ImmoCompact 02/2018
Das Fachmagazin für die Immobilienwirtschaft
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Baufinanzierung<br />
Achtung, Stolperfalle: Diese Fehler sollten<br />
Häuslebauer bei der Finanzierung vermeiden<br />
Die Erfüllung des Traums vom eigenen Heim scheint derzeit für viele zum Greifen nah. Die Zinsen sind schließlich<br />
nach wie vor historisch niedrig. Dennoch bleibt große Vorsicht angesagt. Kleine Unachtsamkeiten bei der Kalkulation<br />
können im schlimmsten Fall zu Schäden von mehreren Tausend Euro oder gar zum Verlust des Traumhauses führen.<br />
Angesichts der historisch niedrigen Zinsen wagen auch<br />
viele weniger vermögende Haushalte den Schritt ins<br />
Eigenheim. Aber hier ist große Vorsicht angesagt: Nur<br />
weil die Zinsbelastung derzeit extrem gering ist, bekommen<br />
Darlehensnehmer ihre Immobilie nicht geschenkt. Kleine<br />
Unachtsamkeiten bei der Kalkulation können nach wie vor im<br />
schlimmsten Fall einen Schaden von mehreren Tausend Euro<br />
oder gleich den Verlust des Traumhauses bedeuten. Darum<br />
gilt es, besonderen Wert auf die vorherige Planung zu legen<br />
und nichts zu überstürzen.<br />
Gründliche Planung ist das A und O<br />
Beim Hausbau müssen zukünftige Eigentümer über Summen<br />
entscheiden, die für sie nicht alltäglich sind. Der Hausbau ist die<br />
größte Ausgabe im Leben. Unzählige Faktoren beeinflussen<br />
das Bauvorhaben, etwa Lage, Eigenkapital, Einkünfte oder auch<br />
eine spätere Familienplanung. Aufgrund der teilweise sehr<br />
unterschiedlichen Aspekte sollte die Finanzierung immer<br />
individuell auf den Kreditnehmer zugeschnitten sein.<br />
Finanzielle Belastung richtig kalkulieren<br />
Wer denkt, dass die Kosten für den Hausbau mit der Bezahlung<br />
der Baufirma gedeckt sind, irrt gewaltig. Viele Bauherren<br />
vergessen die teilweise hohen Baunebenkosten: Makler- und<br />
Notargebühren, Grunderwerbsteuer sowie Kosten für Bodengutachten<br />
und die spätere Gestaltung des Außenbereichs.<br />
Auch laufende Kosten während der Bauphase belasten die<br />
Geldbörse. Aber auch vermeintlich kleinere regelmäßige Ausgaben<br />
können das verfügbare Budget erheblich schmälern. So<br />
sollte immer finanzieller Spielraum vorhanden sein, um nötige<br />
Autoreparaturen oder den langersehnten Urlaub bezahlen zu<br />
können. Als Richtwert kann die monatliche Kaltmiete der<br />
aktuellen Wohnung dienen. Ist sie problemlos zu finanzieren<br />
und bleibt noch Luft für Instandhaltungskosten<br />
oder Wochenendausflüge,<br />
stellt eine vergleichbare Darlehensrate<br />
keine Schwierigkeiten dar. Wenn aber<br />
schon bei dieser Summe eine defekte<br />
Waschmaschine ernste Probleme bedeutet,<br />
sollte die Rate deutlich niedriger sein.<br />
Erstbestes Angebot nicht annehmen<br />
Schon bei der Suche nach Angeboten<br />
fällt vielen Kreditnehmern auf: Es gibt<br />
unzählige Darlehensanbieter. Dabei verfügt<br />
die Hausbank nicht immer über die<br />
besten Konditionen. Ein Blick über den<br />
Tellerrand kann sich durchaus lohnen.<br />
Wichtig ist aber auch hier, grundsätzlich<br />
nicht vorschnell einen auf den ersten<br />
Eindruck günstig wirkenden Kreditvertrag<br />
direkt zu unterschreiben. Vielmehr<br />
sollten zukünftige Häuslebauer mehrere<br />
Angebote einholen und die Konditionen<br />
vergleichen. Denn nicht immer sind<br />
zusätzliche Kosten sofort ersichtlich.<br />
Einen ersten Überblick über die möglichen<br />
Konditionen erhalten Interessenten<br />
beispielsweise online beim Baufinanzierungsrechner<br />
von Baufi24.de.<br />
Zu wenig Eigenkapital<br />
© fraurpunkt – Fotolia.com<br />
Eigenkapital darf bei einer soliden<br />
Finanzierung auch nicht fehlen. Denn je<br />
höher der eigene Anteil, desto geringer<br />
das Risiko für die Bank und desto wahrscheinlicher<br />
sind günstige Konditionen<br />
und die rasche Zusage des Kredites.<br />
Kunden sollten daher möglichst über<br />
Eigenkapital in Höhe von 20 bis 30%<br />
der gesamten Summe verfügen, mindestens<br />
aber die Nebenkosten in Höhe<br />
von 7 bis 12% selbst stemmen können.<br />
Ein hoher Eigenkapitalanteil verringert<br />
die Darlehenssumme und so wird am<br />
Ende die gesamte Finanzierung günstiger.<br />
