Titel Foto: Siggi Schmiedeberg <strong>Düsseldorf</strong> aus der Sicht eines Obdachlosen 4 <strong>lola</strong>
<strong>lola</strong> 5 Eigentlich müsste die Überschrift unseres Titelthemas lauten: „<strong>Düsseldorf</strong> aus der Sicht Wohnungsloser“, denn wir hatten das Glück, durch die Vermittlung von fiftyfifty gleich mit vier Betroffenen sprechen zu dürfen. Und wir haben dabei gelernt, dass sie den Begriff „Obdachlose“ gar nicht gern hören, sondern lieber von „Wohnungslosen“ sprechen möchten, denn ein „Obdach“ haben die meisten von ihnen, nur eben keine eigene Wohnung. Wir besuchen also das fiftyfifty Büro auf der Ellerstraße. Dort treffen wir zunächst auf die beiden Sozialarbeiter Oliver Ongaro und Kai Ansorg, die alle Hände voll zu tun haben, sich um wohnungslose Menschen zu kümmern, die vor ihren Schreibtischen Schlange stehen und darauf warten, dass ihnen geholfen wird. Darunter übrigens auch viele Roma und Sinti, denn fiftyfifty kümmert sich im Rahmen des Projektes „Eastwest – Auswege statt Ausgrenzung“ auch um von Wohnungslosigkeit und Armut bedrohte Zuwanderer. Dann lernen wir unsere Gesprächspartner kennen, drei Männer und eine Frau, was übrigens auch dem Verhältnis Männer/Frauen bei den Wohnungslosen entspricht. Ungefähr 80 bis 85 Prozent sind Männer und 15 bis 20 Prozent Frauen. Armin ist 39 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Mönchengladbach, hat auch mal in München gelebt und ist seit dem Jahr 2000 in <strong>Düsseldorf</strong>. Jörg ist 48 Jahre alt, gebürtiger Neusser und lebt seit 16 Jahren in <strong>Düsseldorf</strong>. Axel ist 51 Jahre alt und gebürtiger Düssel- dorfer, genau wie Mirjam, 35 Jahre alt. Die vier kennen sich schon lange und scheinen sich auch sehr gut zu verstehen, wenn sie auch übereinstimmend sagen, dass echte Freundschaften untereinander eher selten und auch nicht einfach sind. Als Außenstehender würde man ja erwarten, dass Menschen in einer Notlage sich immer gegenseitig helfen und unterstützen, aber das ist wohl sehr oft nicht der Fall. Es gibt auch bei den wohnungslosen Menschen viele „schwarze Schafe“, die andere Wohnungslose bestehlen – es ist also schwer, einander zu vertrauen. Dies ist auch einer der Gründe, warum viele Wohnungslose einen Hund haben, nicht nur zum Schutz, sondern oft ist das Tier der einzige Freund. Jörg ist gelernter Bäcker, war aber 30 Jahre lang drogenabhängig und ist – mit Hilfe des Methadonprogramms – erst seit einigen Monaten clean. Er lebt inzwischen nicht mehr auf der Straße, sondern hat eine kleine Wohnung im Stadtteil Eller. Er bezieht Hartz IV und verkauft außerdem, wie die drei Anderen auch, das Straßenmagazin fiftyfifty. Einer „normalen“ Arbeit ist er seit vielen Jahren nicht mehr nachgegangen und heute ist ihm dies auch kaum mehr möglich, da er vor einigen Monaten leider einen Arm verloren hat. Jörg erzählt, dass in <strong>Düsseldorf</strong> vergleichsweise viel <strong>für</strong> die Wohnungslosen getan wird, Institutionen wie Caritas oder Diakonie sind in diesem Bereich sehr aktiv. Er sagt auch, dass viele Wohnungslose gerne wieder arbeiten möchten, ihnen aber letztlich mit einem Ein-Euro-Job nicht gedient ist,