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KULTOUR KULTUR JOKER 23<br />

40 Jahre nachhaltig, kritisch, sozial<br />

Die Fabrik feiert ihren Geburtstag als Festtag der Offenen Türen mit Musik, Genuss und Aktionen<br />

Haupthaus der Fabrik<br />

40 Jahre liegt die Gründung<br />

des soziokulturellen Zentrums<br />

der Fabrik nun schon zurück.<br />

Auf dem Gelände einer ehemaligen<br />

Möbelfabrik befinden<br />

sich heute Betriebe, Werkstätten,<br />

Kultur und Bildung,<br />

soziale Einrichtungen, ökologische<br />

und politische Gruppen.<br />

Nachhaltig, kritisch und sozial<br />

– die Fabrik ist eine Institution,<br />

die aus Freiburg nicht mehr<br />

wegzudenken ist. Am 16. Juni<br />

wird der Geburtstag nun ausgelassen<br />

gefeiert.<br />

Zu den Mitgliedern der Fabrik<br />

zählt einmal die Freie<br />

Holzwerkstatt mit ihren ergonomischen<br />

und nachhaltigen<br />

Möbeln und Küchen. Dann die<br />

Keramikwerkstatt für ein professionelles<br />

Arbeiten mit Ton.<br />

Mit Schwung setzt sich der<br />

Motorradclub Kuhle Wampe<br />

für das Mitdenken beim Motorsport<br />

und in der Gesellschaft<br />

ein. Kritisch und nachhaltig ist<br />

auch die Fahrradwerkstatt in ihrer<br />

Haltung gegenüber der Wegwerfgesellschaft.<br />

Mit scharfem Blick präsentiert<br />

die Bühne im Vorderhaus<br />

vor allem Comedy, Kabarett<br />

und Konzert, auch für Kids<br />

gibt es viel zu entdecken. Die<br />

Druckerei schwarz auf weiss<br />

ist längst über Freiburg hinaus<br />

eine wichtige Adresse.<br />

Foto: Freie Holzwerkstatt<br />

Und die Quartiersgastronomie<br />

im Vorderhaus sorgt für bestes<br />

leibliches Wohl. Die Naturschule<br />

Deutschland ist ein<br />

renommierter Ort für Veranstaltungen,<br />

Fort- und Weiterbildungen<br />

zu Naturthemen. Sozial<br />

engagiert sich das Frauenhilfsprojekt<br />

Amica mittlerweile<br />

in verschiedenen Ländern.<br />

Wer nun neugierig ist, mehr<br />

erfahren möchte, oder auch nur<br />

richtig Spaß haben möchte, den<br />

erwarten ab 10 Uhr viele Events<br />

und spannende Attraktionen.<br />

Für Jung und Alt wird vieles<br />

geboten, ob man es nun ruhig,<br />

wild oder ganz anders haben<br />

mag. Das Programm bietet etwa<br />

Weinverkostung und Leckereien<br />

auf dem Wochenmarkt und im<br />

Vorderhaus, Musik und Showeinlagen,<br />

Betriebs- und Fabrikführungen,<br />

Keramikworkshops,<br />

eine Möbelschau und Druckereivorführung,<br />

eine Motoradshow<br />

und vieles mehr.<br />

Ein spaßiges Kinderprogramm<br />

wird ebenfalls geboten. Ein Fest<br />

für alle, wie auch die Fabrik für<br />

alle stets die Türen offen hat.<br />

Weitere Infos:<br />

www.fabrik-freiburg.de<br />

Machtbewusste Machtmenschen<br />

Podiumsdiskussion zum Thema „Macht Macht anders?“<br />

Am 7. Mai lud das Vorderhaus<br />

in der Fabrik zu einer<br />

Podiumsdiskussion mit dem<br />

Titel „Macht Macht anders?“<br />

Es ging um die Versuchungen<br />

der Macht und die Verantwortung,<br />

die mit Macht einhergeht.<br />

Unter der Moderation<br />

von Annette Bohland diskutierten<br />

vier Personen der Freiburger<br />

Öffentlichkeit: Martina<br />

Feierling-Rombach (Chefin<br />

der Brauerei Feierling), Wilfried<br />

Münch (Regionalleiter<br />

der GLS Bank), Rainer Suchan<br />

(Leiter des SWR-Studio<br />

Freiburg) und Kerstin Andreae<br />

(Mitglied der Grünen im<br />

Bundestag).<br />

