KULTOUREN - DAS BESONDERE ERFAHREN
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Keramikwerkstatt Löber<br />
Terminvereinbarung empfehlenswert<br />
Große Bauernreihe 4<br />
18317 Saal<br />
038223 457<br />
0174 7079646<br />
www.jasminloeber.de<br />
mienschen@web.de<br />
Wir töpfern Dinge, die wir selbst gern benutzen<br />
Pechschwarz liegt das Teerband der Saaler<br />
Bauernreihe, am Straßenrand mahnt<br />
ein handgeschriebener Hinweis zur Vorsicht<br />
– Achtung Kinder! Das Schild wurde<br />
um die Angabe „viele“ ergänzt, was<br />
im Wesentlichen damit zu tun hat, dass<br />
Reinhart Löber einer vielköpfigen Familie<br />
vorsteht. Neun Kinder sind auf dem elterlichen<br />
Hof aufgewachsen, eines von ihnen<br />
wird nun nicht nur das Gehöft, sondern<br />
auch die von Reinhart Löber gegründete<br />
Töpferei in eine gleichsam bewegte Zukunft<br />
führen. Die intensive Beschäftigung<br />
mit der Keramik ergeht aus einer langen<br />
Tradition, die Löber-Keramik ist aus der<br />
Ostsee-Region kaum noch wegzudenken.<br />
Während ein Teil der Familie das elterliche<br />
Erbe in Ahrenshoop weiterführt, gründete<br />
Reinhart in der Saaler Bauernreihe eine<br />
eigene Werkstatt und widmete sich fortan<br />
der Salzbrandkeramik. Im Hinblick auf<br />
diese Entscheidung lässt sich die Neigung<br />
des Töpfers zur traditionellen Technik<br />
als stimmführend ausmachen, noch darüber<br />
hinaus betont er die hervorragenden<br />
Gebrauchseigenschaften der Salzglasur.<br />
Dass der pragmatische Mehrwert<br />
der Löberschen Produkte nicht hinter<br />
ihrem ästhetischen Gehalt zurücksteht,<br />
ist letztlich jener Inspirationsquelle geschuldet,<br />
die im Mittelpunkt jeder Familie<br />
steht – der eigene Haushalt. Wir machen<br />
vor allem das, was wir selbst gern benutzen,<br />
versichert Charis Löber, die auf der<br />
Suche nach einer Lehrstelle in Saal sehr<br />
viel mehr fand als nur einen Ausbildungsplatz.<br />
Die klassische Angebotspalette, erzählt<br />
die gebürtige Dresdnerin, habe sich<br />
auf diesem Wege um Besteckständer genauso<br />
erweitert wie um Zitronenpressen<br />
und Salatschüsseln. Dieser persönlichen<br />
Nähe zu den Dingen entspringt nicht nur<br />
ihre Alltagstauglichkeit, sondern auch die<br />
liebevolle Gestaltung, welche jedes einzelne<br />
Stück kennzeichnet. Für die Bemalung<br />
seien vordem die Frauen verantwortlich,<br />
erzählt Jasmin Löber, die das Angebot<br />
des Ateliers in der Saaler Bauernreihe aktuell<br />
um Töpferkurse an der Drehscheibe<br />
ergänzt. Für die künstlerische Inspiration<br />
sorgt nicht zuletzt die weite Landschaft<br />
südlich des Boddens, wiederkehrend finden<br />
Kraniche und Fische ihren Weg auf<br />
die gebrannte Außenhaut jedes keramischen<br />
Kleinodes und tragen damit heimatliche<br />
Grüße in die Welt hinaus. Dass<br />
diese Grüße unterschiedlich groß ausfallen<br />
können, beweisen die handwerklichen<br />
Fähigkeiten ihres Mannes Tonio Schmidt<br />
Löber, der sich seine Meriten nicht nur<br />
durch das Töpfern des kleinsten Kelches<br />
verdiente. „Ich halte ihn für einen der hervorragendsten<br />
Töpfer im Lande“, urteilt<br />
Schwiegermutter Charis Löber lachend.<br />
Auch deshalb fällt es Charis und Reinhart<br />
Löber leicht, Hof und Atelier in der Bauernreihe<br />
zu gegebenem Zeitpunkt an das<br />
junge Paar zu übergeben. Auch das Warnschild<br />
an der Straße kann dann getrost<br />
weiterhin seinen Dienst tun.<br />
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