_flip_joker_2018-06
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KULTOUR KULTUR JOKER 23<br />
40 Jahre nachhaltig, kritisch, sozial<br />
Die Fabrik feiert ihren Geburtstag als Festtag der Offenen Türen mit Musik, Genuss und Aktionen<br />
Haupthaus der Fabrik<br />
40 Jahre liegt die Gründung<br />
des soziokulturellen Zentrums<br />
der Fabrik nun schon zurück.<br />
Auf dem Gelände einer ehemaligen<br />
Möbelfabrik befinden<br />
sich heute Betriebe, Werkstätten,<br />
Kultur und Bildung,<br />
soziale Einrichtungen, ökologische<br />
und politische Gruppen.<br />
Nachhaltig, kritisch und sozial<br />
– die Fabrik ist eine Institution,<br />
die aus Freiburg nicht mehr<br />
wegzudenken ist. Am 16. Juni<br />
wird der Geburtstag nun ausgelassen<br />
gefeiert.<br />
Zu den Mitgliedern der Fabrik<br />
zählt einmal die Freie<br />
Holzwerkstatt mit ihren ergonomischen<br />
und nachhaltigen<br />
Möbeln und Küchen. Dann die<br />
Keramikwerkstatt für ein professionelles<br />
Arbeiten mit Ton.<br />
Mit Schwung setzt sich der<br />
Motorradclub Kuhle Wampe<br />
für das Mitdenken beim Motorsport<br />
und in der Gesellschaft<br />
ein. Kritisch und nachhaltig ist<br />
auch die Fahrradwerkstatt in ihrer<br />
Haltung gegenüber der Wegwerfgesellschaft.<br />
Mit scharfem Blick präsentiert<br />
die Bühne im Vorderhaus<br />
vor allem Comedy, Kabarett<br />
und Konzert, auch für Kids<br />
gibt es viel zu entdecken. Die<br />
Druckerei schwarz auf weiss<br />
ist längst über Freiburg hinaus<br />
eine wichtige Adresse.<br />
Foto: Freie Holzwerkstatt<br />
Und die Quartiersgastronomie<br />
im Vorderhaus sorgt für bestes<br />
leibliches Wohl. Die Naturschule<br />
Deutschland ist ein<br />
renommierter Ort für Veranstaltungen,<br />
Fort- und Weiterbildungen<br />
zu Naturthemen. Sozial<br />
engagiert sich das Frauenhilfsprojekt<br />
Amica mittlerweile<br />
in verschiedenen Ländern.<br />
Wer nun neugierig ist, mehr<br />
erfahren möchte, oder auch nur<br />
richtig Spaß haben möchte, den<br />
erwarten ab 10 Uhr viele Events<br />
und spannende Attraktionen.<br />
Für Jung und Alt wird vieles<br />
geboten, ob man es nun ruhig,<br />
wild oder ganz anders haben<br />
mag. Das Programm bietet etwa<br />
Weinverkostung und Leckereien<br />
auf dem Wochenmarkt und im<br />
Vorderhaus, Musik und Showeinlagen,<br />
Betriebs- und Fabrikführungen,<br />
Keramikworkshops,<br />
eine Möbelschau und Druckereivorführung,<br />
eine Motoradshow<br />
und vieles mehr.<br />
Ein spaßiges Kinderprogramm<br />
wird ebenfalls geboten. Ein Fest<br />
für alle, wie auch die Fabrik für<br />
alle stets die Türen offen hat.<br />
Weitere Infos:<br />
www.fabrik-freiburg.de<br />
Machtbewusste Machtmenschen<br />
Podiumsdiskussion zum Thema „Macht Macht anders?“<br />
Am 7. Mai lud das Vorderhaus<br />
in der Fabrik zu einer<br />
Podiumsdiskussion mit dem<br />
Titel „Macht Macht anders?“<br />
Es ging um die Versuchungen<br />
der Macht und die Verantwortung,<br />
die mit Macht einhergeht.<br />
Unter der Moderation<br />
von Annette Bohland diskutierten<br />
vier Personen der Freiburger<br />
Öffentlichkeit: Martina<br />
Feierling-Rombach (Chefin<br />
der Brauerei Feierling), Wilfried<br />
Münch (Regionalleiter<br />
der GLS Bank), Rainer Suchan<br />
(Leiter des SWR-Studio<br />
Freiburg) und Kerstin Andreae<br />
