Taxi Times DACH - Juni 2018
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RUBRIK<br />
Daniela Kluckert, FDP: „Man<br />
muss zu einer gemeinsamen<br />
Lösung kommen, die das Alte<br />
bewahrt, aber gleichzeitig neue<br />
Formen ermöglicht.“<br />
darstellen lassen. Es dürfe keine Rosinenpickerei<br />
geben, bei der sich die einen auf die<br />
lukrativen Bereiche konzentrieren und die<br />
anderen den „Kruuscht übernemma müsset,<br />
wo sichs hinda und vorne net rechnet“,<br />
wie es der aus dem schwäbischen Reutlingen<br />
stammende CDUMann in seinem<br />
Heimatdialekt ausdrückt. Soll heißen: nur<br />
unlukrative Fahrten sind für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
zu wenig.<br />
GESETZ HAT SICH BEWÄHRT<br />
Das PBefG habe sich aus CDUSicht in<br />
der Gänze durchaus bewährt, sagt Donth.<br />
„Aber wir werden sicherlich auf die Weiterentwicklung<br />
in der Technik eine Antwort<br />
geben müssen.“ Aus Berichten seiner Vorgänger<br />
wisse Donth jedoch, wie schwierig<br />
das Austarieren der verschiedenen Wünsche<br />
und Anforderungen der einzelnen<br />
Interessenvertreter ist. 2013 musste das<br />
PBefG im Bereich der Linienverkehre an<br />
europäisches Recht angeglichen<br />
werden. „Da ist jedes<br />
Wort und jedes Komma austariert,<br />
wodurch mal eben kleine<br />
Änderungen des PBefG nicht<br />
möglich sind.“<br />
Bei der jetzt geplanten<br />
Novellierung ist es daher auch<br />
nicht zielführend, mikroskopisch<br />
kleine Änderungen vorzunehmen.<br />
Das kann nur in der breiten<br />
Diskussion erfolgen, in die auch die Verbände<br />
und deren Fachwissen einbezogen<br />
werden, verspricht Donth. „Insofern wird<br />
die Änderung des PBefG nicht die allererste<br />
Maßnahme sein, die aus dem Koalitionsvertrag<br />
fertig sein wird.“ Dass sie aber kommt,<br />
kann nicht bezweifelt werden, das sieht<br />
auch Stefan Gelbhaar so. Der aus Berlin<br />
stammende Politiker ist für die Partei Bündnis<br />
90/Die Grünen erstmals im Bundestag<br />
vertreten. Gelbhaar war vorher allerdings<br />
schon Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus<br />
und dort eng mit dem Thema Verkehr<br />
vertraut. Von dort stammt auch das fundierte<br />
„Praxis und Basiswissen“, das Müller<br />
dem noch jungen Politiker am Ende von<br />
dessen Ausführungen bestätigte.<br />
Gelbhaar sieht das <strong>Taxi</strong>gewerbe vor<br />
großen Herausforderungen, die aber<br />
auch Chance sein können. Im ländlichen<br />
»Ich finde es wichtig, dass<br />
wir die Debatte endlich einmal<br />
richtig anfangen und einen<br />
großen Wurf machen.«<br />
Daniela Kluckert<br />
Bereich sei der Rückgang an Mobilitätsangeboten<br />
ein echtes Problem, während die<br />
vielen Konkurrenten in den Städten eine<br />
Marktverdrängung betreiben, „die vielen<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmen zur Existenzbedrohung<br />
geworden ist. Da wird natürlich viel<br />
sensibler reagiert, wenn hier durch das<br />
PBefG weitere Einschnitte drohen“, zeigt<br />
der Grüne Verständnis für die Bedenken<br />
aus dem <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />
Die Branche selbst hat Gelbhaar bisher<br />
als „mitnichten konservativ geprägt“ kennengelernt,<br />
wie er explizit betont. „Ich weiß<br />
mich im wohligen Austausch zum Thema<br />
Inklusionstaxi, was ja auch eine Herausforderung<br />
ist“, lobt er die Branche. In Berlin<br />
wurde auch über das Thema Erdgastaxis<br />
immer progressiv geredet ,Lasst uns die<br />
TUTTaxen probieren.‘ Es war immer klar:<br />
