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führung + personalentwicklung<br />

R<br />

sollten Fragen gestellt wer<strong>de</strong>n, damit sie<br />

möglichst rasch zu einer Lösung führen?<br />

2. Die eigene Arbeit strukturieren.<br />

Ein interessanter Nebenaspekt <strong>de</strong>r Peer-<br />

Mentoring-Metho<strong>de</strong> ist, dass sie die Arbeitsweise<br />

<strong>de</strong>s Experten entschei<strong>de</strong>nd<br />

verbessert. Denn sie stellt auch Klarheit<br />

her über die eigenen Aufgaben und die<br />

Verortung <strong>de</strong>s Profis im großen Ganzen<br />

<strong>de</strong>r Organisation. Ausgehend von <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

die wichtigsten Informationen<br />

zu vermitteln und die lernen<strong>de</strong>n<br />

Kollegen nicht zu überfrachten, ist es für<br />

<strong>de</strong>n Experten wichtig, sich über das große<br />

Ganze Gedanken zu machen. „Paint the<br />

big picture“, nennt es Trautman. Der Experte<br />

stellt sich folgen<strong>de</strong> Fragen und lernt<br />

am meisten selbst dabei: Warum machen<br />

wir das in unserem Team so und nicht<br />

an<strong>de</strong>rs? Was tun wir Sinnvolles, ohne<br />

das die große Organisation nicht funktionieren<br />

könnte? „Wenn dieses große Bild<br />

nicht gezeichnet wird“, so Trautman,<br />

dann könne <strong>de</strong>r Experte <strong>de</strong>m Novizen<br />

auch keine Orientierung geben.<br />

3. Herzstück <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>:<br />

<strong>de</strong>r Trainingsplan.<br />

„Mein Vater war Mechaniker. Er ging auf<br />

ein Auto zu und konnte Schwachstellen<br />

intuitiv erkennen durch Gerüche o<strong>de</strong>r Geräusche.<br />

Er fühlte, wo was kaputt war“,<br />

berichtet Trautman aus seiner Kindheit.<br />

Mitarbeiter, die im Unternehmen ihren<br />

Kollegen etwas beibringen sollen, haben<br />

oft ein ähnlich intuitives Wissen, das sich<br />

aus echtem Faktenwissen, aber auch Erfahrungswissen<br />

und Gespür zusammensetzt.<br />

Trautmans „Peer Mentoring“ will<br />

auch unbewusste Prozesse sichtbar machen.<br />

„Wir müssen die Leute davon abbringen,<br />

ihre Aufgaben rein intuitiv anzugehen.<br />

Wir müssen sie <strong>de</strong>n Experten ins Bewusstsein<br />

bringen: Was riechst du? Was<br />

machst du gera<strong>de</strong>? Sag mir, wonach du<br />

gera<strong>de</strong> schaust!” Im Normalfall könnten<br />

die Experten diese Fragen gut beantworten,<br />

sodass daraus praktische Ratschläge<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Trautman geht davon aus, dass je<strong>de</strong>s<br />

Aufgabengebiet eines Arbeitnehmers in<br />

zirka 60 bis 70, maximal aber 100 Einzelaufgaben<br />

unterteilt wer<strong>de</strong>n kann. Ein<br />

Mentor solle sich überlegen, mit welchen<br />

30 wirtschaft + weiterbildung 04_2009<br />

Werkzeugen er täglich arbeite. Um keine<br />

routinemäßigen Aufgaben zu vergessen,<br />

<strong>de</strong>nke sich <strong>de</strong>r Mentor durch die täglichen,<br />

wöchentlichen, monatlichen und<br />

jährlichen Aufgaben, so die Anregung von<br />

Trautman. Der Experte solle in Gedanken<br />

regelmäßige Besprechungen durchgehen.<br />

Welche Dokumente müsse er immer wie<strong>de</strong>r<br />

lesen? Welche Standards gelte es zu<br />

befolgen? Welche Daten seien regelmäßig<br />

zu analysieren?<br />

Die so gefun<strong>de</strong>nen Tätigkeiten wer<strong>de</strong>n in<br />

einem Trainingsplan festgehalten, in <strong>de</strong>m<br />

auch festgelegt wird, in welchem Zeitrahmen<br />

und in welcher Reihenfolge <strong>de</strong>r Rat<br />

suchen<strong>de</strong> Kollege diese Fähigkeit lernen<br />

sollte. Meistens wer<strong>de</strong>n nur eine Handvoll<br />

<strong>de</strong>r Einzelaufgaben als wichtig ausgewählt.<br />

Das verringert ganz erheblich<br />

<strong>de</strong>n Zeitaufwand <strong>de</strong>r Wissensweitergabe.<br />

Es wird kein unnützes Wissen referiert,<br />

das <strong>de</strong>r Rezipient ohnehin gleich wie<strong>de</strong>r<br />

vergisst.<br />

Im Trainingsplan sollte es auch Tests<br />

geben, die prüfen, ob die Aufgabe wirklich<br />

verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>. In die Testspalte<br />

wer<strong>de</strong>n bestimmte Fragen zur Aufgabe<br />

eingetragen, die <strong>de</strong>r Lernen<strong>de</strong> dann beantworten<br />

