(Jan/Feb 2009) Titelfoto - Resoom Magazine
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Marktanalyse Prognose<br />
Der Projektmarkt <strong>2009</strong><br />
Die <strong>Resoom</strong>-Redaktion fragte IT-Freiberufler und IT-Projektvermittler im Dezember 2008 nach ihren<br />
Erwartungen, Plänen und Strategien, um weiterhin erfolgreich auf dem IT-Projektmarkt aktiv zu sein.<br />
Welche Strategien haben erfolgreiche Unternehmen und IT-Freiberufler parat?<br />
Die Ausgangssituation<br />
Nicht zu bezweifeln ist, dass die wirtschaftliche<br />
Situation in allen Ländern<br />
herbe Rückschläge erlitten hat. Doch sind<br />
die Auswirkungen weder für Branchen<br />
und Unternehmen noch für Freiberufler<br />
einheitlich. Es ist sinnvoll, Unterschiede<br />
zu machen und Bilanzen und Prognosen<br />
nicht fraglos als schlecht oder gar als ka <br />
tastrophal hinzustellen. Mit einer flächendeckend<br />
verordneten depressiven Schonhaltung<br />
ist niemandem geholfen. Wie be <br />
urteilen Projektvermittler und ITFreiberufler<br />
die gegenwärtige Situation?<br />
Frank Schabel von der Hays AG beschreibt<br />
den Ausgangspunkt für den Projektmarkt<br />
<strong>2009</strong> folgendermaßen: „Sicher werden<br />
gerade im Bankenbereich Projekte verschoben<br />
oder in Tranchen zerlegt werden.<br />
Und auch andere Branchen werden eher<br />
vorsichtiger agieren. Auf der anderen, der<br />
strukturellen Seite bietet der Einsatz von<br />
ITFreiberuflern den Unternehmen eine<br />
hohe Flexibilität. Hier sind wir noch lange<br />
nicht am oberen Ende angelangt. Und da<br />
Freiberufler ihr Knowhow sehr punktgenau<br />
einbringen, ist nicht mit einem Einbruch zu<br />
rechnen.“<br />
Frank Schabel, Head of Marketing der Hays AG<br />
Ähnlich differenziert André Dathe von der<br />
GFT Resource Management GmbH die aktuelle<br />
Situation: „Wir sind der Überzeugung,<br />
dass die Auswirkungen der Finanzkrise auf<br />
den deutschen ITProjektmarkt nicht so<br />
gravierend sein werden, wie es in der Krise<br />
2001/2002 der Fall war. Seinerzeit wurden<br />
lediglich ITProjekte realisiert, die für die<br />
Aufrechterhaltung des Betriebes unbedingt<br />
notwendig waren. Dies wird in den nächs <br />
ten Jahren sicherlich nicht der Fall sein.<br />
Aufgrund der Finanzkrise existiert derzeit<br />
ein erhöhtes Kostenbewusstsein, was sich<br />
natürlich auch auf den Projektmarkt aller<br />
Branchen auswirkt. Somit verändert sich<br />
auch die Bereitschaft, externe ITSpezialisten<br />
in Projekten einzusetzen. Auf hochqualifizierte<br />
ITSpezialisten können die<br />
Unternehmen jedoch auch in Krisenzeiten<br />
nicht verzichten.“<br />
André Dathe,Teamleader bei der GFT Resource Management<br />
GmbH<br />
Beide Branchenkenner heben hervor, dass<br />
Spezialisten weiterhin gut aufgestellt sind,<br />
vorausgesetzt sie verfügen über nachgefragte<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten und<br />
sind bereit, sich fachlich stärker zu spezialisieren.<br />
Die gesteigerte fachliche Ausrichtung<br />
stellt zunächst einen mehr oder we <br />
niger erhöhten Aufwand dar, der sich aber<br />
auf längere Sicht positiv verbuchen lassen<br />
wird. Bernhard Behr von der Prometheus<br />
GmbH sieht zudem die Möglichkeit, dass<br />
einem Hauptcharakteristikum der Freibe <br />
rufler, nämlich ihre flexiblen Einsatzmöglichkeiten,<br />
mittelfristig verstärkte Bedeutung<br />
beigemessen wird. Er führt aus: „Nach<br />
unserer Einschätzung wird der Bedarf an<br />
ITFreelancern nach wie vor bestehen. Nach<br />
einer Phase der Zurückhaltung werden<br />
freigestellte Angestelltentätigkeiten inte <br />
rimsmäßig besetzt werden müssen. Ge<br />
rade die Nachfrage nach Beratern mit<br />
hoch wertigen Skills, z. B. aus dem Bereich<br />
Engineering, wird nach unserer<br />
Einschätzung weitgehend unberührt von der<br />
allgemeinen Wirtschaftlage eher zunehmen<br />
als zurückgehen.“<br />
Bernhard Behr, Director Consultancy bei der Prometheus<br />
GmbH<br />
Aus der Sicht freiberuflicher ITExperten<br />
ergeben sich ebenfalls keine Gründe dafür,<br />
jetzt eine längeren Auszeit einzulegen,<br />
denn auch sie können bestätigen, dass die<br />
Finanzkrise geringe Auswirkungen auf ihre<br />
Vermittlungschancen haben wird.<br />
Roelof Berg sieht das so: „Bisher gab es<br />
wenig Impact. Der massive Fachkräftemangel<br />
wird stärkere Auswirkungen haben<br />
als die verschlechterte Liquiditätssituation.<br />
Vielleicht werden Unternehmen die<br />
Bemühungen verstärken, auf Off und<br />
Nearshoring umzustellen.“ Uwe Wendland<br />
sieht zwar die Notwenigkeit innerhalb der<br />
Finanzbranche, dem RisikoControlling mehr<br />
Bedeutung zuzuweisen, doch rechnet er<br />
nicht mit einer Dauerkrise.<br />
„Die Finanzbranche wird aufgrund neuer<br />
Regularien, beispielsweise die Ergebnisse<br />
des Gipfels in Washington im Jahr 2008,<br />
recht umfangreich investieren müssen,<br />
dies sicherlich insbesondere im Risiko<br />
Controlling, aber auch in veränderten und<br />
neuen Produkten und damit insgesamt in<br />
neuen oder veränderten Prozessen. Allgemein<br />
sehe ich eher eine stagnierende<br />
Investitionsbereitschaft, ggf. auch leicht<br />
sinkend. Dennoch sehe ich für Mitte <strong>2009</strong><br />
einen leichten Besserungstrend. Diese<br />
Finanzkrise wird bis dahin Geschichte sein“,<br />
so Wendland.