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RISIKOSTOFFE IM WASSER<br />
Vermeiden – beurteilen – entfernen<br />
Die Eawag hat mit solchen mobilen Messstellen an<br />
kleinen Bächen aufgezeigt, wie stark die Konzentratigewaschen.<br />
Kann das<br />
Wasser nicht in Regenbecken<br />
zurückgehalten<br />
werden, gelangen die<br />
Substanzen ohne Kläranlagenpassage<br />
in die<br />
Gewässer. Der Vorsorge<br />
– unter anderem mit<br />
einem Ausbau von Regenbecken<br />
oder durch<br />
Verbesserung von Materialien<br />
– kommt daher<br />
onen von Bioziden und Pestiziden übers Jahr schwan- grosses Gewicht zu. Im<br />
ken und dass sowohl die Landwirtschaft als auch das<br />
Siedlungsgebiet zu den Frachten beitragen<br />
Fall der Bitumenbahnen<br />
(«Dachpappe») hat<br />
die Zusammenarbeit<br />
Organismen dauerhaft geschädigt der Eawag mit Herstellern dazu<br />
werden oder sich wieder erholen geführt, dass diese die Rezepturen<br />
können. Ist diese Zeit zu kurz – im und Anwendungsempfehlungen ih-<br />
Fall von Bachflohkrebsen und dem rer Produkte verändert haben. Das<br />
Pestizid Carbaryl zum Beispiel klei- Herbizid Mecoprop, das zum Schutz<br />
ner als 34 Tage – wirkt eine zweite vor Wurzeln in den Dichtungsbah-<br />
Schadstoffwelle deutlich toxischer, nen enthalten ist, wird dank der<br />
weil die Tiere vorgeschädigt sind. Umstellung mehr als zehnmal we-<br />
Die Eawag hat daher ein Simulaniger ausgewaschen aus neuen Bitionsmodell<br />
entwickelt, das diese tumenbahnen als zuvor. Zusammen<br />
Erkenntnis einbezieht und damit die mit der Empfehlung, wurzelfeste<br />
Risikobewertung von Chemikalien Produkte nur noch dort zu verwen-<br />
verbessern kann. Zudem haben die den, wo dies wirklich nötig ist, kann<br />
Eawag-Studien nachgewiesen, dass der Anteil des Mecopropeintrags<br />
es unbedingt erforderlich ist, auch von Bitumenbahnen in die Umwelt<br />
die Abbauprodukte sowohl in die längerfristig um über 95% verrin-<br />
Chemikalienbewertung als auch in<br />
die Gewässerüberwachung einzugert<br />
werden.<br />
beziehen. Denn 30% der Umwand- Kläranlagen differenziert<br />
lungsprodukte von 37 untersuchten aufrüsten<br />
Pestiziden sind gleich oder sogar Das Beispiel der Bitumenbah-<br />
stärker toxisch als die Ausgangsnen zeigt, dass sich der Eintrag<br />
verbindung. Und oft sind die<br />
von Schadstoffen in die Umwelt<br />
Umwandlungsprodukte langlebiger vermeiden oder reduzieren lässt,<br />
und mobiler, so dass sie sogar im wenn bereits bei der Produktion<br />
Grundwasser nachgewiesen werden von Materialien angesetzt wird.<br />
können.<br />
Es ist aber eine Tatsache, dass<br />
aus dem Siedlungsgebiet mit dem<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Abwasser ein ganzer «Cocktail» an<br />
Herstellern zeigt Erfolg<br />
Verunreinigungen in die Kläranla-<br />
Pestizide stammen nicht nur aus ge geschwemmt wird. Da unsere<br />
der Landwirtschaft, sondern auch Kläranlagen bisher vor allem zur<br />
aus dem Siedlungsgebiet, wo sie Entfernung von Nährstoffen und<br />
z.B. in Hausgärten, auf Sportplät- nicht von Chemikalien konzipiert<br />
zen oder als Biozide zum Materi- wurden, gelangt ein Teil der Stoffe<br />
alschutz eingesetzt werden. Bei von dort in die Gewässer. Im Rah-<br />
Regenwetter werden die Stoffe ausmen des Projektes «MicroPoll» des<br />
Bundesamtes für Umwelt BAFU hat<br />
die Eawag daher untersucht, wie<br />
das bereits geklärte Abwasser noch<br />
besser gereinigt werden könnte. In<br />
einem Pilotversuch in der Kläranlage<br />
Regensdorf (ZH) konnte gezeigt<br />
werden, dass die Behandlung<br />
des Abwassers mit Ozon toxische<br />
Wirkungen der Mikroverunreini-<br />
Jährlich werden in der Schweiz rund<br />
5 Mio. Quadratmeter Flachdächer<br />
erstellt, mehr als die Hälfte davon mit<br />
Bitumenbahnen abgedichtet. Dank der<br />
Zusammenarbeit der Wasserforschung<br />
mit den Herstellern konnten die neuen<br />
Produkte nun so verbessert werden,<br />
dass bis 98% weniger Herbizide aus<br />
Bitumenbahnen in die Umwelt gelangen.<br />
gungen weitgehend beseitigt. Die<br />
zusätzliche Reinigungsstufe würde<br />
die Abwassergebühren nur um rund<br />
10% erhöhen. Namentlich dort, wo<br />
geklärtes Abwasser in kleine Gewässer<br />
geleitet wird, könnte daher<br />
eine Aufrüstung von Kläranlagen<br />
sinnvoll sein.<br />
Quelle: www.eawag.ch<br />
Eawag: Das Wasserforschungs-Institut<br />
des ETH-Bereichs<br />
© Fotos: Eawag: Das Wasserforschungs-<br />
Institut des ETH-Bereichs<br />
wasser<br />
vta-aktuell 3/2009<br />
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