Aus den Kreisverbänden - Bayerischer Lehrer
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<strong>Aus</strong> <strong>den</strong><br />
Kreisverbän<strong>den</strong><br />
te auf einer von Paul Schönstetter gut geplanten<br />
Rundreise.<br />
Dazu passte vorzüglich unser Driver-<br />
Guide Armin Hester, ein „Südwester in<br />
vierter Generation“, aufgewachsen auf einer<br />
Farm in Namibia. Da die Straßen bis<br />
zum Horizont schnurgerade verliefen und<br />
konkurrierende Fahrzeuge nur selten für<br />
Abwechslung sorgten, war die Doppelfunktion<br />
Steuer in der einen, Mikrofon in<br />
der anderen Hand, keine gefährliche Angelegenheit.<br />
Alle unsere Erlebnisse und Eindrücke<br />
zu schildern, würde <strong>den</strong> Rahmen weitaus<br />
überschreiten. Darum nur ein paar<br />
„Punkte“:<br />
Damara-Mutter mit Kind<br />
In Windhoek begann das Abenteuer Namibia<br />
mit „Versorgung“. Armin besorgte<br />
Lunchpakete und lud Unmengen von Wasserflaschen<br />
in <strong>den</strong> Bus, wir durchstöberten<br />
Geschäfte nach <strong>den</strong> namibiaspezifischen<br />
Adaptern.<br />
Wir fuhren 3350 km durch Namibia, zum<br />
Teil auf Teerstraßen, häufig aber auf oft<br />
ziemlich holprigen „Pisten“. Ab und zu<br />
gab es einen Wegweiser zu einer Farm,<br />
und Zäune überall entlang der Straßen.<br />
Farmen in Namibia haben von 6000 bis<br />
8000 ha aufwärts, da der nicht sehr ertragreiche<br />
Bo<strong>den</strong> nur extensiv bewirtschaftet<br />
wer<strong>den</strong> kann.<br />
30 Grad im Winter<br />
Wir verbrachten mit einer <strong>Aus</strong>nahme jede<br />
Nacht anderswo, in Lodges, Gästefarmen,<br />
einem Safari-Camp, wo nachts Hyänen<br />
und Schakale zu hören waren. Nur in Swakopmund<br />
schliefen wir zwei Nächte im<br />
Strandhotel am Atlantik.<br />
Es war Winter in Namibia. Am frühen<br />
Morgen froren wir jämmerlich bei 0° -3°,<br />
z.B. in der Salzwüste der Etosha-Pfanne.<br />
Tagsüber hatte es dann über 30°.<br />
Wir lernten verschie<strong>den</strong>e Stämme Namibias<br />
kennen, die untereinander auf Rassentrennung<br />
Wert legen: Nama, Ovambos,<br />
Damara, Hereros und San (Buschleute).<br />
Wir durchquerten die Savanne mit trockenen<br />
Grasbüscheln und roten Termitenhügeln,<br />
fuhren stun<strong>den</strong>lang durch <strong>den</strong><br />
„Busch“ ohne eine Ansiedlung zu sehen,<br />
lernten die Kalahari kennen, durchquerten<br />
die Namibwüste, überquerten <strong>den</strong> Wendekreis<br />
des Steinbocks, stan<strong>den</strong> in der<br />
„Mondlandschaft“ vor Swakopmund.<br />
Mit Gepar<strong>den</strong> spielen<br />
Wir schaukelten in offenen Geländewagen<br />
durch die rote Sandsteppe am Rand<br />
der Kalahari, begegneten dort unseren<br />
ersten Wildtieren und genossen bei einem<br />
Sundowner auf einer Anhöhe das Farbenspiel<br />
des Sonnenuntergangs im Zeitraffer<br />
im Westen und gleichzeitig <strong>den</strong> Aufgang<br />
des Vollmondes im Osten – und um 17.30<br />
Uhr war es je<strong>den</strong> Tag stockdunkel.<br />
Wir spielten mit zahmen jungen Gepar<strong>den</strong><br />
und spazierten mit einem Nama zu <strong>den</strong><br />
ihm vertrauten erwachsenen, <strong>den</strong>en wir<br />
uns mit dem nötigen Sicherheitsabstand<br />
näherten, wie auch <strong>den</strong> Rotluchsen mit ihren<br />
Jungen und einem zahmen Leopar<strong>den</strong>-<br />
Teenagermädchen, das wegen ihres Übermuts<br />
aber hinter Maschendrahtzaun war.<br />
Apfelstreuselkuchen in der Wüste<br />
Wir ließen uns in der Namibwüste bei<br />
Sossusvlei vom Farben- und Licht-Schattenspiel<br />
