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Editorial<br />

Wä<strong>hrungsreform</strong> <strong>und</strong> <strong>ne</strong>ue Geldsysteme<br />

Sehr geehrte Leserin<strong>ne</strong>n <strong>und</strong> Leser,<br />

als ich letztes Jahr ei<strong>ne</strong>m <strong>de</strong>r Vorstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r BörseGo AG das<br />

Thema Wä<strong>hrungsreform</strong> für ei<strong>ne</strong> Son<strong>de</strong>rpublikation vorschlug,<br />

war die Reaktion skeptisch. Verständlich, wer<strong>de</strong>n Sie sagen<br />

– heikles Thema. Es ging aber nicht um <strong>de</strong>n Inhalt, son<strong>de</strong>rn<br />

um das geplante Datum – Frühjahr 2012. Da könnte es doch<br />

schon zu spät sein…<br />

Sie sehen an dieser klei<strong>ne</strong>n A<strong>ne</strong>kdote, wie angespannt die<br />

Lage 2011 war. Die Eurokrise war <strong>und</strong> ist das beherrschen<strong>de</strong><br />

Thema in <strong>de</strong>n Medien. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich im<br />

Sommer/Spätsommer öfter von sehr ernsten Sorgen um unser<br />

Geldsystem geplagt war. Vielen von Ih<strong>ne</strong>n wird es nicht an<strong>de</strong>rs<br />

gegangen sein <strong>und</strong> auch immer noch gehen, <strong>de</strong>nn Sie lesen<br />

gera<strong>de</strong> ei<strong>ne</strong> Son<strong>de</strong>rpublikation mit <strong>de</strong>m Titel „Wä<strong>hrungsreform</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>ne</strong>ue Geldsysteme“.<br />

Ob <strong>und</strong> wann uns ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong> bevorsteht, kann<br />

Ih<strong>ne</strong>n niemand sagen. Ob danach ein <strong>ne</strong>ues Geldsystem folgen<br />

wird o<strong>de</strong>r das bestehen<strong>de</strong> Papiergeldsystem einfach <strong>ne</strong>u<br />

aufgesetzt wird (dann vermutlich nur noch in elektronischer<br />

Form), ist rei<strong>ne</strong> Spekulation. Was ich Ih<strong>ne</strong>n nach <strong>de</strong>m Studium<br />

<strong>de</strong>r Historie <strong>und</strong> <strong>de</strong>r wichtigsten Alternativen aber versichern<br />

kann, ist ei<strong>ne</strong> vielleicht banale, aber sehr wichtige Feststellung:<br />

Es gibt kein perfektes Geldsystem. Sie haben alle ihre Vor-<strong>und</strong><br />

Nachteile.<br />

Das aktuelle „Schuldgeld“, auch Fiat Mo<strong>ne</strong>y genannt (Fiat= Es<br />

wer<strong>de</strong>), steht nicht zu Unrecht f<strong>und</strong>amental unter Beschuss. Es<br />

ist Geld, das kei<strong>ne</strong>n in<strong>ne</strong>ren Wert besitzt <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Zahlungskraft<br />

einzig auf zwei Bei<strong>ne</strong>n steht: Der Staat macht es zum gesetzlichen<br />

Zahlungsmittel, woraus folgt dass man dieses Geld<br />

nutzen MUSS. Und die Menschen bringen <strong>de</strong>m Papiergeld ein<br />

gewisses Vertrauen entgegen bzw. hinterfragen es nicht. Ich<br />

erzähle Ih<strong>ne</strong>n nichts Neues, wenn ich feststelle, dass das Vertrauen<br />

bröckelt <strong>und</strong> das Hinterfragen begon<strong>ne</strong>n hat.<br />

Dennoch sollte man das Papiergeldsystem nicht völlig verdammen.<br />

Es hat erstklassige Arbeit geleistet. Das explosionsartige<br />

Wachstum nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg bis in die heutige Zeit<br />

hi<strong>ne</strong>in wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> wird durch das herrschen<strong>de</strong> Geldsystem<br />

massiv unterstützt. Es ist sehr flexibel, ein Punkt, wo z.B. <strong>de</strong>r<br />

