Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>VTA</strong>-GASFACHTAGUNG<br />
Was geht im Erdgasmarkt?<br />
Martin Stadelmann<br />
Foto: R. Püntener<br />
Wie bereits im Beitrag<br />
zur <strong>VTA</strong>-Gasfachtagung<br />
erwähnt, möchte ich es<br />
mir nicht nehmen lassen das ganze<br />
Referat von Martin Stadelmann hier<br />
ungekürzt zu veröffentlichen.<br />
Martin Stadelmann muss in der<br />
Gasbranche kaum jemanden<br />
vorgestellt werden. Als Technischer<br />
Berater und Publizist BR SFJ,<br />
Redaktor der Gasette und langjähriger<br />
Mitarbeiter des VSG kennt und<br />
schätzt man ihn einfach.<br />
Erdgasmarkt –<br />
heute und morgen<br />
Ja, heute geht es uns gut. Gestern,<br />
also in der Vergangenheit, war<br />
sowieso alles besser. Damit es uns<br />
morgen – also in Zukunft – auch<br />
noch gut geht, müssen wir uns<br />
noch einiges einfallen lassen.<br />
Damit Sie verstehen, was ich<br />
meine, zuerst ein Blick in die<br />
guten alten Zeiten:<br />
Die Erdgasnachfrage – also der<br />
Markt für Erdgas in der Schweiz<br />
- entwickelte sich parallel zu den<br />
jeweiligen Schwerpunkten der<br />
Umweltpolitik. Der Beitrag des<br />
Erdgases für die Umwelt bleibt auch<br />
in Zukunft bedeutend. Ob das dann<br />
vom Markt oder von der Öffentlich-<br />
keit, sprich Politik, auch gewürdigt<br />
wird, ist eine andere Frage. Doch<br />
zuerst ein Blick zurück.<br />
Als Erdgas 1970–1974 in der<br />
Schweiz eingeführt wurde, lag beim<br />
Umweltschutz das Augenmerk auf<br />
dem Gewässerschutz, ausser dem<br />
Bau von Kläranlagen u.a. auf dem<br />
Transport und der Lagerung von<br />
Erdölprodukten. Ein leitungsgebundener,<br />
ungiftiger Energieträger<br />
wie Erdgas, der weder Böden noch<br />
Gewässer verschmutzt, war hochwillkommen.<br />
Seit den siebziger Jahren war<br />
Luftreinhaltung angesagt, zuerst:<br />
Staub. Grobstaub, nicht Feinstaub!<br />
Erdgas mit seiner russ-, rauchund<br />
staubfreien Verbrennung war<br />
die ideale Alternative zu anderen<br />
Brennstoffen; die Industrie verbrauchte<br />
damals vor allem Schweröl,<br />
sogar noch Kohle.<br />
Dann kam Schwefeldioxid dran, als<br />
es für dessen Messung – Emission<br />
und Immission – zuverlässige<br />
Methoden gab. Das erste Immissionsmessnetz<br />
der Schweiz betrieb<br />
Roche im Fricktal; es zeigte rasch<br />
Verbesserungen. Die Basler Chemie<br />
hatte als erste ihre Dampfzentralen<br />
– auch im Fricktal – auf<br />
Erdgas umgestellt. Zur Senkung<br />
der SO2-Belastung war das praktisch<br />
schwefelfreie Erdgas also sehr<br />
willkommen.<br />
Der Fortschritt der Messmethoden<br />
legte den Schwerpunkt der<br />
Luftreinhaltung in den achtziger<br />
Jahren auf Stickoxide. Auch da<br />
hat Erdgas gute Karten, enthält es<br />
doch im Gegensatz zu Heizöl oder<br />
Holz keinen organisch gebundenen<br />
Stickstoff, der bei der Verbrennung<br />
automatisch zu Nox wird. Dieser<br />
Umwelt-Vorteil von Erdgas führte in<br />
der LRV 1992 zu wesentlich tieferen<br />
Nox-Grenzwerten für Erdgas als für<br />
Heizöl.<br />
Heute sind die Nox-Werte von Gas-<br />
Heizkesseln – es werden fast nur<br />
noch Gas-Kondensationskessel mit<br />
schadstoffarmen modulierenden<br />
Vormisch-Flächenbrennern verkauft<br />
– im Durchschnitt bei etwa<br />
der Hälfte des LRV-Grenzwerts.<br />
Auch Gebläsebrenner für grosse<br />
Leistungen unterbieten die Erdgas-<br />
Grenzwerte erheblich, ebenso Gasturbinen<br />
in WKK-Anlagen. Bei Gasmotoren<br />
für Blockheizkraftwerke<br />
mit höheren Rohemissionen senken<br />
Katalysatoren die Stickoxide.<br />
Wir sehen gerade daran – Stichwort<br />
Low Nox – dass der Erdgasmarkt<br />
nicht alleine lebt, sondern auch<br />
abhängt von der Entwicklung der<br />
Gasgeräte, welche die Vorteile des<br />
Erdgases nutzen.<br />
Foto: VSG / Ruhrgas<br />
gas<br />
vta-aktuell 3/2009<br />
45