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Ausklapper - Koller Auktionen

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80<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1151<br />

DAMENBUREAU „EN LAQUE CORAIL“, Louis XV, sign. I.P. LATZ<br />

(Jean-Pierre Latz, Meister um 1740), Paris um 1745/50.<br />

Holz allseitig gelackt im „goût chinois“; auf korallenrotem Fond<br />

polychrome Pagodenlandschaft und exotische Vögel. Allseitig bombierter<br />

Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Schräge, aufklappbare,<br />

innen mit schwarzem, goldgeprägtem Leder bezogene<br />

Schreibplatte über Schublade. Fein mit Veilchenholz und „bois de<br />

bout“ mit Rautenmuster eingelegte Inneneinteilung mit 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen unter Fach. Ausserordentlich feine,<br />

matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen.<br />

69x44x(offen 75)x88 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Samlung Florence J. Gould.<br />

- Auktion Sotheby’s Monte Carlo am 26.6.1984 (Katalognr. 699).<br />

- Sammlung Gismondi, Paris.<br />

- Genfer Privatbesitz.<br />

Hochbedeutendes, als „Rarissima“ zu bezeichnendes Damenbureau von perfekter<br />

Qualität und Eleganz; es ist abgebildet in: P. Kjellberg, Le mobilier français du<br />

XVIIIIe siècle, Paris 1989; S. 487.<br />

1151 (offen)<br />

1151 (Detail)<br />

Ein sehr ähnliches, ebenfalls von J.P. Latz signiertes Damenbureau war ehemals<br />

Bestand der Sammlungen Kraemer et Schumann und wurde in Paris Drouot am<br />

14./15. November 1921 versteigert.<br />

F. Gould (geb. 1895 in San Francisco, gest. 1983 in Juan-les-Pins), geborene<br />

Florence la Caza, verliess ihre Geburtsstadt nach dem verheerenden Erdbeben von<br />

1906. Sie zog nach Paris, wo sie den amerikanischen Multimiliardär Franck Jay<br />

Gould kennenlernte und 1923 heiratete. Sie zogen in den Süden Frankreichs, an<br />

die Côte Azur. Ihre Villa und ihr Hôtel Meurice in Paris wurden zu Treffpunkten<br />

der bedeutendsten Künstler, Schriftsteller und Politiker der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts: P. Benoît, M. Jouhandou, General A. Béthouart, M. de Fels, S. Dalì,<br />

P. Erlanger, J. Dutourd, J. Marais, G. Bonent, F. Sagan, P. Morand, J. Dubuffet, M.<br />

Laurencin, P. David, A. Adamov, J. Cocteau, P. Picasso, J. Giraudoux, A. Jullien<br />

und F. Scott Fitzgerald. Während des Zweiten Weltkrieges führte die amerikanische<br />

Staatsbürgerin F. Gould einen wöchentlichen „Salon“, wo sie auch bedeutende<br />

deutsche Persönlichkeiten empfing. Der Journalist H.R. Lottman schrieb zu jener<br />

Zeit: „Il y avait toujours foule chez Florence Gould“. Sie unterstützte zahlreiche<br />

Künstler und Schriftsteller, galt als ausserordentlich kultivierte Mäzenin und erwarb<br />

eine Vielzahl von hochbedeutenden Möbeln, Einrichtungsgegenständen und<br />

Gemälden. Ihr exquisiter Geschmack zeigt sich auch an unserem Lack-<br />

Damenbureau. F. Gould eröffnete zahlreiche Casinos und Hotels an der Côte Azur<br />

und erhielt Kulturpreise wie The Critics Prize, The Max Jacob Poetry Prize, The<br />

Roger Nimier Prize, The Engraving Prize, Florence Gould Foundation For<br />

Contemporary Art und The Musical Composition Prize. Zudem wurde eine bedeutende<br />

Konzerthalle in New York nach ihr benannt, The Florence Gould Hall.<br />

Der aus Köln stammende J.P. Latz liess sich um 1720 in Paris nieder, wo er sich<br />

schon bald einen ausserordentlich guten Namen als Hersteller von hervorragenden<br />

Möbeln und Uhrengehäusen machte. In den 1730er Jahren erhielt er den Titel<br />

„ébéniste privilégié du Roi“ und lieferte hochbedeutende Möbel an die europäischen<br />

Adelshäuser; zu seiner Kundschaft gehörten Friedrich II von Preussen,<br />

August III von Polen und Prinzessin Louise Elisabeth von Parma. Das florierende<br />

Atelier von J.P. Latz beschäftigte laut den Inventaren von 1740/45 9 Ebenisten<br />

und 3 „ciseleurs“. Seine Werke bestachen durch die harmonischen Proportionen<br />

und die qualitativ hervorragenden Einlegearbeiten. J. Nicolay lobt den Ebenisten<br />

mit folgenden Worten: „Les marqueteries de Latz, par leur fondu et l’aimable<br />

harmonie de lerus couleurs, par le choix avisé des bois dont il utilise habilement<br />

les veines, sont des véritables modèles.“ in: L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 255.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 482-489<br />

(biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.;<br />

S. 153-161 (biogr. Angaben).<br />

CHF 350 000.- / 550 000.-<br />

(€ 212 120.- / 333 330.-)<br />

Siehe Abb.

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