_flip_joker_2018-04
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12 KULTUR JOKER KUNST<br />
Der Blick des Sammlers<br />
Die neue Ausstellung im Kunstraum Alexander Bürkle hat Paul Ege kuratiert<br />
Nur einmal angenommen, der<br />
Kunstraum Alexander Bürkle<br />
wäre ein Museum, dann würde<br />
der Betrachter sich bei jeder Gelegenheit<br />
seine eigene imaginäre<br />
Sammlung aufbauen und bei<br />
jedem Besuch diese neu konstituieren.<br />
Nun ist der Kunstraum<br />
Alexander Bürkle kein Museum,<br />
sondern der Ausstellungsraum<br />
für eine Sammlung, die immer<br />
nur als schmaler Ausschnitt und<br />
in der Hierarchie der Raumfolgen<br />
gezeigt werden kann. Erst auf die<br />
Dauer und im Wechsel der Ausstellungen<br />
bildet sich durch die<br />
Erinnerung und das Sehen so etwas<br />
wie ein imaginäres Museum.<br />
Für dieses Mal hat Sammler Paul<br />
Ege erneut die Auswahl übernommen<br />
und Werke zusammengebracht,<br />
die ihren Platz in der<br />
Sammlung haben oder ihn jüngst<br />
bekommen haben.<br />
Dass dieser Blickwechsel ein<br />
Angebot ist, das man aufgreifen<br />
kann, zeigt programmatisch<br />
der erste Raum. Denn dort steht<br />
man einer Arbeit des Freiburger<br />
Künstlers Günther Holder aus<br />
dem Jahr 2015 gegenüber. Es ist<br />
ein überlebensgroßer Klotz aus<br />
Leimholz, der an zwei Seiten<br />
mit petrolgrüner Farbe bemalt<br />
und lackiert wurde, so dass man<br />
sich in dieser glänzenden Oberfläche<br />
spiegeln kann. Der Betrachter<br />
ist selbst Teil des Spiels.<br />
Der zweite Raum jedoch bringt<br />
mit dem Licht eine weitere<br />
Grundbedingung des Sehens<br />
ins Spiel. So besteht Brigitte Kowanz‘<br />
Arbeit „Enjoy the secret“<br />
aus einem gläsernen, transparenten<br />
Würfel, in dem der Titel<br />
als Neonschriftzug aufleuchtet.<br />
Von einer Seite jedoch ist die<br />
Arbeit verspiegelt. Reflektiert<br />
das Innere ansonsten das Geheimnis<br />
schier ins Unendliche,<br />
so versperrt eine der Flächen<br />
jeglichen Blick auf das Innenleben<br />
des Kubus. Und auch<br />
die achtteilige Aquatinta-Serie<br />
„Still Light“ von James Turrell<br />
reflektiert über die Natur des<br />
Lichtes. Turrell, der vor allem<br />
durch seine Licht-Installationen<br />
bekannt ist, schafft durch unterschiedliche<br />
Stufen von Grau<br />
Räume, die sich der Illusion der<br />
Zentralperspektive entziehen.<br />
Turrell hat geometrische Formen<br />
wie Quader, Dreiecke oder<br />
Pyramiden, die selbst zwischen<br />
Fläche und Körper stehen, in die<br />
Ecke dieses imaginären Raumes<br />
eingezogen.<br />
Was bleibt ist die Farbe, aber<br />
auch – selbst in einer Sammlung,<br />
deren Schwerpunkt die<br />
monochrome Malerei ist – das<br />
Volumen. Eine Arbeit wie die<br />
Bodeninstallation von 1.500 mit<br />
Goldfarbe überzogenen Wackersteinen<br />
von Isabel Zuber, die<br />
hier lange zu sehen war, zeigt,<br />
Blick in Raum 5, im Vordergrund Arbeiten von Rupprecht Geiger<br />
wie sehr Oberflächen über unsere<br />
Wahrnehmung von Farbe<br />
entscheiden. In „Blickwechsel“<br />
wird sich das noch in der Gegenüberstellung<br />
antiker Statuen<br />
mit monochromen Bildern von<br />
Rudolf de Crignis zeigen, aber<br />
auch in Synthesen wie etwa Andreas<br />
von Ows Arbeit „Carraramarmormehl“<br />
von 2012, bei der<br />
er Marmorstaub unterschiedlich<br />
dicht auf eine gefundene Glasplatte<br />
aufbrachte und deren<br />
Grünton auch auf den Raum<br />
abstrahlt.<br />
Im fünften Raum, der bis auf<br />
Richard Longs Steinkreis „Clod,<br />
Spring, Circle“ ganz dem Werk<br />
von Rupprecht Geiger gewidmet<br />
ist, lässt sich das Zusammenspiel<br />
von Farbe und Trägermaterial<br />
beobachten. Tatsächlich könnte<br />
diese Konstellation so etwas wie<br />
ein Lieblingsraum dieser Ausstellung<br />
sein. Geigers Serigrafie<br />
aus den 1980er Jahren, die auf<br />
der Variation von geometrischen<br />
Formen wie Ovale, Quader und<br />
Rechtecken bestehen, wirkt immer<br />
noch ausgesprochen frisch.<br />
Er testet Farbkombinationen in<br />
Neon und auch Farbverläufe,<br />
