10.07.2018 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 6 - Gratis ist nicht gratis

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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30<br />

Aus dem<br />

Leben von ...<br />

Lionel Beuret<br />

Die Arbeitszeit reicht <strong>nicht</strong> für alles aus<br />

Lionel Beuret (1966) <strong>ist</strong> in Les Breuleux<br />

(JU) aufgewachsen. Dort absolvierte er<br />

eine Mechanikerlehre, bevor er in Walliser<br />

Skigebieten tätig wurde. Nach der<br />

Heirat 1988 trat er eine Stelle als Facharbeiter<br />

und Lager<strong>ist</strong> in der Postgarage<br />

an. Wegen einer Restrukturierung und<br />

Schliessung ergriff er zehn Jahre<br />

später die Gelegenheit, Chauffeur zu<br />

werden. Er absolvierte die Ausbildung<br />

zum Lastwagen- und zum Postautofahrer.<br />

Seit dieser beruflichen Neuorientierung<br />

<strong>ist</strong> er als Chauffeur in der<br />

Regie Le Locle tätig.<br />

Seit 30 Jahren <strong>ist</strong> Lionel Beuret Gewerkschaftsmitglied,<br />

zuerst bei der<br />

PTT-Union, dann bei <strong>syndicom</strong>. Seit<br />

dem 1. Januar 2018 <strong>ist</strong> er Präsident der<br />

Betriebskommission von PostAuto.<br />

Text: Sylvie Fischer<br />

Bild: Yves Leresche<br />

Ich liebe meinen Beruf.<br />

Deshalb erledige ich<br />

die nötigen Arbeiten in<br />

jedem Fall<br />

Als Postautochauffeur hatte man<br />

schon immer viele verschiedene Aufgaben<br />

zu erledigen. Die dafür vorgesehene<br />

Arbeitszeit reicht aber <strong>nicht</strong><br />

immer. Vor zwanzig Jahren gab es<br />

noch Angestellte in der Garage, die<br />

uns bei der Kontrolle der Fahrzeuge<br />

halfen. Auch unter Kolleginnen und<br />

Kollegen unterstützte man sich gegenseitig.<br />

Heute <strong>ist</strong> man me<strong>ist</strong>ens<br />

allein.<br />

Wie über 1300 andere Fahrerinnen<br />

und Fahrer habe ich die Petition<br />

«Keine <strong>Gratis</strong>arbeit bei PostAuto» unterschrieben.<br />

Sie fordert, dass alle<br />

Arbeiten für PostAuto (auch jene, die<br />

<strong>nicht</strong> im Dienstplan abgebildet sind)<br />

als Arbeitszeit erfasst und <strong>nicht</strong> in<br />

die Freizeit verlagert werden. Wir<br />

fordern auch, dass die Arbeitsle<strong>ist</strong>ungen<br />

im Personalstundennachweis<br />

nachvollziehbar ausgewiesen werden.<br />

Die gute Nachricht: PostAuto geht<br />

auf die Petition ein und will über<br />

diese heiklen Punkte verhandeln.<br />

Wir haben immer mehr Elektronik,<br />

die bei Dienstantritt eingerichtet<br />

werden muss. Die neuen ISA-Kassen<br />

für den Verkauf elektronischer<br />

Billette müssen aufgestartet werden.<br />

Ebenso das PA 700 für das Scannen<br />

der Fahrausweise und der im<br />

Strassenverkehrsgesetz (SVG) vorgeschriebene<br />

digitale Fahrtschreiber.<br />

Er kontrolliert die Geschwindigkeit<br />

und die Arbeitszeit und liefert bei<br />

Unfällen wichtige Informationen.<br />

Dann gilt es auch, den Wasser- und<br />

Ölstand zu prüfen und eine technische<br />

Kontrolle des Fahrzeugs innen<br />

und aussen vorzunehmen.<br />

Die Zeit, um alle diese Aufgaben<br />

zu erledigen, <strong>ist</strong> zu knapp bemessen.<br />

Deshalb müssen wir früher zur Arbeit<br />

kommen, damit wir es schaffen.<br />

Mein Dienstchef weiss das. Aber<br />

regio nal sind die Unterschiede bei<br />

der Zeit, die für diese Aufgaben angerechnet<br />

wird, beträchtlich.<br />

Bei Dienstende muss noch vollgetankt,<br />

Additiv nachgefüllt und das<br />

Fahrzeuginnere gewischt werden.<br />

Alle elektronischen Systeme müssen<br />

abgestellt, die Frontscheibe und die<br />

Karosserie geputzt, die Kasse weggeräumt<br />

werden. Auch hier muss man<br />

Freizeit dafür opfern.<br />

Was <strong>nicht</strong> erfasst wird, sind die<br />

Buchhaltung am Monatsende und<br />

die Zahlungen an PostAuto. Das<br />

mache ich in den Pausen. Ich liebe<br />

meinen Beruf. Deshalb nehme ich<br />

– aus beruflicher Gewissenhaftigkeit<br />

– es auf mich, auf jeden Fall alle nötigen<br />

Arbeiten zu erledigen.<br />

Manchmal geraten wir in Staus.<br />

Oder wir werden durch den Schnee<br />

aufgehalten. Nur wenn diese Verspätungen<br />

länger als eine Viertelstunde<br />

dauern, fülle ich dafür einen Rapport<br />

aus. Wenn es weniger lange dauert,<br />

verzichte ich darauf.<br />

PostAuto <strong>ist</strong> für mich kein Unternehmen<br />

wie jedes andere. Man hängt<br />

an ihm, wie an den Erinnerungen an<br />

Schulreisen – die man mit Postauto<br />

machte. Ich hoffe auf erfolgreiche<br />

Verhandlungen.<br />

https://bit.ly/2HFXaKr

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