Was ist Macht und gibt es das<br />

Potential, davon zu einem anderen,<br />

womöglich korrumpierbaren<br />

Menschen gemacht zu<br />

werden? Ein spannungsreiches<br />

Thema, aber eine Podiumsdiskussion,<br />

die überraschend ohne<br />

Streitpunkte blieb. Vielmehr<br />

verharrte die durchaus informative<br />

Debatte zwischen gegenseitiger<br />

Zustimmung und kluger<br />

Selbstreflexion, niemand in der<br />

Runde wollte sich als „Machtmensch“<br />

verstehen.<br />

Dabei präsentierte sich Martina<br />

Feierling-Rombach schon<br />

zu Beginn des Gesprächs und<br />

augenzwinkernd als durchaus<br />

machtbewusst: Schon als Kind<br />

hätte sie immer schnell nach<br />

den Keksen gegriffen. Sie wäre<br />

immer eine Frau gewesen, „die<br />

sich nach vorne schiebt“, etwas<br />

anderes wäre für sie nie vorstellbar<br />

gewesen. Wilfried Münch<br />

als Regionalleiter der sozialbewussten<br />

GLS-Bank sprach<br />

vom Gestaltungswillen, der die<br />

Macht auch begleiten kann und<br />

die schöne Herausforderung, mit<br />

der Macht vor allem Verantwortung<br />

übernehmen zu müssen.<br />

Ihn hätte seine Macht „mutiger<br />

gemacht“. Rainer Suchan<br />

brachte als Medienvertreter vor<br />

allem die Gefahr von Macht ins<br />

Gespräch. Gerade unter Journalisten<br />

würde man übrigens<br />

lieber von „Einfluss“ sprechen.<br />

Er bestätigte die bekannte Sorge<br />

der Qualitätsmedien gegenüber<br />

Fake News im Netz und der<br />

Macht, die jemand hat, der ohne<br />

klaren Bezug vermeintliche Tatsachen<br />

streut.<br />

Hier hatte er vor allem Politikerin<br />

Kerstin Andreae auf<br />

seiner Seite, die mit besonderer<br />

Skepsis auf die AfD und<br />

ihre selektive Berichterstattung<br />

blickte. Andreae war die Einzige<br />

in der Runde, die letztlich<br />

Macht verloren hatte, als sie Anfang<br />

diesen Jahres ihren stellvertretenden<br />

Fraktionsvorsitz<br />

bei den Grünen aufgab. Man<br />

müsse einfach wissen, wann die<br />

eigene Zeit vorbei ist. Arrogant<br />

wäre sie durch ihre Begegnung<br />

mit der Macht nie geworden,<br />

ihr persönliches Umfeld hätte<br />

sie für so etwas auch sofort kritisiert.<br />

Ähnliches konstatierte<br />

auch Rainer Suchan, dessen<br />

Machtzuwachs ihn nur sensibler<br />

und vorsichtiger<br />

gemacht hätte. Er hätte<br />

mit seiner leitenden<br />

Position ja gerade gelernt,<br />

dass er vor allem<br />

auf andere angewiesen<br />

wäre, eine Macht, die<br />

eigentlich von unten<br />

kommen würde.<br />

Einige allgemein<br />

kritische Ansichten<br />

also, aber eher nebeneinander<br />

gestellt und<br />

sicher kein Streitgespräch,<br />

wie man es<br />

bei einem doch persönlichen<br />

Thema wie<br />

der Verwandlung der<br />

eigenen Person durch<br />

Macht eigentlich erwartet<br />

hätte. Von sich<br />

aus wollte natürlich<br />

niemand von den<br />

Schattenseiten der<br />

eigenen Macht berichten.<br />

Gefragt hatte<br />

danach aber auch<br />

keiner, nicht einmal<br />

das Publikum, das an<br />

diesem Abend viele<br />

Statements beklatschte<br />

und den Tenor allgemeiner<br />

Zustimmung<br />

nur bestärkte. Schön<br />

wäre es, wenn Macht<br />

nur wirklich mit so<br />

viel Akzeptanz einherginge.<br />

Fabian Lutz<br />

Wir gratulieren herzlichst zu<br />

40 Jahren Fabrik<br />

Das Kultur Joker Team

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