Stahlreport 2018.04
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BDS<br />
Berufsbildung<br />
Sitzungen der Berufsbildungsausschüsse des Handels<br />
Konkurrenz um Karrieren<br />
Die gegenwärtig große Dynamik der Veränderungen bei der Gestaltung von Karrieren in Unternehmen<br />
bekamen Anfang März die Berufsbildungsausschüsse des Groß- und Außenhandels sowie des Einzelhandels<br />
und in ihren Sitzungen in Berlin zu spüren – und damit auch der BDS: Es ging dabei um neue<br />
bzw. veränderte Ausbildungsberufe für Kaufleute sowie um die (vor allem auch) politische Positionierung<br />
der entsprechenden Fort- und Weiterbildung. Auf dem Berufsbildungsmarkt geht der Konkurrenzkampf<br />
um die klügsten Köpfe in die nächste Runde, wurde beim BGA und beim HDE deutlich.<br />
Info Berufsbeschreibung<br />
Auf der Basis des entsprechenden<br />
Eckwertekonzeptes wird<br />
der Bundesverband Großhandel<br />
Außenhandel Dienstleistungen<br />
(BGA) ab diesem Frühjahr mit den<br />
Sozialpartnern in die vorgeschriebenen<br />
Gespräche mit den Sozialpartnern<br />
eintreten, um die Ausbildung<br />
von Kaufleuten im Groß- und Außenhandel<br />
zu aktualisieren. Der Arbeitstitel<br />
„Kaufmann/Kauffrau für Großund<br />
Außenhandelsmanagement“<br />
gibt die Richtung der Reform vor:<br />
Prozesse gestalten (vgl. Kasten). Das<br />
Neuordnungsverfahren soll 2019<br />
oder spätestens 2020 abgeschlossen<br />
werden.<br />
In diesem Verfahren schon weiter<br />
sind – u.a. – der BGA und der<br />
Handelsverband Deutschland (HDE)<br />
in Bezug auf den ganz neuen Ausbildungsberuf<br />
für Kaufleute im E-<br />
Commerce. Nach der Veröffentlichung<br />
Ende des vergangenen Jahres<br />
im Bundesgesetzblatt, und nachdem<br />
die Fragen der Beschulung<br />
geklärt werden konnten, starten die<br />
ersten Bewerber mit diesem Karriereweg<br />
bereits ab 1.8.18. Katharina<br />
Weinert, Abteilungsleiterin Bildungspolitik<br />
und Berufsbildung<br />
beim HDE, rechnet nach wie vor<br />
damit, dass in diesem Jahr bundesweit<br />
1.000 solcher Starts gelingen.<br />
Sie begründet diesen Optimismus<br />
auch mit dem branchenübergreifenden<br />
Charakter dieses Angebots, an<br />
dessen Entwicklung auch der BGA<br />
beteiligt war.<br />
Konzept<br />
In ein und dieselbe Richtung argumentierten<br />
BGA und HDE auch, als<br />
Michael Assenmacher vom Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertag<br />
(DIHKT) im gemeinsamen<br />
Teil der Sitzung das Konzept „Dual<br />
mit Wahl plus“ vorstellte: nämlich<br />
ablehnend. Es geht bei diesem Konzept<br />
um die Antwort des DIHKT auf<br />
die Herausforderungen an die gegenwärtige<br />
duale Ausbildung: „Höhere<br />
Berufsbildung“ bis auf Stufe 5 des<br />
Deutschen Qualifikationsrahmens<br />
Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement<br />
Die Ausbildung von Kaufleuten im Groß- und Außenhandel soll aktualisiert werden. Die Richtung<br />
der Veränderungen gibt eine neue Berufsbeschreibung vor, mit der die zuständigen Experten<br />
in die Antragsgespräche gehen:<br />
„Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement kaufen Waren im In- und Ausland ein, verkaufen<br />
sie an Handel, Handwerk, Industrie und Dienstleistungssektoren weiter und bieten<br />
warenbezogene Serviceleistungen an. Dabei nutzen sie verschiedene Vertriebskanäle. Sie<br />
beobachten und analysieren den Markt, ermitteln und kalkulieren Preise, beraten Kunden<br />
umfassend über das Waren- und Dienstleistungssortiment, führen zielgruppengerechte Marketingmaßnahmen<br />
durch und bearbeiten den Zahlungsverkehr im Zusammenwirken mit anderen<br />
Beteiligten. Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement planen, überwachen und optimieren<br />
Beschaffungs- und Logistikprozesse, steuern den Daten- und Warenfluss über Wirtschaftsstufen<br />
hinweg und wickeln elektronische Geschäftsprozesse unter Beachtung von<br />
Datenschutz und Datensicherheit ab. Sie werten betriebliche Kennzahlen aus, leiten Konsequenzen<br />
für das Unternehmen ab und berücksichtigen in ihrem kaufmännischen Handeln<br />
Aspekte der Nachhaltigkeit.“<br />
– auch durch die Wahrnehmung von<br />
Angeboten der Kammerorganisationen.<br />
Die Vertreter der Handelsverbände<br />
sahen bei ihren Sitzungen, in<br />
denen auch der Bundesverband<br />
Deutscher Strahlhandel (BDS) durch<br />
Dr. Ludger Wolfgart vertreten war,<br />
in dieser Argumentation eine klare<br />
Abwertung der bisherigen Ausbildung<br />
und damit ein falsches Signal.<br />
Auch diese arbeitsgeberorientierten<br />
Kritiker mussten jedoch erkennen,<br />
dass es der DIHKT mit seinem einseitigen<br />
Vorstoß begrifflich immerhin<br />
schon bis in den Koalitionsvertrag<br />
geschafft und damit eine Grundlage<br />
für die nächsten vier Jahre in<br />
der Bildungspolitik und den dazu<br />
sich abzeichnenden Konkurrenzkampf<br />
geschaffen hat.<br />
Trotz der sich so abzeichnenden<br />
Wettbewerbspositionen wird der<br />
Koalitionsvertrag in Sachen Bildungspolitik<br />
arbeitgeberseitig aber eher<br />
positiv gesehen: „Die Attraktivität<br />
der Beruflichen Bildung steigern zu<br />
wollen und die als gleichwertig mit<br />
der akademischen Bildung anzusehen,<br />
ist begrüßenswert. Ebenso die<br />
Berufliche Bildung mit einem Berufsbildungspakt<br />
(in Analogie zum Hochschulpakt)<br />
zu stärken, indem die<br />
beruflichen Schulen gleichermaßen<br />
wie allgemeinbildende Schulen in<br />
alle Förderprogramme, insbesondere<br />
auch zur digitalen Bildung, einzubeziehen<br />
sind, ist positiv zu bewerten.<br />
Es ist sicherzustellen, dass das Vorhaben<br />
im Austausch mit allen aktiven<br />
Berufsbildungsakteuren zu konzipieren<br />
und umzusetzen ist.“ So<br />
heißt es – ungeachtet einzelner Kritikpunkte<br />
– in einer Stellungnahme<br />
des HDE zu den bildungspolitischen<br />
Grundlagen des Koalitionsvertrages,<br />
der sich in der Sitzung auch der BGA<br />
angeschlossen hat. 2<br />
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