2012-01 - lola - Das Magazin für Düsseldorf
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<strong>lola</strong> 5<br />
Eigentlich müsste die Überschrift<br />
unseres Titelthemas lauten: „<strong>Düsseldorf</strong><br />
aus der Sicht Wohnungsloser“,<br />
denn wir hatten das Glück,<br />
durch die Vermittlung von fiftyfifty<br />
gleich mit vier Betroffenen sprechen<br />
zu dürfen. Und wir haben dabei gelernt,<br />
dass sie den Begriff „Obdachlose“<br />
gar nicht gern hören, sondern<br />
lieber von „Wohnungslosen“ sprechen<br />
möchten, denn ein „Obdach“<br />
haben die meisten von ihnen, nur<br />
eben keine eigene Wohnung.<br />
Wir besuchen also das fiftyfifty Büro<br />
auf der Ellerstraße. Dort treffen wir<br />
zunächst auf die beiden Sozialarbeiter<br />
Oliver Ongaro und Kai Ansorg,<br />
die alle Hände voll zu tun haben,<br />
sich um wohnungslose Menschen<br />
zu kümmern, die vor ihren Schreibtischen<br />
Schlange stehen und darauf<br />
warten, dass ihnen geholfen wird.<br />
Darunter übrigens auch viele Roma<br />
und Sinti, denn fiftyfifty kümmert<br />
sich im Rahmen des Projektes „Eastwest<br />
– Auswege statt Ausgrenzung“<br />
auch um von Wohnungslosigkeit<br />
und Armut bedrohte Zuwanderer.<br />
Dann lernen wir unsere Gesprächspartner<br />
kennen, drei Männer und<br />
eine Frau, was übrigens auch dem<br />
Verhältnis Männer/Frauen bei den<br />
Wohnungslosen entspricht. Ungefähr<br />
80 bis 85 Prozent sind Männer<br />
und 15 bis 20 Prozent Frauen. Armin<br />
ist 39 Jahre alt, kommt ursprünglich<br />
aus Mönchengladbach, hat auch mal<br />
in München gelebt und ist seit dem<br />
Jahr 2000 in <strong>Düsseldorf</strong>. Jörg ist 48<br />
Jahre alt, gebürtiger Neusser und lebt<br />
seit 16 Jahren in <strong>Düsseldorf</strong>. Axel ist<br />
51 Jahre alt und gebürtiger Düssel-<br />
dorfer, genau wie Mirjam, 35 Jahre<br />
alt. Die vier kennen sich schon lange<br />
und scheinen sich auch sehr gut zu<br />
verstehen, wenn sie auch übereinstimmend<br />
sagen, dass echte Freundschaften<br />
untereinander eher selten<br />
und auch nicht einfach sind. Als<br />
Außenstehender würde man ja erwarten,<br />
dass Menschen in einer Notlage<br />
sich immer gegenseitig helfen<br />
und unterstützen, aber das ist wohl<br />
sehr oft nicht der Fall. Es gibt auch<br />
bei den wohnungslosen Menschen<br />
viele „schwarze Schafe“, die andere<br />
Wohnungslose bestehlen – es ist also<br />
schwer, einander zu vertrauen. Dies<br />
ist auch einer der Gründe, warum<br />
viele Wohnungslose einen Hund haben,<br />
nicht nur zum Schutz, sondern<br />
oft ist das Tier der einzige Freund.<br />
Jörg ist gelernter Bäcker, war aber 30<br />
Jahre lang drogenabhängig und ist –<br />
mit Hilfe des Methadonprogramms<br />
– erst seit einigen Monaten clean. Er<br />
lebt inzwischen nicht mehr auf der<br />
Straße, sondern hat eine kleine Wohnung<br />
im Stadtteil Eller. Er bezieht<br />
Hartz IV und verkauft außerdem, wie<br />
die drei Anderen auch, das Straßenmagazin<br />
fiftyfifty. Einer „normalen“<br />
Arbeit ist er seit vielen Jahren nicht<br />
mehr nachgegangen und heute ist<br />
ihm dies auch kaum mehr möglich,<br />
da er vor einigen Monaten leider einen<br />
Arm verloren hat. Jörg erzählt,<br />
dass in <strong>Düsseldorf</strong> vergleichsweise<br />
viel <strong>für</strong> die Wohnungslosen getan<br />
wird, Institutionen wie Caritas oder<br />
Diakonie sind in diesem Bereich sehr<br />
aktiv. Er sagt auch, dass viele Wohnungslose<br />
gerne wieder arbeiten<br />
möchten, ihnen aber letztlich mit<br />
einem Ein-Euro-Job nicht gedient ist,