Aus den Kreisverbänden - Bayerischer Lehrer
Aus den Kreisverbänden - Bayerischer Lehrer
Aus den Kreisverbänden - Bayerischer Lehrer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Thema Hauptschule<br />
die aktuellen Zahlen und Statistiken.<br />
• Jede Schulart, die Schüler aufnimmt,<br />
muss so aufgestellt sein, dass die Schüler<br />
an dieser Schule bleiben können! Die<br />
Rückkehrer aus Realschulen und Gymnasien<br />
beweisen, dass auch dieser Tatbestand<br />
nicht erfüllt ist.<br />
Das dreigliedrige Schulsystem sei somit<br />
nicht mehr funktionstüchtig und werde<br />
<strong>den</strong> Anforderungen nicht mehr gerecht,<br />
folgerte der Präsi<strong>den</strong>t des BLLV. Auch die<br />
bayerische FDP und die Vorsitzende des<br />
bayerischen Elternverbandes forderten eine<br />
Strukturreform. Dr. Prechtl, Geschäftsführer<br />
der Abteilung Bildung in der vbw<br />
Professor Klaus Hurrelmann von der Universität<br />
Bielefeld tritt für eine Zusammenlegung<br />
von Hauptschulen mit <strong>den</strong> anderen<br />
Schulformen der Sekundarstufe I neben<br />
dem Gymnasium ein. (s. a. OSZ 2/2007<br />
„Plädoyer für Zwei-Wege-Modell bei der<br />
Schulreform“). Lesen Sie nach, wie der<br />
Bayerische Realschullehrerverband zu <strong>den</strong><br />
Vorschlägen Professor Hurrelmanns steht.<br />
„Den Reformvorschlägen des Sozialwissenschaftlers<br />
Professor Hurrelmann ist<br />
einiges entgegenzuhalten.<br />
In seinem Artikel „Zwei Schulen“ fordert<br />
er die bei<strong>den</strong> Volksparteien auf, <strong>den</strong> jahrzehntelangen<br />
ideologischen Streit um die<br />
zwei Schulstrukturen „dreigliedrig“ oder<br />
„integrativ“ endlich beizulegen.<br />
Er verkennt dabei das Problem. Es geht dabei<br />
um viel mehr als nur um Strukturen. So<br />
wie eine christliche Kirche sich in der Baustruktur<br />
von einer muslimischen Moschee<br />
unterscheidet, weil sie <strong>Aus</strong>druck jeweils<br />
anderer Glaubensvorstellung sind, so ist<br />
es auch mit <strong>den</strong> unterschiedlichen Vorstellungen<br />
von Schulstrukturen und schließlich<br />
vom Menschen, die diesen zugrunde<br />
liegen. Jahrhundertelange Erfahrung hat<br />
<strong>den</strong> Befürwortern des gegliederten Schulwesens<br />
gezeigt, dass unterschiedliche Begabungen<br />
unterschiedliches Lehren und<br />
Lernen erfordern. Ungleiches kann man<br />
nicht gleich behandeln. Bildungsziel ist<br />
u.a., jedem entsprechend seiner Begabung<br />
und seinem Leistungsvermögen Wissen<br />
(Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft),<br />
meinte dazu: „Schafft das nach der vierten<br />
Klasse eingestufte Kind <strong>den</strong> Abschluss<br />
nicht, dann ist die <strong>Aus</strong>wahl falsch.“<br />
Das braucht die Hauptschule<br />
Auf die Frage, welche Änderungen die<br />
Hauptschule über die Strukturdebatte hinaus<br />
- gewissermaßen als sofortige Hilfe<br />
– benötige, um für Eltern und Wirtschaft<br />
wieder attraktiver zu wer<strong>den</strong>, antwortete<br />
Wenzel mit klaren Forderungen:<br />
• Jeder Hauptschüler muss <strong>Aus</strong>sicht auf<br />
Abschluss mit Anschluss haben<br />
Glaubenskrieg<br />
und Können zu vermitteln.<br />
Den Verfechtern der Gesamtschule, Gemeinschaftsschule,<br />
etc. ist wichtigstes Ziel<br />
u. a., die Kinder unterschiedlichsten Herkommens<br />
zu einem besseren sozialen Verständnis<br />
füreinander zu erziehen; deshalb<br />
