KULTOUREN - DAS BESONDERE ERFAHREN
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Roland Wolff<br />
Terminvereinbarung empfehlenswert<br />
Beughorst<br />
18356 Barth<br />
0173 4453321<br />
www.rolandwolff-schiffe.de<br />
rolandwolff-schiffe@web.de<br />
Jedes Schiff trägt ein Geheimnis mit sich<br />
Wer auf der Fahrt durch das mecklenburgische<br />
Hinterland noch einige Kilometer<br />
entfernt von der Boddenküste auf Wegweiser<br />
stößt, auf denen Schiffe zu lesen<br />
ist, wird mit Recht verwundert sein. Angesichts<br />
der Unmöglichkeit eines Hafens<br />
nehmen Fragen und Neugier schnell<br />
überhand, wer das Geheimnis lüften<br />
möchte, sollte der Ausschilderung folgen.<br />
Der Weg führt letztlich in das kleine<br />
Dorf Kronsberg und endet schließlich<br />
vor den Toren der Werkstattgalerie des<br />
Holzkünstlers Roland Wolff. Hier findet<br />
sich auch des Rätsels Lösung, denn das<br />
Haus am Rand des Barther Forstes gilt<br />
nicht nur dem gelernten Tischler als Heimathafen,<br />
sondern auch all den Schiffen,<br />
die er dort aus der Taufe hebt. Seit<br />
über 12 Jahren fertigt er Frachter, Dampfer<br />
und immer wieder stolze Segelschiffe,<br />
ein jedes beseelt nicht nur von der<br />
Hand des Künstlers, sondern gleichsam<br />
von der Formensprache der Natur. Dass<br />
deren Botschaft erhalten bleibt, besorgt<br />
Wolffs sensibler Umgang mit dem naturbelassenen<br />
„Grundstock“. Manche Leute<br />
sähen in Stämmen und Ästen Gesichter<br />
oder Tiere, erzählt der Künstler, er hingegen<br />
erkenne im Bruchholz jene Boote,<br />
denen er später in der Werkstatt zur<br />
Geburt verhelfe. Individuelle Merkmale<br />
wie Astlöcher, Spuren von Wurmbefall<br />
oder Verzweigungen etwa werden bewusst<br />
Teil der Komposition und erheben<br />
jedes Schiff zum unikaten Objekt. Dieses<br />
geglückte Zusammenspiel aus Material<br />
und Sujet lebt vor allen Dingen von der<br />
Ehrfurcht, die Wolff seinem Werkstoff<br />
entgegenbringt. Insbesondere schätzt er<br />
die Vielseitigkeit der Hölzer, die ihm auf<br />
seinen Streifzügen durch die Küstenregion<br />
begegnen. Holz sei knorrig, gedreht,<br />
krumm gewachsen oder vielfarbig,<br />
schwärmt Wolff, das sei geradezu ideal<br />
für das, was er selbst zum Ausdruck<br />
bringen wolle. Dass sich der Sohn eines<br />
Leuchtturmwärters dabei vorrangig mit<br />
Schiffen beschäftigt, begründet sich<br />
nicht nur in einer Form maritimer Familientradition.<br />
Weit darüber hinaus spiegle<br />
die Vielfalt des Holzes jene Vielzahl der<br />
Gedanken, die den Anblick von Schiffen<br />
begleiten, wenn sie zielgerichtet der Horizontlinie<br />
entgegensteuern. So vermitteln<br />
Schiffe durch ihre Stabilität nicht<br />
nur das Gefühl von Geborgenheit, angesichts<br />
kraftstrotzender Segel lässt sich<br />
auch ihre zähe Stärke erahnen. Vor allem<br />
jedoch, meint Roland Wolff, seien Schiffe<br />
mitsamt ihrer Fracht aus Träumen und<br />
Fernweh der Inbegriff einer Sehnsucht,<br />
die auf die Ferne hinter den Meeren zielt.<br />
Wohl auch deshalb bringt der Künstler<br />
hin und wieder seine Schiffe zu Wasser –<br />
einfach um ihnen nachzusehen.<br />
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