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führung + personalentwicklung<br />

R<br />

<strong>de</strong>nen Bereichen zu erlangen und I<strong>de</strong>en<br />

auszuarbeiten, die im ersten Moment<br />

schräg und schief klingen.<br />

Irrtum 3: Kreativtechniken machen<br />

kreativ.<br />

„Welche Kreativtechnik macht mich kreativ?“<br />

Die Antwort auf diese Frage ist einfach:<br />

Keine! Das Wort Kreativ-„Technik“<br />

gibt uns die Illusion, allein mit <strong>de</strong>r Wahl<br />

<strong>de</strong>r richtigen Technik könne man schnell<br />

kreativ sein. Aber Kreativtechniken sind<br />

nur Denkstützen. Ohne Wissen aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Bereichen und ohne eine<br />

klare Motivation, Bestehen<strong>de</strong>s infrage zu<br />

stellen, gibt es keine Kreativität.<br />

Kreativtechniken helfen Ihnen nur, <strong>de</strong>n<br />

Rahmen für die I<strong>de</strong>enfindung zu schaffen<br />

und Ihre Gedanken so zu strukturieren,<br />

dass es Ihnen möglich wird, Wissen neu<br />

zu kombinieren. Kreativtechniken funktionieren<br />

ähnlich wie ein Computerprogramm:<br />

Dateien wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Festplatte<br />

immer wie<strong>de</strong>r neu und an<strong>de</strong>rs zusammengesetzt<br />

– das ist erfolglos, wenn die<br />

Festplatte leer ist.<br />

Die Grundlage für Ihre Kreativität tragen<br />

Sie in sich! Stellen Sie sich all das, was<br />

Sie wissen (all Ihre Erfahrungen, alle<br />

Dinge, die Sie gesehen, und alle Fehler,<br />

die Sie gemacht haben) als eine Sammlung<br />

von Puzzleteilen vor. Sie waren zum<br />

Beispiel früher Verkäufer, haben danach<br />

ein Jahr als Surflehrer gearbeitet und lassen<br />

sich jetzt zum Programmierer ausbil<strong>de</strong>n.<br />

Damit haben Sie die besten Voraussetzungen,<br />

um Computerprogramme zu<br />

entwickeln, die sich durch neue I<strong>de</strong>en zur<br />

Nutzerfreundlichkeit auszeichnen. Denn<br />

Sie wissen, wie Kun<strong>de</strong>n an neue Produkte<br />

herangehen und wonach sie suchen. Außer<strong>de</strong>m<br />

haben Sie als Tauchlehrer gelernt,<br />

Menschen die Angst vor <strong>de</strong>m Neuen und<br />

Ungewöhnlichen zu nehmen.<br />

Kreativtechniken helfen, die Puzzleteile<br />

Ihres Lebens neu zu nutzen. Eine klassische<br />

Kreativtechnik, die durch Kombinationen<br />

funktioniert, ist die morphologische<br />

Matrix. Die dahinterliegen<strong>de</strong><br />

Technik ist eine klassische Kombinationstechnik.<br />

Sie funktioniert also nur, wenn<br />

Sie das notwendige Vorwissen haben.<br />

Das ist <strong>de</strong>r zentrale Grund, warum Kreativtechniken<br />

wie Brainstorming oft wenig<br />

Früchte tragen: Den Teilnehmern fehlt<br />

das notwendige Wissen.<br />

24 wirtschaft + weiterbildung 04_2009<br />

Irrtum 4: Kreativität be<strong>de</strong>utet, frei<br />

herumzuspinnen.<br />

„Lassen Sie uns mal vollkommen frei und<br />

losgelöst von sämtlichen Restriktionen<br />

<strong>de</strong>nken.“ Das klingt wie ein Erfolgsrezept<br />

für neue I<strong>de</strong>en, führt aber gera<strong>de</strong>wegs in<br />

die Kreativblocka<strong>de</strong>. Pauschale Fragen<br />

wie „Welche neuen Produkte können Sie<br />

sich vorstellen?“ o<strong>de</strong>r „Wie können wir<br />

unsere Produktivität steigern?“ überfor<strong>de</strong>rn<br />

uns zumeist.<br />

Kreativität be<strong>de</strong>utet, Wissen neu zu vernetzen.<br />

Wenn die Fragestellungen zu<br />

offen formuliert sind, machen wir unserem<br />

Kopf das Suchen unnötig schwer.<br />

„Einschränkungen schärfen und fokussieren<br />

Probleme“, schrieb Marissa Mayer,<br />

Entwicklungschefin von Google, in einem<br />

Fachartikel. Sie berichtet von einer Begegnung,<br />

die sie mit Paul Beckett hatte, einem<br />

Künstler, <strong>de</strong>r Skulpturen herstellt und sie<br />

zu Uhren weiterverarbeitet. „Warum machen<br />

Sie nicht einfach nur Skulpturen?“,<br />

fragte Mayer <strong>de</strong>n Künstler. „Ich mag die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung, etwas Künstlerisches<br />

zu tun, das gleichzeitig als Uhr nützlich<br />

sein muss“, lautete seine Antwort. Bei<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung strategisch wichtiger<br />

