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HOCHWASSER 2007<br />
Die Flut unterspülte auch die<br />
Geleise an der Luzernerstrasse.<br />
WK Soldaten eilen in der Sägerei<br />
Schürch in Huttwil zu Hilfe.<br />
gli und Meyer, die beide eng ans Bachbett<br />
gebaut sind. Zwei Meter hoch staute sich<br />
die braune Brühe dort, so hoch wie Meyers<br />
Gartenhaus. Im Haus, dem einzigen<br />
zwischen Strasse und Bachbett, wurde<br />
Ferdinand Meyer von den Fluten mitgerissen<br />
und durchs Haus gespült. Wie<br />
durch ein Wunder konnte er sich im Parterre<br />
zwischen Radiator und Fenster festklemmen<br />
und sich retten. Doch damit<br />
war der Schrecken des Ehepaares nicht<br />
ausgestanden. Bis die Flut zurückging,<br />
mussten die beiden im Schlafzimmer im<br />
Obergeschoss mehrere Stunden ausharren.<br />
Erst danach konnte die Feuerwehr<br />
zum Haus gelangen und das Paar retten.<br />
Auf dem Weg Richtung Huttwil verwüstete<br />
die Flut die Felder zum Teil hunderte<br />
von Metern neben dem Bachbett. In<br />
Tschäppel riss sie die Brücke Richtung<br />
Nyffenegg weg. Durch Huttwil hinterliess<br />
sie eine Schneise der Verwüstung. Erste<br />
grosse Schäden an Gebäuden entstanden<br />
bei der Brücke am Rüttistalden.<br />
FLUT FORDERTE MENSCHENLEBEN<br />
Die Flut ergoss sich zwei Meter hoch<br />
durch das Säge- und Hobelwerk Schürch<br />
und überschwemmte das Schwimmbad<br />
und die Luzernstrasse. Dort blieb der Personenzug<br />
der BLS stecken, der um 22.43<br />
Uhr aus dem Bahnhof Huttwil ausgefahren<br />
war. Lokomotivführer Heinz Glinz<br />
und zwei Passagiere konnten die Eisenbahn<br />
unverletzt verlassen. Besonders dramatisch<br />
war die Situation am Stalden.<br />
Dort wurden mehrere Häuser und die<br />
Gärtnerei Meiller geschosshoch überflutet;<br />
auch hier konnten sich die Bewohner<br />
zum Teil erst in letzter Minute in Sicherheit<br />
bringen. Dem Ehepaar Fritz und Katharina<br />
Flückiger gelang dies nicht mehr.<br />
Es wollte seine Schafe retten und wurde<br />
vom Wasser mitgerissen. Beide verloren<br />
ihr Leben. Lediglich ihr Sohn Ulrich konnte<br />
sich festhalten und von der Feuerwehr<br />
in einer spektakulären Aktion mit der Autodrehleiter<br />
gerettet werden.<br />
Auf seinem weiteren Weg überflutete<br />
das Wasser die alte Möbelfabrik Meer und<br />
beschädigte die Brücke der Sonneggstrasse.<br />
Und bei der Salze füllte es die Baugrube<br />
des dort entstehenden Mehrfamilienhauses.<br />
ZUSATZINFOS<br />
Das schlimmste Hochwasser<br />
Das Hochwasser von 2007<br />
war wohl, was die Schadensumme<br />
betrifft, das<br />
schlimmste aller Zeiten. In<br />
der «Heimatkunde von<br />
Huttwil» aus dem Jahre<br />
1915 werden lediglich auf<br />
zwei halben von 334 Seiten<br />
Überschwemmungen erwähnt.<br />
1853 ist es bei einer offensichtlich<br />
ähnlichen Wetterlage<br />
und ebenfalls im Juni<br />
zu schweren Überschwemmungen<br />
gekommen, die im<br />
Wasen, also auf der anderen<br />
Seite der Fritzenfluh, vier<br />
Menschenleben gefordert<br />
haben. Hier der Bericht aus<br />
der «Heimatkunde von<br />
Huttwil» über Unwetter aus<br />
historischen Zeiten.<br />
«Von Überschwemmungen<br />
wird diese Gegend selten<br />
heimgesucht. Das Gebiet der<br />
Langeten mit ihren Nebenflüssen<br />
ist zu sehr beschränkt,<br />
und dieselben<br />
können nur bei heftigen Gewittern<br />
Überschwemmungen<br />
herbeiführen. So standen<br />
z.B. im Juli 1789 und im<br />
Jahre 1816 die Bäche infolge<br />
anhaltenden Regens<br />
hoch. Am 1. Juli 1829 und<br />
im Jahre 1838 schwollen<br />
die Bäche infolge eines Wolkenbruches<br />
so an, dass die<br />
angrenzenden Wiesen und<br />
Abhänge stark beschädigt<br />
wurden. Ebenso hat ein<br />
Wolkenbruch, der sich in der<br />
Nacht vom 4. auf den 5. Juni<br />
1853 über Huttwil, Eriswil<br />
und Wasen entleerte, an<br />
Land und Gebäuden grossen<br />
Schaden angerichtet. Mehrere<br />
Häuser, wie zum Beispiel<br />
das wohlgebaute Schulhaus<br />
auf dem Wasen stürzten ein<br />
und vier Menschen verloren<br />
das Leben. Ein Wolkenbruch<br />
ergoss sich in den heissen<br />
Tagen des August 1895 über<br />
Huttwil und Umgebung während<br />
fast sechs Stunden. Die<br />
enorme Wassermenge richtete<br />
grossen Schaden an.<br />
Der um 8.29 hier fällige<br />
Abendzug von Wolhusen<br />
langte erst nach mehr als<br />
einstündiger Verspätung an.<br />
Schliesslich, als der Zug anlangte,<br />
konnte er nicht in<br />
den hiesigen Bahnhof einfahren.<br />
Die Passagiere<br />
mussten beim Stalden aussteigen,<br />
weil unterhalb der<br />
Kirche eingetretene Rutschungen<br />
das Geleise unpassierbar<br />
gemacht hatten. Der<br />
letzte Zug nach Willisau<br />
(9.45) wurde nicht abgelassen.»<br />
26 s’Positive 9 / 2018