was den Blättern eine zeitlose<br />
Signalwirkung gibt. Vertieft<br />
Foto: Bernhard Strauss<br />
wird die Auseinandersetzung<br />
mit der Farbe durch Kataloge<br />
und Künstlerbücher Rupprecht<br />
Geigers, die in zwei Vitrinen<br />
ausliegen und die Farbe Rot als<br />
Absolutheitserfahrung feiern.<br />
„Farbe macht Licht, Raum, Bewegung<br />
und Zeit“, schreibt Geiger<br />
einmal. Da ist dann der Betrachter<br />
durchaus mitgemeint.<br />
Blickwechsel. Werke aus der<br />
Sammlung. Kunstraum Alexander<br />
Bürkle, Robert-Bunsen-Str.<br />
5, Freiburg. Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Freitag und Sonntag<br />
11 bis 17 Uhr. Bis 17. Juni<br />
<strong>2018</strong>. Annette Hoffmann<br />
Farben sind seine Leidenschaft<br />
Der AK Kunst der Evangelischen Kirchengemeinde Kenzingen zeigt die Ausstellung „einfach ernst“<br />
Der AK Kunst der Evangelischen<br />
Kirchengemeinde Kenzingen<br />
präsentiert in seiner<br />
diesjährigen Ausstellung etwas<br />
Überraschendes. Diesmal<br />
kommt ein jüngerer Künstler<br />
Autohaus Heinz Santo GmbH<br />
Autorisierter Mercedes-Benz<br />
Service und Vermittlung<br />
Wilhelmstraße 3a<br />
79098 Freiburg<br />
Tel. 0761 38833-0<br />
www.santo.mercedes-benz.de<br />
und vor allem eine noch junge<br />
Kunst zum Zuge: Graffiti von<br />
Andreas Ernst aka „zoolo“.<br />
„einfach ernst“, so lautet der<br />
Titel der Ausstellung in Anspielung<br />
auf den Namen des<br />
Auto Santo GmbH<br />
Autorisierter KIA Vertriebsund<br />
Service Partner<br />
Zinkmattenstraße 20<br />
79108 Freiburg<br />
Tel. 0761 5<strong>04</strong>700<br />
www.auto-santo.de<br />
Künstlers einerseits, andererseits<br />
aber auch als Hinweis darauf,<br />
dass Graffiti-Arbeiten sich<br />
als junges Genre ernsthaft etabliert<br />
haben (www.inzoolo.de).<br />
Der Anfang des Graffiti-Sprühens<br />
von Andreas Ernst entsprach<br />
dem gängigen Klischee:<br />
Heraus aus dem geregelten Alltag,<br />
Protest gegen traditionelle<br />
Gesellschaftsnormen, selber<br />
tief die frische Luft der Nächte<br />
einatmen und Neues, Eigenes<br />
schaffen. In Bühl/Baden und<br />
Umgebung machte er sich bald<br />
mit seinem tag „zoolo“ einen<br />
Namen, bevor es ihn hinauszog<br />
in die weite Welt: Von 1993 bis<br />
1999 durchstreifte er und hinterließ<br />
er seine Spuren in Paris,<br />
London, Amsterdam und zahlreichen<br />
weiteren Städten Europas.<br />
Es folgten Graffiti-Reisen<br />
nach Südamerika, Neuseeland,<br />
Australien und Asien, wo er,<br />
z.T. auch zusammen mit anderen<br />
Sprühern, großformatige Flächen<br />
gestalten konnte. Er führte<br />
auch zahlreiche Auftragsarbeiten<br />
aus für Firmen, Behörden,<br />
Privatpersonen und Kommunen,<br />
so z.B. für die Stadt Freiburg.<br />
Auch in seiner Tätigkeit als<br />
Realschullehrer seit 2008 ließ die<br />
Faszination des Graffiti-Sprühens<br />
ihn nicht los. 2015 gab es für den<br />
Künstler einen Höhepunkt mit<br />
einem Graffiti-Workshop für die<br />
Deutsche Botschaft in Duschanbe,<br />
der Hauptstadt von Tadschikistan,<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
dortigen Centre Culturel Bactria.<br />
Und nun Kenzingen.<br />
Nach der Solo-Ausstellung im<br />
„Hilda 5“ des Kulturaggregats<br />
Freiburg vor zwei Jahren freut<br />
sich der AK Kunst, Werke von<br />
„zoolo“ ausstellen zu können.<br />
Das besondere Highlight: Ein<br />
großes Graffito am Gemeindehaus<br />
selbst, das er während<br />
der Osterferien „malen“ wird!<br />
Eröffnung der Ausstellung: 15.<br />
April, 10 Uhr in der Ev. Kirche<br />
(Eisenbahnstr. 20) mit Bild,<br />
einem Kunst-bezogenen Gottesdienst<br />
und der musikalischen<br />
Mitgestaltung durch den Saxophonisten<br />
Harry White aus Zürich,<br />
anschließend um 11.15 Uhr<br />
Vernissage im Gemeindehaus<br />
(Offenburger Str. 5) mit einem<br />
Künstlergespräch zwischen Andreas<br />
Ernst und der Radiomoderatorin<br />
Julica Goldschmidt. Öffnungszeiten:<br />
an allen Sonntagen<br />
bis zum 6. Mai auch am 1. Mai<br />
jeweils von 14 bis 17 Uhr.<br />
Jürgen Hoffmann