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104 MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 1176* KAMINPENDULE „AUX NYMPHES“, Louis XVI, die Bronzen in der Art von E.M. FALCONET (Etienne Maurice Falconet, 1716-1791), das Zifferblatt bez. A PARIS, Paris um 1785. Bronze matt- und glanzvergoldet, sizilianischer Jaspis, Sarancolin und „Carrara“-Marmor. Stelenförmiges Gehäuse mit Aufsatz in Form eines Blumenkorbes mit Girlanden, flankiert von je 1 Nymphe in antikisierendem Gewand, auf gestuftem Sockel mit gequetschten Kugelfüssen. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen sowie Monatstagen. Feines Ankerwerk „à recul“ mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Girlanden, Blumen, Blättern und Zierfries. Verso mit alter Inventarbezeichnung R.1525 in roter, 015 in weisser Farbe. 39x12x52 cm. Provenienz: - Ehemals Besitz von Salomon de Rothschild. - Aus einer Pariser Sammlung. 1176 (Detail) 1176 (Detail) Eine sehr ähnliche Pendule ist abgebildet in: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1995; S. 42f. (Abb. 23). Salomon (1774-1855) war der Begründer der österreichischen Linie der Familie Rothschild. Erste geschäftliche Erfolge erzielte er 1815; ab 1820, durch die Beteiligung an einer Anleihe des Bankhauses Parish, wurde er allmählich zum wichtigsten Financier des Regimes Metternich und des Deutschen Bundes. Salomon Rothschild, dem zu Beginn seiner Karriere noch der Besitz von Grund und Boden verboten war, wurde 1822 zum Freiherrn geadelt und einer der grössten Grundbesitzer der Donaumonarchie. 1835 erhielt er die Konzession für die Errichtung der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und baute die Witkowitzer Eisenwerke auf. Die aus seinem Bankhaus 1855 entstandene Creditanstalt stand bis in die 1930er Jahre unter dem Einfluss der Rothschild. E.M. Falconet war von sehr bescheidener Herkunft - sein Vater arbeitete als Tischlergeselle - und trat im Alter von 18 Jahren in das Atelier von Jean-Baptiste Lemoyne ein. Er war noch ein Schüler, als er 1745 im „Salon“ das Gipsmodell seines „Milon von Croton“ ausstellte, das die Aufnahmearbeit für die Akademie war, die Falconet 1744 zum „Agrée“ ernannt hatte. Im selben Jahr schuf er „Genius der Bildhauerei“, 1747 „Erigone“ und eine Allegorie von Frankreich. Vier Jahre danach fertigte er für das Schloss Bellevue die Marmorstatue „Musik“ und vier Basreliefs mit Kinderdarstellungen, 1753 eine Mädchen-Skulptur für den Palais in Crécy. Die Marmorausführung seines „Milon von Croton“ erschien 1755 im „Salon“ und ist heute im Besitz des Musée du Louvre in Paris. Zwei Jahre später erzielte Falconet mit den Statuen „Drohender Amor“ (später im Besitz der Madame Pompadour) und „La Baigneuse“ in Marmor seine bisher grössten Erfolge. Die Figuren besassen jene gesuchte Anmut, die Falconet zahlreiche Aufträge der 1756 in Sèvres eingerichtete Manufacture Nationale einbrachte, zu deren künstlerischer Leiter er 1757 ernannt wurde - wohl mit Hilfe der Gönnerschaft von Madame de Pompadour - und führte die Skulpturenabteilung; sämtliche zwischen 1757 und 1766 ausgeführten Modelle stammten von E.M. Falconet selbst. In der Tat begnügte er sich nicht, der Manufaktur Reduktionen seiner Werke zu liefern, sondern schuf eine Anzahl kleiner allegorischer Gruppen, die häufig als Schmuck für die königliche Tafel bestimmt waren und die stets in einer Stellung angeordnet wurden, die von allen Seiten eine reizvolle Ansicht bot. Die Pygmalion-Gruppe rief Denis Diderots (Schriftsteller, Philosoph und Kritiker) höchste Bewunderung hervor, er bezeichnete sie als „Clou du Salon“ und schrieb über sie: „Si ce groupe enfoui sous la terre pendant quelque millions d’années venait d’en être tiré avec le nom de Phidias en grec, je le regarderais en admiration et en silence.“ Den Übergang vom grandiosen Schaffer der „Baigneuse“ und des Amor zum Schöpfer des Kolossalmonumentes von Peter dem Grossen bildet eine Serie von 8 Statuen, die Falconet für die Kirche Saint-Roch in Auftrag bekommen hatte. Leider ist von dieser Folge, die ausserordentlich wertvoll für das Studium seiner künstlerischen Entwicklung gewesen wäre nur der „Christus am Ölberg“ erhalten geblieben, alles andere ist während der Revolution zerstört worden. Die Berühmtheit, die er mit dieser Folge erlangte, brachte Falconet 1766 einen Auftrag der Zarin Katharina II ein, die Peter dem Grossen und „Schöpfer des modernen Russland“ ein würdiges Denkmal setzen wollte. Wenig später brach der Bildhauer mit seiner Schülerin und späteren Schwiegertochter Marie Anne Colot von Paris nach St. Petersburg auf, wo er Mitte Oktober ankam. Er machte sich sogleich ans Werk und vollendete im Verlauf von 18 Monaten ein Gipsmodell. Er wollte, dass das Denkmal für Peter den Grossen den „Stempel des Genies“ trage und konzipierte es als eine von mächtigem Pathos erfüllte Kolossal-Reiterstatue auf einem Granitsockel. Peters Kopf, dessen Entwurf weder Katharina II noch Falconet selbst zufrieden stellte, wurde nach einem Entwurf von Marie Anne Colot gefertigt. Da sich der Guss der Peter-Statue ständig verzögerte, war Falconet zu unfreiwilliger Musse gezwungen, die er dazu benutzte, einige Teile aus einem altrömischen Werk zu übersetzen, in dem der Historiker Plinius die Malerei und Bildhauerei der Antike beschrieb. Als er seine Übersetzung an Voltaire schickte, beglückwünschte ihn dieser und schrieb: „Je vois du génie dans ce que vous écrivez, et je juge que ce génie respirera dans la statue de Pierre le Grand.“ Schliesslich sah sich Falconet gezwungen, den Guss seiner Statue selbst vorzunehmen. Während sein Entwurf in Frankreich grosse Bewunderung hervorrief, sah er sich in Russland der Feindschaft des General Betzky ausgesetzt, „Directeur des bâtiments de Cathérine“. Durch diesen Umstand entmutigt, verliess Falconet Russland im September 1778, vier Jahre vor der Enthüllung des Denkmals. „Je partis“, schrieb er, „et quand j’eus passé Riga, je sentis ma poitrine s’élargir, et mon sang plus fluide circuler avec une aisance, que j’avais presque cessé de connaître.“ Nach längeren Aufenthalten in Holland und Friesland kehrte Falconet Ende 1780 wieder nach Paris zurück. Während des letzten Jahrzehntes seines Lebens berührte E.M. Falconet keinen Meissel mehr, den Gedanken an eine Reise nach Italien musste er wieder aufgeben, da er 1783 während der Reisevorbereitungen einen Schlaganfall erlitt. In demselben Jahr erhielt er von Katharina II eine Medaille, deren Vorderseite das Bild der Zarin und Rückseite Falconets Denkmal zeigte, das ihn in ganz Europa berühmt gemacht hatte. CHF 58 000.- / 78 000.- (€ 35 150.- / 47 270.-) Siehe Abb.
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