Trinkschwäche beim Kalb - Dr. Vet Tierarzt
Trinkschwäche beim Kalb - Dr. Vet Tierarzt
Trinkschwäche beim Kalb - Dr. Vet Tierarzt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Blutschwitzen bei Kälbern<br />
Unter „Blutschwitzen“ bei Kälbern ist<br />
wohl den meisten Leuten aus den Medien<br />
die Hämorrhagische Diathese<br />
infolge Knochenmarkschädigung bei<br />
jungen Kälbern bekannt.<br />
In den letzten Jahren sind vor allem in<br />
Deutschland (gehäuft in Bayern) mehrere<br />
hundert Fälle dieser für Kälber tödlich<br />
verlaufenden Krankheit publik geworden.<br />
Aber auch aus Belgien, den<br />
Niederlanden, Schottland, England,<br />
Frankreich und Italien sind Fälle bekannt.<br />
Tödlicher Verlauf<br />
Für großes Aufsehen sorgt diese Krankheit<br />
wohl hauptsächlich wegen der mysteriösen<br />
Tatsachen, dass fast alle erkrankten<br />
Kälber innerhalb weniger Tage<br />
sterben und die Ursache der Krankheit<br />
noch nicht ausgeforscht werden<br />
konnte.<br />
Die Kälber erkranken in der Regel in<br />
der zweiten bis dritten Lebenswoche.<br />
Sie zeigen dabei Blutungen am ganzen<br />
Blutungen auf der Haut<br />
Körper sowie an den Schleimhäuten. Sie<br />
haben blutigen bis schwarzen Kot und<br />
können häufig fieberhafte Begleitkrankheiten<br />
wie eine Lungenentzündung haben.<br />
Bei den sezierten Tieren zeigen<br />
sich ebenso große Mengen an Blut in<br />
den Körperhöhlen.<br />
Man weiß, dass bei den erkrankten Kälbern<br />
das Knochenmark seine Funktion,<br />
nämlich die Bildung von Blutkörperchen<br />
und Blutplättchen, nicht mehr erfüllt.<br />
Dadurch kommt es zu den unstillbaren<br />
Blutungen bzw. zu den fieberhaften Infektionen.<br />
Unbekannte Ursache<br />
Allerdings ist man der Ursache dafür<br />
noch nicht auf den Grund gekommen.<br />
Man weiß nicht, ob es sich um eine neu-<br />
von Mag. Georg Stieg<br />
artige Viruserkrankung oder vielleicht<br />
eine Erbkrankheit handelt.<br />
Letzteres ist eher unwahrscheinlich, da<br />
die Krankheit bei Tieren verschiedener<br />
Rassen auftritt.<br />
Am ehesten vermutet man eine Autoimmunreaktion,<br />
die durch die Aufnahme<br />
der Biestmilch von der eigenen Mutter<br />
ausgelöst wird.<br />
Man muss in diesem Zusammenhang<br />
auch erwähnen, dass es viele andere<br />
bekannte Ursachen für erhöhte Blutungsneigung<br />
bei Rindern gibt wie z.B.<br />
Vergiftungen, BVD oder Mykotoxine.<br />
Natürlich wurde all diesen Möglichkeiten<br />
in den beschriebenen Fällen nachgegangen,<br />
es konnten aber alle bekannten<br />
Ursachen ausgeschlossen werden.<br />
Es handelt sich hier um ein charakteristisches<br />
Krankheitsbild bei dem die Tiere<br />
fast immer sterben und das Knochenmark<br />
der Tiere geschädigt wird, während<br />
bei anderen Krankheiten mit Blutungen<br />
die Blutplättchen im Blut zerstört<br />
werden und nicht die Vorläuferzellen im<br />
Knochenmark.<br />
Dadurch ergibt sich für das erkrankte<br />
Tier bei diesen Krankheiten die Chance,<br />
die verlorenen Blutplättchen wieder<br />
nachzuproduzieren und wieder zu gesunden.<br />
Der spektakuläre Verlauf der Krankheit<br />
hat in den Medien zu einem Vergleich<br />
mit dem aus der Humanmedizin bekannten<br />
sehr gefährlichen Ebola-Virus geführt.<br />
Allerdings entbehrt diese Annahme<br />
jeder seriösen Grundlage und dient<br />
wohl nur zur Erregung von Aufmerksamkeit.<br />
Fall aus unserer Praxis<br />
In Österreich ist offiziell noch kein Fall<br />
von Blutschwitzen bekannt.<br />
Allerdings hatten wir auch in unserer<br />
Praxis selten aber doch Fälle von<br />
Blutkrusten im Haarkleid<br />
Rinder<br />
News<br />
DR.VET -Die Tierärzte<br />
Jöss 6a, 8403 Lebring<br />
Für den Inhalt verantwortlich:<br />
A. o. Univ. Prof. <strong>Dr</strong>. Walter Peinhopf<br />
Mag. Christiane Gößler<br />
Mag. Georg Stieg<br />
<strong>Dr</strong>. Andrea Wehowar<br />
Telefon: 03182 4166<br />
E-Mail: office@dr-vet.at<br />
Notr uf: 0664/2132497<br />
Sie finden uns auch im<br />
Web<br />
www.dr-vet.at<br />
„Bluterkälbern“, wovon ich eines im<br />
Herbst des Vorjahres auf die Rinderklinik<br />
in Wien überwiesen habe, da es<br />
genau die beschriebenen Symptome<br />
der Kälber aus Deutschland hatte.<br />
Das <strong>Kalb</strong> verendete auf der Klinik trotz<br />
intensiver Behandlung nach einigen<br />
Tagen und wurde daraufhin seziert. Es<br />
zeigte sich das Pathologische Bild des<br />
Blutschwitzens.<br />
Für die internationale Kollegenschaft<br />
war dieser Fall aber insofern von großer<br />
wissenschaftlicher Bedeutung, da in<br />
99% der Fälle mit Hämorrhagischer Diathese<br />
die Muttertiere BVD-Antikörper<br />
positiv waren. In unserem Fall handelte<br />
es ich um einen BVD freien Betrieb und<br />
das Muttertier war BVD-Antikörper negativ.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />
dass diese Krankheit noch genau erforscht<br />
werden muss, um der Ursache<br />
auf den Grund zu kommen.<br />
Kein Grund zur Sorge<br />
Allerdings sei auch erwähnt, dass bei<br />
mehreren hundert vielleicht wenigen<br />
tausend bekannten Fällen in Europa,<br />
aufgerechnet auf alle Rinder, die<br />
Krankheit relativ selten vorkommt und<br />
sich zumindest der wirtschaftliche Schaden<br />
vorerst in Grenzen hält.<br />
Seite 4 Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift