gesehen, wie er bei<br />

den Amerikanern ankam: Er war der<br />

erste Deutsche, den sie mochten und<br />

vor dem sie keine Angst hatten, weil er<br />

so gerne aß; weil er erst mal mit Bill<br />

Clinton was essen ging, wenn die sich<br />

trafen – so banal war das.“<br />

Geprägt haben ihn diese Jahre:<br />

„Auch wenn ich ein gutes Englisch<br />

sprach, durch meinen Akzent wurde ich<br />

immer als Immigrant erkannt.“ Und er<br />

hätte nun mehr als eine Ahnung, was es<br />

an Talent und auch Glück bräuchte,<br />

um als Immigrant klarzukommen.<br />

So landet das Gespräch dann doch<br />

bei Donald Trump, kürzlich hat Til<br />

<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />

51<br />

Mette drüben Freunde besucht, und<br />

was er mitbekommen hat, stimmt ihn<br />

alles andere als optimistisch: „Die Infrastruktur<br />

ist kaputt, die Schulen sind<br />

kaputt, für gute Schulen muss man irrwitzig<br />

viel Geld bezahlen.“ Weshalb<br />

viele, die ein Häuschen abbezahlt hätten,<br />

das verlören, wenn die Kinder aufs<br />

College gingen. „Ich rede hier über<br />

„Trumps Frisur,<br />

seine Twitterei,<br />

das muss ich nicht<br />

noch zeichnen.“<br />

Leute, die zwei Einkommen haben, ich<br />

rede über die Mittelklasse.“ Und die<br />

wütenden, armen Leute würden Trump<br />

wählen und auf die Elite fluchen: „Wobei<br />

mit Elite Leute gemeint sind, die<br />

eine Ausbildung haben und die einen<br />

geraden Satz sprechen können – und<br />

die Demokraten finden keine Sprache<br />

dagegen.“ Er fährt sich durch die<br />

Haare, zieht an ihnen, als würde er sie<br />

sich raufen: „Wie oft habe ich das erlebt,<br />

dass das, was in Amerika passierte,<br />

ein paar Jahre später zu uns kam …“<br />

Hat er denn zeichnerisch etwas zu<br />

Trump zu sagen? „Schwierig, weil hierzulande<br />

alle die gleiche Meinung von<br />

ihm haben. Und Trumps Frisur, seine<br />

Twitterei, das muss ich nicht noch<br />

zeichnen“, sagt er. Und er steht lieber<br />

auf, öffnet eine Schublade, holt eines<br />

seiner neuen Bücher hervor: schöne,<br />

manchmal skizzenhaft-ruppige Ansichten<br />

Hamburger Stadtteile wie Lurup<br />

oder Billstedt und auch die Schanze. •<br />

Kontakt: frank.keil@hinzundkunzt.de<br />

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