Aus den Kreisverbänden - Bayerischer Lehrer
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<strong>Aus</strong> dem Verband<br />
Mehr als nur ein Fünkchen Hoffnung<br />
Ende Juli diesen Jahres fand der Kongress<br />
der Vereinigung „Education International“<br />
(EI) erstmals in Deutschland statt.<br />
Etwa 1500 Pädagoginnen und Pädagogen,<br />
Erziehungswissenschaftler, Politiker und<br />
Bildungsgewerkschafter aus der ganzen<br />
Welt fan<strong>den</strong> sich in Berlin ein, um sich auszutauschen<br />
und um letztlich ein großes gemeinsames<br />
Ziel zu verfolgen, die Bildung<br />
weltweit voranzubringen. Mit welchen<br />
Problemen viele Länder dabei zu kämpfen<br />
haben, konnte man im Vorfeld vielleicht<br />
erahnen. Aber die Schilderungen der <strong>Lehrer</strong>innen<br />
und <strong>Lehrer</strong>n über die Umstände,<br />
mit <strong>den</strong>en sie sich Tag für Tag konfrontiert<br />
sehen, übersteigen zum Teil unsere Vorstellungskraft.<br />
Die Welt zu Gast bei Freun<strong>den</strong><br />
Vermutlich wer<strong>den</strong> sich die meisten von<br />
Ihnen bei diesem Zitat von Dr. Ludwig<br />
Eckinger, dem Vorsitzen<strong>den</strong> des VBE und<br />
Mitveranstalter des Kongresses, zunächst<br />
an die Fußballweltmeisterschaft im vergangenen<br />
Jahr in Deutschland zurück erinnert<br />
fühlen. Damals herrschte hierzulande<br />
eine unglaubliche Offenheit und Solidarität<br />
unter <strong>den</strong> Anhängern verschie<strong>den</strong>ster<br />
Nationen. Beinahe konnte man auch beim<br />
Weltlehrerkongress in Berlin in Euphorie<br />
verfallen, wenn man sah, wie herzlich die<br />
Menschen aufeinander zugingen.<br />
Tatsächlich gab es jedoch diesmal - anders<br />
als beim WM-Finale in Berlin - bei<br />
genauerem Hinsehen eigentlich keinen<br />
Grund zu überschwänglicher Freude. Der<br />
Vorsitzende der Bildungsinternationalen,<br />
Thulas Nxesi, brachte es sehr bald auf <strong>den</strong><br />
Punkt, wie es in einigen Ländern tatsächlich<br />
um die <strong>Lehrer</strong>schaft bestellt ist::<br />
„Der Beruf des <strong>Lehrer</strong>s ist gefährlich!“<br />
Dass diese <strong>Aus</strong>sage keine leere Floskel ist,<br />
sondern erschreckende Wahrheit, wurde<br />
<strong>den</strong> Kongressteilnehmern im Verlauf der<br />
Tagung mehr und mehr bewusst.<br />
5. Weltkongress der Bildungsinternationalen in Berlin<br />
UN-Menschenrechtsbeauftragter Vernor Muňoz zu Gast bei Freun<strong>den</strong>:<br />
links Jürgen Heiß, Simone Fleischmann, rechts Hans-Peter Etter.<br />
Missachtung von Grundrechten<br />
In zahlreichen Ländern wer<strong>den</strong> <strong>Lehrer</strong> und<br />
Gewerkschaftsmitglieder inhaftiert oder<br />
wer<strong>den</strong> gar Opfer gewalttätiger Übergriffe<br />
ihrer Regierungen. Andere verschwin<strong>den</strong><br />
spurlos. Dies sind klare Verstöße gegen<br />
die Meinungsfreiheit und die allgemeinen<br />
Menschenrechte. All dies sind reale Fälle,<br />
die beinahe täglich passieren; beispielsweise<br />
in Ländern wie Äthiopien, Kolumbien,<br />
Guatemala oder Botswana. Aber<br />
auch vermeintlich weniger gravierende<br />
Tatbestände lassen sich weltweit nach wie<br />
vor erkennen: Streikverbote, die Diskriminierung<br />
von Minderheiten in der Bildung,<br />
der <strong>Aus</strong>schluss von Frauen aus der Bildung<br />
und schließlich Kinder, die man um<br />
eines der grundlegendsten Rechte beraubt,<br />
das Recht auf Bildung! Denn „Bildung ist<br />
weit mehr als nur Lernen“, betonte auch<br />
der Menschenrechtsbeauftragte der Vereinten<br />
Nationen, Vernor Muňoz. Bildung<br />
ist die Chance auf ein selbst bestimmtes<br />
Leben mit der Option auf einen Arbeitsplatz<br />
und gesellschaftliche Mitsprache. In<br />
manchen Ländern seien dies wahrlich sehr<br />
hochgesteckte Ziele, die aber nach Ansicht<br />
Muňoz’ weiterhin vehement und global<br />
gegen alle Widerstände verfolgt wer<strong>den</strong><br />
müssten.<br />
Ohne <strong>Lehrer</strong> keine Zukunft<br />
Wenn Osman Mohamoud Ahmed, ein junger<br />
Mann aus Somalia, von seiner Heimat,<br />
seiner Familie und seinem Beruf als <strong>Lehrer</strong><br />
erzählt, funkeln seine Augen. Wenn<br />
er dann noch beschwört, er liebe seine<br />
Arbeit und würde diese niemals aufgeben<br />
wollen, dann fällt es dem Zuhörer schwer,<br />
ihm das zu glauben. In einem kleinen Dorf<br />
Der Beruf des <strong>Lehrer</strong>s<br />
ist gefährlich. Täglich 70 - 90 Kinder.<br />
unterrichtet er täglich 70 bis 90 Kinder, in<br />
einem Raum ohne Dach und ohne Materialien.<br />
Wenn er sich auf <strong>den</strong> Weg in die<br />
Schule macht, ist immer auch Angst dabei.<br />
Denn er weiß nie, ob er lebendig ankommt.<br />
„In meinem Land herrscht pure Anarchie“,<br />
betont der <strong>Lehrer</strong> immer wieder und berichtet<br />
von Vorfällen an seiner Schule, bei<br />
<strong>den</strong>en Schüler von unbekannten Eindringlingen<br />
kurzerhand erschossen wur<strong>den</strong>. Von<br />
seinem Job als <strong>Lehrer</strong>, mit dem er einen<br />
Oberbayerische Schulzeitung 5/07