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Bericht zum Download - oekostrom AG

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werden. Hier sehe ich auch ganz klar den Netzwerkknoten<br />

„Website“. Wir bieten neben Unternehmensinformation<br />

auch Kommunikation über Wissenswertes, weil wir überzeugt<br />

sind, dass unsere fundamentalen Überlegungen in<br />

Bezug auf das Energiesystem richtungsweisend sind.<br />

Ebner: Wir überarbeiten gerade unsere Website in Richtung<br />

Web 2.0 und Social Media. Im Rahmen des neuen Internetauftrittes<br />

bauen wir die „Energiewelt von <strong>oekostrom</strong>“ – dort<br />

zeigen wir unter anderem, was wir unter Vernetzung aller<br />

Player verstehen. Wir verbessern auch in diesem Bereich<br />

die Möglichkeiten zur Kommunikation im Netzwerk und die<br />

Anbindung an Facebook und Co.<br />

Wie sehen Sie die Ereignisse in Deutschland? Was sind<br />

die Folgen für uns?<br />

Kier: Für uns ist es erfreulich, wenn Deutschland aus der<br />

Atompolitik aussteigt, denn dieser Schritt färbt auf uns ab.<br />

Auf lange Sicht würde sich sogar eine mögliche kurzfristige<br />

Verteuerung, die damit einhergehen könnte, auszahlen:<br />

Denn unsere Quellen sind langfristig gesehen mit Sicherheit<br />

günstiger als die endlichen Quellen Erdöl, Erdgas oder Uran.<br />

Zudem sind alle fossilen Quellen aus österreichischer Sicht<br />

sehr weit entfernt. Da gibt es einige Hindernisse zu überwinden,<br />

ganz abgesehen von den Emissionen, die sie verursachen.<br />

Darüber hinaus erachte ich es als sinnlos, fossile<br />

Produkte unter hohem CO 2 -Ausstoß zu verbrennen, wenn<br />

diese für wertvolle Einsatzbereiche in der petrochemischen<br />

Industrie verwendet werden könnten.<br />

Lebt die Bewegung gegen Atom und für eine erneuerbare<br />

Energiewende auch ein Jahr nach Fukushima?<br />

Kier: Ich beschäftige mich seit Langem mit der Atomfrage.<br />

Die Zwentendorf-Entscheidung entsprach dem, was ich mir<br />

erhofft hatte, war aber angesichts der damaligen Stimmung<br />

– Atomenergie als Garant für billigen Strom – nicht zu<br />

erwarten. Fukushima – wie auch Tschernobyl 25 Jahre zuvor<br />

– war ein Desaster, ein traumatisches Ereignis, das hohe<br />

Wellen geschlagen hat. Doch diese Emotionen verebben<br />

nach einiger Zeit. Man darf sich nicht darauf verlassen, dass<br />

solche Themen lange ganz oben in den Medien und damit in<br />

den Köpfen der Menschen bleiben.<br />

Es ist wichtig, den Leuten klar zu machen, dass es diese Gefahr<br />

gibt und dass sie noch lange nicht vom Tisch ist. Dass<br />

wir im dicht besiedelten Europa eine große Zahl von AKWs<br />

haben und keinem dieser Kraftwerke auch nur irgendetwas<br />

passieren darf. Die Auswirkungen von Fukushima – rund<br />

150.000 Menschen mussten das Gebiet vorübergehend oder<br />

dauerhaft verlassen – waren demgegenüber „gering“. Wenn<br />

eine derartige Katastrophe in einem AKW im Ruhrgebiet<br />

passiert, fällt eine ganze europäische Industrieregion – mit<br />

mehr als fünf Millionen Einwohnern der größte Ballungsraum<br />

Deutschlands – für immer aus. Ganz abgesehen vom<br />

menschlichen Leid, das die Katastrophe verursachen würde.<br />

Ein derartiges Risiko kann sich eine hochindustrialisierte Region<br />

wie Europa gar nicht leisten. Wer das nicht akzeptiert,<br />

