08.10.2018 Aufrufe

Top50_Landeck2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

top 50 Landeck | interview<br />

ECHO: Trotz dieser positiven Entwicklungen<br />

leiden die Unternehmen<br />

im ganzen Bezirk nach wie vor unter<br />

dem Fachkräftemangel. Dieser hängt<br />

auch mit dem Lehrlingsmangel im<br />

ganzen Land zusammen. Welche<br />

Maßnahmen hat die Wirtschaftskammer<br />

bisher ergriffen, um diesen Problemen<br />

entgegenzuwirken?<br />

Ladner: Es ist richtig, dass der<br />

Fachkräfte- und Lehrlingsmangel in<br />

unserem Bezirk eine der größten Herausforderungen<br />

darstellt, und das seit<br />

mehreren Jahren. Nicht nur der Tourismus<br />

ist davon betroffen, sondern auch<br />

die anderen Branchen haben damit zu<br />

kämpfen. Auch der Wirtschaftskammer<br />

macht dieser Fachkräftemangel<br />

große Sorgen und er beginnt damit,<br />

dass die Lehrstellen nicht besetzt werden.<br />

Wir setzten bei diesem Ansatz an<br />

und haben mehrere Projekte ins Leben<br />

gerufen. Eines der Projekte ist die „Erlebniswelt<br />

Baustelle“. Die Volksschüler<br />

des Bezirks können an zwei Vormittagen<br />

bei uns in der Wirtschaftskammer<br />

Landeck richtig arbeiten. Es werden<br />

Fliesen und Leitungen verlegt, es wird<br />

gemauert, ein Dach gedeckt etc. Damit<br />

wird die intrinsische Motivation geweckt,<br />

vielleicht später einen Lehrberuf<br />

zu wählen. Im Zuge des Festivals findet<br />

auch eine Lehrberufsmesse – „Hol dir<br />

deine Lehrstelle“ – statt, zu der auch<br />

die Eltern eingeladen werden. Diese<br />

von den Lehrberufen zu überzeugen,<br />

ist mindestens genauso wichtig, wie<br />

die Kinder davon zu überzeugen. Die<br />

Eltern sollen sehen, dass man auch als<br />

Fachkraft tolle Aufstiegsmöglichkeiten<br />

in den Betrieben vorfindet und auch<br />

die Gehälter der Fachkräfte nicht mehr<br />

unbedingt unter denen der Akademiker<br />

liegen.<br />

ECHO: Wie schätzen Sie den Erfolg<br />

dieser Maßnahmen ein? Kann der<br />

Bedarf an Fachkräften überhaupt aus<br />

Einheimischen gedeckt werden?<br />

Ladner: Die Maßnahmen, die von<br />

uns gesetzt werden, haben zum Teil<br />

„Im Zuge der geplanten<br />

Steuerreform ist für uns<br />

auch eine Senkung der<br />

Lohnnebenkosten und<br />

der Körperschaftssteuer<br />

sehr wichtig.“<br />

schon Wirkung gezeigt. Einerseits ist<br />

die Zahl der Lehrlinge in Landeck zum<br />

ersten Mal seit Jahren wieder gestiegen,<br />

andererseits sind auch immer mehr Betriebe<br />

wieder dazu bereit, selbst Lehrlinge<br />

auszubilden. Doch es stimmt,<br />

was sie sagen. Die Zahlen belegen,<br />

dass wir es aus eigener Kraft gar nicht<br />

mehr schaffen können, den Bedarf an<br />

Fachkräften abzudecken. Die Zahl der<br />

freien Stellen ist größer als die Zahl der<br />

Arbeitssuchenden und somit wird es<br />

längerfristig gar keine andere Lösung<br />

geben, als Anreize dafür zu schaffen,<br />

dass qualifiziertes Personal von außerhalb<br />

zu uns kommt. Das Problem<br />

wird sich außerdem in den kommenden<br />

Jahren noch verschärfen, da viele<br />

Fachkräfte, die jetzt Anfang bis Mitte<br />

50 sind, nach und nach in Pension<br />

gehen werden. Auch befinden wir uns<br />

immer noch in einer Talsohle, was die<br />

Anzahl der Kinder betrifft. Wir müssen<br />

Fachkräfte von außen anwerben, um<br />

dieses Problem zu lösen.<br />

ECHO: Das Lohnniveau in den<br />

mittel-osteuropäischen Ländern steigt,<br />

die Arbeitslosenzahlen in Tschechien<br />

und Ungarn sind niedriger als der EU-<br />

Schnitt. Wird es dadurch auch zunehmend<br />

schwieriger, Fachkräfte aus dem<br />

EU-Ausland anzuwerben?<br />

Ladner: Die Wirtschaftsdaten aus unseren<br />

östlichen Nachbarländern sprechen<br />

in der Tat für sich und aufgrund<br />

dessen müssen wir fürchten, dass es in<br />

Zukunft auch immer schwieriger wird,<br />

Fachkräfte aus diesen Ländern zu uns<br />

zu holen. Das wäre für uns tatsächlich<br />

ein großes Problem, auch wenn die<br />

Entwicklung für die einzelnen Staaten<br />

natürlich positiv ist. Wir werden uns<br />

Lösungen überlegen müssen, wie wir<br />

kontrollierten Zuzug aus dem Ausland<br />

in Zukunft gestalten wollen. Die<br />

Regierung plant eine Entbürokratisierung<br />

der Rot-Weiß-Rot Card, was<br />

unbestritten ein Schritt in die richtige<br />

Richtung ist. Auch die Entkopplung<br />

der Mangelberufe von der Rot-Weiß-<br />

Rot Card bzw. die Regionalisierung der<br />

Liste der Mangelberufe, die geplant ist,<br />

wird uns dabei helfen, ausländische<br />

Fachkräfte für unseren Arbeitsmarkt<br />

zu gewinnen. Auf der anderen Seite<br />

hat die Regierung auch beschlossen,<br />

den Arbeitsmarkt noch nicht für EU-<br />

Mitbürger aus Kroatien zu öffnen. Die<br />

kroatischen Fachkräfte können zwar<br />

wie bisher bei uns arbeiten, die bürokratischen<br />

Hürden bleiben jedoch<br />

leider hoch. Diese Hürden hätte es aus<br />

meiner Sicht nicht mehr gebraucht.<br />

ECHO: Die Regierung hat vor<br />

Kurzem auch beschlossen, dass Asylwerber,<br />

die hier eine Lehre begonnen<br />

haben, diese nach Erteilung eines negativen<br />

Asylbescheids nicht mehr zu<br />

Ende führen dürfen und das Land verlassen<br />

müssen. Auch ist es in Zukunft<br />

nicht mehr möglich, dass Asylwerber<br />

eine Lehre beginnen. Wie wurde die-<br />

12 ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK 2018

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!