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ProFirma 02 2009<br />

Soll & Haben<br />

Gabriel Hopmeier ist Certifi ed<br />

Financial Planner (CFP) und Sachverständiger<br />

für Anlageberatung<br />

und Finanzplanung in Freiburg.<br />

Info: www.hopmeier.<strong>de</strong><br />

Entzaubertes Steuersparmo<strong>de</strong>ll<br />

„Gegenwärtig hat <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r Steuern zahlt, das Gefühl, er<br />

hätte die Steuerschuld min<strong>de</strong>rn können, wenn er es besser<br />

verstan<strong>de</strong>n hätte, auf diesem total verstimmten Klavier <strong>de</strong>s<br />

Steuerrechts zu spielen.“ Dieser schöne Satz stammt von Paul<br />

Kirchhof, <strong>de</strong>m ehemaligen Verfassungsrichter und ausgewiesenen<br />

Steuerexperten. Zu <strong>de</strong>n Branchen, die in Deutschland<br />

traditionell von dieser Disharmonie <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Steuerrechts<br />

profi tieren, gehören die Anbieter von Lebens- und Rentenversicherungen.<br />

So muss ein Versicherter seit <strong>de</strong>m Jahr<br />

2005 nur auf die Hälfte <strong>de</strong>s Wertzuwachses und <strong>de</strong>s Kapitalertrags<br />

25 Prozent Abgeltungsteuer zahlen, vorausgesetzt, er<br />

hat das 60. Lebensjahr überschritten und die Versicherung ist<br />

min<strong>de</strong>stens zwölf Jahre alt.<br />

Ob die Steuerersparnis wirklich etwas bringt, konnten Anleger<br />

beim Abschluss einer Rentenpolice in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

nicht genau erkennen. Seit Juli 2008 ist das an<strong>de</strong>rs. Denn die<br />

<strong>de</strong>utschen Lebens- und Rentenversicherer müssen seither<br />

ihre Kosten auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r einzelnen Policen ausweisen.<br />

Vor Abschluss eines Versicherungsvertrags kann je<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

jetzt sehen, wie stark seine Beiträge mit Kosten belastet sind.<br />

Beim Vergleich einiger weniger Policen lassen sich schon Ten<strong>de</strong>nzen<br />

erkennen. Grundsätzlich fallen bei Versicherungen<br />

Vertriebs-, Bestands-, Verwaltungs- und Risikokosten an, die<br />

nun vergleichbar sind. Die Kosten <strong>de</strong>r Vermögensverwaltung<br />

wer<strong>de</strong>n zwar weiterhin verschwiegen. Aber <strong>de</strong>r Käufer einer<br />

Lebens- o<strong>de</strong>r Rentenversicherung kann nun <strong>de</strong>n Betrag, <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n Vermögensaufbau fl ießt, isolieren und mit an<strong>de</strong>ren Anlageprodukten<br />

vergleichen. Er kann damit auch nachrechnen,<br />

ob es nicht doch günstiger ist, auf <strong>de</strong>n vollen Anlagebetrag<br />

Abgeltungsteuer zu zahlen, anstatt die hohen Kosten <strong>de</strong>r Versicherung<br />

zu tragen.<br />

Obwohl die Kostenmo<strong>de</strong>lle teilweise stark voneinan<strong>de</strong>r abweichen,<br />

wird ein Trend schnell <strong>de</strong>utlich: Klassische <strong>de</strong>utsche<br />

Von Gabriel Hopmeier<br />

Versicherungsverträge rechnen sich aufgrund <strong>de</strong>r hohen Kosten<br />

gegenüber laufend zu versteuern<strong>de</strong>n, hochverzinslichen<br />

Anlagen nicht. Lebens- und Rentenversicherungen sind nur<br />

in ganz bestimmten Fällen interessant. So lohnt sich die Umschichtung<br />

von Fondssparplänen in fondsgebun<strong>de</strong>ne Rentenversicherungen<br />

nur für Sparer, die während <strong>de</strong>r Ansparphase<br />

<strong>de</strong>r vollen Abgeltungsteuer unterliegen, bei Auszahlung jedoch<br />

<strong>de</strong>utlich unter diesen Steuersatz fallen. Günstige fondsgebun<strong>de</strong>ne<br />

Versicherungen rechnen sich auch für Sparer, die<br />

aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Zeit o<strong>de</strong>r Kenntnisse sonst immer nur die<br />

vollen Ausgabeaufschläge und Depotgebühren bei Alternativanlagen<br />

zahlen. Beson<strong>de</strong>rs günstig fallen Versicherungen<br />

aus, die nur In<strong>de</strong>xfonds anbieten. Hier sind in <strong>de</strong>r Regel die<br />

Vertriebskosten geringer, Bestandskosten entfallen und die<br />

verschwiegenen Kosten <strong>de</strong>r Vermögensverwaltung dürften<br />

auch niedriger ausfallen.<br />

Anleger, die während <strong>de</strong>r Sparphase auch an<strong>de</strong>re Ziele verfolgen,<br />

zum Beispiel eine Immobilienfi nanzierung, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Weg in die Selbstständigkeit planen, sollten die Finger von<br />

solchen langfristigen Sparverträgen lassen. Denn in <strong>de</strong>r Regel<br />

wird ein hoher Eigenkapitaleinsatz bei geringer Verschuldung<br />

und schneller Tilgung die bessere Form <strong>de</strong>r privaten<br />

Altersvorsorge sein. Bei solchen Anlässen wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m<br />

drei Viertel aller lang laufen<strong>de</strong>n Policen vorzeitig gekündigt.<br />

Das ist dann doppelt schädlich, weil die Versicherungsverträge<br />

aufgrund <strong>de</strong>r hohen Anfangskosten oft 15 Jahre und<br />

mehr brauchen, nur um die eingezahlten Beiträge wie<strong>de</strong>r zu<br />

erwirtschaften. „Die Steuerersparnis wird ja absorbiert von<br />

<strong>de</strong>nen, die diese Anlagemo<strong>de</strong>lle empfehlen.“ Auch dieser<br />

Satz von Professor Kirchhof trifft daher zu. Er appelliert an<br />

<strong>de</strong>n freien Bürger, Steuerentscheidungen mit <strong>de</strong>m Wahlzettel<br />

und Anlageentscheidungen mit <strong>de</strong>m Taschenrechner zu<br />

treffen.<br />

Kolumne<br />

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