begeht einen kapitalen Fehler.<br />

Ebner: GLOBAL 2000 geht im Juni 2012 gemeinsam<br />

mit anderen NGOs mit einem der ersten europäischen<br />

Volksbegehren an den Start. Hauptforderungen sind alle<br />

Hochrisiko-Reaktoren sobald wie möglich abzuschalten und<br />

verbindliche Ausstiegspläne für alle restlichen AKWs der<br />

Europäischen Union zu erstellen. Darüber hinaus geht es um<br />

eine faire Besteuerung, die die wahren Kosten der Atomenergie<br />

auch hinsichtlich Stilllegung, Abfalllagerung, Haftung<br />

und Uran-Abbau berücksichtigt. Ebenso wird die verstärkte<br />

Nutzung und Entwicklung von erneuerbaren Energien und<br />

die Forcierung von Energieeffizienzmaßnahmen gefordert.<br />

Selbstverständlich unterstützt <strong>oekostrom</strong> die Initiatoren des<br />

Volksbegehrens „Meine Stimme gegen Atomenergie“. Denn<br />

die Unterschrift ist nur ein erster Schritt, der Umstieg auf<br />

garantiert sauberen Strom ohne Atom der logische zweite.<br />

Kier: Ergänzen kann man diese Forderung um die Feststellung,<br />

dass jeder, der nicht wechselt, dazu beiträgt, dass das<br />

System am Leben bleibt. Jede Kilowattstunde aus AKWs,<br />

die weniger auf den Markt kommt, zählt. Das Ergebnis wird<br />

auch eine gute Nachdenkhilfe für die Politik sein. Dieses EU-<br />

Volksbegehren zu unterstützen ist unsere Verpflichtung.<br />

Was genau soll in der Folge passieren?<br />

Ebner: Es braucht mindestens eine Million Unterzeichner,<br />

damit das Volksbegehren vom EU-Parlament behandelt wird.<br />

Wir wissen, dass sich bereits mehr als sieben Länder bereit<br />

erklärt haben mit<strong>zum</strong>achen. Es ist in jedem Fall eine starke<br />

Ansage, dass sich das EU-Parlament und unsere Politiker mit<br />

dem Thema beschäftigen müssen.<br />

Kier: Mit dem EU-Volksbegehren besteht erstmals die Möglichkeit<br />

auf europäischer Ebene ein Initiativrecht auszuüben, d.h.<br />

dem Recht jedes Bürgers auf direkte Mitbestimmung nachzukommen.<br />

Gerade beim Volksbegehren „Meine Stimme gegen<br />

Atomenergie“ geht es um Fragen der Sicherheitspolitik und um<br />

die Fundamentalfrage des Überlebens eines ganzen Kontinents.<br />

Mit dem Abschalten der AKWs wird auch das Effizienzthema<br />

wieder schlagend. Wir alle müssen uns dann überlegen,<br />

wie wir Energie sinnvoll einsetzen können. Und genau hier<br />

schließt sich für mich der Kreis <strong>zum</strong> Netzwerk <strong>oekostrom</strong>. Es<br />

geht um die größtmögliche Autonomie in der Energiefrage<br />

– darum vernetzt zu bleiben, aber dennoch unabhängig zu<br />

sein – das erhöht die Sicherheit für uns alle.<br />

Volker Kier ist Aufsichtsratsvorsitzender der <strong>oekostrom</strong><br />

<strong>AG</strong>. Seit 1991 als Unternehmensberater tätig, verfügt er<br />

über umfangreiche Erfahrung in politischen, ökonomischen<br />

und ökologischen Projekten. Seit 1992 Lehrtätigkeit<br />

an der Karl-Franzens-Universität Graz mit den Schwerpunkten<br />

Energie und Ökologie (Liberalisierung, Privatisierung<br />

und Strukturfragen). Von 1994 bis 1999 Abgeordneter im<br />

Parlament sowie Energiesprecher des Liberalen Forums.<br />

Horst Ebner ist <strong>oekostrom</strong>-Vorstand.<br />

<strong>oekostrom</strong> <strong>AG</strong> | Geschäftsbericht 2011 5<br />

INTERVIEW “NETZWERK OEKOSTROM“

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