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Nehmen wir nun an, dass die großen<br />

Notenbanken- möglicherweise in ei<strong>ne</strong>r<br />

konzertierten Aktion – auf die Rückzahlung<br />

<strong>de</strong>r von ih<strong>ne</strong>n gehalte<strong>ne</strong>n<br />

Staatsanleihen verzichten. Sie wür<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n Regierungen in <strong>de</strong>m von ih<strong>ne</strong>n<br />

kontrollierten Währungsraum also ei<strong>ne</strong>n<br />

wesentlichen Teil ihrer Schul<strong>de</strong>n<br />

erlassen. Alle an<strong>de</strong>ren Besitzer von<br />

Staatsanleihen behalten dagegen ihre<br />

Ansprüche auf Zins <strong>und</strong> Rückzahlung<br />

bzw. verzichten lediglich in ei<strong>ne</strong>m Umfang,<br />

<strong>de</strong>r ihre Existenz nicht gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Damit könnte die Verschuldungsgrad<br />

vieler Staaten auf ein Niveau zurückgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, das ei<strong>ne</strong> Finanzierung<br />

durch private Gläubiger ermöglicht.<br />

Die Notenbanken, die ei<strong>ne</strong>n solchen Verzicht auf Rückzahlung<br />

gewähren, wären dadurch bilanziell überschul<strong>de</strong>t. Nötig wäre<br />

daher die politische Entscheidung, die Bilanzen <strong>de</strong>r Notenbanken<br />

<strong>ne</strong>u aufzusetzen <strong>und</strong> gewissermaßen bei Null starten zu<br />

lassen. Dies erscheint durchaus möglich, da die Notenbanken<br />

ja je<strong>ne</strong> Stellen sind, die monopolistisch über das Entstehen von<br />

Geld bestimmen. Ein solcher Schritt käme ei<strong>ne</strong>r Neuordnung<br />

<strong>de</strong>s Finanzsystems gleich, <strong>de</strong>r einfacher zu verdauen wäre<br />

als ein Zusammenbruch von Staaten <strong>und</strong> Bankensystem. Die<br />

Schul<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n quasi in ei<strong>ne</strong>m großen schwarzen Loch verschwin<strong>de</strong>n,<br />

das das Gegenstück zur enormen Geldschöpfung<br />

<strong>de</strong>r vergange<strong>ne</strong>n Jahre darstellt.<br />

Natürlich wäre ein solches Vorgehen nicht oh<strong>ne</strong> Nachteile. Es<br />

wür<strong>de</strong> diejenigen beloh<strong>ne</strong>n, die sich in <strong>de</strong>r Vergangenheit be<strong>de</strong>nkenlos<br />

hohe Schul<strong>de</strong>n aufgebür<strong>de</strong>t haben <strong>und</strong> auch je<strong>ne</strong>,<br />

die spekulative Anlagen in <strong>de</strong>n Schuldverschreibungen eben<br />

dieser Schuld<strong>ne</strong>r getätigt haben. Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>s Moral Hazard kommt ein solches Vorgehen daher ei<strong>ne</strong>m<br />

Sün<strong>de</strong>nfall erster Kategorie gleich. Dennoch erscheint es als<br />

das klei<strong>ne</strong>re Übel, wenn man es mit ei<strong>ne</strong>m Zusammenbruch<br />

<strong>de</strong>s Staaten- <strong>und</strong> Finanzsystems unter sei<strong>ne</strong>n hohen Schul<strong>de</strong>n<br />

vergleicht.<br />

Um längerfristig wirksam zu sein <strong>und</strong> um die genannten Moral<br />

Hazard Probleme zumin<strong>de</strong>st einzudämmen, dürfte ein solcher<br />

Mega-Schul<strong>de</strong>nschnitt nicht isoliert<br />

stehen. Er müsste gemeinsam mit<br />

weiteren Maßnahmen beschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, die verhin<strong>de</strong>rn, dass sich die<br />

Situation durch das er<strong>ne</strong>ute Auftürmen<br />

von Schul<strong>de</strong>n in kurzer Zeit er<strong>ne</strong>ut<br />

zuspitzt. Dazu könnten folgen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen gehören, die Schuld<strong>ne</strong>r<br />

<strong>und</strong> Gläubiger stärker an die Kandare<br />

<strong>ne</strong>hmen: Erstens ei<strong>ne</strong> verbindliche<br />

Einführung von Schul<strong>de</strong>nbremsen für<br />

sämtliche Regierungen, die von <strong>de</strong>m<br />

Schul<strong>de</strong>nschnitt profitieren. Zweitens:<br />

Klare <strong>und</strong> unverrückbare No-Bailout-<br />

Regeln für die Eurozo<strong>ne</strong>, verbun<strong>de</strong>n<br />

mit Sanktionsmechanismen, die ei<strong>ne</strong>n<br />

zwangsweisen Austritt einzel<strong>ne</strong>r<br />

Staaten bei Verstoß gegen diese Schul<strong>de</strong>nbremsen vorsehen.<br />

Drittens die Einführung ei<strong>ne</strong>s Trennbankensystems nach US-<br />

Vorbild, das verhin<strong>de</strong>rt, das überbor<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Spekulation von Instituten<br />

zu Schieflagen von systemisch wichtigen Banken führen<br />

kann. Wer zocken will, kann das tun. Er kann dann jedoch<br />

nicht damit rech<strong>ne</strong>n, dass er von Staaten o<strong>de</strong>r Zentralbanken<br />

aufgefangen wird. Viertens – <strong>und</strong> das ist vielleicht die wichtigste<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig komplizierteste For<strong>de</strong>rung – die Abkehr<br />

vom rei<strong>ne</strong>n Papiergeldsystem <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> stärkere Orientierung<br />

hin zu ei<strong>ne</strong>m ge<strong>de</strong>ckten Geldsystem.<br />

Roland Klaus arbeitet als freier Journalist <strong>und</strong> Analyst in Frankfurt<br />

am Main. Für <strong>de</strong>n amerikanischen Finanzsen<strong>de</strong>r CNBC<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Nachrichtenkanal N24 berichtete er von<br />

<strong>de</strong>r Frankfurter Börse. In sei<strong>ne</strong>m Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“<br />

entwirft er ei<strong>ne</strong> Analyse <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nkrise <strong>und</strong><br />

liefert Ratschläge, wie man sich auf die entstehen<strong>de</strong>n Risiken<br />

einstellen kann. Sie erreichen ihn unter <strong>www</strong>.wirtschaftlicheselbstverteidigung.<strong>de</strong><br />

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