Top50_Landeck2018
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„Ich wünsche mir eine deutliche<br />
Senkung der Steuerlast und eine<br />
Vereinfachung der Gesetze und<br />
Abläufe.“<br />
<br />
Klaus Hilber,<br />
Präsident der Kammer der Steuerberater<br />
und Wirtschaftsprüfer<br />
allerdings, dass eine Änderung nicht<br />
zu einem noch komplizierteren System<br />
führt.<br />
ECHO: Was kommt heuer noch?<br />
Hilber: Vorgezogen wurde die Rücknahme<br />
der Mehrwertsteuer von dreizehn<br />
auf zehn Prozent bei Beherbergungsbetrieben<br />
und Campingplätzen.<br />
Diese Rücknahme gilt allerdings nur<br />
für diese beiden Branchen. Bei allen<br />
anderen bleibt die Erhöhung in Kraft,<br />
das sind z. B. Freizeitbetriebe wie Theater,<br />
Kino, Sportveranstaltungen oder<br />
auch Künstler, Tierärzte und einige<br />
mehr.<br />
ECHO: Mit Jänner kommt ja auch<br />
der Familienbonus. Wie genau wird<br />
der funktionieren?<br />
Hilber: Es liegt ein Gesetzesentwurf<br />
vor, das 1.500 Euro Bonus bis zum 18.<br />
Lebensjahr vorsieht, danach 500 Euro<br />
z. B. für Studenten. Gleichzeitig fallen<br />
die Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten<br />
(2.300 Euro pro Jahr bis<br />
zum zehnten Lebensjahr) und der<br />
Kinderfreibetrag weg. Während die<br />
Absetzbeträge bisher die Bemessungsgrundlage<br />
reduzierten, ist der Bonus<br />
jetzt direkt steuermindernd.<br />
ECHO: Stellen Sie sich vor, Sie hätten<br />
die Möglichkeit, ein Jahr lang als<br />
Finanzminister tätig zu sein. Welche<br />
Änderungen würden Sie angehen?<br />
Hilber: Ich muss natürlich zu bedenken<br />
geben, dass viele Vorschläge<br />
am Finanzrahmen scheitern würden.<br />
Aber dennoch bin ich davon<br />
überzeugt, dass vieles möglich wäre.<br />
Zuerst würde ich die Gesamtsteuerlast<br />
deutlich und signifikant senken,<br />
am besten unter den EU-Schnitt auf<br />
38 Prozent. Das würde eine enorme<br />
Dynamik auslösen. Zum einen bei<br />
Unternehmern, die wieder spüren<br />
würden, wenn sie sich einsetzen, viel<br />
leisten und viel arbeiten. Aber auch<br />
bei den Arbeitnehmern. Wer soll<br />
momentan Lust auf Überstunden<br />
haben, wenn jede Überstunde mit<br />
50 Prozent besteuert ist. Eine solche<br />
Steuersenkung würde tatsächlich Leistung<br />
belohnen.<br />
ECHO: Wie würde eine Gegenfinanzierung<br />
aussehen können?<br />
Hilber: Um dies finanziell möglich<br />
zu machen, würde ich eine tatsächliche<br />
Vereinfachung des gesamten<br />
Systems veranlassen.<br />
ECHO: Können Sie hier ein Beispiel<br />
nennen?<br />
Hilber: Nehmen wir die Registrierkassenpflicht.<br />
Die bringt dem Finanzminister<br />
viel weniger als erwartet, ist<br />
aber – gerade für kleine Unternehmen<br />
– mit riesigem Aufwand verbunden.<br />
Ein anderes Beispiel ist die<br />
Lohnverrechnung, die aufgrund der<br />
Ausnahmen und Ausnahmen von<br />
den Ausnahmen und Sonderbestimmungen<br />
so kompliziert geworden ist,<br />
dass sie auf allen Seiten nur Kosten<br />
verursacht. Und was ich auch noch<br />
sehr wichtig fände, ist eine Änderung<br />
in der Haltung. Derzeit wird Unternehmern<br />
mit einem Generalverdacht<br />
begegnet. Auch die Strafen wurden in<br />
den letzten Jahren drastisch erhöht.<br />
Da vergeht so manchem Selbstständigen<br />
die Lust am Unternehmertum.<br />
Was ich sofort einstellen würde,<br />
wenn ich Finanzminister wäre, sind<br />
die ganzseitigen Inserate in Tageszeitungen<br />
zu diversen Themen wie zum<br />
Beispiel dem Jahresausgleich. Die<br />
Finanzbehörden haben von jedem<br />
Steuerpflichtigen die E-Mailadresse<br />
und können diesem portofrei die<br />
Information zuschicken. Das würde<br />
auch Geld sparen.<br />
ECHO: Reformminister Moser hat<br />
angekündigt, die Gesetze drastisch<br />
zu entrümpeln, indem Gesetze, die<br />
älter als ein bestimmter Stichtag sind,<br />
einfach für ungültig erklärt werden.<br />
Was halten Sie davon? Ist das so eine<br />
Vereinfachung?<br />
Hilber: Das klingt gut, aber würde<br />
man das ernst nehmen, würde es<br />
bedeuten, dass z. B. das Einkommensteuergesetz<br />
aus dem Jahr 1988 oder<br />
das Körperschaftsgesetz aus dem Jahr<br />
1988 ungültig wären. Das wird wohl<br />
nicht so sein. Stattdessen wird es wiederum<br />
Ausnahmen und noch mehr<br />
Ausnahmen geben. Und am Ende<br />
wird das nichts ändern. Vielleicht fallen<br />
ein paar Gesetze weg, die sowieso<br />
nicht mehr angewendet werden und<br />
von daher auch niemanden stören.<br />
Ich denke, diese Aktion klingt gut, ist<br />
aber mehr Marketing als ein echter<br />
Beitrag zur Vereinfachung.<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK 2018<br />
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