KULTOUREN - DAS BESONDERE ERFAHREN
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Britta Naumann-Knapp<br />
Terminvereinbarung empfehlenswert<br />
Gnewitzer Straße 8<br />
18195 Zarnewanz<br />
038205 65025<br />
0171 4520072<br />
britta.naumann@gmx.net<br />
Kunst kann einfach kein leichtes Futter sein<br />
Bei seinem Besuch in Iquique 1835 beschrieb<br />
Charles Darwin den Ort an der<br />
chilenischen Pazifikküste als ein heruntergekommenes<br />
Dorf. Solch übler Nachrede<br />
erwehrt sich Iquique mittlerweile<br />
genauso erfolgreich wie den sandigen<br />
Übergriffen durch die benachbarte Atacama-Wüste.<br />
Auch Britta Naumann ist bei<br />
ihrem Aufenthalt in Chile dem Charme<br />
der Hafenstadt verfallen, Iquique sei für<br />
sie ein Sehnsuchtsort, erzählt sie. Überhaupt<br />
sind es vordem Orte, deren prägender<br />
Zugriff in den Erzählungen Britta<br />
Naumanns kenntlich wird. Da ist zuerst<br />
die Kindheit in Reez, welche die Tochter<br />
eines Seemanns in der märchenhaften<br />
Atmosphäre des örtlichen Gutshauses<br />
verbringt, später ist es die Studienzeit in<br />
Leipzig, die unauslöschliche Erinnerungen<br />
zeitigt. Von den Zeiten an der Hochschule<br />
für Grafik und Buchkunst spricht<br />
Britta Naumann heute als den vielleicht<br />
wichtigsten Lebensjahren. Das ist auch<br />
verständlich angesichts des Umstandes,<br />
dass die Immatrikulation seinerzeit<br />
einen Abschied einläutete, der die examinierte<br />
Radiologieassistentin in das<br />
Wagnis des Künstlerdaseins entließ. Der<br />
Nachhall der eindringlichen Erfahrungen<br />
an der Leipziger Hochschule vergegenständlicht<br />
sich heute in der künstlerischen<br />
Vielseitigkeit Britta Naumanns,<br />
was sich nicht zuletzt auf die unkonventionelle<br />
Auswahl ihrer Gestaltungsmittel<br />
bezieht. Schließlich zählen neben Farben<br />
auch Extravaganzen wie Muschelreste,<br />
Fossilien, Kaffee, Borke, Ruß und immer<br />
wieder Sande dazu. Zu Sanden unterhält<br />
Britta Naumann eine ganz besondere Beziehung,<br />
wiederkehrend finden sie ihren<br />
Weg von fernen Ursprungsorten auf die<br />
Leinwände Britta Naumanns. Das Œuvre<br />
der Künstlerin wiederum bezeugt auf<br />
diese Weise die erneute Begegnung mit<br />
jenen Orten, die im Zuge künstlerischer<br />
Auseinandersetzung erneut bereist werden.<br />
Dabei fungieren die sedimentären<br />
Versatzstücke weniger als die Reminiszenz<br />
betreffende Devotionalien. Mit ihrer<br />
spezifischen Narration des Es war einmal<br />
umschifft Britta Naumann den Bereich<br />
des Sentimentalen und stellt das Erlebte<br />
in den Kontext neuer, mitunter auch<br />
unbequemer Fragen. Exemplarisch verweist<br />
so der expressive Rückbezug auf<br />
die Wasser Gotlands oder die Sande der<br />
chilenischen Wüste immer auch auf die<br />
Ungewissheiten, die das problematische<br />
Verhältnis von Mensch und Natur charakterisieren.<br />
Es gehe nicht darum, dem<br />
Betrachter zu zeigen, was er sehen wolle,<br />
erklärt die Künstlerin, Kunst müsse zum<br />
Nachdenken anregen. Es bleibt insofern<br />
ein dankenswerter Umstand, dass die<br />
Kunst Britta Naumanns dem Betrachter<br />
nicht nur einen Ortswechsel ermöglicht,<br />
sondern diesen mit der rechtschaffenen<br />
Aufforderung verbindet, etwas aus der<br />
Reise zu machen.<br />
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