Eine kurze Geschichte der Zeit
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ere Wissenschaftler, unter an<strong>der</strong>em auch ich, nachgewiesen, daß<br />
diese Theorie weit größere Schwankungen in <strong>der</strong> Temperatur des<br />
Mikrowellen-Strahlungshintergrundes vorhersagt, als tatsächlich<br />
zu beobachten sind. Aufgrund späterer Arbeiten ist auch zu bezweifeln,<br />
ob im sehr frühen Universum ein Phasenübergang <strong>der</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lichen Art möglich gewesen ist. Nach meiner Überzeugung<br />
ist das neue Inflationsmodell heute überholt, obwohl sich<br />
dies bei vielen Wissenschaftlern noch nicht herumgesprochen zu<br />
haben scheint, so daß sie ihr Artikel widmen, als sei es noch ein<br />
zukunftsweisen<strong>der</strong> Ansatz. Ein besseres Modell, die sogenannte<br />
chaotische Inflationstheorie, wurde 1983 von Linde vorgeschlagen.<br />
In ihr gibt es keinen Phasenübergang und keine Unterkühlung,<br />
statt dessen ein Feld mit dem Spin 0, das im frühen Universum<br />
infolge von Quantenfluktuationen hohe Werte in einigen<br />
Regionen aufwies. Nach dieser Theorie verhielt sich die Feldenergie<br />
in jenen Regionen wie eine kosmologische Konstante. Sie hatte<br />
einen abstoßenden Gravitationseffekt und veranlaßte die betreffenden<br />
Regionen, sich inflatorisch auszudehnen. Bei dieser Ausdehnung<br />
nahm die Feldenergie <strong>der</strong> Regionen langsam ab, bis aus<br />
<strong>der</strong> inflatorischen Ausdehnung eine Expansionsbewegung wurde,<br />
wie sie im heißen Urknallmodell vorliegt. <strong>Eine</strong> dieser Regionen, so<br />
Linde, wurde zu dem, was wir heute als beobachtbares Universum<br />
vor Augen haben. Dieses Modell hat alle Vorteile <strong>der</strong> vorangegangenen<br />
inflatorischen Modelle, beruft sich aber nicht auf einen<br />
zweifelhaften Phasenübergang und kann darüber hinaus einen<br />
vernünftigen Wert für die Temperaturschwankungen des Mikrowellenhintergrundes<br />
angeben – das heißt, einen Wert, <strong>der</strong> sich mit<br />
den Beobachtungen deckt.<br />
Diese Arbeit über Inflationstheorien zeigte, daß sich das Universum<br />
in seinem gegenwärtigen Zustand aus einer recht großen<br />
Zahl verschiedener Anfangszustände hätte entwickeln können.<br />
Das ist wichtig, weil daraus deutlich wird, daß <strong>der</strong> Anfangszustand<br />
des von uns bewohnten Teils des Universums nicht mit großer<br />
Sorgfalt ausgewählt werden mußte. Deshalb können wir uns,