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Die erste Hyperinflation...<br />

Das Papiergeld war noch gar nicht erdacht, da erlebten Teile<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bevölkerung ei<strong>ne</strong>n ersten Vorgeschmack auf<br />

kommen<strong>de</strong> Entwicklungen: In <strong>de</strong>n Jahren von 1457 bis 1460<br />

kam es zur ersten großen mo<strong>ne</strong>tär bedingten Inflation <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Geldgeschichte. Aufgr<strong>und</strong> notorisch leerer Kassen<br />

<strong>und</strong> weil Silber knapp gewor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong>n in Österreich <strong>und</strong><br />

Bayern min<strong>de</strong>rwertige, also stark kupferhaltige Pfennige in<br />

größeren Stückzahlen geprägt. Bis in das Jahr 1458 war <strong>de</strong>r<br />

Wertverlust dieser Pfennige noch im Rahmen geblieben, abzulesen<br />

an <strong>de</strong>r Kursentwicklung zum ungarischen Goldgul<strong>de</strong>n:<br />

Um 1455 kostete <strong>de</strong>r Goldgul<strong>de</strong>n 240 Pfennige, En<strong>de</strong> 1458<br />

waren es 300 Pfennige. Aber schon an<strong>de</strong>rthalb Jahre später<br />

erreichte die Gel<strong>de</strong>ntwertung dramatische Ausmaße: Am 17.<br />

April 1460 mussten 3.686 Pfennige für ei<strong>ne</strong>n Goldgul<strong>de</strong>n getauscht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gel<strong>de</strong>ntwertung hatte rasante Preissteigerungen bei <strong>de</strong>n<br />

Gütern <strong>de</strong>s täglichen Bedarfs zur Folge. Brot, Salz <strong>und</strong> Mehl<br />

wur<strong>de</strong>n für viele Bürger unbezahlbar. Es kam zu Hungersnöten<br />

<strong>und</strong> Aufstän<strong>de</strong>n. Für die Menschen war das ei<strong>ne</strong> völlig <strong>ne</strong>ue <strong>und</strong><br />

schockieren<strong>de</strong> Erfahrung. Bislang waren Preisanstiege allenfalls<br />

durch Missernten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re nicht-mo<strong>ne</strong>täre Ereignisse<br />

ausgelöst wor<strong>de</strong>n. Jetzt aber war die praktisch täglich spürbare<br />

Münzverschlechterung verantwortlich für die immensen Preissteigerungen.<br />

Schließlich wollte niemand mehr die kupfer<strong>ne</strong>n<br />

Pfennige an<strong>ne</strong>hmen, <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l stockte, weite Teile <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

verarmten.<br />

Geld – ganz oh<strong>ne</strong> Wert!<br />

Mit <strong>de</strong>m Papiergel<strong>de</strong>xperiment <strong>de</strong>s Schotten John Law in Frankreich<br />

wur<strong>de</strong> das Kapitel <strong>de</strong>r mühsamen Münzverschlechterung<br />

zu <strong>de</strong>n Akten gelegt. „Geld muss nicht aus Gold sein“, sagte Jon<br />

Law. Man kann dafür genauso gut Papier verwen<strong>de</strong>n. Und weil<br />

sich diese unglaubliche I<strong>de</strong>e wie ein Lauffeuer über die ganze<br />

Welt verbreitete, kann man sagen, dass <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>r<strong>ne</strong> Kapitalismus,<br />

dass die Finanzkrise <strong>und</strong> die Rettungspakete für <strong>de</strong>n Euro<br />

an je<strong>ne</strong>m 21. April 1671 ihren Ursprung haben, an <strong>de</strong>m John<br />

Law auf die Welt kam.<br />

Bei sei<strong>ne</strong>m Vater, ei<strong>ne</strong>m Goldschmied, hatte <strong>de</strong>r klei<strong>ne</strong> John<br />

seltsame Dinge beobachtet: Wenn ein Kun<strong>de</strong> knapp bei Kas-<br />

se war, dann half <strong>de</strong>r Vater manchmal mit ein paar Pf<strong>und</strong> aus.<br />

