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Noor-un-Nisa Inayat Khan - SIFAT Sonderheft 2/2018 - Leseprobe

In diesem Sonderheft erinnern wir an die erste Frau, die kürzlich in die Silsila des Inayati-Ordens aufgenommen wurde. Noor Inayat Khan war Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 1943 wurde sie von der Gestapo in Paris verhaftet und nach einem Jahr Isolationshaft nach Dachau versetzt. Dort wurde sie nach langer Folter im Alter von 30 Jahren am 13. September 1944 hingerichtet. Ihr letztes Wort war: Liberté.

In diesem Sonderheft erinnern wir an die erste Frau, die kürzlich in die Silsila des Inayati-Ordens aufgenommen wurde. Noor Inayat Khan war Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 1943 wurde sie von der Gestapo in Paris verhaftet und nach einem Jahr Isolationshaft nach Dachau versetzt. Dort wurde sie nach langer Folter im Alter von 30 Jahren am 13. September 1944 hingerichtet. Ihr letztes Wort war: Liberté.

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Claire <strong>un</strong>d David Ray Harper: Wer war <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>? <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

<strong>Noor</strong> wuchs in der Nähe von Paris auf, in einem Haushalt, der bis zum Rande<br />

mit orientalischer Tradition erfüllt zu sein schien, doch genoss sie eine nonkonformistische<br />

Erzieh<strong>un</strong>g. Ihre Mutter, Ora Ray Baker, war Amerikanerin, <strong>Noor</strong><br />

wurde auf die örtlichen französischen Schulen geschickt <strong>un</strong>d pflegte, bei Vielen<br />

beliebt, zahlreiche Begegn<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Fre<strong>un</strong>dschaften. All dies trug dazu bei, in<br />

ihr eine einzigartige Misch<strong>un</strong>g aus westlichen <strong>un</strong>d östlichen Kulturen hervorzubringen.<br />

Als j<strong>un</strong>ges Mädchen entwickelte <strong>Noor</strong> ein starkes Interesse für Poesie. Ihr<br />

wachsendes Talent wurde von der Leidenschaft zur Musik ergänzt. Sie erhielt<br />

Musik<strong>un</strong>terricht, lernte Harfe <strong>un</strong>d Klavier <strong>un</strong>d gemeinsam mit ihren beiden<br />

Brüdern Vilayat <strong>un</strong>d Hidayat <strong>un</strong>d ihrer Schwester Claire musizierte sie regelmäßig<br />

im Salon des Hauses auf Empfängen <strong>un</strong>d besonderen Veranstalt<strong>un</strong>gen,<br />

die für die zahlreichen Anhänger <strong>un</strong>d Besucher von Pir-o-Murshids Kursen<br />

<strong>un</strong>d Seminaren organisiert wurden. <strong>Noor</strong> war erst dreizehn, als ihr Vater <strong>un</strong>erwartet<br />

verstarb. Ein Schicksalsschlag, der ihre verzweifelt trauernde Mutter so<br />

schwächte, dass <strong>Noor</strong> bald die Verantwort<strong>un</strong>g für die Erzieh<strong>un</strong>g ihrer jüngeren<br />

Geschwister übernahm. Trotz ihrer familiären Verpflicht<strong>un</strong>gen als „kleine<br />

Mutter“ zeigte sie weiterhin sehr gute Leist<strong>un</strong>gen in der Schule <strong>un</strong>d in ihren<br />

künstlerischen Arbeiten.<br />

Mit Anfang Zwanzig entwickelte <strong>Noor</strong> ihre literarischen Fähigkeiten weiter,<br />

sie verfasste Geschichten auf Englisch <strong>un</strong>d Französisch, <strong>un</strong>d akzeptierte<br />

das Angebot Figaro Litteraire, einem bekannten französischen Zeitschriftenjournal,<br />

eine eigene Kolumne mit Geschichten für Kinder zu schreiben.<br />

Als Mittzwanzigerin erwartete <strong>Noor</strong> eine verheiß<strong>un</strong>gsvolle Zuk<strong>un</strong>ft in der<br />

französischen Literaturszene. Sie genoss die Gemeinschaft mit ihrem musikalisch<br />

talentierten jüdischen Verlobten Azeem Goldenberg, der ihr bei ihren<br />

Kompositionen zur Seite stand, <strong>un</strong>d drang tiefer <strong>un</strong>d tiefer in den schöpferischen<br />

Prozess des Schreibens ein. Ihre w<strong>un</strong>derschön illustrierten Twenty Jataka<br />

Tales, Neudicht<strong>un</strong>gen alter indischer Fabeln <strong>un</strong>d Gleichnisse, waren einige Jahre<br />

zuvor publiziert worden, was ihr in der Öffentlichkeit den Rang einer Kinderbuchautorin<br />

verlieh.<br />

Weiterführende Pläne <strong>un</strong>d literarische Projekte waren herangereift, als die<br />

Bedroh<strong>un</strong>g des Krieges <strong>Noor</strong>s Zuk<strong>un</strong>ft in Paris z<strong>un</strong>ichtemachte.<br />

Claire Ray Harper, geboren als Khair<strong>un</strong>isa <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>, jüngste Tochter von Ora Ray Baker<br />

<strong>un</strong>d Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>, <strong>un</strong>d ihr Sohn David, in: We Rubies Four;<br />

The Memoirs of Claire Ora Harper, Omega Publications 2011<br />

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