Wenn etwas sinnvoll und machbar war, hat<br />
sich die <strong>Taxi</strong>branche dem nicht verschlossen.<br />
Ich würde dieses beiderseitige Engagement<br />
gerne in diesem Sinne fortführen.<br />
Dass das am Ende funktionabel sein muss,<br />
ist völlig klar.“<br />
Zwischen Donth am Vormittag und Gelbhaar<br />
am Nachmittag hatte sich mit Daniela<br />
Kluckert nach dem Mittagsessen auch eine<br />
FDPPolitikerin der Diskussion gestellt.<br />
Auch Kluckert gehört dem Verkehrsausschuss<br />
an und die junge Liberale (37 Jahre)<br />
sitzt erstmals im Bundestag. Doch anders<br />
als Gelbhaar hatte sich die Politikerin noch<br />
nicht sehr intensiv mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
auseinandergesetzt. Das wurde beispielsweise<br />
deutlich, als sie eine Abschaffung<br />
der Rückkehrpflicht für Mietwagen forderte,<br />
weil diese ökologisch wie ökonomisch<br />
nicht sinnvoll sei. Auf die Gegenargumentation<br />
von Müller, in solchen Fällen würden<br />
Mietwagenfahrer den Markt noch mehr<br />
überschwemmen und im Innenstadtbereich<br />
den Verkehr verdichten, entgegnete Frau<br />
Kluckert, dass man dann die Anzahl der<br />
Mietwagen konzessionieren müsse. Hier<br />
muss die FDPPolitikerin noch aufgeklärt<br />
werden, dass dies der Artikel 12 des Grundgesetzes<br />
verbietet. Eine Mietwagenkonzession<br />
zu verweigern, verstößt gegen die freie<br />
Berufswahl.<br />
Kluckert, deren Wahlkreis im ländlich<br />
geprägten Niedersachsen liegt, beklagte<br />
auch, dass auf dem Land „das Versprechen<br />
der Mobilität nicht eingehalten wird“. Den<br />
von Müller daraufhin eingeworfenen Hinweis<br />
auf den Mindestlohn wies Frau Kluckert<br />
zurück. Das sei auch schon vor dem<br />
Mindestlohn der Fall gewesen.<br />
MOBIL AUF DEM LAND<br />
„Wenn wir das so belassen, werden wir<br />
sehen, dass immer mehr Leute aus dem<br />
ländlichen Raum abwandern, weil die Mobilität<br />
ein essenzieller Bestandteil jeglichen<br />
Lebens ist. Wenn wir das aber nicht wollen,<br />
dann müssen wir schauen, dass<br />
wir die Leute günstiger mobil<br />
schaffen. Ich bin mit Ihnen<br />
einer Meinung, dass man den<br />
<strong>Taxi</strong>gesellschaften nicht alle<br />
Last überhäufen kann und<br />
sie für all das verantwortlich<br />
macht, was die öffentliche Hand<br />
nicht mehr leisten kann. Aber<br />
genau deswegen sollten wir die<br />
Regeln öffnen, um gerade da, wo es schwierig<br />
wird, neue Geschäftsmodelle zuzulassen,<br />
um dann entscheiden zu können, ob es<br />
passt oder ob es nicht passt“, schlägt Frau<br />
Kluckert vor und hat große Pläne: „Alle bisherigen<br />
Regelungen solle man sich Schritt<br />
für Schritt ansehen, über die einzelnen<br />
Sachen diskutieren und dann hoffentlich<br />
zu einer gemeinsamen Lösung kommen,<br />
die das Alte bewahrt, aber gleichzeitig neue<br />
Formen ermöglicht. Ich finde es wichtig,<br />
dass wir die Debatte endlich einmal richtig<br />
anfangen und einen großen Wurf machen.“<br />
Ihre Beispiele für den großen Wurf waren<br />
allerdings nur einige wahllos zusammengewürfelte<br />
Aspekte. So müsse beispielsweise<br />
eine Regelung aus der BoKraft auf den<br />
Prüfstand, wonach <strong>Taxi</strong>s über fünf Türen<br />
verfügen müssen (richtig ist, dass ein <strong>Taxi</strong><br />
auf der rechten Seite eine zweite Tür haben<br />
muss), ebenso wie kommunale Regelungen,<br />
FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
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JUNI / JULI / <strong>2018</strong> TAXI