Goldstandard extrem schwach ist. Ich traue mir die Aussage<br />

zu, dass die Welt heute ökonomisch nicht annähernd so weit<br />

entwickelt wäre, hätten wir kein Papiergeldsystem.<br />

Aber es ist eben auch ein Schuldgeldsystem, <strong>und</strong> so ist es eigentlich<br />

nicht verwun<strong>de</strong>rlich, dass die Welt heute in Schul<strong>de</strong>n<br />

ertrinkt. Ei<strong>ne</strong> Erhöhung <strong>de</strong>r Geldmenge durch das Bankensystem<br />

geht notwendigerweise einher mit ei<strong>ne</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Schul<strong>de</strong>n, je<strong>de</strong>s Guthaben entspricht ei<strong>ne</strong>r Schuld. Zu Beginn<br />

ei<strong>ne</strong>s Schuldgeldsystems fällt dieses Prinzip gar nicht weiter<br />

auf. Denn die „Erstausstattung“, die Geldschei<strong>ne</strong>, sind sozusagen<br />

vollwertiges Geld. Formal han<strong>de</strong>lt es sich zwar um ei<strong>ne</strong><br />

unverzinsliche Verbindlichkeit <strong>de</strong>r Zentralbank, <strong>de</strong> facto ist <strong>de</strong>r<br />

Geldschein aber „Vollgeld“. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit nimmt <strong>de</strong>r Anteil<br />

<strong>de</strong>s „Giralgel<strong>de</strong>s“, also <strong>de</strong>s von Banken geschöpften Buchgel<strong>de</strong>s,<br />

an <strong>de</strong>r gesamten Geldmenge ständig zu. Und irgendwann<br />

besteht <strong>de</strong>r Löwenanteil allen zirkulieren<strong>de</strong>n Gel<strong>de</strong>s aus Schul<strong>de</strong>n.<br />

An <strong>de</strong>r Geldschöpfung durch die Banken stören sich Kritiker<br />

nicht erst seit <strong>de</strong>r Finanzkrise. Sowohl die Vollgeldbewegung<br />

als auch die Vertreter diverser Gold-<strong>und</strong> Silberstandards wollen<br />

das Monopol <strong>de</strong>r Banken in diesem Bereich brechen. Die Vertreter<br />

<strong>de</strong>s „Free Banking“ gehen noch ei<strong>ne</strong>n Schritt weiter <strong>und</strong><br />

wollen einfach <strong>de</strong>n Markt bzw. die Bürger <strong>und</strong> Unter<strong>ne</strong>hmen<br />

entschei<strong>de</strong>n lassen, was sie als Geld nutzen wollen. Das Geld<br />

wür<strong>de</strong> somit privatisiert. Ein interessanter Ansatz, <strong>de</strong>r aber<br />

auch voller Schwierigkeiten steckt.<br />

Wir haben im Rahmen dieser Publikatio<strong>ne</strong>n nicht lückenlos<br />

alle Alternativen zum herrschen<strong>de</strong>n Geldsystem untersucht,<br />

son<strong>de</strong>rn ei<strong>ne</strong> Auswahl getroffen. Erstens haben natürlich nicht<br />

alle die gleiche Be<strong>de</strong>utung, zweitens wollten wir ei<strong>ne</strong> gesun<strong>de</strong><br />

Mischung aus Gastbeiträgen <strong>und</strong> Interviews schaffen, <strong>und</strong> drittens<br />

gibt es immer ein Platzproblem. Wir sind aber schon auf<br />

Ihr Feedback gespannt <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n bei großem Interesse vielleicht<br />

im nächsten Jahr ei<strong>ne</strong>n Nachfolger für diese Publikation<br />

präsentieren. Denn ei<strong>ne</strong>s ist klar: Die Probleme unseres Geldsystems<br />

wer<strong>de</strong>n nicht geringer.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Ihr<br />

Daniel Kühn<br />

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