Ärzteblatt Oktober 2006 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

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piemaßnahmen sei dem Arzt nicht vorzuwerfen. Auch sei zu bedenken, daß der Patient selbst durch die mangelhafte Durchführung der Malariaprophylaxe zum Auftreten und zur verzögerten Diagnostik der Malaria beigetragen habe. Die Schlichtungsstelle hat sich der Bewertung des Gutachters nicht angeschlossen. In dem auch vom Gutachter zitierten Lehrbuch „Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin“, Urban & Fischer Verlag, München, wird dazu u.a. auch ausgeführt: „Die Malaria tropica ist bei Nichtimmunen ein medizinischer Notfall und erfordert stationäre Krankenhauseinweisung. Die Diagnostik muß so rasch wie möglich abgeschlossen werden, um mit einer spezifischen antiparasitären Therapie zu beginnen“. Und an anderer Stelle: „Die Diagnose einer Malaria erfolgt im gefärbten, dicken oder dünnen Blutausstrich durch Nachweis der Plasmodien. Der „dicke Tropfen“ ist eine Anreicherungsmethode mit einer 6- bis 10fach höheren Empfindlichkeit im Vergleich zum üblichen gefärbten Blutausstrich. Dicker Tropfen und Ausstrich sollten deshalb bei Verdacht unverzüglich angefertigt und auch wiederholt werden. Findet der Ungeübte bereits nach wenigen Minuten Plasmodien, so deutet dies auf eine lebensgefährliche Parasitendichte hin. Rasche Kontaktaufnahme mit einem in der Behandlung der Malaria erfahrenen Zentrum ist dringend erforderlich. Hervorzuheben ist die Notwendigkeit einer wiederholten Untersuchung auf Plasmodien. Die Beurteilung der Ausstriche und der Differenzierung nach Plasmodienarten erfordern Erfahrung, die meist nur bei spezialisierten Ärzten und Institutionen vorhanden ist. Die sofortige Eileinsendung von getrockneten, unfixierten und ungefärbten dicken Tropfen und dünnen Ausstrichen ist dringend anzuraten. Beigefügt werden sollte EDTA-Blut zur Anfertigung zusätzlicher Ausstriche. Der Nachweis plasmodienspezifischer Antikörper ist für den Akutfall nicht erforderlich.“ Unter Würdigung dieser klaren und eindeutigen Diagnostik- und Therapieanweisungen konnte die Schlichtungsstelle die Maßnahmen des Arztes nicht als sach- und fachgerecht ansehen. Schon beim ersten Kontakt bestand die zwingende Indikation zu den genannten diagnostischen Maßnahmen und zur adäquaten Therapieeinleitung. Da bei dem Arzt die Voraussetzungen hierzu nicht gegeben waren, hätte er sicherstellen müssen, daß der Patient umgehend in eine entsprechend qualifizierte Institution gelangte. Bereits die Verordnung der Blutentnahme erst für den folgenden Tag war als fehlerhaft zu bewerten. Hinzu kommt, daß er AUSGABE 10 / 2006 16. JAHRGANG RECHT dann noch eine für den Akutfall nicht geeignete Antikörperbestimmung vornahm. Hingegen unterblieb die Untersuchung im dicken Tropfen, die beim Verdachtsfall unverzüglich anzufertigen und zu wiederholen ist. Als sich bei Befundverschlechterung am nächsten Tag der ohnehin nach der Literatur bestehende Notfall verschlimmerte, hätte der Hausarzt nicht nur eine Krankenhausaufnahme vorschlagen, sondern sicherstellen müssen, daß dort eine qualifizierte Malariadiagnostik und -therapie erfolgt. Erst am 3. Tage nach dem ersten Arzt-Patienten-Kontakt und dem entsprechenden Malariaverdacht kam es durch Eigeninitiative des Patienten zur qualifizierten Diagnostik und Therapieeinleitung in einer Klinik für Tropenmedizin. Die Schlichtungsstelle sah in der 3tägigen Verzögerung des Therapiebeginns und der damit verbundenen Verschlimmerung der Beschwerden die Folgen eines ärztlichen Diagnose- bzw. Behandlungsfehlers. Hierdurch war ein Anspruch auf Schmerzensgeld begründet. Spätfolgen sind aus der fehlerbedingt verzögerten Therapie allerdings nicht abzuleiten. Verfasser: Dr. med. H. Pröpper Ärztliches Mitglied der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen Hans-Böckler-Allee 3 30173 Hannover SEITE 353
FORTBILDUNG Fortbildungskatalog der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2007 Das im November 1999 von der Kammerversammlung der Ärztekammer M-V verabschiedete Fortbildungskonzept bietet den Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, bei Nachweis von 150 Fortbildungspunkten ein Fortbildungszertifikat zu erwerben. Seit dem 01.01.2006 besteht die nachweisbare Fortbildungspflicht auch für die Klinikärzte. Voraussetzung für den Erwerb dieser „Punkte“ ist die Akkreditierung und Bewertung und / oder Zertifizierung der Veranstaltung durch die Ärztekammer. Das Antragsformular ist im Internet auszufüllen unter: http://www.aekmv.de ➞ Fortbildung ➞ Satzung / Formulare ➞ Antrag auf Bestätigung einer Veranstaltung Für das kommende Jahr 2007 bitten wir Sie sehr herzlich, Ihre zahlreichen Fortbildungsangebote rechtzeitig auf dem beiliegenden Formblatt (Kopiervorlage / auch von der Homepage der Ärztekammer M-V herunterzuladen) bis zum 11. Oktober 2006 zu melden, um die Teilnehmer beim Erwerb des Fortbildungszertifikates zu unterstützen. Im Katalog können bereits Fortbildungspunkte ausgewiesen werden, wenn Sie Ihre Veranstaltung mit thematischer und zeitlicher Untergliederung einreichen. Der Fortbildungskatalog der Ärztekammer M-V für das Jahr 2007 erscheint als Beilage im Ärzteblatt M-V 1 / 2007 und als Datenbank im Internet: http://www.aekmv.de. Diese wird durch die ganzjährig eingereichten und zertifizierten Veranstaltungen stets aktuell ergänzt. Möchten Sie, daß Veranstaltungen im Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht werden, informieren Sie bitte das Referat Fortbildung 2 Monate vorher mit konkreten Angaben. Die Redaktion entscheidet über die Publikation. SEITE 354 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
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