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Syrien denke: Das ist mitunter schwer, auch in<br />
einer Kirche, solche<br />
Meinungsverschiedenheiten in ganz<br />
grundsätzlichen Fragen auszuhalten. Und dann<br />
ist uns immer wieder aufgegeben zu sehen, ob<br />
wir auch in solchen Meinungsverschiedenheiten<br />
Gemeinsamkeiten entdecken und angemessene<br />
Kompromisse finden können. Ja, faire<br />
Kompromisse, denen nichts Fragwürdiges<br />
anhaftet. Mir liegt mitunter daran, in kirchlichen<br />
Kreisen auch etwas zur Ehrenrettung fairer<br />
Kompromisse zu sagen. Denn in der Politik geht<br />
es immer wieder auch darum, unterschiedliche<br />
Positionen und unterschiedliche Interessen zu<br />
einem fairen Ausgleich, der dem Gemeinwohl<br />
dient, zu führen.<br />
Was uns Christen bei allen<br />
Meinungsverschiedenheiten aber einen sollte,<br />
ist der Glaube an die Gottesebenbildlichkeit des<br />
Menschen, dass jeder Mensch die gleiche<br />
unantastbare Würde hat, unabhängig von<br />
Geschlecht, Hautfarbe, Alter, Religion oder<br />
politischer Überzeugung.<br />
Deshalb empfinde ich bei allen<br />
Auseinandersetzungen auch im politischen<br />
Tagesgeschehen immer wieder, dass es diese<br />
uns einende Überzeugung gibt, die verbindet<br />
und auch trägt. Wie schwierig die Diskussionen<br />
im Parlament, in der Synode oder an anderen<br />
Orten auch sein mögen: Dieser Glaube rüstet<br />
dazu aus, die politischen Wertvorstellungen und<br />
Ideen des anderen anzuerkennen, aufeinander<br />
zuzugehen und sich die Hand zu reichen - im<br />
eigenen Lager oder über Parteigrenzen hinweg.<br />
Gestern hat man bei einer hitzigen Debatte noch<br />
leidenschaftlich um einen umstrittenen<br />
Gesetzentwurf gerungen. Heute aber sitzt man<br />
gemeinsam in der Morgenandacht im<br />
Andachtsraum im Reichstagsgebäude. Geht<br />
das? Ja, das geht. Gott sei Dank! Und so können<br />
Christinnen und Christen auch in all ihren<br />
unterschiedlichen Auffassungen einen Beitrag<br />
für eine gute Streitkultur leisten, auf die eine<br />
Demokratie dringend angewiesen ist.<br />
Was also treibt mich in der Politik an? Die Gnade<br />
Gottes, auf der mein Leben fußt. Das<br />
Bewusstsein für verantwortliches Handeln. Und<br />
das Wissen, dass wir von Gott, dem Schöpfer<br />
unserer Welt, beauftragt sind, das Beste der<br />
Stadt zu suchen.<br />
Amen.<br />
PETER HAHNE Journalist<br />
MUT, VERANTWORTUNG, FAIRNESS<br />
Der profilierte Hauptstadtjournalist ist als<br />
BamS-Kolumnist und TV-Moderator einem<br />
Millionenpublikum bekannt. Für seine Arbeit<br />
erhielt er viele Auszeichnungen, darunter<br />
den Goldenen Gong und den Bambi-<br />
Publikumspreis.<br />
Jörg Steinleitner: Herr Hahne, Ihr aktuelles<br />
Buch zur Wertediskussion heißt "Suchet der<br />
Stadt Bestes. Werte wagen - für Politik und<br />
Gesellschaft". Der Untertitel legt nahe, dass<br />
heute ein gewisser Wagemut dazu gehört, in<br />
Politik und Gesellschaft wertebewusst zu<br />
handeln. Meinen Sie das wirklich?<br />
Peter Hahne: Mut und Demut stehen unserer<br />
Führungselite gut zu Gesicht. Dass es an<br />
beidem mangelt, zeigt der Blick in die täglichen<br />
Nachrichten. Mein Buch will praktischer Ansporn<br />
und Anstoß zu einer Nachricht sein, nach der<br />
man sich richten kann. Wir brauchen<br />
Information, die in Form bringt, die Lebenshilfe<br />
für die Probleme des Alltags bietet. Die enorme<br />
Resonanz zeigt mir, dass hier in der Tat<br />
Nachholbedarf<br />
besteht.<br />
Jörg Steinleitner: Welche ganz konkreten<br />
Ereignisse der jüngeren Vergangenheit lassen<br />
Sie schlussfolgern, dass es mit dem<br />
Wertebewusstsein in Politik und Gesellschaft<br />
nicht weit genug her ist?<br />
Peter Hahne: Das geht von hemmungsloser<br />
Korruption bis zum Wortbruch bei<br />
Wahlversprechen, von der Zunahme der<br />
Schwarzarbeit bis zur Abnahme von Solidarität.<br />
Der Verlust der Werte wie Ehrlichkeit und<br />
Fairness lässt sich sogar in Euro und Cent<br />
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