I<strong>de</strong>en wie <strong>de</strong>r Toolbar ging Google <strong>de</strong>n<br />

gleichen Weg. Die verbindliche Vorgabe<br />

lautete: Die Toolbar muss für alle Browser<br />

und Auflösungen passen und darf in <strong>de</strong>r<br />

ersten Version 625 Kilobyte nicht überschreiten.<br />

Damit war klar: Hier ist kein<br />

Platz für Spinnereien.<br />

Ähnlich agiert <strong>de</strong>r US-Flugzeugbauer<br />

Boe ing. Hierfür ein Beispiel. Boeing<br />

grün<strong>de</strong>te 2001 eine „I<strong>de</strong>en-Guerilla“.<br />

Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich um ein Team<br />

AUTOR<br />

Jens-Uwe Meyer<br />

ist Inhaber <strong>de</strong>s<br />

Trainings- und<br />

Beratungsunternehmens<br />

Die<br />

I<strong>de</strong>eologen – Gesellschaft für neue<br />

I<strong>de</strong>en mbH, Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n (Tel. 0700<br />

4333 / 6783, www.i<strong>de</strong>eologen.<strong>de</strong>).<br />

Er ist Autor <strong>de</strong>s Buchs „Das Edison-<br />

Prinzip – <strong>de</strong>r genial einfache Weg zu<br />

erfolgreichen I<strong>de</strong>en”. (Campus-Verlag,<br />

Frankfurt a.M., November 2008).<br />

von Spezialisten, die vollkommen autonom<br />

waren und neue I<strong>de</strong>en entwickeln<br />

sollten, wie man Flugzeuge schneller und<br />

preiswerter produzieren kann. Das Team<br />

wur<strong>de</strong> legendär, <strong>de</strong>nn die Zeit, in <strong>de</strong>r eine<br />

Maschine gebaut wur<strong>de</strong>, konnte um 50<br />

Prozent reduziert wer<strong>de</strong>n. Eines <strong>de</strong>r Erfolgsgeheimnisse<br />

<strong>de</strong>r Truppe war die<br />

Vorgabe: no budget. Das Wissen „Es gibt<br />

kein Budget“ zwang die Mitarbeiter, sich<br />

zu beschränken und nach <strong>de</strong>r einfachsten<br />

und preiswertesten Lösung zu suchen.<br />

Irrtum 5: Kreativität macht erfolgreich.<br />

„Wir brauchen mehr Kreativität.“ „Wir<br />

brauchen mehr I<strong>de</strong>en.“ „Wir brauchen<br />

mehr Innovation.“ Kaum ein Kongress,<br />

auf <strong>de</strong>m nicht einer dieser drei Sätze fällt,<br />

kaum eine Managerre<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r nicht Innovationsgeist<br />

und Kreativität gepriesen<br />

wer<strong>de</strong>n. Kreativität gilt als Erfolgsgarant,<br />

und nur wer neue I<strong>de</strong>en hat – so<br />

scheint es – hat Erfolg. Bei<strong>de</strong>s stimmt<br />

nicht. Die Tatsache, dass jemand kreativ<br />

<strong>de</strong>nkt und neue I<strong>de</strong>en entwickelt, hat zunächst<br />

keinerlei wirtschaftlichen Wert.<br />

Käme jemand auf die I<strong>de</strong>e, alle Züge <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Bahn AG durch einen Künstler<br />

gestalten zu lassen, wäre das äußerst<br />

krea tiv. Doch wie viele Menschen wür<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>shalb beschließen: Ich fahre jetzt<br />

öfter Bahn?<br />

Ungelenkte Kreativität kann mehr scha<strong>de</strong>n<br />

als nützen. Kreativität ist nur dann<br />

eine wertvolle Ressource, wenn sie in die<br />

richtigen Bahnen gelenkt wird. Thomas<br />

Edison hatte eine einfache Philosophie:<br />

„Was sich nicht verkauft, möchte ich<br />

nicht erfin<strong>de</strong>n.“ Er überlegte zunächst,<br />

in welchen Fel<strong>de</strong>rn sich Kreativität überhaupt<br />

auszahlt, erst dann wur<strong>de</strong> er kreativ.<br />

Edison analysierte Probleme von<br />

Menschen, Schwächen von Produkten<br />

und wertete Trends aus.<br />

War er davon überzeugt, das richtige Feld<br />

gefun<strong>de</strong>n zu haben, begann er I<strong>de</strong>en zu<br />

entwickeln. Seien Sie skeptisch, wenn<br />

Sie wie<strong>de</strong>r einmal einen Satz hören wie<br />

„Wir brauchen mehr I<strong>de</strong>en“. Formulieren<br />

Sie ihn für sich wie folgt um: „Wir brauchen<br />

weniger I<strong>de</strong>en, aber dafür bessere.“<br />

Klasse statt Masse ist gefragt. Und gute<br />

I<strong>de</strong>en sind produzierbar – sofern man<br />

entsprechend systematisch vorgeht. Das<br />

hat Thomas Edison bewiesen.<br />

Jens-Uwe Meyer

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