(Mitglied der Grünen im<br />
Bundestag).<br />
Was ist Macht und gibt es das<br />
Potential, davon zu einem anderen,<br />
womöglich korrumpierbaren<br />
Menschen gemacht zu<br />
werden? Ein spannungsreiches<br />
Thema, aber eine Podiumsdiskussion,<br />
die überraschend ohne<br />
Streitpunkte blieb. Vielmehr<br />
verharrte die durchaus informative<br />
Debatte zwischen gegenseitiger<br />
Zustimmung und kluger<br />
Selbstreflexion, niemand in der<br />
Runde wollte sich als „Machtmensch“<br />
verstehen.<br />
Dabei präsentierte sich Martina<br />
Feierling-Rombach schon<br />
zu Beginn des Gesprächs und<br />
augenzwinkernd als durchaus<br />
machtbewusst: Schon als Kind<br />
hätte sie immer schnell nach<br />
den Keksen gegriffen. Sie wäre<br />
immer eine Frau gewesen, „die<br />
sich nach vorne schiebt“, etwas<br />
anderes wäre für sie nie vorstellbar<br />
gewesen. Wilfried Münch<br />
als Regionalleiter der sozialbewussten<br />
GLS-Bank sprach<br />
vom Gestaltungswillen, der die<br />
Macht auch begleiten kann und<br />
die schöne Herausforderung, mit<br />
der Macht vor allem Verantwortung<br />
übernehmen zu müssen.<br />
Ihn hätte seine Macht „mutiger<br />
gemacht“. Rainer Suchan<br />
brachte als Medienvertreter vor<br />
allem die Gefahr von Macht ins<br />
Gespräch. Gerade unter Journalisten<br />
würde man übrigens<br />
lieber von „Einfluss“ sprechen.<br />
Er bestätigte die bekannte Sorge<br />
der Qualitätsmedien gegenüber<br />
Fake News im Netz und der<br />
Macht, die jemand hat, der ohne<br />
klaren Bezug vermeintliche Tatsachen<br />
streut.<br />
Hier hatte er vor allem Politikerin<br />
Kerstin Andreae auf<br />
seiner Seite, die mit besonderer<br />
Skepsis auf die AfD und<br />
ihre selektive Berichterstattung<br />
blickte. Andreae war die Einzige<br />
in der Runde, die letztlich<br />
Macht verloren hatte, als sie Anfang<br />
diesen Jahres ihren stellvertretenden<br />
Fraktionsvorsitz<br />
bei den Grünen aufgab. Man<br />
müsse einfach wissen, wann die<br />
eigene Zeit vorbei ist. Arrogant<br />
wäre sie durch ihre Begegnung<br />
mit der Macht nie geworden,<br />
ihr persönliches Umfeld hätte<br />
sie für so etwas auch sofort kritisiert.<br />
Ähnliches konstatierte<br />
auch Rainer Suchan, dessen<br />
Machtzuwachs ihn nur sensibler<br />
und vorsichtiger<br />
gemacht hätte. Er hätte<br />
mit seiner leitenden<br />
Position ja gerade gelernt,<br />
dass er vor allem<br />
auf andere angewiesen<br />
wäre, eine Macht, die<br />
eigentlich von unten<br />
kommen würde.<br />
Einige allgemein<br />
kritische Ansichten<br />
also, aber eher nebeneinander<br />
gestellt und<br />
sicher kein Streitgespräch,<br />
wie man es<br />
bei einem doch persönlichen<br />
Thema wie<br />
der Verwandlung der<br />
eigenen Person durch<br />
Macht eigentlich erwartet<br />
hätte. Von sich<br />
aus wollte natürlich<br />
niemand von den<br />
Schattenseiten der<br />
eigenen Macht berichten.<br />
Gefragt hatte<br />
danach aber auch<br />
keiner, nicht einmal<br />
das Publikum, das an<br />
diesem Abend viele<br />
Statements beklatschte<br />
und den Tenor allgemeiner<br />
Zustimmung<br />
nur bestärkte. Schön<br />
wäre es, wenn Macht<br />
nur wirklich mit so<br />
viel Akzeptanz einherginge.<br />
Fabian Lutz<br />
Wir gratulieren herzlichst zu<br />
40 Jahren Fabrik<br />
Das Kultur Joker Team