KULTOUREN - DAS BESONDERE ERFAHREN
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Kutschera<br />
Baabe<br />
Gut abgeschirmt durch den<br />
Mönchsgraben bestand Baabe<br />
auf der Halbinsel Mönchsgut<br />
lange Zeit als verträumtes Fischerdorf.<br />
Erst mit Errichtung des Bollwerkes an<br />
der Baaber Beek wurde der Grundstein<br />
für die touristische Entwicklung gelegt.<br />
Einer der ersten Gäste im damals noch<br />
ursprünglichen Baabe war der zu jener<br />
Zeit 22 Jahre junge Karikaturist und<br />
Zeichner Lyonel Feininger. Heute zählt<br />
Feininger zu den bedeutendsten Künstlern<br />
der Klassischen Moderne, seine<br />
Bilder hängen in den namhaftesten Museen<br />
der Welt und sein künstlerisches<br />
Erbe wird international mit großer Aufmerksamkeit<br />
gepflegt. Mit der Gegend<br />
rund um Baabe verband der junge<br />
Künstler unvergessliche Erlebnisse, was<br />
nicht zuletzt seinen Briefen zu entnehmen<br />
ist. So schrieb er 1931 an seine Frau<br />
Julia Berg: „Ich werde nie vergessen, wie<br />
ich im Jahre 1892 in Seedorf das Wrack<br />
der Triton gezeichnet habe.“ Wiederkehrend<br />
verbringt der Künstler die Sommermonate<br />
auf der Halbinsel Mönchgut<br />
und bezieht die Pension in Baabes erstem<br />
Hotel, dem 1898 eröffneten Haus<br />
Fortuna. Seine Ausflüge führen Feininger<br />
nach Moritzdorf, Sellin, Seedorf<br />
und Middelhagen, immer begleitet von<br />
seinen Zeichenutensilien. An die 20 Gemälde<br />
und unzählige Zeichnungen entstehen<br />
in dieser Zeit, vorrangig geprägt<br />
von seiner damaligen Beschäftigung<br />
mit der Pleinair-Malerei. Im gleichen<br />
Atemzug bezeugt Lyonel Feininger, wie<br />
Baabe zum touristischen Anziehungspunkt<br />
avanciert, was er wenig begeistert<br />
beschreibt: „Lauter Neues, lauter<br />
Villen, Hotels, Rasierbuden, Waschküchen<br />
etc., und so vieles Liebe, alte auf<br />
ewig verschwunden“. Dennoch schickt<br />
er der Ankunft seiner Frau folgendes<br />
Geständnis voraus: „Oh Girlie wenn du<br />
kommst wirst du alles sehen, was ich<br />
seit so vielen Jahren hier lieb habe, und<br />
dann wird es unsagbar schön.“<br />
Sich auf den Spuren Feiningers zu bewegen<br />
meint gleichzeitig, die Halbinsel<br />
Mönchgut auf ganz charmante Weise<br />
kennenzulernen. Wenngleich wir Ihnen<br />
die Tour hier im Überblick vorstellen,<br />
empfehlen wir nachdrücklich, sich dem<br />
Angebot Dörthe Uloths anzuschließen.<br />
Als Spezialistin für KulTouren im<br />
Wortsinn stellt sie nicht nur Angebote<br />
zu Caspar David Friedrich zusammen,<br />
sondern konzipierte auch die Feininger-Tour<br />
auf der Halbinsel Mönchgut.<br />
Nächst zum Strand beginnt die Tour<br />
am Haus des Gastes. Nach einer kurzen<br />
Einführung in das Leben des Bauhauskünstlers<br />
Lyonel Feininger werden sich<br />
Ihnen nächst zur See schon die ersten<br />
Motive enthüllen, die der Maler bereits<br />
1892 festhielt. Die Tour durch den Ort<br />
bringt Sie sowohl an dem „wundervollen<br />
300 Jahre alten Haus mit dem fabelhaften<br />
Dache“ vorbei, welches Feininger<br />
so liebte als auch zum einstigen Haus<br />
Fortuna, dem heutigen Hotel Rügen.<br />
Den Ort verlassend, führt die Route<br />
nun rund um den Selliner See bis nach<br />
Altensien. Unterwegs können Sie sich<br />
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