muss. Trautmans Buch über<br />

Peer Mentoring und auch sein Erklärungsstil<br />

zeichnen sich durch eine große<br />

Beispieldichte aus. Auch bei diesem Aspekt<br />

seiner Metho<strong>de</strong> gibt er eine Fülle von<br />

beispielhaften Fragen. So kann <strong>de</strong>r Mentor<br />

zum Beispiel fragen:<br />

• Welches ist das wichtigste Vokabular,<br />

um die Aufgabe zu beschreiben?<br />

• Welches sind die drei häufigsten Probleme,<br />

um die Aufgabe zu lösen?<br />

• Welche Standards existieren und wie<br />

streng müssen sie gehandhabt wer<strong>de</strong>n?<br />

So wird <strong>de</strong>r Trainingsplan zur essentiellen<br />

Dokumentation für <strong>de</strong>n Lerner, die ihm<br />

immer wie<strong>de</strong>r hilft, sein Wissen zu überprüfen<br />

und zu aktualisieren.<br />

4. Das „Wie“ <strong>de</strong>r Wissensvermittlung.<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Trainingsplan erstellt ist,<br />

widmet sich die Metho<strong>de</strong> noch einmal<br />

<strong>de</strong>n kleinen Fallstricken <strong>de</strong>r Wissensweitergabe<br />

unter Kollegen. Auch hier <strong>de</strong>ckt<br />

die Beschäftigung mit einigen grundsätzlichen<br />

Fragen die Struktur <strong>de</strong>s eigenen<br />

Arbeitsstils auf und verbessert ihn gleichzeitig.<br />

Trautman beschäftigt sich auf eine<br />

sehr praktische Weise mit Motivation und<br />

Lernstilen: Es geht um das „Wie“ <strong>de</strong>r<br />

Wissensvermittlung. Auch wenn die Rollen<br />

klar verteilt, die einzelnen Aufgaben<br />

gut strukturiert sind und <strong>de</strong>r Gesamtzusammenhang<br />

hergestellt ist, kann dabei<br />

einiges schiefgehen, wenn <strong>de</strong>r Lehren<strong>de</strong><br />

zum Beispiel seinen „Unterricht“ nicht<br />

angemessen strukturiert o<strong>de</strong>r zu wenig<br />

auf die Lernpräferenzen seines Gegenübers<br />

achtet.<br />

So sollte sich <strong>de</strong>r lehren<strong>de</strong> Kollege vor<br />

seinem Auftritt fünf Minuten Zeit nehmen,<br />

um sich kurz klarzumachen, was<br />

das Ziel eines anstehen<strong>de</strong>n Treffens ist.<br />

Es gilt, einen kurzen „Meeting-Plan“ zu<br />

erstellen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>s Treffens,<br />

<strong>de</strong>n Zusammenhang <strong>de</strong>r Einzelaufgaben<br />

mit <strong>de</strong>m Job, die wichtigsten Vokabeln<br />

und auch mögliche Übungen auflistet.<br />

Kontrollfragen wie „Was wür<strong>de</strong> passieren,<br />

wenn man diesen Schritt ausließe?“<br />

o<strong>de</strong>r „Was wür<strong>de</strong>st du tun, wenn du bei<br />

diesem Schritt nicht weiterkämst?“ helfen<br />

<strong>de</strong>m Lernen<strong>de</strong>n weiter.<br />

Trautman berichtet von einem Mentor, <strong>de</strong>r<br />

ihn nach einer kleinen Lerneinheit immer<br />

fragte: „Was wirst du tun, nach<strong>de</strong>m du<br />

mein Büro verlassen hast?“ Trautman<br />

erinnert sich, dass er zunächst erstarrt<br />

sei. Im Nachhinein ist ihm allerdings klar<br />

gewor<strong>de</strong>n, dass das die beste Frage sei,<br />

wenn es um das effiziente Lernen neuer<br />

Aufgaben gehe: „Wenn <strong>de</strong>r Lernen<strong>de</strong> auf<br />

diese Frage eine Antwort gibt, setzt er<br />

sich selbst ein Ziel und eine Deadline, bis<br />

wann er die Aufgabe erfüllt haben will“,<br />

erklärt <strong>de</strong>r Mentoring-Experte.<br />

5. Kleine Verbesserungen von unten<br />

einführen.<br />

Auf die Frage, welche Firmenkultur notwendig<br />

sei, damit Peer Mentoring Erfolg<br />

habe, antwortet Trautman: „In meiner realistischen<br />

Weltsicht gehe ich davon aus,<br />

dass das Management und die Chefs einer<br />

Abteilung keine unterstützen<strong>de</strong> Haltung<br />

an <strong>de</strong>n Tag legen wer<strong>de</strong>n.“ Der I<strong>de</strong>alfall<br />

sei, dass <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>r Rat suchen<strong>de</strong>n Kollegen<br />

an <strong>de</strong>m Prozess beteiligt sei und<br />

mithelfe, das benötigte Expertenwissen zu<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren. Personalentwickler sollten<br />

mit Peer Mentoring eine „Armee von Trainern“<br />

entwickeln, lautet Trautmans Anspruch.<br />

„Das Trainingsbudget wird dabei<br />

weiter reichen als jemals zuvor!“<br />

Karin Seeber

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