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„Jedenfalls weiß ich, was das bedeutet,<br />
wenn man einen Job hat, bei dem man<br />
machen kann, was man machen möchte,<br />
und wenn man gesund ist.“<br />
1992, er ist 36 Jahre alt und hierzulande<br />
gut im Geschäft, da geht er mit<br />
seiner Frau und den beiden Kindern in<br />
die USA, nach New York. Seine Frau<br />
hat dort ein Angebot als Lektorin für einen<br />
Wissenschaftsverlag. Geplant sind<br />
zwei Jahre, es werden 15 Jahre. Und<br />
Mette beliefert von New York aus seine<br />
deutschen Kunden.<br />
Es ist eine Zeit, in der in den USA<br />
Optimismus herrscht, und er ist beeindruckt:<br />
„In Deutschland konnte man<br />
damals kein Fax kaufen, man musste es<br />
von der damaligen Bundespost mieten.<br />
Dann kam ein Posttechniker und stöpselte<br />
den extra Poststecker in die extra<br />
Poststeckdose, anders ging das nicht.“<br />
Und nun geht er einfach in ein Geschäft,<br />
kauft sich für 500 Dollar ein Fax,<br />
steckt dessen Stecker in eine Buchse –<br />
und es funktioniert. „Es war, wie der<br />
kleine Junge sich Amerika vorstellt: Alles<br />
ist möglich!“<br />
Anderes ist fremd, schwierig oder<br />
auch eigenartig: etwa die Nazisprüche,<br />
die er sich als Deutscher anhören muss.<br />
„Ich hatte damals ein Motorrad, und<br />
wenn ich auf den Hof meiner Werkstatt<br />
fuhr, rief mir mein Schrauber zu:<br />
‚Hey, my favorite Nazi ist coming!‘.<br />
Natürlich war ich für den kein Nazi, das<br />
war einfach ein Witz, den man eben<br />
über einen Deutschen macht.“<br />
Hilfreich dagegen der Blick aus der<br />
Fremde auf das eigene Land: „Ich<br />
komme aus einem SPD-Haushalt, fand<br />
etwa Helmut Kohl immer fürchterlich,<br />
und nun habe ich gesehen, wie er bei<br />
den Amerikanern ankam: Er war der<br />
erste Deutsche, den sie mochten und<br />
vor dem sie keine Angst hatten, weil er<br />
so gerne aß; weil er erst mal mit Bill<br />
Clinton was essen ging, wenn die sich<br />
trafen – so banal war das.“<br />
Geprägt haben ihn diese Jahre:<br />
„Auch wenn ich ein gutes Englisch<br />
sprach, durch meinen Akzent wurde ich<br />
immer als Immigrant erkannt.“ Und er<br />
hätte nun mehr als eine Ahnung, was es<br />
an Talent und auch Glück bräuchte,<br />
um als Immigrant klarzukommen.<br />
So landet das Gespräch dann doch<br />
bei Donald Trump, kürzlich hat Til<br />
<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />
51<br />
Mette drüben Freunde besucht, und<br />
was er mitbekommen hat, stimmt ihn<br />
alles andere als optimistisch: „Die Infrastruktur<br />
ist kaputt, die Schulen sind<br />
kaputt, für gute Schulen muss man irrwitzig<br />
viel Geld bezahlen.“ Weshalb<br />
viele, die ein Häuschen abbezahlt hätten,<br />
das verlören, wenn die Kinder aufs<br />
College gingen. „Ich rede hier über<br />
„Trumps Frisur,<br />
seine Twitterei,<br />
das muss ich nicht<br />
noch zeichnen.“<br />
Leute, die zwei Einkommen haben, ich<br />
rede über die Mittelklasse.“ Und die<br />
wütenden, armen Leute würden Trump<br />
wählen und auf die Elite fluchen: „Wobei<br />
mit Elite Leute gemeint sind, die<br />
eine Ausbildung haben und die einen<br />
geraden Satz sprechen können – und<br />
die Demokraten finden keine Sprache<br />
dagegen.“ Er fährt sich durch die<br />
Haare, zieht an ihnen, als würde er sie<br />
sich raufen: „Wie oft habe ich das erlebt,<br />
dass das, was in Amerika passierte,<br />
ein paar Jahre später zu uns kam …“<br />
Hat er denn zeichnerisch etwas zu<br />
Trump zu sagen? „Schwierig, weil hierzulande<br />
alle die gleiche Meinung von<br />
ihm haben. Und Trumps Frisur, seine<br />
Twitterei, das muss ich nicht noch<br />
zeichnen“, sagt er. Und er steht lieber<br />
auf, öffnet eine Schublade, holt eines<br />
seiner neuen Bücher hervor: schöne,<br />
manchmal skizzenhaft-ruppige Ansichten<br />
Hamburger Stadtteile wie Lurup<br />
oder Billstedt und auch die Schanze. •<br />
Kontakt: frank.keil@hinzundkunzt.de<br />
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