Doch was passierte plötzlich? Das, was wir heute ei<strong>ne</strong>n Kredit<br />

<strong>ne</strong>n<strong>ne</strong>n, ermöglichte es <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n sei<strong>ne</strong>rseits Waren zu<br />

kaufen, obwohl er selbst gar kein Geld hatte. Das besaß er erst,<br />

wenn er sei<strong>ne</strong> Waren mit Gewinn weiterverkauft hatte. Davon<br />

beglich er die Schul<strong>de</strong>n bei Johns Vater, <strong>de</strong>r dafür <strong>de</strong>n Zins kassierte.<br />

Ei<strong>ne</strong>n Teil <strong>de</strong>s Gewinns behielt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> für sich selbst,<br />

hatte plötzlich also Geld...<br />

Das ist es! Ein Kredit, das hat Law sofort begriffen, lässt Wohlstand<br />

dort entstehen, wo vorher überhaupt nichts ist. Und je<br />

mehr Kredit gegeben wird, <strong>de</strong>sto größer wird <strong>de</strong>r daraus entstehen<strong>de</strong><br />

Wohlstand. Im Jahr 1705, Law ist 34 Jahre alt, entwirft<br />

er daraus ei<strong>ne</strong>n revolutionären Plan für ei<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>ue Wirtschaftsordnung,<br />

<strong>de</strong>r sich in ei<strong>ne</strong>m Satz zusammenfassen lässt: Papier<br />

soll zu Geld wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> staatliche Bank soll die Schei<strong>ne</strong><br />

dafür drucken!<br />

Die französische Regierung, die wegen <strong>de</strong>r zerrütteten Staatsfinanzen<br />

mit <strong>de</strong>m Rücken zur Wand steht, wagt das Experiment.<br />

Das Vorhaben scheitert vor allem daran, dass ganz ähnlich wie<br />

bei späteren Gelegenheiten viel zu viel Geld in Umlauf gebracht<br />

wird. Am En<strong>de</strong> ist nicht nur <strong>de</strong>r Staat bankrott, son<strong>de</strong>rn auch fast<br />

alle sei<strong>ne</strong> Bürger. Doch schon bald sollte die I<strong>de</strong>e wie<strong>de</strong>r aufgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n: Der Gedanke, Geld aus Papier zu erschaffen<br />

war so verlockend, dass die Regierungen bis heute an <strong>de</strong>m System<br />

festhalten. Künftig sollte allerdings ein Fe<strong>de</strong>rstrich genügen,<br />

um Papiergeld in beliebiger Menge herzustellen...<br />

Ein klei<strong>ne</strong>s Hin<strong>de</strong>rnis war auf <strong>de</strong>m Weg dorthin allerdings noch<br />

zu beseitigen: Das Gold als stabilisieren<strong>de</strong>r Anker ei<strong>ne</strong>r ungebremsten<br />

staatlichen Schul<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Enteignungspolitik. In <strong>de</strong>r<br />

letzten Phase <strong>de</strong>s staatlichen Geldbetruges fiel auch diese Hür<strong>de</strong>.<br />

Weil die ungezügelte Ausweitung <strong>de</strong>r Geldmenge <strong>und</strong> die<br />

Enteignung <strong>de</strong>r Bürger über Inflation staatlich gewollt sind, wur<strong>de</strong><br />

im Jahr 1971 die Deckung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s durch Gold endgültig<br />

abgeschafft. Seither ist nicht mehr das Gold <strong>de</strong>r Maßstab für<br />

„soli<strong>de</strong>s Geld“, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r US-Dollar.<br />

Damit haben wir heute ei<strong>ne</strong>n Punkt erreicht, an <strong>de</strong>m Geld nur<br />

noch ei<strong>ne</strong>n „Wert“ hat, solange die Bürger darauf vertrauen,<br />

dass <strong>de</strong>r Staat die „Gültigkeit“ sei<strong>ne</strong>s „gesetzlichen Zahlungsmittels“<br />

sicherstellt. Doch wie wir gesehen haben, hat <strong>de</strong>r Staat<br />

genau daran überhaupt kein Interesse. Ei<strong>ne</strong> soli<strong>de</strong> staatliche<br />

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