der Morgensonne in <strong>den</strong> roten<br />
Dünen (<strong>den</strong> höchsten der Welt – bis 300m)<br />
überwältigen. „Big Mummy“ erstiegen<br />
wir schließlich und „fuhren“ durch <strong>den</strong><br />
weichen Sand ab.<br />
Wir genossen in Solitaire in der Namib<br />
Apfelstreuselkuchen, der so berühmt ist,<br />
dass er in jedem Reiseführer erwähnt<br />
wird. Solitaire – mitten in der Wüste eine<br />
Tankstelle, eine Lodge, eine Handvoll<br />
Häuschen, eine Rollbahn und der „General<br />
Dealer“, bei dem es alles Lebensnotwendige<br />
gibt, eben Apfelstreuselkuchen.<br />
Wir waren in <strong>den</strong> undurchdringlichen<br />
Schluchten des Kuiseb-Canyon und am<br />
Karpfenkliff, der Gegend, in der sich die<br />
bei<strong>den</strong> eingangs genannten Geologen<br />
zweieinhalb Jahre versteckt hatten.<br />
Wir bestaunten die recht urtümlich anmuten<strong>den</strong><br />
Welwitschia-Pflanzen, die 1200<br />
Jahre und mehr alt wer<strong>den</strong>, fotografierten<br />
Köcherbäume, sammelten alle möglichen<br />
exotischen Samenkapseln ...<br />
Wir segelten mit einem Katamaran von<br />
Walvis Bay in die Bucht hinaus, an <strong>Aus</strong>ternbänken<br />
vorbei und rosten<strong>den</strong> Schiffswracks.<br />
Robben besuchten uns an Bord<br />
und fuhren für einige Fischhappen eine<br />
Weile mit, Delphine begleiteten uns – und<br />
wir genossen frische <strong>Aus</strong>tern und Sekt. Da<br />
vergaßen wir auch <strong>den</strong> Küstennebel über<br />
dem Atlantik.<br />
Wir fühlten uns in Swakopmund und<br />
Windhoek ins Deutsch-Südwest-Afrika<br />
der Kaiserzeit zurückversetzt durch Bauwerke,<br />
Schwarzwälder Kirschtorte oder<br />
<strong>den</strong> Biergarten „Zum Wirt“. Und – egal ob<br />
Schwarz oder Weiß – man spricht deutsch<br />
in Namibia.<br />
Natürlich waren wir im Etosha-Nationalpark<br />
auf „Pirsch“. Riesige Springbock-,<br />
Zebra- und Gnu- oder Oryx-Antilopenher<strong>den</strong><br />
beobachteten wir an Wasserlöchern.<br />
Im Busch waren wir sehr nahe an Giraffen<br />
und Elefantenher<strong>den</strong>. „Ich geb nicht Ruh,<br />
bevor ich Elefanten hab“, so Armin. Er<br />
kennt schließlich ihre Lieblingsplätze.<br />
Am nächsten Tag waren es Löwen, die er<br />
„haben wollte“, die aber alle satt zu sein<br />
schienen und irgendwo schliefen. Nur einen<br />
sahen wir, in etwa 100 m Entfernung,<br />
aber bis der Bus zurückgesetzt hatte, hatte<br />
der Löwe sich unter Bäumen im hohen<br />
Gras niedergelassen.<br />
Wir saßen schweigend und geduldig bis in<br />
die Nacht an einem Wasserloch. Kaum war<br />
die Sonne verschwun<strong>den</strong>, kamen sie aus<br />
dem Busch: Nashörner, Elefanten mit Jungen,<br />
Hyänen. Wir warteten einige Stun<strong>den</strong><br />
regungslos, bis es uns zu kalt wurde.<br />
Wir kamen nach einigen Tagen unterwegs<br />
recht gut ohne sanitäre Anlagen aus – die<br />
Wüstenklos kann man nicht als solche bezeichnen<br />
– und gingen hinter <strong>den</strong> Busch,<br />
bis – ja bis sich im Etosha Safari Camp eine<br />
Schwarze Speikobra sehen ließ ...<br />
Wir lernten die verschie<strong>den</strong>en Antilopen<br />
unterschei<strong>den</strong> und beachteten am Ende<br />
kaum mehr Giraffen am Weg. Durch<br />
scharfe Bremsmanöver Armins wur<strong>den</strong><br />
wir auf kreuzende Tiere, die natürlich<br />
Vorfahrt haben, aufmerksam: Perlhühner,<br />
Antilopen, Zebras, Strauße ... und Warzenschweine!<br />
„Wegen <strong>den</strong>en mach ich kein’<br />
Umweg, die lad ich auf – schmecken gut!“<br />
(Originalton Armin).<br />
Oberbayerische Schulzeitung 5/07