„eine“ Schule „für alle“, was übrigens als<br />
Schlagwort gut klingt.<br />
Die Befürworter des gegliederten Schulwesens<br />
verweisen dabei auf PISA, das <strong>den</strong><br />
süddeutschen Ländern bescheinigt, sogar<br />
das soziale Miteinander besser fördern zu<br />
können. Die Verfechter des integrierten<br />
Schulsystems glauben sich umgekehrt in<br />
der Lage, Wissen und Können trotz ihres<br />
anderen Bildungsziels genauso gut vermitteln<br />
zu können. Sie verweisen dabei auf die<br />
höheren Abiturientenzahlen, deren Wert<br />
aber stark angezweifelt wer<strong>den</strong> muss. Seit<br />
einiger Zeit behaupten sie, auch in Klassen<br />
mit unterschiedlichsten Begabungen,<br />
also von Schwachen bis zu Hochbegabten,<br />
je<strong>den</strong> Schüler individuell fördern zu können.<br />
Die Forderung Hurrelmanns ist also unrealistisch,<br />
müsste doch einer der bei<strong>den</strong><br />
Kontrahenten seine Vorstellungen von<br />
Unterricht und Erziehung und damit sein<br />
Menschenbild aufgeben. Beide Vorstellungen<br />
haben inzwischen längst die Form von<br />
Glaubenssätzen angenommen.<br />
Um im Bild zu bleiben: einer von bei<strong>den</strong>,<br />
Christen oder Muslime, müssten ihrem<br />
Glauben abschwören. Das wird man wohl<br />
nicht verlangen. Hurrelmann schlägt wie<br />
• Kleinere Lerngruppen<br />
• Optimale Förderung der Schüler<br />
• Lernen in heterogenen Gruppen zulassen<br />
• Änderung in der <strong>Lehrer</strong>bildung<br />
• Fachpersonal als Unterstützung<br />
• Kompetenzen für die Hauptschüler<br />
Die Frage, wie die „Schule der Zukunft“<br />
letztlich tatsächlich aussehen wird, blieb<br />
leider auch am Ende dieser Veranstaltung<br />
offen. Einig war man sich aber weitgehend<br />
im Wahrheitsgehalt des FDP-Plakat-Slogans:<br />
„Gute Bildung kostet… Schlächte<br />
noch fiel meer!“<br />
Jürgen Heiß<br />
Wie der Realschullehrerverband die Strukturdebatte sieht<br />
schon immer ein zweigliedriges Schulsystem<br />
vor, vermutlich, weil es das auf dem<br />
ganzen Erdball noch nie gegeben hat.<br />
…<br />
Ein zu schmales zweigliedriges Schulsystem<br />
wird der breiten Streuung der Begabungen<br />
nicht gerecht, und es wird zu Über-<br />
und Unterforderungen großen <strong>Aus</strong>maßes<br />
kommen, die in frustrierten Handlungen<br />
Jugendlicher en<strong>den</strong>.<br />
Trotz seines Reformvorschlags der Zweigliedrigkeit<br />
bleibt Hurrelmann aber ein<br />
entschie<strong>den</strong>er Verfechter der Einheitsschule.<br />
… Er bietet sein Zweisäulenmodell<br />
als „akzeptablen“ und „berechenbaren“<br />
Kompromiss an, der innerhalb weniger<br />
Jahre umgesetzt wer<strong>den</strong> könne, da die Radikallösung<br />
„in Richtung Einheitssystem<br />
… zeitlich unkalkulierbar“ sei. Allerdings<br />
bezeichnet er sein Modell nur als „Zwischenschritt“<br />
zu einem integrierten Schulsystem,<br />
also zur Gesamtschule. Um noch<br />
mal zum Bild von Kirche und Moschee zurückzukehren:<br />
Was wür<strong>den</strong> die Gläubigen<br />
wohl dazu sagen?“<br />
Der Verfasser, Dr. Walter Trapp, 77,<br />
ursprünglich selbst Volksschul-, später<br />
Realschullehrer, ist einer der Gründerväter<br />
der R6.<br />
Er ist Ehrenvorsitzender des Bayerischen<br />
Realschullehrerverbandes.<br />
Der Text findet sich in der online-<strong>Aus</strong>gabe<br />
der Verbandszeitschrift ,<br />
<strong>Aus</strong>gabe September 2007 (www. brlv.de)<br />
5/07 Oberbayerische Schulzeitung 5