Hoher Tilgungssatz<br />
Eine ähnlich große Bedeutung wie die<br />
Höhe des Eigenkapitals hat die Wahl des<br />
Tilgungssatzes. Gerade bei Niedrigzinsen<br />
sollten künftige Eigenheimbesitzer den<br />
Tilgungssatz so hoch wie möglich wählen.<br />
Bei einem niedrigen Tilgungssatz<br />
von beispielsweise 1% ist die monatliche<br />
Darlehensrate sehr niedrig. Allerdings<br />
erhöht sich die Zeit bis zur Volltilgung<br />
beträchtlich – die Dauer bis zur vollständigen<br />
Rückzahlung kann schnell 50<br />
Jahre betragen und bis ins Rentenalter<br />
reichen. Und auch der große Vorteil,<br />
nämlich im Eigenheim miet- bzw. kostenfrei<br />
zu wohnen und so Geld zu sparen,<br />
verpufft. Durch die sehr lange Laufzeit<br />
müssen Kreditnehmer darüber hinaus<br />
wesentlich mehr Zinsen zahlen. Besser<br />
ist es, direkt mit einem hohen Tilgungssatz<br />
von 3 bis 5% einzusteigen. Hierdurch<br />
verringert sich die Laufzeit und<br />
die Zinsbelastung fällt insgesamt niedriger<br />
aus. Zwar ist die monatliche Rate so zunächst<br />
höher als bei einer niedrigen<br />
Tilgung, das Traumhaus wird dafür<br />
aber deutlich schneller und günstiger<br />
schuldenfrei.<br />
Zu kurze Zinsbindung<br />
Grundsätzlich dürfen Kreditnehmer<br />
selbst entscheiden, ob die Zinsen für<br />
fünf, zehn, 15 oder 20 Jahre festgeschrieben<br />
werden. Je länger die Laufzeit,<br />
desto höher der Zinsaufschlag. Viele<br />
Häuslebauer scheuen sich vor den<br />
Mehrkosten und wählen nur eine Zinsbindung<br />
von fünf Jahren. Dabei sollten<br />
sie gerade in der momentanen Zinslage<br />
eine lange Bindung bevorzugen. So profitieren<br />
sie auch noch nach mehreren<br />
Jahren von den derzeitigen Konditionen<br />
und haben bei der Anschlussfinanzierung<br />
schon möglichst viel zurückgezahlt.<br />
Wurde die Zinsbindung dagegen<br />
zu knapp gewählt, kann ein zu erwartender<br />
Zinsanstieg zu ernsten Schwierigkeiten führen. Im<br />
schlimmsten Fall droht der Verlust des neuen Eigenheims, da<br />
die monatlichen Raten unbezahlbar werden.<br />
Keine Rücklagen<br />
Haben Eigenheimbesitzer knapp kalkuliert und nicht an unvorhergesehene<br />
Investitionen für Modernisierungen oder<br />
dringend nötige Reparaturen gedacht, droht schnell ein böses<br />
Erwachen. Auch sollte es möglich sein, trotz einer laufenden<br />
Finanzierung ein wenig Geld zur Seite zu legen oder auch einmal<br />
in den Urlaub zu fahren. Es empfiehlt sich daher, das finanzielle<br />
Polster nicht komplett für den Hausbau aufzubrauchen.<br />
Auch sollten die monatlichen Belastungen hierfür nicht mehr<br />
als 40 bis 50% des Einkommens überschreiten. Mit einer<br />
Sicherheitsreserve von drei bis sechs Netto-Monatseinkommen<br />
haben Bauherren für die meisten möglichen Probleme einen<br />
ausreichend großen Puffer.<br />
Keine Absicherung der Familie<br />
Viele Bauherren vergessen leider eine Absicherung der Familie.<br />
Erkrankt der Hauptverdiener plötzlich schwer oder stirbt<br />
sogar, muss die Familie mit wesentlich mehr als der emotionalen<br />
Belastung kämpfen. Meist sind die monatlichen Kosten für<br />
nur eine Person nicht zu stemmen. Damit es gar nicht erst<br />
dazu kommt, sollten Bauherren über eine Risikolebensversicherung<br />
sowie die Absicherung von Arbeitsunfähigkeit und<br />
Arbeitslosigkeit nachdenken. Diese sorgen für Sicherheit und<br />
bewahren die Familie im Trauerfall vor Kopfzerbrechen.<br />
Eigenleistung beim Bau<br />
Geldsparen ist häufig die oberste Priorität eines jeden Bauherrn.<br />
So werden Eigenleistungen beim Bau in Form der sogenannten<br />
Muskelhypothek anerkannt und sorgen mitunter für<br />
eine günstigere Finanzierung. Allerdings überschätzen sich<br />
viele Häuslebauer hierbei. Mangelnde Fachkenntnisse,<br />
gesundheitliche Einschränkungen oder der unerwartet hohe<br />
Zeitaufwand bringen nicht selten die ganze Bauplanung<br />
durcheinander. Geschieht das, muss das Haus teuer nachfinanziert<br />
werden. Deshalb sollten Häuslebauer nur die Arbeiten<br />
selbst übernehmen, die sie auch wirklich durchführen<br />
können, wie etwa das Tapezieren oder Fliesenlegen. W<br />
Von Stephan Scharfenorth, Geschäftsführer von Baufi24<br />
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